Die Schulchronik der Schule zu Kuschkow 1891 - 1953
Teil 1.3: 1929 - 1947
Einen Einführungstext zu Entstehungsgeschichte und Abschrift der Schulchronik finden
Sie am Anfang im Teil 1 (siehe oben, Seitenübersicht). Ursprünglich als reine Schulchronik
begonnen, entwickelten sich die Niederschriften der Lehrer zunehmend ab etwa 1922 auch
zur allgemeinen Ortschronik.
1929
- 1930 (Chronik Seiten 112 - 113) ►
Faksimile-Foto von Seiten 112 - 113
Seite 112 (linke Spalte, Schulchronik)
Die Regierung bewilligte dem Schulverband Kuschkow zur Beschaffung der
Preußenflagge einen Ergänzungszuschuß von 10,00 RM.
Instandsetzungsarbeiten in und am Schulhause 1929
1. Aufstellen des Straßenzaunes vor dem Schulhause.
2. Tapezieren des Schlafzimmers und Streichen von 8 Fenstern.
3. Belegen des Fußbodens d. Küche mit Dielung (vorher rohe Mauersteine).
Weihnachtsferien:
Schulschluß: Freitag, 20. Dezember 1929
Schulanfang: Dienstag, 7. Januar 1930.
Seite 112 (rechte Spalte, Ortschronik)
Am Sonnabend, den 23. November besichtigte Herr
Schulrat Pflüger den Unterricht der hiesigen Fortbildungsschule.
Als Gäste nahmen an der Besichtigung der
Diplomlandwirt Zierold – Lübben,
Kreisjugendpfleger Lohde – Lübben und
Lehrer Hornig – Krugau teil. Lehrer Wegener hielt eine
staatsbürgerkundliche Lehrstunde über die Wahlen, speziell Gemeindevertreterwahlen:
1. Wie wurde gewählt?
2. Wer wurde gewählt?
3. Wie wurde das Wahlergebnis und die Verteilung der Gemeindevertretersitze bekannt gegeben?
(Schriftl. Arbeit: Bekanntmachung).
Zwölf junge Mädchen aus Kuschkow
beteiligten sich an einer von der Kreissynode
eingerichteten Freizeit für jg. Mädchen im
Jugendheim Neuzauche (9.-12. Dezb. 1929).
1930
Seite 112 (linke Spalte, Schulchronik)
Am 1. Februar 1930 betrug die Schülerzahl 66.
Herr Schulrat Pflüger – Lübben besichtigte den Unterricht an der
hiesigen Schule am 7. März von 10 ½ – 13 Uhr. Zur Behandlung kamen
Oberstufe: Deutsch (Das Lied von der Glocke)
Mittelstufe: Deutsch Lesestück "Das Oderbruch"
und anschl. Niederschrift über das Oderbruch.
Mittelstufe: Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
Unterstufe: 1. u. 2. Schuljahr. Lesen und Rechnen.
Im Anschluß an die Schulrevision fand eine gemeinsame Sitzung des
Schulvorstands und der Gemeindekörperschaften statt, in der Herr
Schulrat ganz entschieden für die sofortige Errichtung einer 2.
Lehrstelle eintrat. Allen Einwendungen der Kuschkower Gemeinde- und
Schulvertreter verstand Herr Schulrat mit größter Energie
entgegenzutreten, sodaß den Gemeindekörperschaften nichts anderes übrig
blieb, als sich den gegebenen Tatsachen zu fügen.
Seite 112 (rechte Spalte, Ortschronik)
Ländlich Fortbildungsschule im Halbjahr 1929/30.
Zahl der Schüler: 15, davon aus bäuerl.
Betrieben 12
Zahl der Schüler:
15,
'' '' gewerbl.
''
1
Zahl der Schüler:
15,
'' ohne Beruf
2 =
15
Fehltage: 6 Schüler an 13 Tagen krank
Fehltage: 6
'' '' 6
'' entschuldigt,
Fehltage:
1 ''
'' 1 ''
unentschuldigt.
Lehrer Wegener unterrichtete in 79 Unterrichtsstunden, Oberturnwart
Dillan unterrichtete in 20 Unterrichtsstunden.
Anläßlich des Volkstrauertages fand am
16.III.1930 eine größere kirchliche Feier statt, bei der Herr
Jugendpfarrer Raabe – Lübben die Trauerpredigt hielt.
Sieben jg. Burschen beteiligten sich in der Zeit vom 4.-6. März an einer
kirchlichen Freizeit in der
Lübbener Jugendherberge.
Auf Antrag des Lehrers wurden in der Zeit vom 12. März bis 4. Mai in
Kuschkow auf dem Elsnerschen Grundstück ein
Haushaltungskursus für junge Mädchen abgehalten. Die Leitung des
Lehrgangs lag in den bewährten Händen der
Haushaltungslehrerin, Fräulein Voigt – Straupitz. Der
Haushaltsunterricht erstreckte sich über folgende Fächer: Kochen,
Backen, Nähen und Handarbeiten.
Seite 113 (linke Spalte, Schulchronik)
Mit Schluß des Schuljahres 1929/30 wurden 3 Knaben
und 2 Mädchen entlassen, welche auch sämtlich konfirmiert wurden.
Osterferien 1930.
Schulschluß: Donnerstag, 10. April 1930.
Schulanfang: Donnerstag, 24. April 1930.
Schülerzahl betrug am 1. Mai 70.
Oberstufe 7./8. Schuljahr
6./7. Schuljahr
Mittelstufe
4./5. Schuljahr
4./5. Schuljahr
Unterstufe 2./3. Schuljahr
Anfänger 1. Schuljahr
|
1 Knaben
3 Knaben
7 Knaben
8 Knaben
10 Knaben
6 Knaben
35 Knaben |
4 Mädchen
3 Mädchen
7 Mädchen
7 Mädchen
9 Mädchen
5 Mädchen
35 Mädchen |
|
Am Mittwoch, dem 7. Mai unternahmen die Ober- und Mittelstufe eine heimatkundliche
Wanderung nach Cossenblatt, wo die
Ziegelei besichtigt wurde. Außerdem veranstalteten die
Cossenblatter und Kuschkower Schule ein Schlagball- und Völkerballwettspiel.
Lehrer Wegener nahm in der Zeit vom 25.-31. Mai 1930 in Lagow (Neumark)
an einem Jugendführerlehrgang f. Laienspiel u. Berufsbühne teil. Lehrer
Schade – Gröditsch erteilte in dieser Zeit vertretungsweise Unterricht.
Pfingstferien: Schulschluß: Donnerstag, 5. Juni
Pfingstferien: Schulanfang: Dienstag, 17. Juni.
Mittwoch, den 25. Mai fand in Großleuthen ein eintägiger
Schwimmlehrgang mit Lehrprobe an Schulkindern statt. Der Lehrgang
wurde im Beisein des Herrn Schulrats von der Turnlehrerin Frl.
Lieselotte Müller – Lübben geleitet.
Anläßlich der Rheinlandräumung fand am 1. Juli eine öffentliche
Schulfeier statt, die folgenden Verlauf nahm:
1. Gemeins. Gesang: Großer Gott, wir loben Dich
2. Gedicht: Sonntags am Rhein
3. Schülervortrag: Die Rheinlande (Hermann Dillan)
4. Chor: Stimmt an mit hellem hohen Klang
5. Gedicht: Dem deutschen Knaben
6. Chor: Flamme empor.
7. Gedicht: Rheintreue
8. Ansprache: Die Treue der Rheinländer während 11 ½ Jahre langer Besatzungszeit
9. Hoch und Nationalhymne
Das Schulhaus zeigte Flaggenschmuck. Im Schulzimmer waren die Bilder mit Eichenlaub geschmückt.
Seite 113 (rechte Spalte, Ortschronik)
Am Sonntag, dem 23. März hielt Herr Pastor
Zeitzler, welcher seit dem Jahre 1900 die hiesige Kirchengemeinde
als Seelsorger sowie von 1900–1919 als
geistlicher Ortsschulinspektor die Schule
betreut hat, anläßlich seiner Pensionierung in den Ruhestand seine
Abschiedspredigt. Gleichzeitig nahm er am 23.III. die Konfirmation vor,
wobei er den jungen Christen das Mahnwort "Dein Leben lang habe Gott vor
Augen und im Herzen" (Tobias) ans Herz legte. Seine Abschiedspredigt
lehnte sich an das Bibelwort "Der Herr segne Dich und behüte
Dich" 4. Moses 6, 24-26 an. Der Männerchor verschönte den Gottesdienst
durch Gesänge. Im Namen der Kirchengemeinde überreichte Herr Sattler als
Kirchenältester dem scheidenden Geistlichen einen Spazierstock mit
silbernem Knaufe. – Herr Pfarrer Zeitzler gedenkt zum 1. April nach
Woltersdorf b. Berlin überzusiedeln.
{Nicht in der Ortschronik sondern im Familienarchiv Wolff / Jäzosch befindet sich die
folgende Abschieds-Postkarte von Pfarrer Zeitzler an Hermann Wolff, geschrieben schon aus
seinem neuen Wohnort Woltersdorf bei Erkner. Da der Text neben der Familie Wolff auch einige
andere Familien im Dorf betrifft, wird er hier im vollen Wortlaut wiedergegeben:}
Herrn Mühlenbesitzer H. Wolff in Kuschkow b/ Pretschen N/L, Kr. Lübben N/L.
Absender: Pastor i. R. (im Ruhestand) Zeitzler, Woltersdorf b/ Erkner, Kalkseestraße.
Mein lieber Herr Wolff!
Woltersdorf b/ Erkner, 7.6.30
Ihnen, wie Ihren lieben Kindern u. deren Familien senden meine Frau u. ich einen herzlichen
Pfingstgruß und hoffen wir, daß unser Gruß Sie alle auch bei guter Gesundheit erreicht. Nun
sind wir schon 7 Wochen von Krugau weg, und haben wir uns auch schon so ziemlich hier
eingelebt u. von all den Anstrengungen u. Aufregungen der letzten dort verlebten Wochen
auch wieder leidlich erholt. Es gefällt uns auch hier soweit ganz gut, nur fehlt uns die
eigene Wohnung, da wir vorläufig möbliert wohnen müssen, was nicht sehr angenehm ist. Nun
müssen Sie alle aber entschuldigen, daß wir vor unserem Weggang nicht noch einmal zu Ihnen
gekommen sind, um uns von Ihnen allen zu verabschieden, wo wir und namentlich ich auf meinen
Gange durch die Wiesen nach Kuschkow zu Gottesdienst u. Amtsausübung? doch so häufig u.
immer so gern in Ihrem Hause u. in Ihrem Familienkreise geweilt haben. Es waren doch
manch schöne Stunden in der langen Reihe von Jahren, die ich bei Ihnen u. in Ihrer Mitte
verbracht habe, u. besonders auch bei Lebzeiten Ihrer lieben, unvergeßlichen Gattin u.
Mutter. Um so mehr tat es uns leid, daß wir vor unserem Weggang nicht noch einmal zu
Ihnen kommen konnten. Aber Sie müssen es bitte entschuldigen. Wir hatten noch die
Absicht am letzten Sonntag vor unserem Weggang von Krugau Sie und Sattler’s zu
besuchen und dann von Kuschkow aus auch noch nach Schlepzig zu Pastor Haase zu fahren,
hatten auch schon bei Sattler’s diesen geplanten Besuch schriftlich angemeldet.
Leider wurde meine Frau infolge all der Aufregungen der letzten Zeit noch krank u.
mußte deshalb den Besuch auch in Schlepzig unterbleiben, was uns sehr leid tat.
Wir hoffen aber doch bald einmal wieder nach Kuschkow zu kommen, u. dürfen Sie
dann
mit Bestimtheit auf unseren Besuch rechnen. Was macht der kleine Enkel, mein
Täufling? Gewiß gedeiht er zu Ihrer u. seiner Eltern Freude. Wie geht es den 3
Familien Jäzosch / den beiden jungen u. der alten Familie J./? Hoffentlich befindet
sich alles wohl, auch Familie Schneider in Pretschen, auch Emil. Ist er noch zu Hause,
oder zog es ihn wieder in die Fremde? Seien Sie alle nun nochmals herzlich gegrüßt,
auch Familie Emil Jäzosch sen. u. die NachbarFamilie Schneider und Familie Emil
Görzig da drüben.
Ihr alter Pastor Zeitzler
{Hinweis: Der Pfarrer Hermann Wilhelm August Zeitzler, zuständig für die Pfarrkirche
Krugau und ihre Filialkirche in Kuschkow, war im Jahr 1900 aus Goßmar bei Luckau nach
Krugau gekommen und hatte diese Pfarrstelle bis zu seiner Pensionierung 1930 inne. Sein
Weg von Krugau zur Kirche in Kuschkow über die Wiesen und "über Bohle" wird
auf der Sonderseite "Verschiedenes" beschrieben und in Fotos gezeigt.
Sein Sohn Kurt Zeitzler, geboren 1895 in Goßmar, hatte in Krugau einen Aufsatz zur
"Geschichte der Kirchengemeinde Krugau-Kuschkow" verfasst und im Lübbener
Kreis-Kalender 1928 als Autor und Oberleutnant publiziert; siehe dazu auf dieser Seite den
Chronikeintrag ganz oben sowie das Literaturverzeichnis unten. Kurt Zeitzler war 1930
zur Zeit der Postkarte bereits Infanterie-Hauptmann und zuletzt als Generaloberst von
1942 bis 1944 Chef des Generalstabs des deutschen Heeres und damit der ranghöchste
Offizier des deutschen Heeres unter Adolf Hitler.}
Die starke Kälte im Jahre 1929 (Februar) sowie die große Trockenheit im
Sommer 1929 zeigen erst jetzt an den Obstbäumen an allen Orten ihre
schädigende Wirkung. Verschiedene Obstbäume sind eingegangen. Sie müssen
allerorts durch Neuanpflanzungen ersetzt werden.
Beim diesjährigen Sporttreffen der
Fortbildungsschüler in Goyatz errangen die Schüler Gerhard
Konrad, Erich Borch u. Willi Schmogrow einen Preis.
Pfarrer Ernst Mieritz aus Berlin hielt am
Sonntag, dem 1. Juni seine Probepredigt
und Katechisation. Er wurde von der
Kirchengemeinde einstimmig gewählt.
