Die Schulchronik der Schule zu Kuschkow 1891 - 1953
Teil 1.2: 1924 - 1929
Einen Einführungstext zu Entstehungsgeschichte und Abschrift der Schulchronik finden
Sie am Anfang im Teil 1 (siehe oben, Seitenübersicht). Ursprünglich als reine Schulchronik
begonnen, entwickelten sich die Niederschriften der Lehrer zunehmend ab etwa 1922 auch
zur allgemeinen Ortschronik.
1924
- 1925 (Chronik Seiten 78 - 79) ►
Faksimile-Foto von Seiten 78 - 79 und
Seite 79
Seite 78 (linke Spalte, Schulchronik) und Einkleber
Seite 79/80 (jeweils linke Spalte, Fortsetzung
Schulchronik)
II. Prüfung
des Lehrers Wegener.
Am Mittwoch, d. 9. Juli 1924 erschien die Prüfungskommission in
der hiesigen Schule:
1. Herr Reg. u. Schulrat Otto – Frankfurt a./O.
2. Herr Schulrat Kolepke – Lübben.
3. Herr Lehrer Jaenichen – Lübben.
I. Der praktische Teil der Prüfung erstreckte sich auf
folgende Fächer:
11 - 11 ½ Uhr: Rechnen (Unterstufe)
1. Einführung in die Zahlbegriffe 7-10. 1.Schulj.
2. Einführung in das Zusammenzählen gemischter Zehner (25 + 13 =
38) ohne Übergang 2. Schulj.
11 ½ -12 Uhr: Heimatkunde (Mittelstufe)
1. Schülervorträge Behandelter Stoffe.
2. Einführung in das Zeichnen des Grundrisses unsers
Schulzimmers.
12 - 12 ½ Uhr Rechtschreibung (Oberstufe)
1. Diktat über Dehnung bei A, O, E mit anschließender Besprechung
und Berichtigung.
2. Einführung in die Dehnung bei İ.
Bemerkung: L. Wegener hat als Thema seiner schriftlichen Prüfungsarbeit
folgende Aufgabe gewählt:
Meine Arbeit an der Rechtschreibung meiner Schüler.
II. Der wissenschaftliche Teil der Prüfung erstreckte
sich auf Psychologie, Methodik und Schulkunde.
Psychologie: Intelligenz und Begabung.
Methodik: Vorbereitung zum Rechnen mit Überschr. des Zehners.
Simultane und sukzessive Auffassung. Typenrechnen.
Heimatkunde: Anschauungsmittel für den heimatkdl. Unterricht.
Vorbereitung des Lehrers zu heimatkdl. Lehrausflügen.
Deutsch: Das Fremdwort in der Volksschule.
Schulkunde: Einige Verordnungen über Schulpflicht und
Schulbesuch. Vergleich zwischen den Allgemeinen Bestimmungen und den
Richtlinien.
Prüfungsergebnis: Bestanden.
Der Schulvorstand bewilligte die Mittel zur Errichtung eines neuen
Kachelofens für das Schulzimmer. Am 3., 5. und 7. November 1924 nahm
Lehrer Wegener an einem Kursus in Lübben zur Einführung der Sütterlin-Schreibmethode
teil.
Seite 78 (rechte Spalte, Ortschronik) und Einkleber
Seite 79/80 (jeweils rechte Spalte, Fortsetzung
Ortschronik)
{Zeitungsartikel über das Sängerfest am 5. Juni siehe im
Originaltext als Faksimile-Foto}
Vereinstätigkeit
Zur Pflege kultureller Aufgaben haben sich im Laufe der Zeit Vereine
gebildet, die auch an dieser Stelle gewürdigt werden sollen. Krieg und
Nachkriegszeit mit ihren verheerenden materiellen Auswirkungen haben es
nicht vermocht, das Streben der Menschheit nach etwas Höherem zu
unterdrücken. Wenn man einen Blick in die für unsre ländlichen
Verhältnisse am besten zugeschnittenen Provinzblätter hineinwirft
(Lübbener Kreisblatt und L. Zeitung, Kottbuser Anzeiger, Frankfurter
Oderzeitung) so kann man an allen Orten rege Vereinstätigkeit
beobachten.
1. Der Kriegerverein (gegründet im Jahre
1897 widmet sich der Pflege und Erhaltung der Erinnerung an die Opfer
des Weltkrieges. Der Höhepunkt seiner Arbeit liegt zur Zeit
unzweifelhaft in der Errichtung (14.5.1922 eingeweiht) und Erhaltung des
Kriegerdenkmals. (s. Seite 73.) In dem Gemeindevorsteher H. Sattler
besitzt der Verein einen tatkräftigen und zielbewussten Führer.
Alljährlich hält der K.V. im Sommer sein Schützenfest ab, das sich zu
einem Volksfest mit Schankbuden (?), Wurst- und Bonbonzelten gestaltet.
2. Der Männergesangverein "Concordia" widmet sich der Pflege des
Volksliedes. In Juni dieses Jahres beteiligte er sich an dem
Spreewaldsängerfest in Neu-Lübbenau.
3. Der jüngste und hoffnungsvollste Verein ist der Turnverein
Jahn, gegründet im Jahre 1920. Es ist zu begrüßen, daß in einer
Zeit, wo der Jugend durch Auflösung des Gesetzes der allgemeinen
Wehrpflicht *) die Schule des Heeres fehlt, die Turnbewegung immer mehr
Anhänger findet. Alljährlich hält der Verein unter tatkräftiger Leitung
vom Vorsitzenden Emil Elsner und Turnwart H. Dillan sein Stiftungsfest
ab. Ebenso nimmt er an den Dorfwettkämpfen der Nachbarvereine teil.
*) {Die Wehrpflicht wurde mit Reichgründung 1871 in der Verfassung
festgeschrieben. Die Wehrpflicht von insgesamt sieben Jahren für
wehrtaugliche Männer ab dem 20. Lebensjahr, die eine 1- bis 3-jährige
Grundwehrzeit als aktive Soldaten in den Streitkräften und danach die
verbleibende Zeit als Ersatzreservepflicht in der Landwehr bedeuten
konnte. Mit dem verlorenen I. Weltkrieg untersagte der Versailler
Vertrag die allgemeine Wehrpflicht in Deutschland, was das deutschen
Heer auf 100.000 Mann reduzierte.}
Im Oktober 1924 wurde ein neuer Gemeindevorstand gewählt:
1. Paul Görzig, Bauer, als Gemeindevorsteher,
2. Paul Michelchen, Bauer, als 1. Schöffe,
3. Emil Elsner, Stammgutsbesitzer, als 2. Schöffe,
4. Gustav Rattei, Brunnenbauer, als Hilfsschöffe.
Reichstagswahlen am 7. Dezember:
294 Stimmen: Deutschnationale Volkspartei
5 ''
Nationalsozialistische Freiheitspartei
4 ''
Deutsche Volkspartei
2 ''
Wirtschaftspartei des Mittelstandes
3 ''
Sozialdemokraten
Turnverein "Jahn" in Kuschkow, Gruppenbild
zur Gründung des Vereins 1920
(Foto: Familienarchiv Schneider/Paech)
1924
- 1925 (Chronik Seite 81) ►
Faksimile-Foto von Seite 81
Seite 81
{Eingeklebter Zeitungsartikel "Weihnachtlicher Elternabend" - siehe
Originaltext im Faksimile-Foto}
So ging das Kalenderjahr 1924, in dem sich das Verhältnis zwischen
Lehrer und Gemeinde zu seinem friedlichen und segensreichen
Zusammenarbeiten gestaltete, ruhig zu Ende.
Der Gesundheitszustand der Schulkinder war gut. Zu erwähnen ist noch,
daß sich unsre Gemeinde recht lebhaft an der Kartoffelspende für die
Berliner Stadtmission beteiligte. Ebenso sammelten die Kinder reichlich
zu einer Weihnachtskiste für die Stadtmission, so daß eine große
Frachtkiste, eine kleine Kiste und zwei Stück mit Lebensmitteln auf der
Bahn abgegeben werden konnten. Die Freude unter den Ärmsten der Berliner
Stadtmission war groß, daß Stadtmissionar Schulze - Berlin nicht umhin
konnte, in einem Briefe herzlich für die Liebesgaben zu danken. Er
schloß mit dem Wunsche, daß Gott all die Liebe, die in der Sammlung zum
Ausdruck gekommen ist, in der Gemeinde segnen möchte.
Was die kindlichen Angelegenheiten in der Gemeinde betrifft, verlief das
Jahr 1924 auch ruhig. Zweimal waren Lübbener Pfarrer erschienen:
Herr Oberpfarrer Baumann am 1. Pfingstfeiertage,
Herr Pfarrer Przybilski am 3. Adventssonntage, der kräftige Worte über
die Jugendpflege sprach.
________________
1925
(linke Spalte, Schulchronik)
Am 16. Januar 1925 besuchte der Lehrer mit der 1. Klasse die Vorstellung
des Filmwerks "Die Nibelungen" in den Liuba-Lichtspielen in Lübben, am
8. Februar die Filmvorstellung "Friedrich Rex", 1. & 2. Teil im
Wolling’schen Gasthause in Krugau.
1. Februar Kataster 1925: Die Schülerzahl
beträgt 65.
(rechte Spalte, Ortschronik)
Das Vereinsleben steht in unserer Gemeinde auf dem Höhepunkt. Es ist
dankbar zu begrüßen, daß die Vorstände ihre Arbeit der Pflege
kultureller Aufgaben widmen. So wagte sich der Turnverein an die
Darstellung des Trauerspiels "Der Glockenguß zu Breslau" und des
vaterländischen Schauspiels "Unter französischen Bajonetten" (im
Ruhrgebiet) heran. Der Kriegerverein ließ das vaterländische Filmwerk
"Ostpreußen und sein Hindenburg" vorführen. Gesänge des Schülerchors
"Freiheit die ich meine", "Wohl sehr glücklich ist, wer zu sterben
weiß", "Herr, sieh die Not", "Wir treten zum Beten" (altnied.
Volkslied.) ...
1925
(Chronik Seite 82) ►
Faksimile-Foto von Seite 82
Seite
82 (linke Spalte, Schulchronik)
Anläßlich des Ablebens des Reichspräsidenten Fr. Ebert fiel der
Unterricht am Mittwoch, den 4. März aus. Nach einer würdigen Trauerfeier
wurden die Schulkinder um 9 Uhr entlassen.
Donnerstag, den 19. März besichtigte Herr Schulrat Kolepke von 145
bis 345 Uhr die hiesige Schule. Die Leistungen der
Schulkinder zeigten in allen Fächern, besonders in Rechnen einen
erheblichen Fortschritt gegen den früheren Revisionen.
Am 31. März wurden 5 Mädchen und 7 Knaben entlassen, am 1. April neu
aufgenommen nur 3 Mädchen und 2 Knaben. (Typisches Beispiel des
Geburtenrückganges während des Krieges.)
{Von den Schulentlassungszeugnissen zum 31. März 1925 ist das
Zeugnis für unseren Nachbarn Franz Schneider im Familienarchiv
Schneider/Paech erhalten geblieben, es wird nebenstehend gezeigt.
Das Zeugnis gibt eine gute Übersicht über die Unterrichtsfächer an
der Kuschkower Schule zu dieser Zeit, es ist ausgestellt und unten rechts unterschrieben vom
Lehrer Fritz Wegener als "Klassenlehrer und alleiniger Lehrer",
abgestempelt mit "Gemeindeschule zu Kuschkow b. Pretschen N.L.",
ein Schulleiter hat nicht unterschrieben. Wenn Sie eine
größere und gut lesbare Ansicht von diesem Schulentlassungszeugnis sehen wollen, dann klicken Sie hier:
►.}
Bei der Reichspräsidentenwahl am 29. März wurden 307 Stimmen für
Dr. Jarres (Reichsblock d.
Rechtsparteien) abgegeben.
{Karl Jarres: geb. 1874 Remscheid,
gest. 1951 Duisburg, dessen Oberbürgermeister er von 1914-1933 war.
Während der Ruhrbesetzung als "Held der Nation" gefeiert, da er seiner
Ausweisung durch die Besetzer nicht Folge leistete und deshalb zu zwei
Monaten Gefängnis von einem belgischen Kriegsgericht verurteilt wurde.
Im ersten Wahlgang der aufgeführten Wahl erhielt er die meisten Stimmen
= 38,8%, kandidierte jedoch beim 2. Wahlgang zu Gunsten Hindenburgs
nicht mehr. Als Kritiker der Nationalsozialisten verlor er mit deren
Machtübernahme seine politischen Ämter und war dann in der Wirtschaft
tätig.}
Schulbesuchsziffer am 1. Mai 1925
I. Kl. 1. Abt. 7./8. Schulj.
5./6. Schulj.
II. Kl. 1. Abt. 3./4. Schulj.
2. Schulj.
1. Schulj. |
10 Kn.
11 Kn.
8 Kn.
2 Kn.
3 Kn.
34 Kn. |
4 Mdch.
5 Mdch.
7 Mdch.
5 Mdch.
3 Mdch.
24 Mdch. |
insgesamt 58 Schulkinder, darunter 49 einheimische, 9 Fremdenschulkinder |
Seite 82 (rechte Spalte, Ortschronik)
... und entsprechende Gedichtsvorträge umrahmten die Feier. Der
Gesangverein, der beschlossen hat, dem Spreewaldsängerbund beizutreten,
zeigte am 7. Febr. seine Leistungen in dem Abt’schen Liede: Waldandacht
und Theaterspiel, wobei das Volksstück "In einem kühlen Grunde" mit
großem Beifall aufgenommen wurde.