Sonntag, d. 1. Juni, abend 8 Uhr führte Kreisjugendpfleger Lohde den
Film "Hermann Löns u. d. Lüneburger Heide"
vor. Die Singschar und die Schulkinder verschönten den gut besuchten
Filmabend durch Gesang v. Lönsliedern u. Volkstänze.
Dienstag, den 24. Juni, gegen 1800 Uhr wurde das
Luftschiff Graf Zeppelin, welche seine Schlesienfahrt unternahm, von
zahlreichen in der Heuernte beschäftigten Bauern und Schulkindern gesehen.
Am Sonntag, dem 6. Juli trat Herr Pfarrer E. Mieritz
als neuer Ortsgeistlicher sein Amt an. Der
Männergesangverein sang ihm zum Gruß
"Schäfers Sonntagslied" und "Der Herr ist mein Hirt". Seine
Antrittspredigt lehnte er an Offenbarg. Johannes. 3,20 "Siehe, ich stehe
an der Tür und klopfe an".
1930
- 1931 (Chronik Seiten 114 - 115) ►
Faksimile-Foto von Seiten 114 - 115
Seite 114 (linke Spalte, Schulchronik)
Halbmast wehten die Flaggen am 13. und 26. Juli anläßlich
des Bergwerkunglücks im Eulengebirge {im Südwesten Polens},
wobei 152 Bergleute ums Leben kamen sowie anläßlich der
Brückeneinsturzkatastrophe bei Koblenz am Rhein, die 38 Menschenleben
kostete.
Sommerferien 1930:
Letzter Schultag: Mittwoch, 9. Juli
Sommerferien 1930:
Erster Schultag:
''
30. Juli
Die diesjährige Feier des Verfassungstages wurde am 11. August
in üblicher Weise gefeiert. Die Elternschaft war diesmal recht stark vertreten. Aus der
reichhaltigen Vortragsfolge seien besonders 2 Schülervorträge
über "Reich und Länder" und "Freistaat Preußen" erwähnenswert.
Bei den Reichsjugendwettkämpfen am 18. August in Gröditsch
errangen den Sieg.
Walter Rattei
Kurt Halko
Bernh. Jänchen
Hermann Dillan
Hermann Klinge
Gerhard Kniesigk
Gerda Jänchen
Lina Dillan |
(1.
Abteilg.)
(2. Abteilg.)
''
''
''
''
''
'' |
59 Punkte
61 ''
46 ''
58 ''
44 ''
40 ''
49 ''
40 '' |
|
Lehrer Wegener nahm vom 15.-27 September im Musikheim in Franfurt
a./O. an einem Kursus zur Einführung in die neue Schulmusik teil.
Herbstferien:
Schulschluß: Sonnabend, 13. Septb.
Herbstferien:
Schulanfang: Montag, 13. Oktober.
Halbmast geflaggt wurde am 25.
und 29. Oktober anläßlich zweier Grubenunglücke bei Aachen und im Saargebiet,
wobei 262 bezw. 90 Bergleute ums Leben gekommen sind.
Durch Regierungsverfügung vom 13. August 1930 II A.k.46 ist die
Entsendung von Abordnungen der Schulkinder zum Singen bei Begräbnissen
aufgehoben worden, weil dies – besonders bei weiten Wegen und schlechtem
Wetter – die Gesundheit der Schulkinder gefährdet.
Ein aufgabenfreier Spielnachmittag (wöchentlich einmal) ist durch
Verfügung der Regierung v. 3. Juni 1930, II A.a.k.21 zur Pflege
der körperlichen Ertüchtigung angeordnet worden.
Seite 114 (rechte Spalte, Ortschronik)
Die Kornernte – eine Missernte infolge der großen
Dürre im Monat Juni und der ungeheuren Regengüsse während der Erntezeit im Juli.
Niederschlagsmengen der Monate Januar, Febr. März, Apr., Mai, Juli insgesamt 184,2 mm,
im Juli allein 185,6 mm. Am 19. Juli wurden 46,4 mm und am 26.7.30 51,1 mm Regen gemessen.
Das Luftschiff "Graf Zeppelin" flog Montag, den
26. August, Vormittag ¾ 9 Uhr an unserem Ort vorbei. Es befand sich auf dem Rückflug
von der Ostpreußenfahrt. Schulkinder, welche gerade Pause hatten, bemerkten das Luftschiff,
bei dessen Anblick alles in Jubel ausbrach. Der Zeppelin konnte fast eine Viertelstunde
beobachtet werden. In majestätischem Fluge näherte sich das Luftschiff dem Dorfe, wobei
sein Rumpf silberglänzend deutlich sichtbar wurde, um dann zu wenden und über Lübben in
südöstlicher Richtung weiterzufliegen.
Die Gastwirtschaft von Gottfried Maschke
(vorm. Lehmann) ging am 1. Juli in die Hände des Gastwirts H. Liese aus
Neumarkt bei Jüterbog über. Der neue Inhaber ließ die Räume renovieren,
daß das Gasthaus einen freundlichen Eindruck macht.
Die
Gastwirtschaft von Hermann Liese in einer Fotografie
(Postkarte) um 1930. Schon 1932 hieß der nächste Besitzer Koschack.
Bei den diesjährigen Reichstagswahlen am 14. September
wurden in Kuschkow folgende Stimmen abgegeben:
Sozialdemokraten
Deutschnationale Volkspartei
Kommunisten
Staatspartei (Demokraten)
Wirtschaftspartei Mittelstands
Nationalsozialisten (Hitlerpartei)
Christl. nationale Landvolkpartei
Freibund d. Handwerks
|
17
63
2
4
6
104
94
1
291 |
Stimmen
''
''
''
''
''
''
''
Stimmen |
|
Der Unterricht in der Fortbildungsschule wurde am 4. Novb. mit 11
Schülern begonnen. Von den 11 Schülern stammen 9 aus landw. Betrieben.
Infolge starker Regenfälle im Oktober (es fielen 155 mm) wurden die
Gebiete des Ober- und Unterspreewaldes vom Hochwasser heimgesucht.
Zwischen Schlepzig und Krausnick wurden zwei Holzbrücken fortgeschwemmt.
Bei Leibsch musste der Dammweg nach Groß-Wasserburg durch Sandsäcke
gestützt bzw. erhöht werden. Die Pretschener Spree überflute{te} am
rechten Ufer die Kuschkower Wiesen in einer Breite von 1 ½ - 2 km.
Seite 115 (linke Spalte, Schulchronik)
Sonnabend, den 20. Dezember veranstaltete die Schule im Schulzeschen Saale einen
Elternabend. Gedichtvorträge, darunter ein
Sprechchor "Johanna Sebus" {J.S., 1791-1809, rettete ihre
Mutter beim Dammbruch aus dem Rhein und kam danach bei weiteren
Rettungsversuchen selbst ums Leben}, Chorgesänge (Tochter Zion, freue Dich),
Vorführung von Kinderszenen und Theateraufführung bildeten den Inhalt der gut
besuchten Veranstaltung, die einen Reinertrag von 93,00 RM brachte. Aus dem
Erlös des Abends wurden Blockflöten (Firma P. Harlau – Markneukirchen)
und eine Stoppuhr angeschafft.
Der Gesundheitszustand der Schulkinder
war im verflossenen Jahre 1930 nicht besonders günstig. Ein halbes Jahr
lang zog eine ansteckende Krankheit, der Mumps oder Ziegenpeter (eitrige
Ohrspeicheldrüsenentzündung) durch unseren Ort. 17 Schulkinder waren
davon betroffen, verschiedene sogar zweimal. Im November und Dezember
versäumten zahlreiche Kinder wegen Erkältungskrankheiten den Unterricht.
Am 1. Februar 1931 betrug die Schülerzahl 73
Herr Oberregierungsrat Deetjen (Frankfurt a./O.)
und Herr Schulrat Pflüger - Lübben statteten der
hiesigen Schule am Donnerstag, dem 12. Februar einem Besuch ab. Lehrer Wegener
führte eine Musikstunde der Ober- und Mittelstufe vor:
Chöre: Steht auf, ihr lieben Kinderlein (3stimmig v. W. Hensel). Nun ade, Du mein
lieb Heimatland (2stimmig im polyphonen Satz). Kanon: O wie wohl ist mir
am Abend (mit Tonika Do Handzeichen {des Dirigenten zur Anzeige der
Tonhöhen mit den Namen von Do, re, mi, fa, ...}) gesungen
und 3-stimmig auf Blockflöte geblasen.
Chor mit Instrumentalbegleitung: Und in dem Schurrgebirge. (schlesisches Volkslied).
Herr Oberregierungsrat gab den Schulkindern seine Freude mit folgenden
Worten Ausdruck: "Da könnt ihr ja tatsächlich Konzerte aufführen."
Konfirmiert und aus der Schule entlassen wurden
Ostern 1931 3 Mädchen und 1 Knabe. Somit verbleiben von 72 Kd. nur 68. Nach
Ostern wurden 3 Mädch. und 8 Knaben eingeschult. Die Schülerzahl betrug am
15. April 1931 – 79 Kinder.
Das Schülermaterial der Oberstufe zeigt sich als recht leistungsunfähig,
auch eine Folge des Krieges, unter deren Einwirkungen die in den Jahren
1917 – 1919 geborene Kinder geistig recht zurück geblieben sind:
schwerfällig, redefaul und denkunfähig.
Schulbild aus dem Frühjahr 1931 mit Lehrer Fritz Wegener, fotografiert vor
der Dorfkirche. Foto: Familienarchiv Schneider/Paech
Seite 115 (rechte Spalte, Ortschronik)
Männerchor, Singschar und Teile des Schulchors verschönten den
Gottesdienst am Totensonntag, 3. Adventssonntag
(Abendmusik), Heiligabend und 1. Weihnachtsfeiertag.
Eine Bauernbewegung (die Landser) ist von Pfarrer
Mieritz – Krugau gegründet worden. Bei den Gründungsversammlungen traten
bei aus Krugau 85, Biebersdorf 138, Kuschkow 106, Gröditsch ca. 30 Bauern.
Die Fortbildungsschule wurde am 27. Januar
1931 von Herrn Ökonomierat Lembke – Berlin und Herrn Schulrat Pflüger
besichtigt. Es wurden vorgeführt:
Schülervorträge: "Wie Jahns Traum von der
deutschen Einheit durch Bismarck verwirklicht wurde", "Was sagt die
Reichsverfassung über Eigentum und Enteignung?", "Was ist beim Bau eines
Hauses zu beachten, um dasselbe vor den Einflüssen der Nässe zu
schützen?" Sodann wurden angewandte Rechenaufgaben aus der Krankenversicherung gelöst.
Anläßlich der 60jährigen Wiederkehr des Reichsgründungstages
hielten die Vereine des Ortes am 18. Januar Kirchgang. Der
Männerchor verschönte den Gottesdienst durch den Vortrag des 46. Psalms. Das Schulgebäude
wurde auf behördliche Anordnung beflaggt.
Betrifft: Fortbildungsschule 1930/31.
Schülerzahl am 1.II.31: 12, davon 9 aus ldw. Betrieben, 3 Handwerkerlehrlinge = 12
Lehrer Wegener erteilte 82 Unterrichtsstunden, Oberturnwart Dillan erteilte 15 Unterrichtsstunden.
Am 29. März (Palmsonntag) 1931 veranstalteten die Lübbener und Kuschkower Singscharen in
der Kirche eine Passionsabendmusik.
Der Monat Mai brachte recht heiße Tage. In den letzten Tagen des Wonnemonats (27. – 31. Mai)
entwickelten sich schon die Kornblüten.
Sonntag vor Pfingsten unternahm die Kuschkower Singschar eine Fahrt nach Potsdam und
Ferch-Mittelbusch (Havelsee). In Potsdam wurden die historischen Stätten (Park v. Sanssouci,
Neues Palais, Garnisonskirche) besichtigt.
1931
- 1932 (Chronik Seiten 116 - 117) ►
Faksimile-Foto von Seiten 116 - 117
Seite 116 (linke Spalte, Schulchronik)
Herr Schulrat Pflüger wurde zum 1. Juni 1931 nach
Reichenbach im Eulengebirge versetzt. Sein Scheiden wurde in Lehrerkreisen recht
bedauert. Ein klarer Kopf, der allezeit das Wesentliche vom Unwesentlichen zu
trennen vermochte. Seine besonderen Fähigkeiten auf naturwissenschaftlichem Gebiete
kamen besonders der Fortbildungsschule zugute. Als Mensch schlicht und offen, als
Standesvertreter energisch und zielbewußt. So steht er in der Erinnerung seiner
ihm unterstellten Lehrpersonen. Zu seinem Amtsnachfolger wurde Herr Dr. Jaenicke
aus Reichenbach berufen.
Zwecks Einrichtung eines Schülergemüsegartens stellte Lehrer
Wegener einen Teil seines Hausgartens (ca. 180 qm groß) zur Verfügung.
Zahlreiche Schulkinder erkrankten in den Monaten Juni und Juli
an leichtem Keuchhusten. Von 79 Kindern versäumten am 20. Juni 31
Kinder den Unterricht, am 24. Juni sogar 53. Die Schularbeit hat darunter sehr gelitten.
Eine Gedenkfeier für Freiherrn von Stein († 29.6.1831), den
Vorkämpfer deutscher Einheit und Freiheit wurde am 29. Juni veranstaltet. Ebenso wurde am
Verfassungstage seiner gedacht. Die Festordnung der Feier des 11. August war:
1. Chor: Alles schweige (Weihelied)
2. Gedichte: Dem Deutschen Knaben
2. Gedichte: Wer ist ein Mann
2. Gedichte: Vaterlandslied.
3. Chor: Freiheit, die ich meine.
4. Schriftlesung: Psalm 143,5.
5. Ansprache des Lehrers
6. Deutschlandlied.
Zur Schulfeier waren auch einige Eltern erschienen.
Herr Schulrat Dr. Jänicke besichtigte am 6. Juli
den Unterricht in der hiesigen Schule. Behandelte Unterrichtsfächer: Turnen,
Naturkunde, Religion, Rechnen und Schreiben (Anfänger).
Seite 116 (rechte Spalte, Ortschronik)
Die Parteien der Rechtsopposition hatten ein Volksbegehren
eingeleitet mit dem Ziele der Auflösung des Preußischen Landtages. Am 9. August war
Abstimmung. Von 342 Wahlberechtigten erschienen 302 an der Wahlurne. Es stimmten 286
für die Auflösung, 8 dagegen, 8 Zettel waren ungültig. Das Volksbegehren scheiterte
in Preußen an der nicht ausreichenden Stimmenzahl.
Herr Pfarrer Mieritz – Krugau veranstaltete am
21. Juni auf dem Sandberge bei Krugau eine große Sonnenwendfeier, zu der über 1000
Personen aus Lübben und den Dörfern erschienen waren. Den Höhepunkt der Feier bildete
die Verlesung seines von ihm verfassten Bekenntnisses "Das große Gleichnis".
"Du sollst deinen Vater und deine Mutter lieben, das heißt den Himmel und die Erde".
Krugau,
Dorfstraße
So sah es in der Krugauer Dorfstraße zu dieser Zeit aus. Fotografie
auf einer undatierten Ansichtspostkarte um 1935.
Am 10. September fand in Goyatz eine Kreislehrerversammlung statt. Lehrer Wegener hielt
einen Vortrag "Anregungen zur Durchführung der Richtlinien für den Musikunterricht".
Die Blockflötengruppe der hiesigen Schule spielte einige Volkslieder und Kanons im homophonen
und polyphonen Satz.
In den Herbstferien nahm Lehrer Wegener an einem 8tägigen Förderkursus
im Musikheim Frankfurt a./O. teil.
Das deutsche Wirtschaftsleben erlebte in diesem Jahre eine
Krisenzeit von nie dagewesenem Ausmaß. Die Reichsregierung
unter Reichskanzler Brüning versucht durch Notverordnungen der
Gefahr des wirtschaftlichen Zusammenbruchs Herr zu werden. "Äußerste
Sparsamkeit" ist die Parole für Reich, Staat und Gemeinden. Schulstellen wurden
eingespart, Beamtengehälter durch Notverordnungen gekürzt. Lehrer Wegener, der am 1. Januar
(nach Abzug der Naturalwerte für Ländereien und Wohnungsmiete) 281,00 RM erhielt, bekommt
am 1. Oktober nur noch 253,00 RM Monatsgehalt. Infolge der schwindenden Steuerkraft aller
Stände sind die Kassen nicht mehr in der Lage die Gehälter voll auszuzahlen. Wie früher bei
den Soldaten erhält der Beamte sein Gehalt in 3 Raten am 1., 10. u. 20. jedes Monats ausgezahlt.
Seite 117 (linke Spalte, Schulchronik)
{Ab hier Beginn der lateinischen kindlichen und teils fehlerhaften Handschrift, vermutlich nach
Diktat von Lehrer Wegener.}
Bei den Reichsjugendwettkämpfen am 9. Septb. errangen einen Preis
Kurt Halko
Frieda Mentz
Hermann Dillan
Hermann Klinge
Gerhard Kniesigk
Gustav Rattei
Erwin Mentz
Otto Jäzosch
Gerda Jähnchen |
mit
"
"
"
"
"
"
"
" |
54 Pkt.
47 "
49 "
52 "
47 "
47 "
41 "
40 "
47 " |
|
Am 14. Dezember besichtigte Herr Schulrat Dr. Jaenicke die hiesige Schule von
8 - 11 ¼ Uhr in Religion, Deutsch, Rechnen, Heimatkunde, Geschichte,
Musik. Der Herr Reeisor {Revisor} hielt es für unbedingt notwendig,
daß der hiesigen Schule eine zweite Lehrkraft zugewiesen wird.
Seite 117 (rechte Spalte, Ortschronik)
Infolge der großen Notlage ist der Kreis Lübben nicht in der Lage, die
Mittel zur Unterhaltung der ländlichen Fortbildungsschulen aufzubringen.
Aus diesem Grunde wurde im Winterhalbjahr 1931/32 der Unterricht in der
hiesigen Fortbildungsschule ausgesetzt.
Der Männergesangverein beging am 13. Dezember im Schulzeschen Saale sein
40jähriges Jubiläum. Als Gastverein M.G.V. Pretschen erschienen. Zwei
Gründer und 11 Mitglieder erhielten als Auszeichnung eine Medaille mit
der Zahl 34, 35, 30 und 25. Im theatralischen Teil des Festabends wurde
das Volkslied in 7 lebendigen Bildern gezeigt.
Auch im Jahre 1931 wurde der Gottesdienst an allen kirchlichen Festtagen
durch Gesänge M.G.V., der Singschar und des Schülerchors verschönt. Herr
Pfarrer Mieritz sang in der Adventszeit mit den Konfirmanden vor den
Türen der alten Leute. (Kurrende wie zur Zeit Luthers.)
1932
Seite 117 (linke Spalte, Schulchronik)
1. Februar Kataster: Schülerzahl 79. Konfirmiert und aus der Schule entlassen wurden 6 Kd.,
3 Mädchen 3 Knaben.
Am Montag, dem 14. März fand im Lieseschen Saale ein Elternabend statt. Chorgesänge,
Gedichtvorträge und Aufführung dramatischer Szenen bildeten den Inhalt der Veranstaltung.
Der Tag der Schulentlassung (22. März) stand im Zeichen des Gedenkens an Joh. W. von Goethes
Todestag († 22.3.1832.)
Der Unterrichtsplan des Jahre 1932 hat Goethes Werken einen großen Raum gewidmet.
Anläßlich des Volkstrauertages am 21. Februar wurden die Flaggen am Schulhause auf Halbmast
gesetzt. Männerchor, Singschar und Schülerchor sangen im Gotteshause einige Gedächtnislieder.
Schülerzahl am 1. April 1932 = 80 Kinder
Schülerzahl am 1. Mai 1932 = 81 Kinder
Zu den Elternbeiratswahlen 1932 wurde ein Wahlvorschlag eingereicht:
1. Oskar Mentz
2. Emil Görzig
3. Erich Schrobback
4. Franz Rattei
5. Richard Nakonzer
Ersatzleute:
6. Franz Boschan
7. August Schneider
8. Alfred Rattei
Seite 117 (rechte Spalte, Ortschronik)
Vom Schicksal hart geprüft wurde die Familie des Sattlermeisters Franz Ternick. 2 Söhne
sanken innerhalb weniger Tage ins Grab am 14. und 24. Februar verstarben ihre jugendfrischen
Söhne Erich und Walter 20 u. 22 Jahre alt.
Die Wirtschaftsnot dringt auch in unseren friedlichen Ort. Beide Gastwirtschaften gingen
durch Zwangsversteigerung in andere Hände über, die Schulzesche in Besitz von dem früheren
Gastwirt H. Sattler, die Liesische in die Hände von Koschack aus Fürstenberg a./Oder.
Verschiedene Besitzer haben zum Schutze gegen Zwangsversteigerung mit staatlicher
Unterstützung das sogenannte Sicherungsverfahren eingeleitet.
Der Schülerchor und die Singschar veranstalteten am 3. Adventssonntag in der Kirche ein
Kirchenkonzert. Als Solisten wirkten Lehrer Schneider – Neuzauche und Arbeitslagerführer
Vogt – Pretschen (Blockflöte) mit.
1932
- 1934 (Chronik Seiten 118 - 119) ►
Faksimile-Foto von Seiten 118 - 119 und
Zeitungsausschnitte
Seite 118 (linke Spalte, Schulchronik)
Am 20. Juni unternahm die Schule eine Radpartie nach Cossenblatt, um dem
Spreeübergang des Reiterregiments 9 beizuwohnen. Die Felddienstübungen
boten den Schulkindern viel Neues und Interessantes. Das Dorf Kuschkow
war überhaupt vom 18.-20. Juni stark belegt: 1 Eskadron Reit. Rgts. 9
(Fürstenwalde) und 1 Kompanie der Kraftfahrerabteilung 4 (Magdeburg). Am
19. Juni einem Sonntag hielten beide Formationen in dem hiesigen
Gotteshause gemeinsamen Kirchgang.
Reichsjugendwettkämpfe am 4. September 1932.
Es erhielten einen Preis:
Knaben: 1. Klasse
Mädchen: Vorklasse
Knaben: Vorklasse
|
Hermann Dillan
Gerhard Kniesigk
Hermann Klinge
Erna Mentz
Walli Mentz
Ella Rattei
Gustav Rattei
Herbert Mietke
Otto Jäzosch
Heinz Liese
Richard Leitert
Franz Wilke
Hermann Kroll
Erwin Mentz
Hermann Wilke
Hermann Michelchen
Wolfgang Böttcher |
62 Pkt.
45 "
40 "
45 Pkt.
42 "
42 "
53 Pkt.
48 "
48 "
46 "
45 "
45 "
45 "
42 "
41 "
40 "
40 " |
|
1933
Seite 118 (linke Spalte, Schulchronik)
Februarkataster: 81 Schulkinder.
Der Lehrerverein Großleuthen hielt am 2. Februar seine
Arbeitstagung in der hiesigen Schule ab. Lehrer Wegener
führte eine Musikstunde vor.
Zum 1. April 1933 wurden 2 Knaben u. 3 Mädchen aus der Schule entlassen. Neu aufgenommen
wurden 6 Kinder.
Die Schülerzahl betrug am 15. Mai 82.
Seite 118 (rechte Spalte, Ortschronik)
Herr Pfarrer Mieritz = Krugau verließ nach dreijähriger Wirksamkeit unsere Gegend, um nach
Berlin–Niederschönhausen überzusiedeln. Sein Weggang wurde in der hiesigen Gemeinde
bedauert. Ein Mann von hinreißender Beredsamkeit verstand er, die Herzen seiner Hörer zu fesseln.
Seite 119 (linke Spalte, Schulchronik)
Ein Hilfslehrer wurde der hiesigen Schule zugeteilt. Herr Kt.
Tulle aus Reppen, Krs. West-Sternberg unterrichtete von 1. bis 19. Mai in der hiesigen Schule.
Ein neuer Hilfslehrer Herr Noack beheimatet aus Saspow bei Kottbus
letzte Stelle in Schmellwitz bei Kottbus, wurde zum 27. Mai nach Kuschkow versetzt. Am 29. Mai
1933 wurde er von Herrn Schulrat Dr. Jänicke feierlich in sein Amt
eingeführt. Herr Schulrat wohnte eine Stunde dem Religionsunterrichte der Ober- und
Mittelstufe bei. Lehrer Wegener unterrichtet – meist am Vormittag – 30 Stunden.
Hilfslehrer Noack unterrichtet – meist am Nachmittag – 20 Stunden.
Am 24. Juni, dem Tage der Sommersonnenwende, veranstaltete die hiesige und die Pretschener
Schule in Pretschen das "Fest der Jugend", wobei turnerische Wettkämpfe nach Art
der bisherigen Reichsjugendwettkämpfe ausgetragen wurden. Am Abend wurde das Sonnenwendfeuer
abgebrannt, wobei Lehrer Noack die Feuerrede hielt.
Am 2. September 1933 war Wandertag. Die Schulkinder der Ober- u.
Mittelstufe fuhren mit einem Autoomnibus nach Potsdam, wo die
historischen Stätten (Garnisonskirche, Sanssouci, Neues Palais) besichtigt wurden. Zum Schluß
wurde noch ein Abstecher nach dem Flughafen Tempelhof gemacht.
– Die Unterstufe wurde von Herrn Lehrer Noack nach Schlepzig geführt, von dort eine
Kahnpartie unternommen.
Unter den Schulkindern brach Anfang September eine Masern-Epidemie
aus, welche mehr als 1/3 aller Kinder (30) erfaßte. Trotzdem wurde der Unterricht fortgeführt.
Herbstferien: Schulschluß: 16. Septb. Schulanfang 16. Oktober.
Seite 119 (rechte Spalte, Ortschronik)
Am 1. Adventssonntag wurde der neue Ortsgeistliche, Herr Pfarrer Buchholz
aus Nauen (Havelland) feierlich eingeführt.
1934
Die Arbeiten zur Durchführung des großzügigen Spreeregulierungsprojektes
sind seit 1932 in vollen Gange. In der Kuschkower Feldmark wurde an der Chausseebrücke nach Neulübbenau
eine Stauschleuse errichtet.
{Ab hier beginnt eine andere erwachsene Handschrift}
Zu Dorfältesten der Gemeinde Ku. wurden von Herrn Landrat von Alvensleben ernannt:
1. Kossät Erich Jähns,
2. Anbauer Emil Borch,
3. Anbauer Richard Nakonzer,
4. Bauunternehmer Franz Mating,
5. Landwirt Oskar Wilke,
6. Uhrmacher Alfred Rattei.
Die Spree wird reguliert.
Riesige Schlamm- u. Sandmassen werden aus dem Fluß herausgeholt u. auf die Wiesen verteilt. Das
Flussbett wird im ganzen tiefer gelegt. Abzugsgräben werden an den angrenzenden Wiesenflächen zur
Spree gezogen. Der Wert der Arbeit wird vielleicht der nächsten Generation zugute kommen. Bis jetzt
waren die Wiesen oft den größeren Überschwemmungen ausgesetzt, die Gräser u. damit die Wiesen
überhaupt waren schlecht geworden u. boten kein gutes Viehfutter mehr. Das Hochwasser verdarb u.
vernichtete oft genug noch den Ertrag dieser Wiesen. Das soll nun alles wegfallen.
{Die folgenden Bilder stammen aus dem Familienarchiv Jäzosch. Sie zeigen genau die in
der Chronik erwähnten Arbeiten an der Chausseebrücke nach Neu Lübbenau. Ausgeführt wurden
die Arbeiten an diesem Abschnitt der Pretschener Spree durch den unter der Regierung Brüning
1931 eingeführten Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD), Abteilung 6/81 (Lübben). Das Arbeitsdienstlager
Lübben wurde im September 1932 ausgebaut, ab 1935 überführt in den Reichsarbeitsdienst (RAD,
Reichsarbeitsdienstgesetz vom 26. Juni 1935). Die Maßnahme "Regulierung der Pretschener Spree"
im 14 Km langen Verlauf von Schlepzig - Kuschkow - Platkow - Pretschen bis zur Einmündung in die
Beeskower Spree wurde am 1. September 1932 angefangen; siehe dazu unten im Literaturverzeichnis
"Arbeitsdienst im Spreewald ...", Seite 49. Angaben zum RAD-Barackenlager in Kuschkow
folgen unten zum Jahr 1935.
Drei Mitglieder des Freiwilligen Arbeitsdienstes
um 1933 in Ausgehuniform, wohl zu Besuch auf einem Bauernhof; die jungen
Männer sind namentlich nicht bekannt, sie stammen nicht aus Kuschkow.