Sonntag, den 1. März beging unsre Gemeinde in würdiger Weise den
Volkstrauertag für die im Weltkriege Gefallenen. Sämtliche Vereine,
auch die Schule marschierten vom Schulzi’schen Gasthause geschlossen zur
Kirche. Nach dem Gottesdienst wurde am Denkmal ein Kranz niedergelegt.
Gesänge des Männerchors und Schülerchors umrahmten die erhebende Feier,
in der so recht die Einmütigkeit unsrer Gemeinde zum Ausdruck kam.
Der zweite Wahlgang der Reichspräsidentenwahl am 26. April 1925
zeigte in Kuschkow folgendes Ergebnis:
Hindenburg, Generalfeldmarschall (Reichsblock)
Dr. Marx, Reichsminister (Volksblock)
Thälmann, Transportarbeiter, (Kommunist) |
322 St.
002 ''
000
''
324 '' |
Einquartierung: Die 3. Eskadron des Reiterregiments Nr. 5 (Stolp
i. Pommern) bezog am Freitag, d. 12. Juni hier Quartier. Sie rückte am
Sonnabend früh in Richtung Jüterbog ab. Der aufmerksame Beobachter kann
nur seiner Freude über den guten Geist in unsrer Reichswehr Ausdruck
geben. Der Dienst ist strenger als vor dem Kriege. Das Verhältnis
zwischen Offizier und Mann ...
1925
(Chronik Seite 83) ►
Faksimile-Foto von Seite 83 und
Seite 83 Ausschnitt
Seite 83 (linke Spalte, Schulchronik)
Am Dienstag, den 12. Mai fiel der Unterricht anläßlich des Amtsantritts
des Reichspräsidenten Hindenburg aus. Es wurde um 8 Uhr eine schlichte,
würdige Schulfeier veranstaltet.
Sonnabend, den 16.5.25 wurden unserer Gemeinde 14 Ruhrkinder aus
der Stadt Hagen N.R.W. überwiesen, die am 18.5.25 eingeschult wurden.
{Siehe dazu auch Seite 64}
Am 16. Juni 1925 wurde die große Volks-, Berufs- und Betriebszählung
veranstaltet. Als Zähler amtierten: Gemeindevorsteher Görzig, Gemeindevorsteher
i. R. Sattler, Kaufmann Köllnick, Hegemeister Boesoldt und Lehrer Wegener. Der
Unterricht fiel am oben genannten Tage aus.
Am 19., 20., und 22. Juni 1925 fiel der Unterricht aus, da der Lehrer
zwecks Teilnahme an einem Turn- und Sportkursus in Lübben beurlaubt war.
Ergebnis der Volkszählung am 16. Juni
274 männliche Einwohner
261 weibliche ''
535 Einwohner in 130 Haushaltungen und 96 Wohnhäusern
Ein weiterer Transport Ruhrkinder brachte 2 Knaben und 5 Mädchen, sodaß
sich hier z. Zt. 21 Ruhrkinder befinden.
Schülerzahl am 1. Juli:
49 einheimische Kinder
9 Berliner ''
21 Ruhrkinder
79 Schulkinder
Seite 83 (rechte Spalte, Ortschronik)
... außer Dienst ist durchweg kameradschaftlich.
{An dieser Stelle ist der Zeitungsartikel vom 7. Juni 1925 über das 5.
Stiftungsfest des Turnvereins Vater Jahn in Kuschkow eingeklebt. Bitte
diesen Text im Original auf dem Faksimile-Foto, Seite 83 Ausschnitt, lesen.}
Bei dem diesjährigen Schützenfest des Kriegervereins errang Stellmachermeister Rich. Jäzosch
die Königswürde. Kaufmann Güthler wurde 1., Anbauer Theod. Ternick 2. Ritter.
In der Nacht vom 18. zum 19. August wurde beim Lehrer Wegener ein Einbruchsdiebstahl
verübt und 1 fast neues Herrenfahrrad "Brennabor" und eine schwarze
Aktentasche entwendet.
{Wikipedia: Brennabor-Räder Gebrüder Reichstein, gegründet 1871, Firmensitz in
Brandenburg mit zahlreichen Niederlassungen, wie auch in Berlin. Zu Beginn Korbmacher,
dann Erweiterung auf Herstellung von Kinderwagen als größter Hersteller Europas. Ab
1880 auch Herstellung von Fahrrädern und ab 1901 Motorräder. 1908 begann die
Serienproduktion von Automobilen, was die Werke 1920 zum größten Automobilhersteller
Deutschlands aufsteigen ließ. Die Werke unterhielten einen eigenen Rennstall mit
weltweiten Erfolgen im Motorsport. Spätere Rüstungsproduktion und Einsatz von
Zwangsarbeitern führten 1945 zu Enteignung und Demontage des Werkes.}
Am 15. August hielt der Lehrer im Lehmann’schen Saale einen
Lichtbildervortrag "Der deutsche Rhein". (Man beachte nebenstehende
Briefmarke "Rheinland", die anläßlich der Jahrtausendfeier der
Rheinlande herausgegeben wurde.)
1925
(Chronik Seiten 84 - 85) ►
Faksimile-Foto von Seiten 84 - 85
Seite 84 (linke Spalte, Schulchronik)
Das Juligehalt des Lehrers Wegener (Besoldungsgruppe III, 1. Stufe)
betrug
an Grundgehalt
192,50 M
Ortszuschlag
23,00 M
Kirchliche Stellenzulage
21,00 M
Frauenbeihilfe
12,00
M
zus.
248,50 M
Abzüge für Dienstwohnung 10,13 M
Abzüge für Dienstland usw.
25,00 M 35,13
M
213,37 M
Abz. f. Reichseinkommensteuer
13,45 M
Es wurden bar ausgezahlt:
199,92
M |
|
|
|
Das Jahreseinkommen des Lehrers beträgt also nach Abzug der Steuern u.
Anrechnungswerte rund 2400,00 Reichsmark
Die Reichsjugendwettkämpfe wurden am Mittwoch, den 26. August
auf dem Sportplatz in Gröditsch mit den Schulen von Dollgen, Dürrenhofe,
Großleine, Großleuthen, Gröditsch, Kuschkow, Krugau, Leibchel, Schlepzig
und Wiese ausgetragen: Während die vorjährigen R.W.K. den Kuschkowern
keinen Preis brachten, errangen diesmal 5 Schüler die Urkunde des
Reichsausschusses für Leibesübungen:
Franz Mentz im Dreikampf mit
Paul Görzig '' '' ''
Werner Dillan '' ''
Erich Ternick '' ''
Alfred Bour (Hagen) '' '' |
56 Punkten
48 ''
54 ''
47 ''
47 '' |
|
|
(Mindestpunktezahl 40). Das Schlagballwettspiel gewann die Dürrenhofer Mannschaft mit 37:28
Punkten. Ebenso gewann Dürrenhofe die 4x100 m Stafette mit einer Brustlänge Vorsprung.
Seite 84 (rechte Spalte, Ortschronik)
Wieder ein Schritt weiter !
Einem lange notwendig gewordenen Bedürfnis Rechnung tragend, ist durch
Kreissatzung vom 27. Oktober 1924 auch in unsrer Gemeinde eine
ländliche Fortbildungsschule (Berufsschule)
eingerichtet worden. Nachdem Lehrer Wegener zur näheren Orientierung mit
der neuen Arbeit in der Zeit vom 21. bis 26. Oktober 1925 an einem
Kursus für ländl. Fortbildungsschulen unter Leitung des Ökonomierats
Lembke (? Schulrat Kolepke) in Lübben teilgenommen hatte, die zur
Einrichtung nötigen Vorarbeiten erledigt waren, wurde
Anfang November 1925 mit dem Unterricht in der
Fortbildungsschule begonnen. Dem 1. Unterrichtsabend (9. Nov.
1925) ging eine Elternversammlung voraus, die der Lehrer als
Vorsitzender des F. Schulvorstandes am 7. November in der Schule abhielt.
Zum Schulvorstand d. Fortb. Schule gehören:
1. Lehrer Wegener als Vorsitzender d. Schulvorstd.
2. Gemeindevorsteher Görzig (Stellvertreter Pl. Michelchen)
3. Großbüdner Aug. Schulze
4. Schmiedemeister Feldner.
Der Unterricht wird am Montag und am Donnerstag in der Zeit von 6-8 Uhr
abends abgehalten. Im Anschluss daran wird im Lehmann’schen Saale eine
Turnstunde erteilt, deren Leitung den bewährten Händen ...
Seite 85 (linke Spalte, Schulchronik)
Herbstferien 1925.
Letzter Schultag: Sonnabend, 19. Septb.
Erster '' :
Mittwoch, 14. Oktober. Dauer: 24 Tage.
Durch Reg. Verf. vom 12. Okt. 1925 ist der Lehrer F. Wegener für den
Eigenschulverband Kuschkow zum Verbandsvorsteher,
Gemeindevorsteher P. Görzig zum stellvertretenden
Vorsitzenden ernannt worden.
Am 19. Oktober verließen die Ruhrkinder unseren
Ort, nachdem sie fast ½ Jahr in unsrer Gemeinde gastfreie
Aufnahme gefunden hatten.
Sonnabend, den 12. Dezember besichtigte Herr Schulrat Kolepke von ½ 9 -
12 Uhr die hiesige Schule. Die in Religion, Deutsch, Rechnen, Geschichte
und Gesang abgehaltene Revision führte zu dem Ergebnis, daß die
Konfirmanden in der Mehrzahl noch mit hinter dem Schulziel zurückstehen.
Die Leistungen der Mittelstufe und Unterstufe waren recht zufrieden
stellend. Doch wann wird für die Oberstufe der Tag kommen, der ein
Höhepunkt im Schulleben darstellen soll? Man müht sich und quält sich ab
und erreicht doch so herzlich wenig.
Seite 85 (rechte Spalte, Ortschronik)
... unsers Turnwarts H. Dillan anvertraut ist.
Stundeneinteilung:
1.Unterrichtsabend (Montag),
600-640 landw. Naturkunde
640-720 Bürgerkunde
720-800 Deutsch (Schriftverkehr)
800-900 Turnen (evtl. Singen).
2.Unterrichtsabend (Donnerstag),
600-640 landw. Naturkunde
640-720 Bürgerkunde
720-800 Deutsch (Schriftverkehr)
800-900 Turnen (Singen).
Die Lübbener Singgemeinde in Kuschkow ... {Zeitungsartikel vom 4.
November, siehe im Originaltext als Faksimile-Foto}
1926
(Chronik Seiten 86 - 87) ►
Faksimile-Foto von Seiten 86 - 87
Seite 86
1926
{Diese Seite wurde für eingeklebte Traueranzeigen zum Tod des
Lehrers Klintzsch genutzt; siehe Faksimile-Foto.}
Seite 87 (linke Spalte, Schulchronik)
1. Februar Kataster 1926. Die Schülerzahl betrug 58.
Davon waren aus Kuschkow
aus Briescht: Krs. Beeskow Dorn
'' Lübbenau Handschuk
'' Charlottenb. (Berlin) Hartmann
'' Treptow
'' Steglitz Guben
'' Tempelhof
'' Weißensee Zeibg. Hecht |
49 Schulkd.
1 ''
2 ''
2 ''
1 ''
1 ''
1 ''
1 '' _
58 Schulkd. |
|
|
Konfirmiert (21.III.26) und aus der Schule
entlassen wurden 10 Schulkinder, 3 Mädchen und 7 Knaben, sodaß am
Schlusse des Schuljahres 1925/26 nur 48 Kd. übrig blieben. (im Okt. 1926
– 1 Knabe entlassen).
{Eingeklebter Zeitungsausschnitt "Kuschkow. Kirchenkonzert
am 2. Osterfeiertage." siehe im Originaltext}
Aus Anlaß der in allen Orten durchgeführten
Reichsgesundheitswoche (18.-24. April) widmete der Lehrer täglich eine
Unterrichtsstunde durch hygienische Belehrungen. Das Ergebnis der
Besprechungen bildete die Niederschrift eines Aufsatzes: Wie erhalte ich
mich gesund ?
Seite 87 (rechte Spalte, Ortschronik)
Fortbildungsschulkataster 1. März 1926.
Anzahl der Schüler: 24
Davon waren tätig in der Landwirtschaft
in technischen Nebenbetrieben d. Landw.
(Müller, Gärtner)
als Handwerkslehrlinge
als Kaufmannslehrlinge
als gewerbliche Arbeiter
in sonstigen Berufen (Musiker)
|
12
2
9
‒
‒
1
24 |
_ |
|
Der Unterricht an der ldl. Fortbildungsschule dauerte vom 9. November
1925 bis 8. März 1926. Der Schulvorstand d.F.Rh. hat in seiner letzten
Sitzung am 7. II. 26 beschlossen, den Turnunterricht während des
Sommerhalbjahres fortzusetzen.
Der Volkstrauertag zum Gedächtnis der im
Weltkriege Gefallenen wurde wieder in würdiger Weise begangen. An den
Gottesdienst schloß sich eine Heldenfeier am Denkmal an, die in
folgender Reihenfolge verlief:
1. Männerchor: Horch, Roßgestampf, muß in den Kampf
2. Prolog v. Vorsitzd. d. Turnvereins
3. Schülerchor: Morgenrot
4. Ansprache: Kamerad Köllnick
5. Kranzniederlegung (Gemeins. Gesang: Ich hatt’ einen Kameraden
6. Männerchor: Es dröhnt vom Turm ein Glockenklang
Am 10. März 1926 leistete unsere
Spritzenmannschaft bei dem Brande der Kuhring’schen Scheune in
Gröditsch tatkräftig Löschhilfe.