Sowohl das linke Bild als auch die Bilder oben müssen um 1933 entstanden
sein, sie zeigen noch die alten Uniformen des Freiwilligen
Arbeitsdienstes (FAD) vor Überführung der Organisation durch
die Nationalsozialisten in den Reichsarbeitsdienst (RAD) 1935 und
Einführung der neuen Uniformen mit Hakenkreuz-Armbinde.
Es folgt ein Textausschnitt aus der "Verordnung über den freiwilligen
Arbeitsdienst" vom 16. Juli 1932, bitte zur Vergrößerung anklicken:
Wegen der zu erwartenden Kosten sahen einige der betroffenen Bauern dieses Projekt anfangs eher
skeptisch. Es führte soweit, dass diese Bauern zum Beitritt in die Wassergenossenschaft Pretschener
Spree mit Sitz in Kuschkow durch einen Beschluss der Bezirksregierung zu Frankfurt (Oder) vom 13. Dezember
1933 gezwungen werden mussten. Bei Interesse kann dieser Beschluss aus dem Archiv der Familie Schneider
hier gelesen werden ‒ die folgenden Bilder bitte anklicken zur Vergrößerung.}
1934
- 1936 (Chronik Seiten 120 - 121) ►
Faksimile-Foto von Seiten 120 - 121
Seite 120 (linke Spalte, Schulchronik)
1934
Am 1. Februar betrug die Schülerzahl 81. Konfirmiert und aus der
Schule entlassen wurden Ostern 1934 8 Knaben und 7 Mädchen. Am 24. März verstarb in der
2. Klasse der Schüler Erwin Wilke III, Sohn des Landwirts Hermann Wilke. Er wurde unter großer
Beteiligung der Schüler und Gemeinde zur letzten Ruhe bestattet. Die Kinder sangen ihm das Grablied.
Neu aufgenommen wurden Ostern 1934 2 Knaben und 5 Mädchen. Die Schülerzahl
am 15. April 1934 ist 72.
Anläßlich des Todes des ehrwürdigen ...
{Der Absatz bis zum 15. April ist wieder von kindlicher Handschrift. Ab 1. November wieder
die Schrift eines Erwachsenen, vielleicht die des Lehrers Thürmer.}
Zum 1. Nov. 1934 verläßt Herr Lehrer Wegener Kuschkow, um zunächst die kommissarische Verwaltung
der Hauptlehrstelle in Neu-Zauche zu übernehmen. Desgl. wird Hilfslehrer Noack zum 1. November
nach Forst versetzt. Für Herrn Wegener übernimmt Schulamtsbew. Gerhard Thürmer die vertretungsweise
Verwaltung der Stelle in Kuschkow. Die Verwaltung der Hilfslehrerstelle übernimmt Hilfslehrerin
Gertrud Wimmer, vorher Friedeberg, Nm.
Schulbild aus dem Jahr 1934 mit Lehrer Fritz Wegener (rechts), fotografiert
vor der Dorfkirche. Der Lehrer Fritz Wegener war vom 11.9.1922 bis 1.11.1934 an der Dorfschule
tätig; dieses Foto ist somit das letzte Jahrgangsfoto mit ihm. Links im Bild ist sein ihm 1933 zugeteilter
Hilfslehrer zu sehen.
1935
Am 31. Jan. fuhren 28 Kinder zum Besuch der Grünen Woche in Berlin.
Die Schülerzahl betrug am 1. Febr.: 73. Konfirmiert u. aus der Schule entlassen wurden am 28.3.:
7 Knaben u. 4 Mädel.
Neu aufgenommen wurden Ostern 34 9 Kinder.
Seite 120 (rechte Spalte, Ortschronik)
Durch die Regulierung der Spree hoffte man – wenn es nicht ganz grob kommen
sollte – Überschwemmungen zu vermeiden. Die Bauern können danach mit ruhigem
Gewissen ihre Wiesen umbrechen, neu einsäen, ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein,
daß eine Überschwemmung alles wieder vernichten könnte. So hoffen die Kuschkower,
daß durch diese Regulierungsarbeiten an der Spree die ganze Wirtschaft unseres
Dorfes gehoben wird.
{Ende 1935 wurde in Kuschkow auf der freien Fläche links vor dem Friedhof ein
Barackenlager als Außenstelle des inzwischen in den Reichsarbeitsdienst (RAD)
überführten Freiwilligen Arbeitsdienstes (FAD) errichtet, welches anfangs ebenfalls
unter der Abteilungsnummer 6/81 (Lübben) geführt wurde. Die folgende Ansichtskarte
aus dieser Zeit zeigt das Lager zum Zeitpunkt der Errichtung, bezeichnet als
"Arbeitslager Kuschkow Abt. 6/81 beim Ausbau". Ziel war es wohl,
die täglichen Anfahrtszeiten bis zu den Baustellen bzw. Arbeitsorten zu verkürzen.
Aus den vielen im Familienarchiv vorhandenen Fotos geht hervor, dass die
Arbeitsdienst-Abteilungen offenbar 1936 umstrukturiert wurden, jedenfalls sind die
Lagereingänge und Uniformen der in Kuschkow stationierten Dienstpflichtigen ab 1936
immer mit der Abteilungsnummer 3/81 und nicht mehr mit 6/81 gekennzeichnet, sowohl
auf den Spatensymbolen an den Gebäuden als auch auf den Ärmelabzeichen über der
Hakenkreuzbinde am linken Ärmel der Uniformen. Rechts ein Bildbeispiel von 1936
mit einer unbekannten männlichen Person vor dem Lagertor in Kuschkow. Noch 1934
wurde unter der Nummer 3/81 die Abteilung Peitz geführt; siehe Literaturangabe
unten, Seite 32. Beide Abteilungen waren Untereinheiten der RAD-Gruppe 81
(Cottbus), diese existierte nach den Angaben bei Georg Tessin (siehe unten)
vom 1.10.1935 bis 12.11.1943.}
Seite 121 (linke Spalte, Schulchronik)
Am 1. April verlässt Frl. Gertrud Wimmer die hiesige Schule, um nach
Altdöbern, Krs. Calau zu gehen. Aus Seelow, Krs. Lebus, übernimmt Frl.
Gertrud Wendt die Verwaltung der Hilfslehrerstelle.
Nach den Osterferien, Ende April, betrug die Schülerzahl: 72.
Die Sommerferien in diesem Jahr dauerten vom 10. Juli bis zum 5. August.
Die Schülerzahl am 1. Okt.: 72.
In den Weihnachtsferien (23.12.1935 bis 7.1.36) wurden endlich neue
Doppelfenster im Klassenzimmer eingesetzt.
1936
Schülerzahl am 1. Febr.: 71. Zu Ostern 36 verließen 12 Kinder (7 Kn. + 5
M.) die Schule. Neu aufgenommen wurden 8 Kinder (4 Kn. + 4 M.), sodaß
die Schülerzahl am 15. April 67 betrug.
Seite 121 (rechte Spalte, Ortschronik)
Das Ehepaar Hermann Sattler beging am 26.2. das Fest der goldenen
Hochzeit. Der Herr Landrat stattete dem Jubelpaar einen Besuch ab.
Seite 121 (unten, ganze Seitenbreite)
{Der folgende Text ist von einer neuen erwachsenen Handschrift
geschrieben. Von hier ab sind die Seiten nicht mehr in separate Spalten
für Schulchronik und Ortschronik aufgeteilt.}
Am 18. Juni wurde die Schule von einem schweren Unglück betroffen. An
diesem Tag verunglückte unser Klassenkamerad Richard Kaatsch tödlich.
Als er aus der Schule gekommen war, sollte er gleich noch vor dem
Mittagessen zur Mühle fahren. Er bat den Vater, der gerade beim
Ausspannen war, Pferd und Wagen nehmen zu dürfen. Auf dem Heimweg fiel
er vom Wagen u. wurde überfahren. Seine inneren Verletzungen waren so
schwer, daß er abends 19 ¼ Uhr im Krankenhaus zu Beeskow starb. Richard
Kaatsch war 11 Jahre alt. – Unter großer Anteilnahme der ganzen
Bevölkerung u. der gesamten Jugend bestatteten wir ihn am
darauffolgenden Sonntag zur letzten Ruhe –
Am 23. Dezember fand, wie in jedem Jahr ein Elternabend
(Weihnachtsfeier) bei Koschack statt. Mit dem gemeinsamen Gesang: Vom
Himmel hoch ..... wurde der Abend eingeleitet. Nach ein paar kurzen
Worten des ...
1936
- 1941 (Chronik Seiten 122 - 123) ►
Faksimile-Foto von Seiten 122 - 123
Seite 122
1936
... Lehrers an die Elternschaft, führten die Kinder zwei Stücke auf. Die
größeren spielten ein 'Krippenspiel', die kleineren ein Stück: "Die
Weihnachtsgeister sind am Werke". Weihnachtslieder, von den Kindern
gesungen, halfen die Feier verschönern. Zum Schluß erschien für alle
Kinder der Weihnachtsmann.
Kurz vor den Weihnachtsferien herrschte in Kuschkow die Grippe. Sehr
viele Kinder waren erkrankt. Am 10.12. waren nur 28 Kinder (von 61) in
der Schule. Zehn Tage war ich selber krank. Die Vertretung in der Schule
übernahm der Lehrer aus Gröditsch.
1937
{neue Handschrift} Ostern 1937 verließen 10 Kinder die Schule
(4 Knaben u. 6 Mädchen). Nach den Osterferien (vom 20.3.-9.4.) wurden 8
Schulanfänger aufgenommen (5 Kn. u. 3 Mädchen).
Die Schülerzahl beträgt am Anfang des neuen Schuljahres 64.
Nach den Sommerferien (10. Juli – 5. Aug.) hat die Schule endlich die
neuen Schulbänke bekommen. Es wurden 27 zweisitzige Bänke mit
umklappbarer Tischplatte angefertigt. Sie wurden in 3 Reihen aufgestellt
und an Schienen angemacht, so daß sie für die Reinigung des
Klassenzimmers umgelegt werden können. Der Preis einer Bank betrug 40,00 Rm.
Am 15. Aug. führte die Schule ein Kinderfest durch. Die Kinder
vergnügten sich den ganzen Nachmittag mit fröhlichen Spielen,
Wettläufen, Sackhüpfen usw. auf dem Sportplatz. Für ihre Anstrengungen
wurden sie durch allerlei "Überraschungen" belohnt. Als es dunkelte,
ging es mit Musik und Fackelbeleuchtung ins Dorf zurück.
Am 15. November betrug die Schülerzahl 71.
1938
Am 31. März schloß das alte Schuljahr. 11 Kinder verließen die hiesige
Schule. Neu aufgenommen wurden 5 Knaben. Die Osterferien dauerten vom
1.-20. April. Die Schülerzahl beträgt jetzt 65.
Am 17. Mai machte die Schule einen Ausflug (Omnibusfahrt) zum
Schiffshebewerk bei Niederfinow. Die Fahrt führte über Storkow,
Friedersdorf, Reichsautobahn, (Berliner Ring und Strecke Berlin –
Stettin) Finow nach Eichhorst am Werbellinsee. Auf dem Werbellinsee
machten wir eine herrliche Dampferfahrt. Von Eichhorst ging es über
Eberswalde zum Schiffshebewerk. Auf der Rückfahrt kamen wir über
Freienwalde, Wriezen, Fürstenwalde und Beeskow. Es nahmen an der Fahrt
23 Kinder und 13 Erwachsene teil. – Anfang September wurden die hiesigen
Besitzer von einem großen Schaden betroffen. In den Morgenstunden des
10. September eilte die Kunde durch das Dorf: Das Stauwerk an der
Chaussee zwischen Neu-Lübbenau und Schlepzig ist gebrochen. Unaufhörlich
strömten nun die Wassermassen der überschwemmten Schlepziger Wiesen auf
"unsere Seite". Jeder, der konnte, mußte helfen. Die Schulkinder holten
Säcke zusammen, die an die Durchbruchs- ...
Seite 123
... stelle gebracht wurden. Kuschkower Besitzer versuchten unermüdlich,
das Wasser an der Durchbruchstelle einzudämmen. Aber es gelang nicht;
die Macht des Wassers war zu groß. Von den am meisten bedrohten Wiesen
fuhren nun die Besitzer ihre Heuhaufen ab und, wo dies nicht mehr
möglich war, mußte das Heu mühsam rausgetragen werden. Am nächsten Tage
waren schon die Wiesen rechts und links an der Chaussee zwischen
Kuschkow und Neu-Lübbenau kurz vor dem "Lübbenauer Busch"
"blank". Viele Besitzer mußten nun auch darangehen, die
Kartoffeln der in dem gefährdeten Gebiet gelegenen Kartoffelfelder
auszubuddeln. So wurde in wenigen Stunden und Tagen ein nicht
unerheblicher Schaden angerichtet. Erst nach einigen Tagen gelang es,
die Durchbruchstelle wieder zu schließen. Die Ursache des
Stauzusammenbruchs konnte nicht einwandfrei festgestellt werden.
Schulbild aus dem Jahr 1938, fotografiert vor der Dorfschule
in der Kirchstraße (heute Kindergarten). Der Lehrer rechts im Bild war Gerhard Thürmer, an der Schule
tätig von November 1934 bis Januar 1940.
1939
{Gleiche Schrift wie ab Seite 122.} Ostern 1935 {1939}
verließen 7 Knaben und 4 Mädchen die Schule. Neu aufgenommen wurden 5
Mädchen und 4 Knaben. Zu Beginn des neuen
Schuljahres betrug die Schülerzahl: 60.
Die Sommerferien dauerten vom 1.6. bis 10. Juli.
Ab 2.September kam Herr Lehrer Radke aus Pretschen 3 mal in der Woche
nach Kuschkow, um die hiesige Schule zu versorgen. Am 17. November
übernahm Frau Loest (Gattin des Herrn Loest aus Kuschkow und ehemalige
Lehrerin) den Schuldienst.
1940
Die Weihnachtsferien begannen am 16. Dezember und dauerten infolge
Kohlenmangels bis zum 8. Januar 1490 {1940}. Am 31. Januar zog
Frau Loest aus Kuschkow fort und legte die Arbeit an der Schule nieder.
Vom 1. Februar bis 15. März war die Kuschkower Schule ohne Unterricht.
Am 16. März übernahm Frau Luise Michelchen aus Kuschkow, ebenfalls
ehemalige Lehrerin, die Vertretung der Schule. (Frau des Lehrers i.R.
Max Michelchen)
Ostern verließen 5 {Knaben} und 4 Mädchen die Schule. Es wurden 3 Knaben
und 4 Mädchen neu aufgen.
Zu Beginn des neuen Schuljahres betrug die
Schülerzahl 64.
Im Schuljahr 1940 waren die Ferien wie folgt angesetzt:
Osterferien: 20. - 27. März, Pfingstferien: 11. - 15. Mai, Sommerferien:
13. Juli - 12. August, Herbstferien: 14. September - 20. Oktober,
Weihnachtsferien: 21. Dez. - 5. Jan. 1941.
{Die folgenden beiden undatierten Bilder aus dem Familienarchiv Scheibe
zeigen die Lehrerin Luise Michelchen und ihren Mann in dieser Zeit; das Foto
von Luise Michelchen könnte auch etwas später entstanden sein. Beide Bilder
sind kein Bestandteil der Schulchronik. Weitere Angaben zur Familie Michelchen
findet man auf der Sonderseite zu dieser Lehrerin.}
1941
Am 29. März fand die Entlassung statt. Es verließen 4 Knaben u. 2 Mädchen die Schule.
Osterferien waren vom 10. - 16. April, Pfingstferien vom 31. Mai - 3. Juni.
1941
- 1946 (Chronik Seiten 124 - 125) ►
Faksimile-Foto von Seiten 124 - 125
Seite 124
Schluß des Schuljahres war am 19. Juli. Die Neueinschulung erfolgte
erstmalig nach den Sommerferien, die vom 20. Juli bis zum 31. Juli
dauerten. Es wurden 5 Knaben und 3 Mädchen neu aufgenommen. Die
Herbstferien waren vom 20. Sept. bis 19. Oktober. Am 15. November zählte
die Schule 71 Kinder, 40 Knaben u. 31 Mädchen.
1942
Der kalte Winter traf uns empfindlich. Er dauerte sehr lange. Infolge
der rauhen N.O.-Stürme froren die Saaten aus, ebenso fiel ein großer
Teil unserer schönen Obstbäume der Kälte zum Opfer.
Am 21. März verließen 11 Kinder die Schule, 5 Knaben und 6 Mädchen.
Osterferien vom 1. bis 13. April. Pfingstferien vom 23. bis 28. Mai.
Sommerferien vom 13. Juli bis 5. August. Das neue Schuljahr begann am 6.
August. Es wurden 7 Kinder neu aufgenommen: 5 Knaben, 2 Mädchen.
Mit dem neuen Schuljahr wurde die Normalschrift eingeführt.
Im Sommer machte sich bei den Kindern ein unangenehmer Ausschlag
bemerkbar, der nach und nach alle ergriff.
Die Herbstferien dauerten vom 19. September bis 19. Oktober. Die
Kartoffel- u. Rübenernte brachte gute Erträge.
In den Herbstferien erkrankten mehrere Kinder des Dorfes an Diphterie.
Die Familie des Landwirtes Hermann Jäzosch wurde schwer getroffen: 2
Knaben, Hermann (5 J.) u. Günter (7 J.) starben an dieser tückischen
Krankheit. Die Schule wurde infolgedessen von Gesundheitsamt nach den
Herbstferien noch 8 Tage geschlossen bis zum 28.10. Sämtliche Schul- u.
Kleinkinder wurden zweimal gegen Diphterie geimpft.
Am 15. November zählte die Schule 67 Kinder, 39 Knaben und 28 Mädchen.
In der Woche vom 16. - 21. November wurden sämtliche Schulkinder dem
Schulzahnarzt in Gröditsch zugeführt, der allen unentgeltlich die
schlechten Zähne zog oder ausbesserte. Die Weihnachtsferien dauerten vom
16. Dezember bis zum 6. Jan. 1943.
Seite 125
1943
Am 27. März wurden 11 Kinder, 6 Knaben und 5 Mädchen aus der Schule entlassen. Am 1. April
wurde eine 2. Lehrerstelle in Kuschkow eingerichtet. Sie wurde durch die Lehramtsanwärterin
Irmgard Linker besetzt.
Die Osterferien dauerten vom 22. April – 2. Mai. Am 12. Juli begannen die Sommerferien
und dauerten bis zum 5. August.
Die diesjährige Ernte war gut und konnte bei anhaltend trockenem Wetter schnell geborgen werden.
Die Osterferien dauerten vom 22. April bis 2. Mai. Am 31. Juli wurde Frau Michelchen auf
eigenen Wunsch aus dem Schuldienst entlassen. Zahl der Schulkinder am 15.11.: 67, davon 40 Knaben,
27 Mädchen. Vom 3. bis zum 17. Dezember 1943 wurde durch Lehrer Merting, Lübben, vertreten.
{Der folgende Abschnitt bis zum Beginn des Jahres 1946 ist kein
Bestandteil der Schulchronik.}
Persönliche und familiäre Ergänzungen zur Schulchronik für 1944 und 1945
Für die Jahre 1944 und 1945 fehlen Eintragungen in der Schulchronik.
Daher füge ich einige wenige Informationen zu dieser Zeit aus eigenen
Dokumenten hinzu, darunter die Schulzeugnisse meines Vaters.
Auf der Anfangsseite des Zeugnisheftes wird die unterschiedliche Bewertung von Führung
und fachlichen Leistungen erklärt (linkes Bild). Der Lehrer Thürmer nutzte weitere
Abstufungsmöglichkeiten innerhalb einer Bewertung mit den Zusätzen "ziemlich"
und "fast", wie im Zeugnis von 1938 zu sehen ist (mittleres Bild). Ab dem Zeugnis
von März 1939 sind geänderte Bewertungen als Leistungsstufen von 1-6 als Ziffern angegeben
(rechtes Bild). Alle Bilder bitte anklicken zum Vergrößern.
Bis zum Jahr 1939 war Ostern der Termin für Schuljahresbeginn,
Einschulung, Schulentlassung und Zeugnisausgabe. Gemäß Schulchronik
wurde dieser Termin ab 1942 geändert. Bis 1944 entließ man die Kinder
noch zu Ostern. 1941 ist von der erstmaligen Einschulung nach den
Sommerferien die Rede.
Wegen fehlender Lehrer fand von Februar bis März 1940 keine Schule
statt, für 1940 ist kein Zeugnis vorhanden. Das folgende Zeugnis vom
19. Juli 1941 ist ausgestellt von Frau Michelchen und markiert wohl
den Beginn der neuen Schuljahresrechnung (linkes Bild). 1942 und 1943
sind zusätzlich auch im Februar Halbjahreszeugnisse ausgegeben worden.
Allerdings liegt das Entlassungszeugnis des 8. Jahrgangs am 25. März
1944 vor (mittleres und rechtes Bild, Vorder- und Rückseite). Sicher
war der Krieg Ursache für dieses Durcheinander.
Das Kirchenbuch gibt Auskunft über die Konfirmation am 19.3.1944
mit den Konfirmanden Gerhard Görsdorf (Vater Karl war Zimmermann), Manfred
Jäzosch (Vater Bernhard war Müllermeister) Herbert Müller (Vater schwer
lesbar?), Kurt Brandt (Vater Fritz war Arbeiter), Elli Dillan (Vater
Hermann war Landwirt), Hanni Mating (Vater Hermann war Maler), Ruth Meyer
(Vater Heinrich war Zimmermann) sowie Hildegard Pätzold (Pflegekind bei
Franz Mating); Reihenfolge gemäß Eintragung im Kirchenbuch (siehe das
linke folgende Bild, bitte anklicken zum Vergrößern), auf dem danach
folgenden Gruppenfoto sind diese Konfirmanden zu sehen.
Konfirmation am 19.3.1944
Das Foto zeigt die 8 Konfirmanden, die Namen konnten den abgebildeten
Personen leider nicht zugeordnet werden, abgesehen von meinem Vater
Manfred Jäzosch rechts im Hintergrund, zwischen den beiden Hutträgern:
- Hildegard Pätzold
(Pflegekind bei Franz Mating)
- Ruth Meyer
(Vater: Heinrich Meyer, Zimmermann)
- Hanni Mating
(Vater: Hermann Mating, Maler)
- Elli Dillan
(Vater: Hermann Dillan, Landwirt)
- Gerhard Görsdorf
(Vater: Karl Görsdorf, Zimmermann)
- Herbert Müller (Vater: ..?..)
- Manfred Jäzosch
(Vater: Bernhard Jäzosch, Müllermeister)
- Kurt Brandt
(Vater: Fritz Brandt, Arbeiter)
Sogar 1945 in den Kriegswirren fand eine Konfirmation in Kuschkow statt
am 4. März für die Konfirmanden Gerhard Barwar (Vater Ernst, Anbauer),
Adolf Bossenberger (Mutter: Franziska Bossenberger, Pflegekind bei
Franz Rattei), Heinz Kaatsch (Vater Richard, Büdner), Oswin Mating
(Vater Hermann war Maler), Heinz Meyer (Vater Heinrich war Zimmermann),
Lori Koschack (Vater Erich war Gastwirt), Vera Bade? (Vater Richard war
Mauerer, Pflegekind bei Erich Borch ?) sowie Gisela Lehmann
(Vater Adolf war Arbeiter); Reihenfolge der Namen wieder gemäß
Eintragung im Kirchenbuch, siehe dazu oben das rechte Bild mit den
entsprechenden Seiten.
Es darf bezweifelt werden, ob es wie sonst üblich, in diesen Jahren eine
große Feier gab, ob die Soldaten-Väter überhaupt anwesend sein durften.
Der Krieg diktierte das Leben, raubte dieser Generation nicht nur
Kindheit, Ausbildung und Jugend, häufig ihre Väter, Familien, ihr Zuhause.
{Hier enden meine persönlichen Ergänzungen.}
Fortsetzung Seite 125
1946
{Neue Schrift von Schulamtsbewerber Alfred Liemann.}
Durch das unglückliche Kriegsende und den damit verbundenen Verwirrungen wurde die Führung
der Schulchronik unterbrochen, deren Weiterführung ich jetzt wieder übernehmen will.
Am 1.3.46 übernahm ich, Schulamtsbewerber Alfred Liemann, die Leitung der Volksschule zu
Kuschkow, in welcher ein dreiklassiges System besteht. Die zweite Lehrstelle ist besetzt
durch die Schulamtsbewerberin, Frl. Gudrun Kaatsch. Die Schülerzahl beträgt: 106.
{Weiter mit neuer Schrift von Lehrer Willi Schmädicke.}
Zum 1. April 1946 wurde die Leitung der Schule dem Lehrer Willi Schmädicke übertragen. Er
trat seinen Dienst am 8. April an.
Am 17. April revidierte Herr Schulrat Maey die II. Klasse im Rechnen und Deutschunterricht.
Am 18.4. besichtigte der Ortsschulausschuß das Schulgebäude zwecks Beseitigung einiger Mängel.
Die Haustür soll instand gesetzt werden. In der II. Klasse müssen 8 neue Bänke aufgestellt
werden. Die Ausführung der Arbeit wurde dem Tischlermeister Domke aus Kuschkow übertragen.
Zum 1. Mai 1946 wurde Fräulein Kaatsch nach Krugau versetzt & an ihre Stelle kam Frau Lehninger.
1946 (Chronik Seiten 126
+ 127) ►
Faksimile-Foto von Seiten 126 + 127
Seite 126
Frau Lehninger hat nur einen Monat an der hiesigen Schule unterrichtet.
Sie wurde am 1. Juni 1946 nach Lieberose versetzt und Fräulein Kaatsch
kam wieder zurück aus Krugau nach Kuschkow.
Im Rahmen der angeordneten Jahres-Abschlußfeier beteiligten sich die
Kuschkower Schulkinder unter Leitung des Lehrers Schmädicke an dem
Sportfest in Schlepzig. Knaben und Mädchen gaben ihr Bestes und
erzielten im 4·100 m Lauf mit 64 Sekunden und 10·50 m Lauf mit 83
Sekunden gute Ergebnisse. Im Weitsprung gelang dem Schüler Paul Städter
4,10 m zu springen. Beim Tauziehen im Wettkampf mit Krugau war Kuschkow
anfänglich im Vorteil, jedoch waren die Bodenverhältnisse, Bodenglätte,
der anderen Partei günstiger und Krugau konnte den Sieg davontragen.
Jedenfalls gaben die Sportspiele den Kindern großen Anreiz zu weiterer, zielbewußter Arbeit für die Zukunft.
Jahres-Abschlußfeier in der Schule zu Kuschkow am 26. Juli 1946.
Im Rahmen der Jahres-Abschlußfeier nahmen die Kuschkower Schulkinder,
wie bereits oben kurz angegeben, an dem Sportfest in Schlepzig am 7.
Juli teil. Sie traten an zum 4·100 m Lauf & 10·50 m Lauf. Sie zeigten
hierbei beachtliche Leistungen. Alsdann bewiesen ...
Seite 127
... sie beim Weitsprung und Tauziehen volle Einsatzfreudigkeit. Die
anschließenden Volkstänze gefielen allen Kindern. Erfüllt mit neuen
Anregungen und befriedigt von dem schönen und harmonischen Verlauf des
Sportfestes traten die Schulkinder den Rückmarsch nach Kuschkow an.
Am 23.7. unternahm die Schule Kuschkow einen Ausflug nach dem Weinberge
bei Pretschen. An dieser Wanderung beteiligten sich alle Kinder der
Schule. Am Ziele angelangt, gestärkt und ausgeruht, verbrachten die
Kinder längere Zeit mit Spielen, Kreis- und Singspielen und
Reigentänzen. Unter Gesang und frohem Geplauder wurde der Rückmarsch
angetreten. Die eigentliche Abschiedsfeier fand am 26.7.46 um 9 Uhr in
der Schule statt. Anwesend waren außer den Lehrern und Schülern der
Bürgermeister, die Vertreter der Parteien & der freien deutschen Jugend,
die Mitglieder des Ortsausschusses für Schul- & Erziehungsfragen des
Elternausschusses und die Eltern der zu entlassenden Kinder. Gesang der
Kinder und eindrucksvoll vorgetragene Gedichte schufen eine feierliche
Stimmung. Aus dieser heraus fanden auch die Abschiedsworte des Lehrers
Schmädicke an die Kinder sichtbare Aufnahme bei Kindern und den
anwesenden Eltern und Gästen. Der Abschiedrede waren Goethes Worte:
"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut" zugrunde gelegt. Der Lehrer
machte die Anwesenden mit den Zielen und der Unterrichtsweise der
demokratischen Schule bekannt & sprach die Hoffnung aus, daß es uns mit
Hilfe der neuen demokratischen Schule ...