1926
(Chronik Seiten 88 - 89) ►
Faksimile-Foto von Seiten 88 - 89
Seite 88 (linke Spalte, Schulchronik)
Am 20. April wurden der hiesigen Schule 11 Ruhrkinder überwiesen, 9 Knaben und 2 Mädchen.
Schulbesuchsziffer am 1. Mai 1926
I. Kl. 1. Abt. 7./8. Schulj.
2. Abt.
5./6. Schulj.
II. Kl. 1. Abt. 3./4. Schulj.
2. Abt.
2. Schulj.
3. Abt.
1. Schulj. |
11 Kn.
8 Kn.
4 Kn.
2 Kn.
7 Kn.
32 Kn. |
6 Mdch.
6 Mdch.
8 Mdch.
3 Mdch.
9 Mdch.
32 Mdch. |
= 64 |
Einheimische Kinder: 55, Fremdenschulkinder (Berlin usw.): 9,
Ruhrkinder aus Hagen: 11, Summa: 75
Freitag, den 7. Mai 1926 unternahm die 1. Klasse einen
Ausflug über Schlepzig, Krausnick,
Wasserburg, Köthener See bis nach Leibsch. Von dort wurden die
Kinder auf zwei Leiterwagen durch die Herren Hermann Dillan und
Gustav Konrad heimgeholt.
Die
Dorfstraße in Krausnick, wie sie vermutlich auch noch zur
Zeit des Ausflugs der Kuschkower Kinder 1926 aussah. Ein undatiertes Foto
auf einer Ansichtspostkarte, Verlag Wilhelm Puder, Kunstanstalt, Berlin
W., Potsdamer Straße 42, wohl aus der Zeit um 1915; leider ist auch der
Poststempel nicht mehr lesbar. In der Bildmitte sieht man vor dem
giebelständigen Gebäude ein kleines Häuschen mit Satteldach, gestaltet
mit Schrägstreifen / Signalstreifen ähnlich einem Wachpostenhaus
(Schilderhaus) an Zollstationen oder Kaserneneingängen. Wer dazu
Angaben liefern kann, bitte melden.
(Diese Karte ist kein Bestandteil der Schulchronik. Bildquelle:
© Museum Schloss Lübben, Museumsarchiv,
mit freundlicher Genehmigung fotografiert von Doris Rauscher am
18.11.2024; Bildvergrößerung:
►)
Die Regierung bewilligte dem Schulstandort
zur Einrichtung einer Waschküche und Neudielung des Fußbodens des Schulzimmers
einen Ergänzungszuschuß von 500 Reichsmark. (Rv. V. 28.4.26)
Pfingstferien: Letzter Schultag: Freitag, 21. Mai 1926, Erster
Schultag: Dienstag, 1. Juni 1926.
Es erkrankten in der Zeit von Mitte März bis Ende Mai 17 Schulkinder an Masern.
Seite 88 (rechte Spalte, Ortschronik)
{Eingeklebter Zeitungsausschnitt "Vortragsfolge zum
Kirchenkonzert am 2. Osterfeiertag" siehe Originaltext}
Eine schwere wirtschaftliche Schädigung verursachte unsren Landwirten
die unter zahlreichen Viehbeständen ausgebrochene Maul- und
Klauenseuche. Die durch Kreisblattverfügung vom 16. März verfügte
Viehsperre wurde erst am 26. Juni aufgehoben.
Das 6. Stiftungsfest des Turnvereins am 30.5.26 brachte bei der
Vorführung turnerischer Wettkämpfe eine begrüßenswerte Neuerung. Es
traten diesmal zum ersten Male die "alten Herren" als Wettkämpfer auf.
Anläßlich des 250. Todestages Paul Gerhardts (Prediger in Lübben
1669-1676) wurde am Sonntag, d. 6. Mai ein liturgischer Gottesdienst
abgehalten, bei dem Herr Pfarrer Zeitzler über die Bedeutung des
volkstümlichen Kirchenlieddichters predigte. Gesungen wurden Lieder von
Paul Gerhardt:
1. Du meine Seele singe
2. Befiehl Du Deiner Wege
3. Ist Gott für mich, so trete
4. O Haupt voll Blut
5. Warum sollt ich mich denn grämen.
Seite 89 (linke Spalte, Schulchronik)
Von den Ostern 1926 konfirmierten Schulkindern sind in der Landw. tätig
2 Besitzertöchter,
1 Mädch. als Dienstmädchen,
3 Besitzersöhne.
Es erlernten d. Sattlerhandw. 1 Knabe
Es erlernten d. Stellmacherhandw. 1 Knabe
Es erlernten d. Tischlerhandw. 2 Knaben = 10 Schulentlassene
/ Ges. 17.6.26 Kolepke
Am 17. Juni besichtigte Herr Schulrat Kolepke von 10-11 Uhr die hiesige
Schule sowie die Bauarbeiten an der Waschküche.
In den Sommerferien wurde der Fußboden im Schulzimmer neu gedielt und
mit Staubölanstrich versehen.
Die Orgel in unserer Kirche (siehe Seite 87) stammt
aus dem Jahre 1846 (Orgelbauer Schröther aus Sonnewalde i. Thürg.). Nach erfolgter
Reparatur im März 1926 weist sie folgende Register auf:
Mixtur 3-fach
Oktave 2 Fuß
Oktave 4 Fuß
Violon (Pedal)
Prinzipal 8 Fuß
Flöte 8 Fuß
Flöte 8 Fuß
Gedackte {v. mittelhochdeutsch gedact, "gedeckt", sind an ihrem oberen
Ende mit einem Deckel geschlossen und klingen dadurch eine Oktave
tiefer} Flöte infolge Einbau der neuen Äoline 8 Fuß nur teilweise
vorhanden. Subbaß 16 Fuß. Außerdem zu allen Registern 1 Pedalkoppel.
Seite 89 (rechte Spalte, Ortschronik)
Am Sonntag, den 13. Juni wurde auch ein Kindergottesdienst abgehalten,
wobei Paul Gerhardt’s Persönlichkeit und Liederwerk im Mittelpunkte
standen. Gesungen wurden.
1. Geh aus, mein Herz und suche Freud.
2. Befiehl du deine Wege.
3. Warum sollt ich mich denn grämen.
4. Ist Gott für mich, so trete.
Beim Schützenfest des Kriegervereins am 6. Juni wurde Fleischer Hermann
König Schützenkönig, 1. Ritter wurde Kamerad Max Jähns, 2. Ritter Kam. Th. Ternick.
Hochwasser 1926.
Wie mit grimm’gen Unverstand
Wellen sich bewegen!
Nirgends Rettung, nirgends Land
vor des Sturmwinds Schlägen!
Wieder einmal drohen höhere Gewalten, gegen die menschliche Kraft und
Arbeit versagen, unsere Ernte zu vernichten. Am Pfingstsonnabend (22.
Mai) öffnete der Himmel seine Schleusen und ließ regnen 35 Tage und 35
Nächte fast ohne Unterbrechung. Der Regen, den der Landmann in den
heißen Apriltagen so sehnsüchtig erwartet hat, ist nun gekommen. Es war
zu viel. In ganz Europa schwollen die Ströme an, kleine, harmlose
Flüßchen sind zu reißenden Fluten geworden, rücksichtslos alles unter
ihren Fluten begrabend. Furchtbar sind die Verheerungen des Wassers. Bei
Spremberg, bei den Dörfern Fehrow und Schmogrow im Spreewald sind die
Dämme gebrochen. Nun steigen die Fluten in die Niederung und zerstören
aller Hände Fleiß. Das Wasser steht in manchen Dörfern ½ m über den
Spitzen der Grashalme. Schwer bedroht sind unsere Nachbardörfer
Schlepzig, Neulübbenau, Leibsch. Viele Bewohner mussten ihre Häuser
räumen. Auf Kähnen fahren die Leibscher in ihre Gärten, um noch ein paar
Pfund "Schoten" (Erbsen) zu retten. Im Neulübbenauer Busch, wo
zahlreiche Kuschkower Bauern Land- und Wiesennutzung pflegen, steht das
Getreide zur Hälfte im Wasser, die niedrig gelegenen Wiesen sind
überflutet. Da stehen nun die neuen ...
1926
(Chronik Seiten 90 - 91) ►
Faksimile-Foto von Seiten 90 - 91
Seite 90 (linke Spalte, Schulchronik)
Ferienordnung: Sommerferien 1926.
Letzter Schultag: Sonnabend, 17. Juli
Erster '' : Montag, 9. August
Die Gemeinde Kuschkow hat im Geschäftsjahr 1925/26
2270,76 Rm. an Volksschullasten
aufzubringen. Höhe der der Gemeinde zugewiesenen Anteile an der Reicheinkommen- und Körperschaftssteuer
2202,00 Rm. Einnahmen aus Ländereien 175,00 Rm. Gemeindevermögenssteuer: 200% = 3958,80 Rm.,
Gewerbesteuer: 100% = 71,68 Rm. = 4030,48 Rm.
Grundsteuer 52,60 Rm., Vergnügungssteuer 85,00 Rm. = 137,60 Rm.
Elternbeirat 1926.
1. Hermann Dillan, Anbauer
2. Richard Jäzosch, Stellmacher
3. August Schneider, Büdner
4. Otto Lehmann, Gastwirt
5. Aug. Schulze, Großbüdner.
Das System der Halbtagsschule, welches seit Jahrzehnten unserer Schule
ihr Gepräge gab, ist nunmehr durch Reg. Verf. vom 20. April 1926 II A
603 aufgelöst worden. So erhält von nun an die Kuschkower Schule die
charakteristischen Merkmale einer einklassigen Volksschule. Statt
Grundschule (1.-4. Schuljahr) und Volksschule (5.-8. Schulj.) = II. u.
I. Klasse ist die ...
Seite 90 (rechte Spalte, Ortschronik)
... Menschen halbnackt im Wasser, um noch wenigstens ein paar Zentner
Heu zu retten, das sie dann auf höher gelegenen Stellen zum Trocknen
ausbreiten. Wieviel tausend Zentner Heu werden aber verloren gegangen
sein? Schon flutet das
Wasser über den Feldweg, der zum Schrobback’schen Ausbau führt.
Ein Glück noch, daß in den achtziger Jahren der Schutzdamm gebaut wurde,
der von der Neulübbenauer Chaussee zum Schrobback’schen Ausbau
führt. Ein Glück für die Kuschkower, daß 1907 die Chaussee von Schlepzig nach N.Lübbenau gebaut wurde, die das Allerschlimmste von unserem Dorfe
abhält. Tag und Nacht arbeitet Lübbener Reichswehr an der Befestigung
und Erhöhung d. N.L.-Schl. Chaussee. Wie sie dem Druck der Wassermassen
standhalten? Wird auch der Schutzdamm halten? Wenn nicht, dann ist die
Kuschkower Feldmark verloren.
Geschrieben am 28. Juni 1926.
Der Schrobback’sche Schutzdamm sowie die Chaussee Schl.-N.Lübb. haben
den Fluten standgehalten. Am 29. Juni setzte eine Schönwetterperiode
ein, die ein weiteres Steigen der Fluten verhinderte. Trotzdem sind die
verursachten Schäden ungeheuer groß. Nach einer in diesen Tagen vom
Gemeindevorstande gewonnenen Übersicht befinden sich 350 ha (1400
Morgen) Wiese unter Wasser, wodurch bei
275 ha Naturalwerte von 25650
Reichsmark
75 ha
'' ''
9000
'' __
350 ha im Werte von
34650 Reichsmark
für die diesjährige Heuernte verloren gehen.
K., den 3. Juli 1926.
Die am Sonntag und Montag herniederbrechenden wolkenbruchartigen
Regengüsse (4. u. 5. Juli) haben nun noch die letzte Hoffnung auf eine
leidliche Getreide- und Hackfruchternte vernichtet.
Dienstag, den 6. Juli besichtigte Herr Landrat von Reden persönlich die
vom Wasser überflutete Feldmark von Kuschkow.
Der infolge eingetretener Verunreinigungen hervorgerufenen
Sauerstoffmangel unserer Gewässer führte zu einem Massensterben der
Fische. Es ist überhaupt ein Wunder, daß die von den Wiesen
herüberziehenden pestartigen Dünste keine Krankheiten unter den Menschen
hervorgerufen haben.
1. August 1926.
Seite 91 (linke Spalte, Schulchronik)
... Gliederung seit dem 10. Mai 1926 folgende:
Oberstufe: 6.-8. Schuljahr
Mittelstufe: 3.-5. ''
Unterstufe: 1.-2. ''
Feier des Verfassungstages: 11. August 1926
1. Chor: Ich hab mich ergeben
2. Gebet: Röm.13 Jedermann sei untertan der Obrigkeit
3. Lehrgespräch: Entstehung und Bedeutung der Weimarer Reichsverfassung.
4. Chor: Deutschland über alles (Nationalhymne).
5. Schlussgebet.
Mit Genehmigung des Herrn Schulrats unterrichtete bzw. hospitierte die
Lehrerin Frl. Therese Wolf, vorher an der
Volks- und Mittelschule in Drossen, Krs. Weststernburg tätig, in der
Zeit vom 10. August 1926 bis 21.Sept. 1926 in der hiesigen Schule. Sie
übernahm besonders den Deutsch- und Religionsunterricht der Mittelstufe.
Ihre Arbeitstätigkeit war dem Lehrer Wg. eine willkommene Unterstützung,
zählte doch die Schule am 1. Sept. einschl. der Fremdschulkinder
insgesamt 80 Schulkinder. Während Frl. Wolf mit der Mittelstufe
arbeitete, unterrichtete ich die Oberstufe bei dem schönen Sommer- und
Herbstwetter im Freien.
Bei den Kreisjugendwettkämpfen am 29. Aug.
1926 in Gröditsch errangen nachstehende Schüler die
Ehrenurkunde:
Franz Witt aus Hagen mit 51 Punkten
Paul Görzig aus Kuschkow mit 47 Punkten
Ferienordnung: Herbstferien 1926.
Letzter Schultag: 21. September. Erster Schultag: 18. Oktober.
Am 2. November verließen die 13 Ruhrkinder, 2 Mädchen und 11 Knaben, die
seit dem 20. April 1926 in unserem Orte Aufnahme gefunden hatten, unser Dorf.
Seite 91 (rechte Spalte, Ortschronik)
{Eingeklebter Zeitungsausschnitt "Vorgeschichtliche Funde in
der Kuschkower Feldmark." siehe Artikel im Originaltext}
Freitag, 9. Juli 1926.
Prof. Dr. Götze, Lichterfelde, Steglitzer Straße 42.
Am 19. August entriß uns der Tod den Fortbildungschüler,
Fleischerlehrling Franz Götze, geb. 16. März 1911. Er wurde am 22.
August Nachmittag 2 Uhr unter großer Beteiligung seiner Schulfreunde und
des Turnvereins, der ihm das Ehrengeleit gab und das Grablied sang, zur
letzten Ruhe bestattet. Er war ein guter Junge, ein fleißiger Schüler,
ein umsichtiger und gescheiter Arbeiter. Ehre seinem Andenken!
Das im Rechnungsjahr 1925/26 unserm Schulverbande vom Staate überwiesene
Beschulungsgeld betrug 2160,00 Rm.
An Einnahmen erhielt die Schulkasse für
Anrechnung des Dienstlandes d. Lehrers 300,00 Rm.
Mietwert der Lehrerwohnung
128,77 Rm. = 428,77 Rm.
Eine neue Gesangvereinigung "Kuschkower Singschar" wurde mit Genehmigung
des Herrn Amtsvorstehers in Pretschen (3. Juli 1926) ins Leben gerufen.
Die Singschar bezweckt die Pflege des Volksliedes und des Kirchengesangs
unter der weiblichen Jugend.
1926
(Chronik Seiten 92 - 93) ►
Faksimile-Foto von Seiten 92 - 93
Seite 92 (linke Spalte, Schulchronik)
Kinderfest. Zum ersten Male nach dem Kriege feierte unsere Schule am
Sonntag, dem 29. September auf dem Platz an der Friedenseiche ihr Kinderfest.
Prachtvoller Sonnenschein lag über dem Festplatz, als die Kinder, voran die
Musik, dann die blumengeschmückten Mädchen, dahinter die Knaben in Turnhose
und Turnhemd aufmarschiert kamen. Nach den Vorträgen des Schülermassenchors
(56 Sänger) "Ein Ruf ist erklungen" u. "Nun ade du mein
lieb Heimatland" eröffnete Lehrer W. das Fest durch eine Ansprache.
Dann folgten die Freiübungen der Knaben. Die Mädchen zeigten unter Leitung
von Frau W. ihre Höchstleistungen im Bändertanz und einem Blumenreigen. Nun
folgten die Tanzspiele der Mädchen, Klettern der Knaben, Hindernislaufen,
Preisschießen mit der Luftbüchse, Sackhüpfen usw. Um 4 Uhr sorgte die
reich beladene Kaffeetafel im Schulz’schen Saale für leibliche
Stärkung. Danach brachte eine Verlosung jedem Kinde eine Überraschung:
Haarschleifen, Taschenmesser, Mundharmonikas, Buntstifte und
Tierschutzkalender, Taschentücher, Unterhaltungsspiele usw. Um 7 Uhr
trat noch einmal der Chor zusammen, und feierlich erklang unter der
Beleuchtung von Lampions das Abendlied "Kein schöner Land". Die
Schülerinnen Liesbeth Lehmann und Trude Schulze sprachen dem Lehrerpaar
ihren Dank aus, dann setzte sich der Zug in Bewegung, Fackelzug durch
alle Straßen bis zum Schulhause, wo sich der Zug auflöste.
Die Regierung in Frankfurt a./O. bewilligte dem Schulvorstand auf Antrag
für das Rechnungsjahr 1926/27 zwecks Bestreitung der Schulverbandsbeiträge
einen lfd. Ergänzungszuschuß von vierteljährlich 150 Rm., insgesamt 600 Rm.
20. Okt. 1926
Seite 92 (rechte Spalte, Ortschronik)
Die Sportplatzfrage gelöst. Wie auf Seite 83
erwähnt, machte sich bei den turnerischen Wettkämpfen unserer Jugend das
Fehlen eines Sportplatzes bemerkbar. Nun endlich ist es dem Vorstand des
T.v. gelungen, Herrn Kaufmann Albert Köllnick ein ca. 3 ½ Morgen großes
Stück Ackerland, unweit des Kirchhofs gelegen, abzupachten. Wer die
langjährigen Vorverhandlungen um einen Platz miterlebt hat, wer gesehen
hat, daß gerade die größten Besitzer in dieser Angelegenheit passive
Resistenz geübt haben, wird es dankbar begrüßen, daß Herr Köllnick, der
selbst nicht einmal seine Ländereien als Erbgut sein Eigen nennen kann,
aus reinem selbstverleugnendem Opfermute dem Turnverein den Sportplatz
zur Verfügung stellt. Dafür diesem aufrechten biederem deutschen Manne
ein Dankbares
Gut Heil!
K., im August 1926.
Der Hausgarten des Lehrers
bot im Jahre 1891, wie Lehrer Klintzsch erzählte, ein wüstes Bild. Bei
seinem Dienstantritt war nicht einmal eine Umzäunung vorhanden, sodaß
das Vieh der Nachbarn ungehindert darin umhertollen konnte. Erst zum Schluß
des vorigen Jahrhunderts erhielt das gesamte Schulgrundstück eine
Umzäunung (Drahtzaun), an der eine Fliederhecke angepflanzt wurde, die
nunmehr zur Blütezeit im Mai einen farbenprächtigen Anblick gewährt. Der
Gartenboden (leichter Sand) war wenig ertragreich. Im Frühjahr 1925 und
1926 wurde auf meinen Antrag der kleine Garten an der Nordseite von der
Gemeinde ausgefahren. Ungefähr 100 Fuhren gelber Sand (Untergrund)
verwendete die Gemeinde zur Verbesserung der Feldwege. Die über dem
Untergrund liegende Humusschicht kam nun auf den Grund, darauf eine
Schicht Lehm, darüber schwarzer Garten- und Wiesenboden. Dadurch daß der kleine Garten tiefer
gelegt worden ist, habe ich einen Prachtgarten erhalten, der auch in den
heißen Sommermonaten stets frisch ist. Das Gemüse, Kohl, Sellerie,
Bohnen, Erbsen usw. entwickelt sich vorzüglich. Selbstverständlich
bedarf auch der beste Gartenboden sorgfältiger Pflege, besonders des
Stalldüngers. In dem großen Garten (Südseite) habe ich auf dem leichten
Sandboden mit der Lupine als Grunddung gute Erfahrungen gemacht. Bei
meinem Dienstantritt fand ich eine große Zahl Obstbäume vor, von denen
die Sauerkirsche am vollkommensten entwickelt war. Nachdem einige alte
Bäume, die dem Boden mehr Nahrung nahmen als daß sie Früchte
spendeten, beseitigt wurden und durch neue ersetzt wurden, weist der
Hausgarten (groß u. klein) folgenden Bestand auf: ...
Seite 93 (linke Spalte, Schulchronik)
Donnerstag, den 2. Dezember 1926 besichtigte Herr Schulrat Kolepke die
hiesige Schule:
Ober- / Mittelstufe: |
Religion: Der verlorene Sohn
Deutsch: Gedichte
Rechnen: Berechnung der Zinsen
Raumlehre: Berechnung des jedem Kinde i. unserer Schule zugewiesenen Luftraumes. |
|
Unterstufe: Heimatkunde 2. u. 3. Schuljahr
Unterstufe:
Rechtschreibung 1.-3. ''
Die Leistungen der Ober- und Mittelstufe waren zufriedenstellend; im
Rechnen u. Raumlehre versagten die Kinder bei keiner einzigen Aufgabe.
Die Haltung der Kinder in der Unterstufe Heimatkunde war gut; das
Anfängerjahr verspricht, in seinen Leistungen einer der besten Jahrgänge
zu werden.
Weihnachtsferien 1926.
Letzter Schultag: Mittwoch, 22. Dezember 1926
Erster Schultag: Freitag, 7. Januar 1927.
Seite 93 (rechte Spalte, Ortschronik)
...
5 Apfelbäume,
2 Birnbäume (Knödel),
2 '' (Tafelobst),
8 Pflaumenbäume,
15 Kirschbäume (saure K.)
1 Pfirsich |
)
)
) Hochstämmige
) Bäume
)
) |
|
Zwerg- und Spalierobst anzulegen durfte bei dem hiesigen Boden des
großen Gartens wenig erfolgreich sein. Zu bemerken habe ich ferner, daß
im Frühjahr 1925 drei Spargelbeete (am Backofen) neu angelegt worden sind.
Vom Hochwasser. Durch die lang anhaltenden
Regengüsse im November ist das Wasser der Spree und der von ihr
überschwemmten Wiesen gestiegen. Sehr unangenehm macht sich das
steigende Grundwasser in den Kellern bemerkbar. Bei zahlreichen
Besitzern stehen die Keller unter Wasser.
Seite 93 (unten, ganze Seitenbreite)
Jahresrückblick
Ein ereignisreiches, für das Wirtschaftsleben unserer Gemeinde schweres
Jahr ist abgelaufen. Das Hochwasser hat unsern Besitzer auf Jahre hinaus
geschädigt. Ebenso hat uns der Tod manches brave Mitglied unserer
Gemeinde entrissen, u. a. unsern alten Kantor. Die Familie Robert Mietke
verlor zu Pfingsten Vater und Sohn, beide tatkräftige Mitglieder des
Kriegervereins. Im ganzen starben im Kalenderjahr 1926 13 Personen,
geboren wurden 12, 9 Knaben und 3 Mädchen. Das kirchliche Leben verlief,
ruhig, leider zu ruhig. Anläßlich des großen
Missionsfestes am 4. 5. u. 6. September predigte ein auswärtiger
Geistlicher, Herr Pf. Kock aus Hornow b. Spremberg vor 10 andächtigen
Kirchenbesuchern. Trotz Kirchenkonzert am 2. Osterfeiertag, trotz
Missionsgottesdienst, trotz der Kindergottesdienste, die Herr Pastor
Zeitzler hin und wieder abhält, trotz der Hochwassernot, trotz
aufopfernder Seelsorgetätigkeit unsers alten Pfarrherrn in diesem Jahre
ist das kirchliche Leben nicht reger geworden. Wenngleich auch ich
versuche, durch Chorgesänge des Männerchors und der Singschar den
Gottesdienst zu verschönern, so muß ich sagen, daß von einem
kirchlichen Leben hier kaum die Rede sein kann. Leider beginnen auch in
unsre Gemeinde Zwietracht und niederträchtige Gemeinheiten einzuziehen.
Der Schiedsmann (Kaufmann Güthler) hat viel Streitigkeiten zu schlichten.
Gewiß sind derartige Fälle vereinzelt, aber sie werfen ein schlechtes Licht
auf die Gemeinde, die fest den Anspruch erhebt, unter ihren Gliedern am besten
Ordnung zu halten. ― Zur Vervollständigung der kirchlichen Statistik
habe ich zu bemerken, daß im vergangenen Jahre 5 Eheschließungen stattfanden.
Die Zahl der Abendmahlsgäste betrug 187, 103 Frauen, 84 Männer.
In der Schule war der Gesundheitszustand der Kinder gut. Mit Hilfe von
Ergänzungszuschüssen der Regierung wurde eine Waschküche eingerichtet,
ferner das Schulzimmer neu gedielt. ―――
Möge das Jahr 1927 für die religiöse, kulturelle und wirtschaftliche
Entwicklung unsers Gemeindelebens recht segensreich sein.
Kuschkow, zur Jahreswende 1926/27.
F. Wegener.
1926
(Chronik Seiten 94 - 95) ►
Faksimile-Foto von Seiten 94 - 95
Seite 94
Kuschkow, eine alte Wendensiedlung {Artikel als eingeklebter
Zeitungsausschnitt, Originaltext siehe Faksimile-Foto}
Ausschnitt aus der Oderzeitung Nr. 217
Donnerstag, d. 16. September 1926.
Verlag Trowitzsch u. Sohn, Frankfurt a./O.
Verfasser d. Aufsatzes: F.W. in Kuschkow.
Seite 95
Schulstatistische Erhebung am 25. November 1926.
Rechnungsjahr 1925/26 (1.4.25 bis 31.3.26.)