1946 (Chronik Seiten 128
- 129) ►
Faksimile-Foto von Seiten 128 - 129
Seite 128
... gelingen möge unseren Kindern eine bessere Zukunft zu schaffen. Nach
Austeilung der Zeugnisse & Verabschiedung der Kinder wurde die schöne
Feier mit dem Liede: Brüder zur Sonne zur Freiheit beendet. Es erfolgte
nun die Besichtigung der Ausstellung von Schülerarbeiten, bestehend aus
Handarbeiten der Mädchen, Zeichnungen, Landkarten, Herbarien,
Schriftlichen Arbeiten. Die Ausstellung blieb bis Sonntag geöffnet,
damit allen Eltern und Kindern zwecks Besichtigung zugänglich. Nach
beendeter Schulpflicht verließen folgende Kinder die Schule: 1. Elfriede
Wolff. 2. Hildegard Kühn. 3. Irmgard Bossenberger. 4. Maria Hoffmann. 5.
Siegfried Noack. 6. Engelhard Jaehns. 7. Paul Staedter. 8. Siegfried
Jäzosch. 9. Winfried Lehmann.
Das
im folgenden Absatz erwähnte Gasthaus Elsner (Gasthaus
"Zur Linde") auf einer Postkarte wohl aus den späten 1930er Jahren, vom
Gastwirtsehepaar Gerda und Fritz Elsner geführt von 1940 bis 1950,
inzwischen nach Totalschaden 1991 durch Brand abgebrochen. Ausführliche
Angaben zur wechselvollen Geschichte dieser Gaststätte findet man in der
"Chronik der Gemeinde Kuschkow" von Familie Scheibe, Seiten 66-67.
Oben im Bild die Kirchstraße, unten rechts die Dorfstraße mit Blickrichtung
Dürrenhofe, im Hintergrund das Fachwerkhaus.
25. August 1946.
Am 25. August wurde auf Veranlassung der Volkssolidarität in Kuschkow
der "Tag des Kindes" in Form eines Kinderfestes gefeiert. Schon am
frühen Vormittag begannen die Vorbereitungen zum Feste. Der Platz vor
dem Gasthaus Elsner wurde mit Eichengrün eingefaßt. Hier sollten die
Vorführungen der Kinder stattfinden. In den Vormittagsstunden übten die
Mädchen den Bändertanz. Leider begann es gegen Mittag zu regnen und so
mußte die Veranstaltung im Saale stattfinden. Die Feier begann gegen 14
Uhr bei Elsner. Schulkinder, Lehrer und Eltern waren zahlreich
erschienen. Die Kinder sangen eini- ...
Seite 129
... ge Lieder. Margitta Elsner trug das Gedicht: "Hab’ Sonne im Herzen"
sehr eindrucksvoll vor. Lehrer Schmädicke begrüßte alle Erschienenen mit
herzlichen Worten. In seiner Ansprache wies er auf die Beweggründe hin,
die die Volkssolidarität veranlaßt hatte, den "Tag des
Kindes" einzurichten. Unseren Kindern soll Freude bereitet werden. So
haben sich alle zu der Feier eingefunden, um sich einige Stunden mit den
Kindern gemeinsam bei Spiel und Tanz zu erfreuen. Es folgten darauf noch
mehrere Gesänge und ein Begrüßungsgedicht, vorgetragen von den Knaben.
Volkstänze der Mädchen wechselten mit Spielliedern der Kleinen und
Wettspiele der Knaben. Das Märchenspiel vom Schweinehirten bildete den
Höhepunkt der Feier. Die Kinder fanden sich sehr schön in der Sprache
des Märchens zurecht und fand die Aufführung allgemeinen Beifall. Es
folgten nun weitere Volkstänze der Mädchen und Tanzspiele der Kinder des
1. - 2. Schuljahres. Nachdem die Kinder sich schon bei Beginn der Feier
bei Kaffee und Kuchen gütlich getan hatten wurden nun nach den
gelungenen Aufführungen alle erst recht befriedigt durch ein
schmackhaftes ...
1946 (Chronik Seiten 130 - 131)
►
Faksimile-Foto von Seiten 130 - 131
Seite 130
... und reichhaltiges Abendbrot in Gestalt von Gulasch mit
Salzkartoffeln und Apfelmus. Beim anschließenden Tanz erfreuten sich die
Kinder noch einige Stunden, bis sie dann am Abend den Erwachsenen den
Platz einräumten, die sich noch lange am Tanz und bei schöner Musik
verweilten. Herr Bürgermeister Liepe dankte den Veranstaltern des
Kinderfestes für ihre aufgewandte Mühe, besonders dem Frauenausschuß,
den Lehrern und den erschienenen Gästen aus Lübben für ihre
Unterstützung. Herr Stratmann hatte aus seinem Betrieb eine ganze Reihe
schöner Geschenke für die Flüchtlingskinder und Waisen gestiftet. Auch
der Frauenausschuß schenkte den Kindern allerlei nützliche Sachen. So
verlief das Fest und der "Tag des Kindes" in voller Harmonie und zur
Zufriedenheit der Eltern und Kinder.
Schuljahr 1946 / 47
Am 2. September begann das Schuljahr 1946/47 mit einer Begrüßungsfeier
für die Kinder und Eltern der neuaufgenommenen ...
Seite 131
... Kinder von sechs Jahren. Lehrer Schmädicke begrüßte in seiner
Ansprache Eltern und Kinder zum neuen Schuljahr. Er wies auf die
schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse hin, die zur Zeit in unserem
Lande herrschen und forderte die Anwesenden auf, mit neuer Kraft und
festem Glauben an eine bessere Zukunft an die Arbeit zu gehen. Die
Kleinen wurden besonders herzlich begrüßt. Kinderlieder wurden mit ihnen
gemeinsam mit den Lehrerinnen gesungen, und dann erhielt jedes Kind eine
schöne mit Süßigkeiten gefüllte Schultüte.
Um 9 Uhr morgens fand im Beisein der Ortsbehörde, den Vertretern der
Partei SED, des Frauenausschusses & Elternausschusses die Einführung der
neuen Lehrerin Frl. Merting statt. Lehrer Schmädicke als Bezirksleiter
führte Frl. Merting in ihr neues Amt ein. Mit herzlichen Worten begrüßte
er die neue Lehrkraft. Er wies in seiner Ansprache auf die
Schwierigkeiten der Schularbeit hin, die besonders ...
1946 (Chronik Seiten 132 - 133)
►
Faksimile-Foto von Seiten 132 - 133
Seite 132
... in der jetzigen Zeit bestehen. Frl. Merting wurde aber besonders auf
die Wichtigkeit der Lehrerarbeit in der demokratischen Schule aufmerksam
gemacht und mit den besten Wünschen für eine erfolgreiche Arbeit für die
Gemeinde Kuschkow beschloß Lehrer Schmädicke seine Begrüßungsansprache.
Im Anschluß an die Einführung fand eine Sitzung des
Erziehungsausschusses statt, in der aktuelle Fragen, die mit der
Neubesetzung verbunden waren, besprochen wurden.
Frl. Merting wurde Unterkunft und Verpflegung dadurch besorgt, daß Frau
Wilke sich bereit erklärte, die neue Lehrerin in Kost und Logie zu
nehmen. Der Bürgermeister versprach auch dem Lehrer Schmädicke, ihm bei
der Einrichtung seiner Wohnung und in der Verpflegung behilflich zu
sein. Die nötigen Reparaturen an der Schule sollen weiter ausgeführt und
in kürzester Zeit beendet werden. Es handelt sich vor allem um
Instandsetzung der Schulklasse, Verglasung der Fenster, Ofenumbau, Tür
zum Klassenzimmer & Eingangstür, Lehrerwohnung & Scheune.
Seite 133
Die Schülerzahl betrug am 2.9.46 = 116 Kinder.
Knaben
Mädchen |
I. Klasse
21
16
37 |
II. Kl.
21
14
35 |
III. Kl.
26
18
44 |
= 68
= 48
=0116 |
|
Zwecks Zentralisierung der Volksschule Kuschkow im Sinne der
Einheitsschule wurde am 2.9. ab die III. Kl. mit den Kindern des 5. & 6.
Schuljahres nach Pretschen verlegt und in Kuschkow wurde eine III. Kl.
mit den Kindern des 7. & 8. Schuljahres aus Pretschen und Kuschkow
eingerichtet. Da der Weg nach Pretschen 4 km beträgt, beantragten die
beteiligten Eltern beim Schulamt Lübben in einer gemeinsamen Eingabe um
Rückgängigmachung der Verfügung, daß der frühere Zustand wieder
hergestellt werden möchte. Wegen der ungenügenden Fußbekleidung und auch
Winterkleidung der Kinder ließe sich diese Maßnahme für die Winterzeit
nicht durchführen. Das Schulamt erfüllte die Bitte der Eltern und nach
14 tägigem Besuch der Schule in Pretschen, kehrten die Kinder des 5. &
6. Schul- ...
1946 (Chronik Seiten 134 - 135)
►
Faksimile-Foto von Seiten 134 - 135
Seite 134
... jahres wieder zur Schule Kuschkow zurück, & die Kinder des 7. & 8.
Schuljahres aus Pretschen bleiben weiter an ihrer Schule in Pretschen.
Fräulein Merting erkrankte im Oktober an Diphterie und mußte dem
Krankenhaus in Lübben überwiesen werden. An Stelle der erkrankten
Lehrerin wurde zur Vertretung Herr Kolatke aus Schlepzig an die Schule
nach Kuschkow versetzt. Aber schon nach acht Tagen folgte seine
Abberufung nach Schuhlen. An seine Stelle schickte das Volksbildungsamt
Lübben zum 1. Dezember 1946 den Schulamtsbewerber Wolfgang Gehrmann nach
Kuschkow.
Fräulein Gudrun Kaatsch wurde zum 1. Dezember nach Lübben als Referentin
für die Kindergärten des Kreises versetzt.
Am 9. November fand eine Gedächtnisfeier auf die Große Russische Oktober
Revolution & die Deutsche Revolution bei Elsner statt. Die Schule
beteiligte sich an der Feier, indem Schulkinder und eine Lehrerin
Gedichte vortrugen. Die Feier wurde mit dem Liede: Brüder, reicht die
Hand zum Bunde, eröffnet. Die Eröffnungs- ...
Seite 135
... worte sprach der Ortsgruppenvorsitze der SED Gen. Goßlan. Er
erteilte das Wort der Rednerin des Abends, Frau Schulrat Maey aus
Lübben. Frau Maey schilderte in ihrem Referat ausführlich die
Entwicklung und Pflege des preußischen Militarismus und die Erziehung
des Volkes zum Kadavergehorsam. Ganz Deutschland war jahrhundertelang
ein riesiger Kasernenhof & das Deutsche Volk gehorsame Untertanen.
Dieser blinde Gehorsam hat nun das Volk in das größte Elend gestürzt. Es
gilt nun, sich ehrlich und aus dem Innern heraus von diesem unseligen
Geist zu befreien und in einem wahren demokratischen Geiste eine neue
Zukunft für Deutschland aufzubauen. Ein Deutschland in wahrer, ehrlicher
Freundschaft zu unserm östlichen Nachbarn zur Sowjetunion. Die
Sowjetunion verlangt aber von dem neuen Deutschland eine wirklich
ehrliche freundschaftliche Gesinnung und nur einem solchen Deutschland
wird die mächtige Sowjetunion ihre Hilfe angedeihen lassen. Bemühen wir
uns somit alle und erziehen wir auch unsere Jugend in diesem
freundschaftlichen, friedlichen Sinne zu allen anderen Völkern, so
werden wir einst wieder in den Bund aller friedliebenden Völker ...
1946 - 1947 (Chronik Seiten 136 - 137)
►
Faksimile-Foto von Seiten 136 - 137
Seite 136
... aufgenommen werden und einer besseren Zukunft entgegen gehen. Im
Anschluß an den Vortrag wurden von den Schulkindern die Lieder: Wenn wir
schreiten und Brüder zur Freiheit gesungen. Außerdem trug Frl.
Kaatsch ein Gedicht vor. Gen. Goßlau schloß die offizielle Feier mit
Dankesworten an die Lehrer, die Veranstalter der Feier und mit Dank an
die Referentin. Darauf begann der Tanz und hielt die Bevölkerung von
Kuschkow, die zahlreich erschienen war, noch lange beisammen.
Am 20. November verstarb in Lübben nach langem Krankenlager der
Kreisschulrat Hermann Maey. Seine Beerdigung fand am 25. November unter
starker Beteiligung der Bezirksbehörden aus Kottbus und der
Kreisbehörden aus Lübben, sowie der Lehrerschaft des Kreises statt. In
allen Ansprachen, die sowohl in der Kapelle wie auch am Grabe gesprochen
wurden, kam die große Anerkennung der Leistungen des Verstorbenen zur
Sprache. Sowohl Herr Schade, wie Herr Oberlandrat aus Cottbus und die
Lehrer schilderten den Verstorbenen als einen Freund des arbeitenden
Volkes, als einen Freund & Berater der Lehrerschaft. Der Chor der
Oberschule verschönte die Feier durch erhebende Grabgesänge.
Seite 137
Am 1. Dezember trat an Stelle der erkrankten Lehrerin Merting Herr
Gehrmann aus Frankfurt Oder. Derselbe unterrichtete aber nur bis zum 14.
Dezember in Kuschkow, da er lungenkrank war & dem Krankenhaus in Lübben
überwiesen wurde. Nun mußte Lehrer Schmädicke die 3 Klassen allein unterrichten.