I. Einnahmen des Schulverbandes Kuschkow:
1. Staatliches Beschulungsgeld
2. Anrechnungswert der Dienstwohnung
3. Anrechnungswert der Ländereien
4. Ertr. Stolgebühren {Pfarrgebühren}
5. Freiwillige Beiträge
II. Ausgaben des Schulverbandes Kuschkow:
1. Stellenzulage für Kirchschullehrer
2. Schulverbandsbeiträge
3. f. Handarbeitslehrerin
4. Heizung, Beleuchtung der Schulräume
5. Reinigung des Schulzimmers
6. Anschaffung von Lehrmitteln
7. Gerätschaften
8. Bauliche Instandsetzungen
9. Naturalleistungen (Abfahren d. Gartenerde) |
2160,00 Rm.
128,77 Rm.
300,00 Rm.
16,32 Rm.
16,00 Rm.
2621,09 Rm.
252,00 Rm.
3734,40 Rm.
72,00 Rm.
110,00 Rm.
180,00 Rm.
88,00 Rm.
15,00 Rm.
234,00 Rm.
200,00 Rm.
4885,40 Rm. |
|
1927
(Chronik Seiten 96 - 97) ►
Faksimile-Foto von Seiten 96 - 97
Seite 96
Nachstehender Aufsatz ist im Jahrgang 1927 des Lübbener Kreiskalenders
abgedruckt: "Beiträge zur Chronik des Dorfes Kuschkow. Von Lehrer F.
Wegener."
{Oben auf dieser Chronik-Seite der eingeklebte Artikel, siehe
Faksimile-Foto ab Seite 96. Der vollständige Aufsatz wird hier auf der
Website auch als gut lesbare PDF-Datei angeboten, siehe
Literaturverzeichnis unten oder direkt hier:
►}
Ergänzungen zur Chronik (Nach alten Büchern und Urkunden der Krugauer
Pfarre, zusammengestellt von Oberleutnant Kurt Zeitzler) Kreiskalender
1928, Seite 54-56.
"Kuschkow hat schon in ältesten Zeiten eine eigene Begräbnis- oder
Betkapelle besessen. Erst am 2. Novb. 1643 erhält die Gemeinde durch den
Chur-Sächsischen Offizial Johann Georg Hütten die Erlaubnis zum Bau
einer Kirche. Diese stand dann in der Gegend der Elznerschen
Familienhäuser auf dem sogenannten Kointz. Es war ein sehr einfacher Bau
mit Strohdach, der jährlich nach den seit 1719 erhaltenen
Kirchenrechnungen eine Unmenge Reparaturkosten verschlang. Ende des 18.
Jahrhunderts taucht dann der Gedanke eines Kirchenneubaus auf. Zu der
Bausumme bewilligte am 16. Februar 1803 der Landesherr Friedrich August
von Sachsen 200 Thaler. Der Rest sollte zur Hälfte von der Gemeinde
sofort aufgebracht, zur anderen Hälfte geliehen und von der nächsten
Generation abgezahlt werden. Wegen "der kriegerischen und bedrängten
Zeiten" waren aber die Kräfte ...
Seite 97
{Oben auf dieser Seite wieder der eingeklebte Artikel von F. Wegener, siehe im
Faksimile-Foto ab Seite 96.}
... der Gemeinde so erschöpft, daß aus dem Bau nichts wurde. Der
geplante Neubau kam erst 1836 zustande. Er soll nach einem Entwurf von
Schinkel gebaut sein und kostete 5000 Thaler. Von dieser Summe schenkte
der preußische König Friedrich Wilhelm III. 1500 Thaler. Die Orgel wurde
1846 eingebaut."
1771-1772. Große Teuerung. Der Scheffel Roggen kostet 8 Thaler (sonst 1
½ Thaler) "Und haben die Leute an vielen Orten Kaff und Spreu gemahlen
und gebacken, auch wohl zermalmt und Brot daraus gebacken."
1854, 29. Juni Großes Gewitter und Wolkenbruch.
1857, 19. Juni ) Großfeuer in
1865, 10. Sept. ) Kuschkow
Nach den Kirchenbüchern betrug die Seelenzahl in Kuschkow im Jahre 1861 – 583.
Nach den amtlichen Mitteilungen des Lübbener Kreisblattes 1860 aber 619 Einwohner.
1927
(Chronik Seiten 98 - 99) ►
Faksimile-Foto von Seiten 98 - 99
1927
Seite 98 (linke Spalte, Schulchronik)
Ab 6. Januar 1927 fand auf Veranlassung des Herrn Landrats in Lübben
eine Zusammenkunft sämtlicher ländl. Fortbildungsschullehrer statt.
Unter dem Vorsitz des Ökonomierates Lembke wurden wichtige Fragen aus
der Unterrichts- und Erziehungsarbeit besprochen. Lehrer Wegener hielt
einen Vortrag über seine bisherigen Erfahrungen in der Arbeit an der
ländl. Fortbildungsschule.
1. Februar Kataster: Schülerzahl 63.
Am 27. Januar und 14. Februar vergnügten sich Lehrer und Schüler auf dem
Eise. Die überschwemmten Wiesen hinter Herrn Elsners Grundstück boten
eine herrliche Laufbahn auf der spiegelglatten Fläche.
Anläßlich der 100. Wiederkehr des Todestages Joh. H. Pestalozzis (17.
Febr. 1927) fiel der Unterricht am genannten Tage aus. Es wurde eine
Schulfeier, auch in der Fortbildungsschule, abgehalten.
Der Gesundheitszustand der Kinder ist im Vergleich zu andern Gemeinden
zufrieden stellend. Nur einmal fehlten Ende Januar an einem Tage von 63
Kd. 13 Kd. Im übrigen hielten sich die Grippeerkrankungen in ihren
Grenzen.
Am 19. III. unternahm der Lehrer mit den Schulkindern der Unterstufe
einen Ausflug nach Großleuthen.
Am 31. III. 1927 wurden 3 Mädchen und 6 Knaben aus der Schule entlassen
und am 3. April (Judika) konfirmiert. Aufgenommen wurden am 1. April
1927 4 Mädchen und 6 Knaben.
Seite 98 (rechte Spalte, Ortschronik)
Das neue Jahr begann mit nassen Regentagen, wodurch das Hochwasser den
Stand des Sommerhochwassers erreicht hatte. Das Grundwasser ist nun auch
in den Keller des verhältnismäßig hochgelegenen Schulhauses
eingedrungen, ein Zustand, der sich seit den 50er und 80er Jahren des
vorigen Jahrhunderts zum erstenmale wiederholt. (K. 20. Juni 1927)
Fortbildungsschule: Halbjahr 1926/27.
Unterrichtsbeginn: 2. November 1926
Unterrichtsschluß: 27. Februar 1927
Lehrer Wegener unterrichtete 62 Std.
Turnwart Dillan ''
31
Std.
Beide zusammen ''
93 Std.
Zahl der Fortbildungsschüler 29, 1 Abgang
Davon waren beschäftigt
a. in der Landwirtschaft (Gartenbau)
b. in techn. Nebenbetrieben d. Landw.
c. als Handwerkerlehrlinge
d. als Kaufmannslehrlinge
e. als gewerbl. Arbeiter
f. in sonstigen Berufen (Musiker) |
16, 1 Abg.
1
10
-
-
2
29. |
|
Die Vereinstätigkeit war auch in diesem Winter sehr rege. Der Turnverein
veranstaltete am 8. Januar sein Wintervergnügen mit Theateraufführungen,
u. a. "Schlageters Heldentod". Der Gesangverein beteiligte sich am 13.
Februar geschlossen an der Feier des 50 jährigen Jubiläums des M.G.V. in
Neulübbenau; am 19. Febr. veranstaltete er sein Wintervergnügen.
Seite 99
Eingeklebter Ausschnitt aus dem Lübbener Kreisblatt vom Donnerstag, d. 26. und
Sonnabend d. 28. Mai 1927 "Fahnenweihe und Sportplatzeinweihung des
Kuschkower Turnvereins." {Artikel bitte im Originaltext lesen,
siehe direkt hier:
►}
Turnverein "Jahn", Gruppenbild zur Fahnenweihe in Kuschkow am
22.5.1927. Zu diesem Ereignis gab es den oben erwähnten Beitrag im Lübbener Kreis-Kalender von 1928 (siehe
direkt hier:
►).
1927 (Chronik Seiten 100 - 101) ►
Faksimile-Foto von Seiten 100 - 101
Seite 100 (linke Spalte, Schulchronik)
Die Regierung bewilligte dem Lehrer Wegener, obwohl sich der
Schulvorstand und die kirchlichen Körperschaften ablehnend verhielten,
die regierungsseitig beantragte Erhöhung der Stellenzulage von 252 Rm.
auf 327,00 Reichsmark.
Der Elternabend unserer Schule am 19.März nahm einen würdigen Verlauf.
Nach dem einleitenden Chorliede "Hie gut Brandenburg allewege" sprach
die erste Schülerin Liesbeth Lehmann einen Prolog. Dann folgten weitere
Vorträge von Chorgesängen: "Kennt ihr das Land, so wunderschön", "Sah ein
Knab ein Röslein stehn", "Ein Jäger aus Kurpfalz" (im Kanon). In
Anlehnung an das Bibelwort aus der Bergpredigt (Matth.5, 13-16): Ihr
seid das Licht der Welt, das Salz der Erde, ermahnte der Lehrer die
Eltern, sich ihrer Erzieherpflichten bewusst zu werden, ihren in Worten
und Werken Vorbilder zu sein. Auch für die Jugend hatte er kräftige
Worte. Danach wurden Theaterstücke zur Aufführung gebracht: 1) Annas
Traum 2) Heinzelmännchen 3) Die Wunderglocke (5 Akte). Reicher Beifall
lohnte den und die Veranstalter. Gemeindevorsteher Görzig dankte im
Namen der Gemeinde und richtete an die Eltern die herzliche Bitte, die
Worte des Lehrers in die Tat umzusetzen. Der Kassenbestand für
Eintrittsgeld betrug (à 0,50 Rm) = 91,50 Rm. Aus dem Erlös wurden
angeschafft:
1 Wandkarte: östliche u. westliche Halbkugeln
1 Bandmaß 25m lang
1 Reichsflagge "schwarz rot gold"
1 Anschauungsbild "Klosterhof"
Bibliothekbücher
1 Schlagball
1 Wolfsmaske und 1 Bartmaske
Auslagen: Theaterstücke
Auslagen: Saalmiete
Auslagen: Faustball repariert
Auslagen: Porto, Verpackung usw.
Rm. |
32,00
14,25
12,00
3,80
8,00
1,50
2,35
9,00
4,70
1,35
2,55
91,50 |
|
Seite 100 (rechte Spalte, Ortschronik)
Die Gastwirtschaft des Herrn Otto Lehmann ging am 1. Juli 1927
in die Hände des Herrn Gottfried Maschke aus Kummersdorf, Kreis Teltow, über. Gesang- und
Turnverein veranstalteten zu Ehren des scheidenden Vereinsbruders, der 21 Jahre unserer Gemeinde
angehörte, einen Abschiedsabend. Herr Lehmann siedelt nach Berlin über.
Die "Kuschkower Singschar" unternahm am 10. Juli eine
Radpartie nach dem Scharmützelsee. Die große Fläche des herrlichen Sees mit seinen zahlreichen
Motorbooten, der Anblick einer Segelregatta von 100 Segeljachten, das Leben und Treiben auf
der Saarower Kurpromenade, die Rauener Berge mit den Markgrafensteinen und dem Aussichtsturm
boten den Singmädels viel Neues und Schönes, das ihnen unvergesslich bleiben wird.
Das Einbringen des ersten Schnittes (Heuernte) wurde den Landwirten
wieder durch das im Monat Juni und Juli auftretende Hochwasser
erschwert. Bis an die Hüften im Wasser stehend, bemühten sich die Leute, das Gras in Sicherheit
zu bringen. Die Heuernte dürfte im großen und ganzen als gut zu bezeichnen sein, stellenweise
ist das Gras mannshoch gewachsen.
Am Sonntag, dem 17. Juli wurden die volkstümlichen Dörferwettkämpfe der Turnvereine von
Gröditsch, Krugau, Pretschen und Schlepzig sowie Kuschkow in unserem Orte abgehalten.
In der Nacht vom 17. zum 18. Juli setzte ein wolkenbruchartiger Regen
ein, der bis 10 Uhr morgens ununterbrochen andauerte und in unserer Feldmark großen Schaden anrichtete.
Überall stehen unsere Kartoffelfelder im blanken Wasser. Ein großer Teil der noch draußen liegenden
Heuhaufen steht im Wasser. Die Regenperiode dauerte die ganze Woche an bis zum 24. Juli. Wegen der ungün-...
Seite 101 (linke Spalte, Schulchronik)
Schulbesuchsziffer am 1. Mai 1927
Oberstufe: 6./8. Schuljahr
Mittelstufe:
4./5. Schuljahr
Unterstufe: 3. Schuljahr
2. Schuljahr
1. Schuljahr
insgesamt: |
13 Kn.
4 Kn.
2 Kn.
7 Kn.
7 Kn.
33 Kn. |
8 Mdch.
10 Mdch.
2 Mdch.
9 Mdch.
4 Mdch.
33 Mdch. |
= 66 Kinder |
Bei einem Schlagballwettspiel zwischen der Kuschkower und Neulübbenauer
Schule gewannen die Kuschkower mit
38:15 Punkten (2. Mai 1927.) Desgleichen gegen die Pretschener Schule 24:22 (15. Mai.)
Ferienordnung:
Pfingstferien:
Sommerferien:
Herbstferien:
Weihnachtsferien: |
Letzter Schultag
04. Juni
16. Juli
20. September
21. Dezember |
Erster Schultag
14. Juni
08. August
17. Oktober
06. Januar |
|
Die Feier des Verfassungstages am 11. August wurde in würdiger Weise begangen. Über
der Haustür flatterte die Reichsflagge. Seitens der Eltern und sonstigen Gönner der
Schule waren 2 Männer und 10 Frauen erschienen. Zur Einführung in das Wesen der
Reichsverfassung hielt der Lehrer mit den Schulkindern eine Lektion über
"Reichspräsident-Reichsregierung-Reichstag, unter besond. Berücksichtigung des
Gedankens "Die Staatsgewalt geht vom Volke aus." Festfolge nebenstehend:
1. Gemeins. Gesang: Ich hab mich ergeben.
2. Vorspruch: Röm. 13. Jedermann sei untertan d. Obrigkeit
3. Gedicht: Deutschland über alles. 4. Strophe
4. Gedicht: Was ist des deutschen Vaterland? (Arndt)
5. Chor: Kennt ihr das Land so wunderschön.
6. Gedicht: Treue Liebe bis zum Grabe.
7. Chor: Freiheit, die ich meine.
8. Gedicht: "Heilige Ordnung, segenreiche Himmelstochter" (F. v. Schiller)
9. Festrede: Die Entstehung und Bedeutung der Weimarer Verfassung
10. Lehrprobe: Reichspräsident, Reichsregierung u. Reichstag
11. Hoch auf das deutsche Vaterland
12. Gemeins. Gesang: Deutschland, Deutschland über alles.
Der Lehrerverein Großleuthen und Umgegend hielt am Sonnabend, dem 7. Mai
1927 in Kuschkow im Lehmannschen Lokale eine Vereinssitzung
(Wandersitzung) ab. Nach Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten hielt
Lehrer Brummack (Wiese) einen Vortrag über das Thema "Für
und wider die Zensuren", an den sich eine rege Aussprache anschloß.
Seite 101 (rechte Spalte, Ortschronik)
... stigen Wetterverhältnissen hielt Herr Pfarrer Zeitzler am 24. Juli
(Sonntag) in Krugau und Kuschkow Notgottesdienste
ab, wobei er den Text des 77. Psalms seiner Notpredigt zugrunde legte.
Am 21. Juli verstarb in unserem Orte der letzte
Mitkämpfer der 3 großen Einigungskriege 1864, 1866,
1870/71, der Bauernauszügler Friedrich Androck im Alter von 86 Jahren. Er wurde
vom Kriegerverein mit allen militärischen Ehren zur letzten Ruhe bestattet.
Die steigende Flutwelle des Spreehochwassers erreichte am 29. Juli ihren
Höchststand, der an einzelnen Stellen den Höchststand des Juni-Hochwassers
1926 um 5 cm übertraf. Seit dem 30. Juli ist ein langsames Fallen eingetreten.
Der 2. Heuschnitt gilt als verloren.
1927 (Chronik Seiten 102 - 103) ►
Faksimile-Foto von Seiten 102 - 103
Seite 102 (linke Spalte, Schulchronik)
Gemäß Min. Erlaß vom 30. April 1927 wurde die Rangordnung für die
Schüler aufgehoben. Nunmehr hat der Wettstreit um den ersten Platz sowie
das Herauf- und Heruntersetzen, wodurch in den Kreisen der Schüler und
Elternschaft oftmals Neid und Missgunst erweckt worden sind, sein Ende
erreicht.
Entsprechend der Reg. Verfüg. v. 22. Juli wurde auch hier die 24
Stundeneinteilung eingeführt. Also
1345 = 145 Uhr nachmittag = ¾ 2 Uhr nachm.
1630 = 430 Uhr nachmittag = ½ 5 Uhr nachm.
2100 = 900 Uhr ... {wohl abends gemeint}
Am Freitag, dem 2. September 1927 besichtigte Herr Schulrat
Kolepke den Turnunterricht der hiesigen Schule.
Bei den Reichsjugendwettkämpfen am Montag,
dem 19. September 1927 auf dem Sportplatz in Gröditsch errangen folgende
Schüler eine Urkunde:
1. Altersklasse (1913/14, die 13. u. 14jährigen:)
Willi Kühne mit 43 Punkten
Gerhard Konrad mit 41 Punkten
2. Altersklasse (1915/16, die 11 u. 12jährigen)
Werner Schulze mit 53 Punkten
Walter Rattei mit 45 Punkten
Am Sonnabend, dem 22. Oktober unternahm der Lehrer mit 33 Schulkindern,
meist aus der Ober- und Mittelstufe, sowie 16 Jugendlichen der Kuschkower
Singschar einen Ausflug nach Lübben (auf dem Leiterwagen des Herrn Otto König)
zwecks Teilnahme an der Filmvorführung "Ben Hur". Die Szenen aus der
Religionsgeschichte "Stern zu Bethlehem", "Die Weisen aus dem Morgenlande",
"Einzug in Jerusalem", "Heilung der Aussätzigen", "Golgatha"
sowie die Seeschlacht und das Wagenrennen in Antiochien übten einen tiefen Eindruck auf die
Kinder aus.
Lübben
um 1930
So sah das Stadtbild von Lübben aus mit Spree und Paul-Gerhardt-Kirche
zur Zeit des beschriebenen Ausflugs der Schulkinder von Kuschkow in
die Stadt (Fotografie auf einer Ansichtspostkarte wohl aus den frühen
1930er Jahren, verschickt und gestempelt 1938; diese Karte ist
kein Bestandteil der Schulchronik).
Schulverbandbeiträge 1927:
Beschulungsgeld 1927:
Bewill. Ergänzungszuschüsse 1927: |
4112,40 RM
2016,00 RM
0600,00 RM |
|
|
Seite 102 (rechte Spalte, Ortschronik)
Der Kriegerverein stiftete unserer Kirche eine künstlerisch
ausgestattete Kriegschronik 1914-1918,
welche die Namen der im Weltkriege 1914-18 gefallenen Helden sowie
sämtlicher dem Verein angehörenden Mitkämpfer enthält.
Nach einer am 13. August vorgenommenen Zählung befinden sich in Kuschkow
205 Fahrräder und 1 Motorrad. Radioanlagen
besitzen Kaufmann Güthler und Büdner E. Ternick.
Beim Schützenfest des Kriegervereins am 28. August errang Kamerad
F. Barwar die Königswürde.
Ungeheure Wolkenbrüche kamen am 25. u. 26. August nieder, welche in der Feldmark
ungeheuren Schaden anrichteten. Die Kartoffeln sind meistens angefault.
Am 13. Septb. 21 Uhr veranstaltete der Kreisausschuß für Jugendpflege im
Schulzschen Saale Matschke {Name Matschke wurde später hinzugefügt} mit
dem Kreiswanderkino Filmvorführungen:
1. Braunkohlengruben der Niederlausitz
2. Scherzfilm über die Elektrizität.
3. Tierfang in Abessinien (Kulturfilm)
Die Vorstellung war von ungefähr 100 Personen, meist Jugendlichen und
Schulkindern besucht.
Der achtzigste Geburtstag des Reichspräsidenten
Hindenburg am 2. Oktober 1927 wurde wie überall auch in unserer
Gemeinde würdig gefeiert. Der Kriegerverein veranstaltete am Sonntag
gemeinsamen Kirchgang, im Anschluß daran eine Festsitzung im Schulzschen
Lokale. Das Schulhaus war mit der neuen, einzelne Häuser mit der alten
(schwarz weiß roten) Reichsflagge geschmückt. Im Unterricht der letzten
Schulstunde würdigte der Lehrer die Verdienste des 80jährigen
Reichspräsidenten als Sieger von Tannenberg, Chef des Generalstabs,
Organisator des Rückmarsches 1918, als Reichspräsidenten. Am letzten
Schultage vor den Herbstferien wurde eine schlichte Schulfeier
veranstaltet.
Während des Gottesdienstes am 2. Oktober würdigte neben der
Erntedankfestpredigt Herr Pastor Zeitzler in einer Ansprache die
Verdienste des Reichspräsidenten. Der Schülerchor sang zu Beginn der
kirchlichen Hindenburgfeier "Großer Gott, wir loben Dich",
die Gemeinde zum Schluß des Gottesdienstes stehend das Kriegsgebet
"Wir treten zum Beten".
Seit dem 1. Oktober 1927 wird das Mädchenturnen (gemeinsam mit dem
Turnunterricht der Knaben) eingeführt.
Seite 103 (linke Spalte, Schulchronik)
Herr Schulrat Kolepke, der seit dem 10. Dezb. 1919
den Schulaufsichtskreis Lübben verwaltete, wurde zum 1. Oktober 1927 nach
Potsdam versetzt. Es ist dem scheidenden Vorgesetzten
zur Ehre nachzusagen, daß er sich mit ganzer Kraft für die Förderung des infolge
Kriegs- und Nachkriegszeit darniederliegenden Landschulwesens eingesetzt
hat. Als erster hauptamtlich tätiger Schulaufsichtsbeamter nach der
Aufhebung der geistlichen Orts- und Kreisschulinspektion war er vor
allen Dingen darauf bedacht, die sprichwörtlich gerühmte Gewissenhaftigkeit,
Pünktlichkeit und Pflichttreue des preußischen Beamten des kaiserlichen
Regierens unter den ihm unterstellten Lehrern auch in der bewegten Revolutions-
und Nachrevolutionszeit zu erhalten. Stets war er darauf bedacht, auch den
äußeren Zustand des Schulhauses und Klassenzimmers ordnungsmäßig instand
gehalten zu wissen. Wo es not tat, wie z.B. in Kuschkow, trat er offen beim
Schulvorstand für sofortige Abstellung von baulichen Mängeln ein. Die Interessen
der Schule und des Lehrers vertretend, galt seine vornehmste Pflicht. Im
Unterricht legte Herr Schulrat Kolepke besonderen Wert auf Deutsch,
Rechnen und sittliche Erziehung, ebenfalls auf Heimatkunde und
vaterländische Geschichte.
Das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung nannte
Herrn Schulrat Pflüger (ehemal. Seminaroberlehrer
in Schweidnitz (Schlesien) zu seinem Amtsnachfolger.
Kirchliche Statistik über das Jahr 1927.
Geboren:
Verstorben:
Eheschließungen:
Zahl der Abendmahlgäste:
{Die ursprünglich an dieser Stelle vorgesehenen Statistikzahlen fehlen,
sie wurden nicht eingetragen.}
Frau Lehrer Klintzsch und Frau Kaufmann Köllnick stifteten unserer
Kirche zum Weihnachtsfest 1927 einen wertvollen silbernen Abenmahlskelch.
Der Gesundheitszustand der Kinder war im Jahre 1927 außerordentlich gut.
Von epidemischen Erkrankungen (Masern usw.) blieben die Kinder diesmal
verschont.
Seite 103 (rechte Spalte, Ortschronik)
Aus Anordnung der der vorgesetzten Behörden wurde die Feier des
Reformationsfestes diesmal am 31. Oktober
in unserer Gemeinde begangen. Der Tag war schulfrei. Der Lehrer
veranstaltete mit den Schulkindern gemeinsamen Kirchgesang.
Die seit den letzten Jahren allerorts einsetzende Propaganda für den
31. Oktober als Weltspartag wurde auch hier
in gemeinsamer Zusammenarbeit des Rendanten {Kassenwart, vom frz.
Rendre compte = Rechenschaft ablegen, war im Rechnungswesen der
Gemeinden gebräuchlich} der hiesigen Spar- Darlehenskasse, Herrn
Köllnick mit dem Lehrer erfolgreich durchgeführt. In zweijähriger stiller
Arbeit konnte am 31. Oktober 1927 festgestellt werden, daß von 65 Schulkindern
bereits 31 eine mehr oder weniger gefüllte Heimsparbüchse besitzen. 15 Schulkinder
sind im Besitz eines Kontobuches (Sparkassenbuch).
Fortbildungsschule.
Der Unterricht an der ldl. Fortbildungsschule (Halbjahr 1927/28) wurde
am 1. Novb. 1927 mit 22 Schülern aufgenommen.
Die 2. Hälfte des Monats November brachte schneidende
Winterkälte. Am 15. Novb. fiel der erste
Schnee. Am Sonnabend vorm Totenfest bekamen wir schneidenden
Nordostwind, der mehrere Tage andauerte. Am 22. Novb. früh 8 Uhr zeigte
das Thermometer -10° Celsius. Am Donnertag, dem 24. Novb. trieben Lehrer
und Schüler auf der überschwemmten Puischa-Wiese
Eissport mit Schlittschuhlaufen und
Schlittenfahren. Nachmittag trat gelindes Tauwetter ein. Im Dezember
Schneefall und Frost.
Am Dienstag, dem 13. Dezember besichtigte Herr Schulrat Pflüger
die hiesige ländliche Fortbildungsschule.
Am Abend des 23. Dezember 1927, als sich der Männerchor, der Schulchor
und die Singschar zur Übungsstunde zwecks Chorprobe zum Weihnachtsfest
zur Schule begeben wollte, erstrahlten unsere Straßen plötzlich in
hellem Lichte. Die Gemeindeväter hatten unserem Orte als
Weihnachtsgeschenk die seit langem notwendig gewordene
Straßenbeleuchtung beschert. Es wurden in
unserem Orte 5 Lampen angebracht: Je eine in der Podewasnastraße,
Dorfstraße, Kirchstraße, Koinzstraße und vor der Maschkeschen
Gastwirtschaft.