1947
Am 24. Januar 1947 traf der Schulamtsbewerber Wolfgang Strempel in
Kuschkow ein. Er stammt aus Breslau. Da er noch nicht unterrichtet hat,
übernahm Lehrer Schmädicke die Betreuung des Kandidaten. Am 1. Februar
wurde die 3. Lehrstelle in Kuschkow mit dem Schulamtsbewerber Haase aus
Schlepzig besetzt. Er hat ebenfalls noch keine schulische Vorbereitung
als Lehrer erhalten. Die Einführung des Schulamtsbewerbers Strempel fand
am 30. Januar im Beisein der Kinder der III. Kl., des
Erziehungsausschusses und des Elternbeirats statt. Lehrer Schmädicke
führte den neuen Lehrer in sein Amt ein. Er begrüßte ihn im Namen des
Schulamts und wies in seinen Ausführungen auf die Pflichten des
Volkslehrers und hohe Aufgabe des heutigen Lehrers hin. Er bat weiter
die anwesenden Mitglieder des Erziehungsausschusses um Mitarbeit und
Unterstützung der Lehrerarbeit. Die Kinder wurden ermahnt, durch Fleiß
und Gehorsam sich die Zufriedenheit des Lehrers zu gewin- ...
1947 (Chronik Seiten 138 - 139)
►
Faksimile-Foto von Seiten 138 - 139
Seite 138
... nen. Leider befinden sich unter den älteren Kindern einige, die
durch ihr ungezogenes Verhalten während des Unterrichtes zu Störungen
des Unterrichtsbetriebs Anlaß gaben. Der schlechte Einfluß dieser Knaben
macht sich auch bemerkbar bei den übrigen Kindern. Nach eingehender
Ermahnung der Kinder durch Lehrer Schmädicke, fordert Herr Kaatsch von
den Kinder das Versprechen, in Zukunft sich eines braven Verhaltens den
Lehrern gegenüber zu bemühen. Die Lehrer werden gebeten, Meldung zu
erstatten, falls sich das Benehmen der Kinder nicht bessern sollte. Im
Anschluß an die Einführung besichtigten einige Mitglieder des
Ausschusses die Holzvorräte für die Heizung und versprachen, für
weiteres Material zu sorgen, falls das Holz nicht reichen sollte. Lehrer
Strempel befindet sich in Unterkunft und Verpflegung bei Frau Erna
Wilke.
Am 4. Februar fand die Einführung des Lehrers Günter Haase statt. Wegen
dringender Arbeiten im Bürgermeisteramt konnte Herr Liepe nicht
erscheinen. Lehrer Schmädicke begrüßte den neuen Lehrer und wies auf die
wichtige Arbeit des Erziehers in der Gemeinde hin. Die Gemeindevertreter
versprachen Herrn Haase ...
Seite 139
... zu unterstützen. Herr Haase wohnt vorläufig in Schlepzig. Bei
ungünstiger Witterung soll er im Gasthaus übernachten. Mit dem Liede:
Brüder zur Sonne schloß die Feier.
Am 7. März fand in der Schule eine Elternversammlung statt. Lehrer
Schmädicke stellte in seinen Ausführungen die Verhältnisse an der Schule
und den Klassenräumen dar. Da die Schule Kuschkow 119 Kinder hat & nur
ein ordnungsmäßiges Klassenzimmer vorhanden ist, ergibt sich die
Notwendigkeit, ein neues Schulhaus zu bauen. Die Nebengebäude sind
ebenfalls baufällig, daher wurde eine Resolution an das Kreisschulamt
verfaßt, für Kuschkow einen Neubau vorzubereiten. Dieser Antrag wurde
von den Mitgliedern des Erziehungsausschusses unterschrieben und dem
Bürgermeister zur Weiterleitung übergeben. Alsdann kamen erzieherische
Fragen zur Aussprache. Unklarheiten sollen bei der nächsten Anwesenheit
des Schulrats bereinigt werden.
Am 1. Mai war die Schule schon am frühen Morgen in großer Bewegung. Die
Kinder der 2. & 3. Klasse marschierten um 6 Uhr früh geschlossen mit den
3 Lehrern voran die Fahne durch die Straßen des Dorfes und sangen ...
1947 (Chronik Seiten 140 - 141)
►
Faksimile-Foto von Seiten 140 - 141
Seite 140
... die bekannten Lieder vom Mai, Wanderlieder und die Lieder der neuen
demokratischen Zeit: Brüder zur Sonne und Wann wir schreiten. Nach der
Rückkehr von dem Maiumzug wurde in der Schule eine Maifeier abgehalten.
Die Kinder sangen einige Lieder, darauf stellte Lehrer Schmädicke in
seiner Ansprache die Bedeutung des 1. Mai für die Werktätigen der ganzen
Welt heraus unter Berücksichtigung der Entwicklung und Veranlassung der
Maifeiern. Darauf wurden mehrere Gedichte vorgetragen u. a. Ehre der
Arbeit vom 1. Mai. Zum Schluß sangen die Kinder das Lied: Wann wir
schreiten Seit an Seit. Gegen Mittag versammelten sich die Kinder, sowie
die Lehrer vor dem Gasthaus von Koschak, um nach Krugau über Gröditsch
zur Maifeier in Krugau zu fahren. Zunächst spielte die Kapelle das Lied:
Der Mai ist gekommen. Darauf bestiegen alle Kinder & die übrigen
Teilnehmer, vor allem die FDJ und Mitglieder der SED die Wagen und
fuhren mit Musik nach Gröditsch. Vor der Fabrik "Erwana" *) wurde
angehalten und abgestiegen. Es formierte sich aus allen Teilnehmern,
einschließlich Gröditsch ein imposanter Zug und marschierte ...
*) Erwana: Chemisch-pharmazeutische Fabrik in Gröditsch mit im Laufe
der Zeit wechselnden Besitzern und Namen, Entstehungsjahr bislang nicht
ermittelt. Nach 1945 bekannt als "Erwana" Inhaber Erich Wachs, 1947
Chemisch-pharmazeutische Fabrik GmbH, seit 1950/51 VEB Carmol-Werk
Rheinsberg, Werk II Gröditsch, später VEB Pharm. Fabrik Spreewald GERMED
und aktuell "Spreewälder Arzneimittel GmbH".
Seite 141
... mit wehenden Fahnen & unter Vorantritt der Kapelle bis zur Post
Gröditsch. Hier bestiegen wieder alle die Wagen und fuhren nach Krugau.
Bei der Ankunft im Lager zu Krugau formierte sich wieder der Zug und
marschierte in den großen Festsaal des Lagers Krugau ein. Hier eröffnete
der Bezirksvorstand der SED die Feier. Die Mai-Ansprache hielt ein
Redner aus Lübben, der Betriebsleiter der Städtischen Gaswerke. Er ging
in seiner Rede auf die Entwicklung der Maifeiern in Deutschland ein. Er
fühlte sich stark beeindruckt von der Tatsache, daß heute, am 1. Mai
1947 zum erstenmal alle Werktätigen gemeinsam, Arbeiter und Bauern,
diesen Tag begehen & maß dieser Erscheinung die größte Bedeutung für die
Zukunft bei. Seine ausführliche Rede klang in ein Hoch auf die
Werktätigen und auf den 1. Mai aus. Es folgten sodann gesangliche
Darbietungen seitens der FDJ. Krugau. Gemeinsame Lieder, Vorträge des
Wirtes vom Lager Krugau. Den verbindenden Text zu den Darbietungen
sprach der Betriebsleiter vom Erwana Gen. Adam aus Gröditsch. Zum Schluß
des offiziellen Teils spielte die Kapelle noch einige ...
1947 (Chronik Seiten 142 - 143)
►
Faksimile-Foto von Seiten 142 - 143
Seite 142
... Tanzstücke & alle Festteilnehmer beteiligten sich freudig am Tanz.
Gegen 5 Uhr nachmittags fuhren die Teilnehmer von Kuschkow wieder ab, um
in Kuschkow bei Koschak den Tag weiter zu feiern. Von 6 – 8 Uhr
vergnügten sich die Kinder beim Tanz. Zum Schluß sangen sie einen Kanon,
den Herr Strempel leitete. Alsdann begann der Tanz für die Erwachsenen,
der sich bis zum Morgen hinzog. Zur Belebung der Feier und zur
Ausschmückung des festlichen Verlaufs trugen viel die Darbietungen der
F.D.J. Kuschkow. Die Freie Deutsche Jugend sang unter Leitung von M.
Kaatsch einige Lieder. Sodann trugen einige Mitgl. passende Gedichte zum
1. Mai vor. Alle Darbietungen wurden von den Anwesenden mit großem
Beifall aufgenommen. Alsdann sprach Bürgermeister Liepe einige Worte zur
Begrüßung der erschienenen Teilnehmer und wünschte allen recht frohe
Stunden und einen harmonischen Verlauf der Maifeier.
Am 19. Juni fand bei Beteiligung aller drei Klassen und der Lehrerschaft
die Beerdigung des Schülers Wolfgang Mating statt. Er war am 1. Mai ...
Seite 143
... unter Verdacht an Blutvergiftung ins Krankenhaus Lübben eingeliefert
worden. Nach dreimaliger Operation verstarb er am 16. Juni. Er hatte
noch zu Pfingsten die Einsegnung mitgemacht und sollte zum Jahresschluß
entlassen werden. Unter großer Beteiligung der Ortsbewohner bewegte sich
der Trauerzug zum Friedhof. Die Kinder trugen Kränze und Blumensträuße &
legten sie am Grabe nieder.
Am 21. Juni fand in der Schule eine Feierstunde aus Anlaß des 11.
Todestages des russischen Dichters Maxim Gorki statt. Lehrer Schmädicke
gab ein anschauliches Bild vom Leben und Wirken dieses großen Humanisten
und Menschenfreundes, der nicht nur in seinen Dichtungen ganz für die
notleidenden und unterdrückten Arbeiter eintrat, sondern auch in seinem
Leben das mitfühlende Herz für den Bedrängten zeigte. Es wurden im
Verlauf der Feierstunde Abschnitte aus seiner Dichtung: "Die Mutter"
vorgelesen. Gorki ist gerade uns Deutschen in der heutigen Notlage ein
Wegweiser, nämlich unverzagt auf friedlichem Wege und durch ein
menschenfreundliches Wesen eine neue Zukunft aufzubauen.
1947 (Chronik Seiten 144 - 146)
►
Faksimile-Fotos von Seiten 144 - 145 und
146 / 147
Seite 144
Zum Schluß des Schuljahres 1946/47 fand zunächst am 18. Juli in
Schlepzig ein Wettspiel zwischen den Schulen Schlepzig, Kuschkow,
Dürrenhofe und Krugau statt. Es wurden folgende Übungen ausgetragen:
Stafetten-Stern-Lauf 10·50 m. Hier erhielt Kuschkow die 4. Stelle, da
unsere Staffel den schlechtesten Weg zurückzulegen hatte. 4·100 m Lauf.
Kuschkow an 3. Stelle durch Werner Menz. Weitsprung: Menz, Werner 3,80
m, Koschak 3,65 m, Eitrich 3,65 m. Hindernislauf 3. Stelle. Tauziehen
Kuschkow – Dürrenhofe. Das zweite Mal ist Kuschkow Sieger. Fußball
Schlepzig – Kuschkow gegen Dürrenhofe – Krugau 2:0. Die Wettspiele sind
zur allgemeinen Befriedigung der Teilnehmer und in voller Harmonie
verlaufen. Am 24. Juli fand die Schulentlassungsfeier statt. Sie wurde
mit einer Ausstellung von Schülerarbeiten verbunden. Die Arbeiten der
Kinder fanden den vollen Beifall des Erziehungsausschusses und der
Eltern. Lehrer Schmädicke verabschiedete in bewegten Worten 15 Knaben
und Mädchen, die der Schulpflicht genügt haben. Gedichte und Lieder
erweckten eine feierliche Stimmung unter allen Anwesenden. Mit der
Zeugnisverteilung endete die schöne Feier, die besonders den Kindern
noch in langer Erinnerung bleiben wird.
Zum Schluß des Schuljahres 1946/1947 zählte die Schule Kuschkow 118
Kinder. Am 24. Juli begannen die Sommerferien. Sie dauerten bis zum 31.
August. Das neue Schuljahr 47/48 beginnt am 1. September.
{Die Namen Menz und Koschak sind im Original falsch geschrieben.
Korrekt: Mentz und Koschack.}
Seite 145
Schuljahr 1947 / 48
Das neue Schuljahr begann am 1. September mit der feierlichen Aufnahme
der Lernanfänger. Es wurden 10 Kinder, 4 Knaben und 6 Mädchen
aufgenommen. Alle Kinder versammelten sich in der unteren Klasse. Die 10
Lernanfänger saßen mit ihren Müttern auf einer gesonderten Bank. Die
Feier begann mit einem Lied, das die Kinder sangen, darauf wurde das
Gedicht: Gebet vorgetragen. Lehrer Schmädicke begrüßte in seiner
Ansprache die erschienenen Lehrer, Mütter und Kinder. Er schloß seine
Ausführungen an die Abschieds- bzw. Entlassungsfeier im Juli an und ging
auf die Bedeutung des neuen Schuljahres ein. ...
{Hier endet der Text dieser Seite, die andere Hälfte wurde
herausgeschnitten.}
Seite 146
{Rückseite der halben Seite 145}
Er schilderte die schwere politische & wirtschaftliche Lage unseres
Volkes und ermahnte die Kinder, die Schulzeit gut auszunützen, damit
jedes Kind soviel wie möglich Wissensstoff sich aneignet, um einmal im
Leben eine Stellung zu erwerben. Er wies auf die schwere Zukunft hin,
die vor uns liegt. Es sei also doppelt nötig, seine Pflicht zu erfüllen,
damit wir wirklich tüchtige & leistungsfähige Kinder aus unserer Schule
entlassen können. Er ging dann auf die Lernanfänger näher ein, begrüßte
sie im Namen der Schule alle auf das herzlichste. Er nahm von ihnen das
Versprechen ab, brave & fleißige Kinder zu werden. Er bat die Mütter um
ihre Unterstützung bei der schwierigen Erziehungsarbeit. An die
Ansprache schloß sich die Aufführung des Märchenspiels von der goldenen
Gans. Darauf erhielten ...
{Der restliche Text fehlt.}
1947 (Chronik Seiten 147 - 148)
►
Faksimile-Fotos von Seiten 146 / 147 und
148
Seite 147
{Lose Seite ohne Jahresangabe, gehört zu 1947. Siehe rechte Seite im
Faksimile-Foto.}
... die Kinder die vom Schulamt gespendeten Plätzchen und Süßigkeiten,
worüber sich die Kleinen natürlich besonders freuten. Mit frohen
Gesichtern verabschiedeten sich Mütter & Kinder von den Lehrern.
Auf Anordnung der Polizeibehörde wurde der Unterricht noch bis zum 15.