Bis zum 22. Dezb. bescherte uns der Wettergott recht kalte Wintertage mit starkem
Schneefall. Am Montag, d. 19. Dezb. und am Dienstag, d. 20. Dezb. zeigte das
Thermometer früh 700 Uhr – 23° Celsius,
eine Temperatur, die seit Jahrzehnten nicht erreicht worden ist. Am 23. u. 24.
Dezember trat starkes Tauwetter ein.
1928 (Chronik Seiten 104 - 105) ►
Faksimile-Foto von Seiten 104 - 105
1928
Seite 104 (linke Spalte, Schulchronik)
Die Schülerzahl betrug am 1. Februar 65 Schulkinder (Februarkataster)
Zum Schlusse des Schuljahres 1927/28 wurden am 31. März 1928
4 Schulkinder, 2 Knaben und 2 Mädchen entlassen.
Eine Besichtigung der Schule durch den
Herrn Schulrat des Kreises Lübben fand nicht statt.
Osterferien:
Letzter Schultag: Sonnabend, 31. März 1928
Erster Schultag: Montag, 16. April 1928.
Neu in die Schule aufgenommen wurden am 1. April 1928
11 Schulkinder, 6 Knaben, 5 Mädch.
Schulbesuchsziffer
am 16. April 1928
Oberstufe 8. Schuljahr
Oberstufe 6./7. Schuljahr
Mittelstufe
4./5. Schuljahr
Unterstufe 2./3. Schuljahr
Anfänger 1. Schuljahr
|
8 Knaben
4 Knaben
3 Knaben
13 Knaben
5 Knaben
33 Knaben |
7 Mädchen
4 Mädchen
8 Mädchen
12 Mädchen
8 Mädchen
39 Mädchen |
= 72 Kinder |
Am 12. Mai besichtigte Herr Schulrat Pflüger von 7-10 ¼ Uhr den
Unterricht der Ober- und Mittelstufe. Zur Behandlung kamen in:
Religion: Der Sündenfall,
Deutsch: Volkers Nachtgesang (Oberstufe)
Deutsch: Besprechung u. Berichtg. eines Diktats (Mittelstufe)
Geschichte: Die Burschenschaftsbewegung
Naturkund: Die Frühlingsblumen.
Rechnen: Angew. Bruchrechnung.
Über die Leistungen in Deutsch, Rechnen, Geschichte und Naturkunde
sprach Herr Revisor seine Zufriedenheit aus. In Religion
wollte er die ethischen Grundbegriffe gründlicher herausgearbeitet wissen.
Seite 104 (rechte Spalte, Ortschronik)
Am Sonnabend, dem 7. Januar 1928 veranstaltete der
Turnverein im Maschkeschen Saale sein
Wintervergnügen verbunden mit Theateraufführungen
ernsten und heiteren Charakters. Im 2. Teil des Abends führte Turnwart
H. Dillan mit einer Musterriege Geräteübungen
am Reck und Barren vor, welche mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurden.
Der Männergesangverein Concordia feierte
am 21. Januar sein Wintervergnügen, verbunden mit Chorgesängen und
theatralischen Aufführungen, ferner Sologesängen. Das Glanzstück des
Abends bildete die Vorführung des Singspiels "Alt Heidelberg, du feine".
Der Kriegerverein ließ am 4. Febr. das Filmwerk "Grüß mir das blonde
Kind am Rhein" vorführen.
Fortbildungsschule Halbjahr 1927/28.
Unterrichtsbeginn: 1. November 1927
Unterrichtsschluß: 28. Februar 1928
Lehrer Wegener unterrichtete 60 volle Stunden
Turnwart Dillan
'' 29
'' ''
beide zusammen
89 volle Stunden.
Zahl der Fortbildungsschüler: 23.
Davon waren beschäftigt:
a. in der Landwirtschaft 15
b. als Handwerker
8
a. in der Landwirtschaft
23.
Am 29. Februar 1928, Abend 10 ½ Uhr ertönte plötzlich Feueralarm.
Dem Anbauern Otto Androck brannten eine Scheune und ein dicht daneben
stehender Holzschuppen nieder. Unter den telephonisch herbeigerufenen Feuerwehren der Nachbardörfer
erschien die Pretschener freiwillige Feuerwehr an erster Stelle. Ansonsten waren Löschmannschaften
von Gröditsch, Kossenblatt, Altschadow, Dürrenhofe und Krugau erschienen. Nach beendigter Löschhilfe
verunglückte auf der Rückfahrt von der Dürrenhofer Löschmannschaft der
Bauer Marker (Dürrenhofe) durch Sturz von der Spritze tödlich.
Sonntag, den 15. April wurde der Heimatfilm
"Lübben, der Spreewaldkreis" im Maschkeschen Saale vorgeführt. Während
der Pausen und der Vorführungen erfreuten uns Lehrer Mache und seine Lübbener
Singgemeinde durch ihre Lieder und Volkstänze. Auch die Kuschkower Chöre
beteiligten sich eifrig an den musikalischen Darbietungen.
Seite 105
Am Sonntag, dem 6. Mai 1928 beging die Gemeinde Kuschkow in schlichter,
würdiger Weise das Fest der 600 Jahrfeier.
Eine besondere Ehrung wurde der Gemeinde durch das Erscheinen des Herrn
Vizegeneralsuperintendenten Buchsel
zuteil, welcher die Festpredigt hielt. Das Fest nahm folgenden Verlauf.
Um ¾ 2 Uhr Nachmittag traten die Ehrenjungfrauen, der Krieger-, Gesang-
und Turnverein vor dem Schulzschen Lokale an. Unter den Klängen der
Lehnigerschen Kapelle marschierten die Vereine
zur Kirche. Das festlich geschmückte Gotteshaus war bis auf den
letzten Platz gefüllt. Als der Generalsuperintendent und der
Ortsgeistliche die Kirche betraten, erhoben sich die Kirchenbesucher von
ihren Plätzen. Zur Einleitung spielte der Lehrer ein Präludium in G-dur
von Joh. Seb. Bach. Nun folgten, liturgisch aufgebaut,
Schriftverlesungen des Ortspfarrers, Chorgesänge des Männer- und
Gemischten Chores, Sologesänge von Frau Emilia Schmidt (Sopran) u. Frau
Wegener (alt), Violinsoli von Lehrer Schulz (Neulübbenau). Die Gemeinde
sang "Großer Gott, wir loben Dich" und als Predigtlied "Bis hierher hat
mich Gott gebracht". In Anlehnung an das Bibelwort, Psalm 143, 5+6 "Ich
gedenke an die vorigen Zeiten, ich rede von allen Deinen Taten und sage
von den Werken deiner Hände ..." hielt der Vizegeneralsuperintendent mit
zu Herzen gehenden Worten die Festpredigt.
Im Anschluß an den Gottesdienst erfolgte seitens der Vereine ein
Ummarsch durch das Dorf bis zum Platz an der Friedenseiche. Fräulein
Johanna Jäzosch eröffnete den Festakt durch einen Prolog, dessen Inhalt
die Verdienste des Lehnsmanns, des Ortsrichters und Ortsschulzen würdigte. Zum Schluß überreichte
sie dem Gemeindevorsteher den alten Schulzenstab mit der Bitte, ihn
dem Festtage zur Ehrung seines Amtes zu tragen. Darauf übergab sie ihm eine künstlerisch angefertigte
Abschrift des Kaufbriefes vom 1. Mai 1328. Nunmehr ergriff
Gemeindevorsteher das Wort zur Begrüßungsansprache. Darauf bestieg
Rittergutsbesitzer Paschke – Pretschen die Rednertribüne,
welcher im Auftrage der Kreisbehörde die Glückwünsche und Grüße des Landrats übermittelte.
Seine Ansprache endete mit einem Hoch auf die Gemeinde Kuschkow. Im Anschluß daran hielt der
Lehrer des Ortes die Festrede, in welcher er einen zusammenfassenden
Rückblick über die 600jährige Vergangenheit von Kuschkow gab. Zum Schluß dankte der Vorsitzende
des Festausschusses, Sattler, allen, die zur Verschönerung und zum Gelingen des Festes beigetragen
hatten. Seine Worte schlossen mit einem Hoch auf das Vaterland, dem sich der gemeinsame Gesang
des Deutschlandliedes anschloß. Danach nahmen die Vereine Paradeaufstellung.
Es erfolgte nun der Vorbeimarsch sämtlicher Vereine vor den Ehrengästen. Am Abend vereinigte ein
harmonisch verlaufenes Kränzchen in beiden Sälen alt und jung der Gemeinde bei
feierlichem Spiel und Tanz.
/ ges. 12.5.28 ..........
Am Sonntag, dem 20. Mai 1928 fanden die Wahlen zum Reichstag und Preußischen Landtag statt. Die
Beteiligung an der Wahl war diesmal schwächer als sonst. Von 327 Wahlberechtigten gaben für den
Reichstag 258, für den Landtag 259 ihre Stimmen ab, also nur 79%. Die Ergebnisse:
Nr. 1. Sozialdemokraten
'' 2. Deutschnationale Volksparteil
'' 3. Zentrum (katholische Partei)
'' 4. Deutsche Volkspartei
'' 5. kommunistische Partei
'' 6. Deutsch-Demokratische Partei
'' 9. Wirtschaftspartei des Mittelstandes
'' 15. Christlich nationale Bauern- u. Landvolkpartei
ungültige Stimmen |
Reichstag
7 Stimmen
171 ''
1 ''
2 ''
9 ''
2 ''
22 ''
37 ''
7 ''
258 Stimmen |
Landtag
7 Stimmen
34 ''
- ''
3 ''
10 ''
2 ''
21 ''
175 ''
7 ''
259 Stimmen |
|
Die Ober- und Mittelstufe der hiesigen Schule unternahm am Mittwoch, dem 23. Mai eine
Wanderung über Pretschen nach Altschadow. Dort forderte sie
die Schule in Altschadow zum Schlagballspiel auf, bei dem die
Kuschkower gewannen. Nach kurzer Rast im Gasthaus wurde der Neuendorfer See besichtigt.
Der Rückmarsch verzögerte sich um einige Stunden, da mehrere Gewitter mit Wolkenbrüchen
einen Weitermarsch unmöglich machten. Um 4 Uhr wurde aufgebrochen und über
Neuschadow gewandert. Um 6°° Uhr nachm.
langten Lehrer und Schüler wohlbehalten in Kuschkow an.
Pfingstferien: Letzter Schultag: Freitag, 25. Mai 1928
Pfingstferien: Erster
'' : Dienstag, 5. Juni 1928.
1928 (Chronik Seiten 106 - 107) ►
Faksimile-Foto von Seiten 106 - 107
Seite 106 (linke Spalte, Schulchronik)
Am 10. Juni 1928 sollte auf behördliche Anordnung die Elternbeiratswahl
stattfinden. Zu der 1. Versammlung der Elternschaft waren nur 4 Personen
erschienen; zur 2. Versammlung, in welcher der Wahlvorstand gewählt und
die Kandidatenlisten aufgestellt werden sollte erschien niemand. Mithin
konnte kein Elternbeirat gewählt werden.
Anläßlich eines Sportfestes des hiesigen Turnvereins am 17. Juni fand
zwischen der Gröditscher und Kuschkower Schule ein Schlagballspiel
statt, wobei die Kuschkower Schulmannschaft mit 64:21 Punkten den Sieg errang.
Das Mädchenturnen, das in der hiesigen Schule seit Oktober 1927
eingeführt wurde, zeigte im Sommer 1928 erfreuliche Fortschritte. Die Schulmädchen turnen mit
besonderem Eifer am Reck sowie in den volkstümlichen Übungen mit. Selbst am Schlagballspiel,
einem ausgesprochenen Jungenspiel, zeigen sie lebhaftes Interesse. Besondere Schwierigkeiten
bereitet noch die Einführung des schwarzen Turnanzuges. Von 15 Mädchen der Ober- und Mittelstufe
besitzen erst 5 die praktische Turnkleidung. Einige besorgte Mütter und Väter sehen darin immer
noch etwas Anstößiges, wie sie auch den seit 2 Jahren in Stadt und Land verbreiteten Mädchensport
des Bubikopfes der jungen Mädchen als undeutsch verpönen. Die
Kuschkower Jugend hält immer noch treu zum Mädchenzopf.
Ferienordnung 1928.
Sommerferien:
Herbstferien:
Weihnachtsferien:
|
Letzter Schultag:
Erster Schultag:
Letzter Schultag:
Erster Schultag:
Letzter Schultag:
Erster Schultag: |
Sonnabend, 21. Juli 1928
Montag, 13. August 1928
Dienstag, 18. September
Dienstag, 16. Oktober
Freitag, 21. Dezember
Freitag, 4.Januar 1929. |
|
Wie in den vergangenen Jahren, so wurde auch diesmal am 11. August 1928,
vormittag 800 Uhr in der Schule eine öffentliche Verfassungsfeier
veranstaltet, zu der 6 Personen erschienen waren. Bedauerlicherweise waren auch diesmal seitens der
Gemeindekörperschaften keine Vertreter erschienen. Das Schulzimmer war mit Eichenlaub, besonders die
Bilder des Reichspräsidenten Hindenburg, Fr. L. Jahn und Rheinlandschaft, festlich geschmückt. Auf
dem Schulgebäude war die Reichsflagge gehißt. Die Verfassungsfeier
nahm folgenden Verlauf: ...