September ausgesetzt, um ein Vordringen der epidemisch auftretenden
spinalen Kinderlähmung zu verhindern. Auf eine neuere Verfügung des
Gesundheitsamtes in Verbindung mit dem Schulamt hin, wurde der
Unterricht schon am 5.9. wieder aufgenommen. Am 5. Oktober fand unser
Kinderfest statt. Um 1 Uhr war Gottesdienst anläßlich des
Erntedankfestes und um 3 Uhr begann das Kinderfest. Der Lehrer
Schmädicke begrüßte Eltern, Gäste und Kinder & wies auf die doppelte
Feier des heutigen Tages hin. Erntedankfest, Kinderfest, Erntedankfest,
ein Festtag als Danksagung für die glücklich eingebrachte Ernte &
Kinderfest ein Dankfest der Gemeinde für die fleißige Mithilfe der
Kinder bei allen Feldarbeiten. Trotz der kurzen Zeit der Vorbereitung
war die Vortragsfolge doch noch reichhaltig und gefielen alle
Darbietungen der Kinder den erschienenen Gästen & Eltern. Nach dem
Begrüßungsprolog folgten eine ...
Seite 148
{Rückseite der losen Seite ohne Jahresangabe, gehört zu 1947. Siehe
linke
Seite im Faksimile-Foto}
... einige Lieder und Gedichte. Bei dem Vortrag der Gedichte beteiligten
sich alle Jahrgänge. Besonders die Gedichte, die durch die Jüngsten
vorgetragen wurden fanden reichen Beifall. Die älteren Kinder spielten
darauf zwei Theaterstücke. Die Knaben das gefallene Pferd & die Mädchen
das Märchen vom König Drosselbart. Nach den Vorführungen im Saal
spielten die Kinder im Freien im Beisein der Eltern. Die Kleinen
erfreuten sich an Spielliedern, die größeren Kinder fanden viel Spaß am
Klettern nach der Stange. Zum Lohne für ihre Kletterkunst konnten sie
sich eine Wurst abnehmen. Die kleinen Kinder amüsierten sich mit
Wursthüpfen, auch hier konnte mancher einen schönen Happen Wurst
abbeißen. So verging die Zeit bis zum gemeinsamen Abendessen. Die
Gemeinde hatte ein Kalb gespendet. Kartoffeln waren ebenfalls genügend
gesammelt & so aß sich jeder satt. Bei schöner Tanzmusik konnten sich
die Kinder noch einige Zeit beim Tanz erfreuen. Dann dankte
Bürgermeister Liepe allen, die zum Gelingen des so schön verlaufenen
Kinderfestes beigetragen hatten. Beim Abschied bekam jedes Kind noch
eine halbe Wurst.
Die Herbstferien dauerten vom 3. bis 14. Oktober. Am 15. September wurde
Herr Haase nach Börnichen versetzt {er begann in Kuschkow am
4.2.1947}. Die Vertretung in der II. Klasse übernahm Lehrer
Schmädicke. Wegen Lehrermangels wird die III. Stelle vorläufig nicht
besetzt.
Hier endet die Abschrift der Schulchronik
Es folgen Bilder von verschiedenen losen Textdokumenten, die hinten in das Buch eingelegt
wurden sowie zuletzt der rückseitige Einband der Schulchronik. Klicken Sie wieder auf
diese Bilder, dann sehen Sie lesbare Vergrößerungen.
Die folgenden beiden Fotos zeigen jeweils rechts das eingelegte Formularblatt zur
"Heimatkundlichen Landesaufnahme Kurmark" für die Gemeinde Kuschkow von
1903, Nachträge 1924, Berichterstatter: Lehrer Gerhard Thürmer, Sachbezeichnung:
"Alte Dorfanlage in der Feldmark des Bauern Paul Michelchen ?",
Lagebezeichnung: "Am S.-O.-Rand des Dorfes"; zuerst die Vorderseite
des Formulars, dann die Rückseite mit dem wohl um 1935/39 als Sachbeschreibung
handschriftlich eingetragenen und nur schlecht lesbaren Text:
"Im Jahre 1926 besichtigte Herr Professor Dr. Götze, Berlin, den in der
Feldmark des Bauern Paul Michelchen gelegenen Wotschowberg am Süd-Ostrande des
Dorfes. Die vielen vorgefundenen Urnenscherben und Feldsteinfundamente
lassen darauf schließen, daß es sich um eine alte Dorfanlage ‒ nicht um
einen slawischen Rundwall ‒ handelt, deren Alter auf 3000 Jahre
geschätzt wurde. Die mit Kanneluren versehenen Urnenscherben mögen aus der
Bronze- und frühesten Eisenzeit stammen. ‒ Dicht am Wotschowberg
fand ein hiesiger Besitzer ein Bronzebeil. ‒"
Das Schreiben des Schulrats (oben links) hat folgenden Inhalt:
Der S c h u l r a t des Kreises Lübben
Lübben, den 4. Februar 1946
An alle Schulen !
1.) Betr.: Bildung v. Ausschüssen für Schul- und
Erziehungsfragen.
Sie wollen sofort die Wahlen eines Ortsausschusses für Schul- und
Erziehungsfragen in Zusammenarbeit mit dem Herrn Bürgermeister
veranlassen. Dieser Ausschuss, der die Aufgabe hat, bei der
Schulverwaltung und Schulaufsicht mitzuwirken, wird von mir nach seiner
Einrichtung weitere Anweisungen für seine Tätigkeit erhalten. Er setzt
sich wie folgt zusammen:
a) 1 bis 2 Vertreter jeder Parteien,
b) 2 Vertreter der Lehrergewerkschaft.
Der Ausschuss wählt selbst seinen Vorsitzenden, der am besten ein
Schulmann ist.
Sollten an Ihrem Ort noch nicht alle Parteien vertreten sein, so sind
nur Vertreter der vorhandenen Parteien hinzuzuziehen. Unter den
Mitgliedern des Ausschusses müssen auch Frauen vorhanden sein. Der
Ausschuss muss monatlich mindestens einmal zusammentreten.
2.) Betr.: Elternausschüsse
Neben dem Ausschuss für Schul- und Erziehungsfragen sind an jeder Schule
Elternausschüsse zu wählen, die 6 bis 12 Mitglieder, je nach der Grösse
der Schule haben müssen. Die Auswahl der Mitglieder erfolgt nach den
gleichen Grundsätzen, wie die Auswahl der Mitglieder der
Gemeindeausschüsse für Schul- und Erziehungsfragen, jedoch kommen hier
nur solche Vertreter in Frage, die ihre Kinder in der Schule haben. Den
Vorsitz führt der Schulleiter. Auch dieser Ausschuss tritt monatlich
einmal zusammen. Die Elternausschüsse haben die gleichen Aufgaben, wie
die Gemeindeausschüsse für Schul- und Erziehungsfragen. Die bisher
gewählten Elternbeiräte verlieren damit ihre Funktion. Es empfiehlt sich
wohl, die gleichen Personen in den Elternausschüssen zu wählen, soweit
das den oben genannten Grundsätzen entspricht.
gez. Maey, Schulrat
Auch das ebenfalls in der Schulchronik aufbewahrte Blatt mit dem Aufsatz von Alfred Rattei
vom 1. September 1963 zur Dorfgeschichte wird nachfolgend als Abschrift wiedergegeben. Sowohl die Fotos mit dem
originalen Schreibmaschinentext als auch die dazugehörige Skizze der Dorfanlage mit Beschreibung können
wieder mit Klick auf die Fotos vergrößert werden. Leider wurde die geplante Nummerierung der Skizze
nicht mehr eingetragen, siehe dazu die Liste rechts:
Alfred R a t t e i
Uhrmacher
Kuschkow
Wenn ich mir erlaube, der Schul- und Ortschronik einen kleinen
Zusatz beizufügen, so bitte ich das einem Zweiundachtzigjährigen und alt
eingesessenen Kuschkower, der den Wechsel unseres Dorfbildes in einem
Menschenalter miterlebte, aber auch für die Frühgeschichte unseres
Dorfes Interesse hatte, zu verzeihen. Wenn Herr Lehrer Wegener die
Frühgeschichte unseres Dorfes so erschöpfend niedergeschrieben hatte, so
möchte ich dennoch der Nachwelt dazu einige Zusätze geben.
Herr Wegener, der 1921 die hiesige Lehrerstelle antrat, war bis zu
seiner Verheiratung in meiner Familie ein lieber Hausgenosse. Nicht
allein daß wir für seine leiblichen Bedürfnisse – oft unter Entbehrungen
– sorgten, denn es war ja die böse Zeit nach dem ersten Weltkrieg,
sondern ich konnte ihm für seine Niederschriften manche Auskunft geben.
Er gab Kuschkow einen neuen Auftrieb nicht nur in Gesang und Musik, war
er doch hier seinem Vorgänger, Herrn Lehrer Klintsch {Klintzsch},
der ein Künstler war, ein würdiger Nachfolger. Es war auch seine
Rednergabe und seine Heimatliebe. War Kuschkow für ihn die
Aufstiegsleiter zu seiner Größe, so entfaltete diese sich erst recht in
seinem neuen Wirkungskreis in Neuzauche. - Kuschkow sah ihn ungern
scheiden. Sein Wirken dort endete mit seiner Einberufung. Er ist mit
seinem Sohn im Krieg geblieben. Ehre seinem Andenken!
Wenn ich nun zu seinen Niederschriften in der Schul- und Ortschronik
komme, so will ich anknüpfen an den von ihm verfaßten und im Lübbener
Kreisblatt abgedruckten Artikel, der auf den Seiten 95 und folgend
eingeklebt ist.
Wenn Herr Wegener dort schreibt, daß die Umsiedlung des Dorfes
vielleicht in der Zeit von 1002 bis 1032 n. Cr. vorgenommen wurde, so
gehe ich mit ihm einig. So komme ich als Kenner unserer Heimat, wo
besonders die Bodenverhältnisse unseres Ortes stets mein Interesse
gefunden haben und vor einem ¾ Jahrhundert, als ich 7 Jahre alt war,
vieles anders aussah als ich es heute sehe, zu meinen eigentlichen
Ausführungen, wenn ich nur daran denke, daß ich einst auf dem Buchteweg
Schlittschuh lief und daß am Kirchhofsweg nur zwei Gehöfte waren.
Die heutige Dorfstraße war vermutlich eine von Süden nach Norden
hingestreckte Insel, die wahrscheinlich durch die Schlammablage von zwei
bedeutenden Flußläufen gebildet wurde. Ostwärts der Insel der eine
Flußlauf, der vom Dürrenhofer See kommt, der wiederum Verbindung hatte
mit dem Tief am Südende der Dorfes Schlepzig und weiterhin mit der
Hauptspree. Der zweite Flußlauf westwärts von der Pretschener Spree
kommend hatte südlich als nördlich Verbindung mit dem östlichen Flußlauf.
Die südliche Verbindung ist heute noch erkennbar, die nördlich mag im
Zuge der heutigen Berliner und Pretschener Straße gewesen sein. Alte
Leute erzählten, daß einst das Wasser bis zur Kirche reichte. Hier
stehend ist leichter Sandboden, zur höher gelegenen Dorfstraße hin ist
guter Gartenboden. Die Frauen der Dorfstraße holten das Wasser zur
Wäsche aus ...
{Rückseite}
... aus der Kirchstraße, weil es eben besser war und das ihrige sich
nicht eignete. Ein Beweis für die Struktur des Bodens und meine Annahme
für die Bildung der Insel. Es ist eine Frage, ob die Vereinigung beider
Flüsse am nördlichen Ende zur Zeit der Umsiedlung noch bestand.
Jedenfalls hat sie der Flugsand zugedeckt. Beide Bodenarten scheiden
sich fast mit dem Lineal gezogen im Zuge der Berliner und Pretschener
Straße (Podowazna und Keunz). Wie Herr Wegener schreibt, daß die
Dorfstraße der älteste Teil des Dorfes gewesen sein müsse, ergibt sich
daraus. Bewundernswert ist die systematische Anordnung der großen
Bauernhöfe, denn nur diese gibt es in der sehr breiten Dorfstraße.
Ob diese Neuordnung schon von den Umsiedlern getroffen oder erst nach
großen Feuersbrünsten vorgenommen wurde, vermag ich leider nicht zu
sagen. Jedenfalls hat ein kluger Kopf dabei gewirkt. Dem ältesten Sohn
fiel das väterliche Erbe zu. Die anderen Kinder arbeiteten als
Tagelöhner, mußten sich eine Bleibe schaffen und so entstanden Keunz und
Podowazna, zuletzt die Kirchstraße.
Mein Hausgrundstück, mitten im Zentrum des Ortes belegen, findet sich hart
an der nördlichen Seite der Schnittlinie (leichter Sandboden) knapp 100 m
vom ostwärts liegenden Flußlauf entfernt. Bei Grabung meiner zwei
Brunnen 1912 und 1940 kam ich bei 2½ m Tiefe auf Holz, das ich
nicht mehr mit dem Spaten durchstoßen konnte und das Wasser wurde schwarz
wie Tinte. Hier war gewiß Urwald am Ufer des Flusses. Bei Ausschachtungen
meines Gartens 1913 stießen wir auf einen Erdklumpen von 3 x 3 m, der
vollständig mit Teer durchtränkt war und den wir mit der Picke
kleinschlagen mußten. Also hier wurde Teer gekocht aus dem Waldbestand.
Somit kann man annehmen, daß die von zwei Flüssen umgebene, von dichtem
Urwald bestandene, hochgelegene Insel den Anreiz gab, das neue Dorf
hier zu errichten.
Wovon mögen die Menschen damals gelebt haben? – Ackerbau vielleicht
nur ganz gering, – Viehzucht? – ein Fisch- und Wildreichtum
unvorstellbar! Noch als Junge konnte ich Fische an jedem Wassergraben
mit den Händen greifen, sonntags auf Suche nach Kiebitz und Enteneiern!
Zum Schluß noch die wendischen Flurnamen: Kaunitza, Wieke, Wask Wotschow,
Golitzka, Serkaschina, Goritza, Hopschook, Papronitze, Scarauer, Wissecke,
Wolschna, Woßna, Wilpja, Dubrauke, Koboljnike, Wilpja, Plasez, Jeske,
Stucka, Krotzizzka, Gorke, Pograuna.
Kuschkow, den 1. September 1963.
... Die Fortsetzung zur Abschrift
der Schulchronik folgt im Teil 2 ‒ siehe direkt hier:
►
|