Seite 106 (rechte Spalte, Ortschronik)
Beim Schützenfest des Kriegervereins am
10. Juni erwarb Kamerad Theodor Ternick die Königswürde. 1. Ritter wurde
Gastwirt Ernst Schulze, 2. Ritter Kam. Hugo Michelchen.
Ein furchtbares Unwetter mit Gewitter und
Sturm wütete am Mittwoch, dem 4. Juli,
nachmittag 13 Uhr über unseren Ort. Die beiden Akazienbäume (15 m hoch)
vor dem Schulhause wurden ein Opfer des Sturmes. Ein Baum stürzte
krachend zu Boden und legte sich quer über die Straße. An der
Gröditscher Chaussee wurden ebenfalls zwei Ahornbäume entwurzelt sowie 2
Leitungsmasten der elektrischen Starkstromleitung umgeknickt. Ebenfalls
wurden die Dächer einiger neugedeckter Scheunen beschädigt. An der
Dürrenhofer Straße wurden mehrere Pflaumenbäume entwurzelt.
In der Zeit vom 9.-15. Juli nahm der Lehrer mit 4 Mitgliedern der
Kuschkower Singschar an einer vom Kreisausschuß für Jugendpflege
eingerichteten Singwoche in Goyatz am
Schwielochsee teil.
Anläßlich des 150. Geburtstages des Turnvaters
Friedr. L. Jahn veranstalteten der Turnverein und die Schule am
Sonntag, dem 12. August 1928 auf dem Sportplatz eine erhebende
Jahnfeier, bei der auf der Erhöhung des Platzes ein
schlichter Jahnstein (Feldstein)
eingeweiht wurde. Nach gemeinsamen Gesängen und Gedichtvorträgen weihte
Kreisjugendpfleger, Lehrer Lohde – Lübben,
den Stein ein. Die Schülerin Luzie Leske legte im Namen der Schule einen
Eichenkranz nieder. Hildegard Dillan sprach ein Gedicht. Zum Schluß
führten die Mädchen und Knaben gemeinsam Freiübungen vor.
Vom Hochwasser blieb unser Ort in diesem Jahr verschont. Man kann eher
von einem trockenen Sommer sprechen. Die Pretschener Spree ist
stellenweise so flach, daß man bequem hindurchwaten kann. Die
Roggenernte ist gut. Die Trockenheit hielt
bis Ende September an. Die Kartoffel- und
Rübenernte ist mittelmäßig. Von der
Obsternte sind in diesem Jahr nur die Birnen lohnend. Pflaumen
gibt es überhaupt nicht, desgleichen nur sehr wenig Äpfel. Das Heu
konnte diesmal im 1. und 2. Schnitt gut eingebracht werden.
Turnverein "Jahn", Gruppenbild 1928 zur Einweihung des
"Jahnsteins". Zum zehnjährigen Jubiläum des Turnvereins gab es einen Beitrag von Fritz Wegener
im Lübbener Kreis-Kalender von 1931 (siehe direkt hier:
►). Das in diesem Beitrag
mitgeteilte Gründungsdatum des Vereins (14. April 1921) scheint sich auf die formelle Vereinsgründung zu
beziehen, oder die Angabe ist nicht korrekt. Der Turnverein Jahn wurde bereits 1920 gegründet; siehe Angaben
zu Seite 78 im Teil 1 der Chronik.
Seite 107 (linke Spalte, Schulchronik)
... Verfassungsfeier:
1. Gemeins. Gesang: Großer Gott
2. Bibelwort: Psalm 18.
3. Chor: Die Wacht am Rhein
4. Gedicht: Das Ende (Börries, Freiherr v. Münchhausen)
5. Gedicht: Ein Ziel
6. Chor: Treue Liebe bis zum Grabe.
7. Gedicht: Dein Vaterland
8. Festrede: Schwarz-rot-gold in der deutschen Geschichte
9. Gedicht: Im Dorfe Lanz bei Lenzen
10. Festrede: Friedrich Ludwig Jahn
11. Hoch auf das Vaterland, Deutschlandlied
Am Sonnabend, den 1. September 1928 wurden in Gröditsch die
Reichsjugendwettkämpfe der Schule des
Bezirks Großleuthen u. Umgegend veranstaltet. Die Kuschkower hatten
diesmal die Ehre, den besten Sieger des
ganzen Bezirks zu den Ihrigen rechnen zu dürfen:
Gerhard Konrad, welcher mit 53 Punkten den 1. Preis und somit die
Urkunde des Reichspräsidenten errang.
Seine Leistungen waren im Weitsprung 4.30 m, Schlagballweitwurf
60 m, 100m Lauf – 1500 Sekd. Gerh. Konrad
ist 14 Jahre alt. Aus seiner Altersklasse erhielt Emil Petigk aus
Schlepzig mit 52 Pkt. den 2. Preis (Schlagballwurf 69 m), Lehmann –
Gröditsch – 46 Pkt. Emil Borch – Kuschkow 43 Pkt.,
Max Ternick – Kuschkow 41 Pkt. Von der 2. Altersklasse errang
Walter Rattei ... Pkt. und Kurt Halko ... Punkte.
Unter den Mädchen erhielt Hildegard Dillan
mit 40 Pkt. (1. Kl.)) einen Preis.
Während der Herbstferien wurde am Schulhause
der Außenputz erneuert und mit
Ternesitedelputz versehen. Der
Treppenaufgang an beiden Seiten des Hauses
wurde restauriert. Über der Haustür des Schulgebäudes wurde eine
Inschrift angebracht: Schulzeit ist Saatzeit.
Donnerstag. Den 25. Oktober besichtigte Herr
Oberregierungsrat Deetjen (Frankfurt a/O.) und Herr
Schulrat Pflüger (Lübben) den Unterricht
der Mittel- und Unterstufe. Die Herren Revisoren sprachen dem Lehrer
über die Leistungen und die Arbeitsweise ihm vollste Anerkennung aus.
Auf Anordnung des Kreiswohlfahrtsamtes
fand am 7. Dezember von 9 ½ – 15 ½ Uhr eine ärztliche Untersuchung
sämtlicher Schulkinder und Fortbildungsschüler statt. Die Untersuchung
lag in den Händen des Kreisarztes, Herrn
Medizinalrat Dr. Seeger – Lübben. Für jedes Schulkind pp. werden
nunmehr besondere Personal- und Gesundheitsbogen geführt.
Seite 107 (rechte Spalte, Ortschronik)
Bei dem Sporttreffen der ldl. Fortbildungsschulen des
Lübbener Kreises am 26. August 1928 in Goyatz (Jugendherberge) errangen von 10 Teilnehmern
aus Kuschkow im volkstümlichen Fünfkampf den Sieg:
Werner Dillan:
Gustav Wiemann:
Erich Ternick:
Hermann Borch: |
87 Pkt. ) 1. Altersklasse 17- u. 18 Jährige
80 Pkt. )
54 Pkt. ) 2. Altersklasse 15- u. 16 Jährige
53 Pkt. ) |
|
|
Schulverbandsbeiträge 1. Halbjahr
Beschulungsgeld
''
Ergänzungszuschüsse d. Regierung |
1928: 2686,20 RM
1928: 1440,00 RM
1928: 0300,00 RM |
|
|
Der Erntedankfestgottesdienst am 30. Sept. wurde durch Gesänge
des Schülerchors verschönt.
1. Halleluja! Amen (2stimmiger Kanon v. Jöde*)
2. Danket dem Herrn 4 ''
'' ''
3. Dona nobis pacem 3 ''
'' ''
*) Der Kanon. 3 Bde. 1926: Kanonsammlung von Fritz Jöde (1887-1970). Berufen
an die Staatliche Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin. Gründer der ersten
staatlichen Jugendmusikschule sowie Mitbegründer der ersten Berliner Volksmusikschule.
Gab Musikpädagogische Kurse für Lehrer.
Fortbildungsschule.
Der Unterricht an der Fortb. Schule
wurde am 2. November mit 16 Schülern begonnen. Die Unterrichtszeit
dauert an den beiden Unterr. Tagen von 5-8 Uhr Nachmittag.
Am Montag, dem 22. Oktober 1928 vormittag gegen 9 Uhr machte der in den
70er Jahren stehende Altsitzer Theodor Müller
seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Welche Gründe den
Lebensmüden, der sonst in geordneten
Verhältnissen lebte, in den Tod getrieben haben, ist zur Zeit nicht
bekannt. Er wurde am Freitag, dem 26. Oktober in der Mittagsstunde still
beigesetzt.
Die Spar- und Darlehenskassengenossenschaft
hielt am 13. Dezb. im Maschkeschen Saale ihre 56.
Generalversammlung ab, die von den einheimischen sowie den
Gröditscher und Pretschener Genossen zahlreich besucht war. Auf der
Tagesordnung standen:
1. Geschäftsbericht des Rendanten Köllnick.
2. Vortrag des Versuchsringleiters Zierold über Kalk- und Stickstoffdüngung.
3. Filmvorführung der badischen Anilin- und Sodafabrik über Stickstoffdüngung.
1928
- 1929 (Chronik Seiten 108 - 111) ►
Faksimile-Foto von Seiten 108 - 109 und
110 - 111
Seite 108 (linke Spalte, Schulchronik)
Am Sonntag, dem 9. Dezember 1928 veranstaltete
die Schule im Maschkeschen Saale einen Elternabend,
der außerordentlich stark besucht war. Es wurden 218 Eintrittskarten für Erwachsene
ausgegeben. Kinder hatten freien Eintritt. Der Abend brachte nicht nur eine hohe
Einnahme für die Schule, sondern auch zahlreiche Beispiele der Anerkennung und
Zeichen des guten Einvernehmens zwischen Lehrer, Lehrerfrau und
Schulkindern – Gemeinde. Vorsteher Görzig dankte zum Schluß der
Veranstaltung bewegten Herzens. Seine Ansprache schloß mit einem begeistert
aufgenommenen Hoch auf den Lehrer, seine Gattin und die Schulkinder.
Vortragsfolge:
1. Prolog
2. Chor: Was frag ich viel nach Geld und Gut.
3. Ansprache des Lehrers:
1. Wie können
die Eltern den Lehrer in seiner Arbeit unterstützen?
2. Wie feiern
Eltern und Kinder, Meister und Lehrer echte Weihnachten?
4. Sprechchor: Erlkönig (Joh. W. v. Goethe)
5. Gedicht: Der kleine Nimmersatt.
6. Sprechchor: John Maynard.
7. Chorgesang: Treue Liebe bis zum Grabe.
8. Turnerstück: Friedrich Ludwig Jahn.
9. Gedicht: Die Kinder im Schnee.
10. Märchenreigen: Das Sternenkind (Nach dem Märchen "Die Sterntaler".)
11. Gedicht: Christkinds getreuer Knecht.
12. Zwiegespräch: Doktor Püllermann
13. Theater: Unverhoffte Weihnachtsfreude
14. Lebendes Bild: Die heilige Nacht.
15. Schlußchor: Herbei, o ihr Gläubigen.
Seite 108 (rechte Spalte, Ortschronik)
Mitte Dezember starker Frost und Schneefall, welche bis zum 3. Weihnachtsfeiertage
anhielten. Weihnachtswetter, Weihnachtsstimmung! Der Weihnachtsmann ging Heiligabend
durch die Straßen und bescherte die Kinder. Die anläßlich des Elternabends gegebenen
Anregungen betr. Weihnachtsfeiern in der Familie wurden vielfach
befolgt. Die bisherige Unsitte, die Kinder schon vor dem Fest zu
beschenken, verschwindet mehr und mehr. Man sieht ein, daß ein inniges
Zusammenleben nur dann möglich ist, wenn man den Kindern auch wirklich
rechte Weihnachtsfreude vermittelt. Der Höhepunkt der Weihnachtszeit ist
Heiligabend. ‒ In der Kirche sangen am 1. Feiertag früh 700 Uhr der
Schülerchor "Es ist ein Ros entsprungen", die Singschar "Den geboren hat
ein’ Magd". Am 2. Feiertag sang der Männerchor "O du fröhliche".
Kirchliche Jahresstatistik 1928.
Geboren und getauft:
Gestorben:
Konfirmiert:
Abendmahlsgäste:
Eheschließungen: |
006 Kinder.
005 Personen,
006 Kinder,
192 Personen,,
006 |
|
|
1929
Seite 108 (linke Spalte, Schulchronik)
Am 1. Februar betrug die Schülerzahl 70 (Februarkataster).
Trotz der großen Kälte im Februar konnte der
Schulbetrieb aufrecht
erhalten werden. Um ein Auskühlen des Schulzimmers während der Nachtzeit
zu verhindern, wurde der Schulofen jeden Abend vorgeheizt. Außerdem
wurden die Fenster des Schulzimmers, deren Scheiben mit einer Eiskruste
von 1 cm Stärke bedeckt waren, allabendlich mit Landkarten,
Anschauungsbildern und Tafeln verhängt. Der Gesundheitszustand der
Kinder war trotz der strengen Kälte zufriedenstellend.
Seite 108 (rechte Spalte, Ortschronik)
Der Turnverein veranstaltete am Sonnabend, dem 12. Januar einen
Theater-
und Werbeabend, der sehr zahlreich besucht war. Die Vorführungen auf der
Bühne sowie die turnerischen Darbietungen wurden mit großem Beifall
aufgenommen.
Ein strenger Winter, der die bitterkalten Dezembertage der Jahre 1923 und
1927 an Härte und Dauer übertraf, wurde uns im Januar und Februar 1929
beschert. So zeigte das Thermometer am 1. Februar 8 Uhr -18° Celsius, am
10. Februar (Fastnachtsonntag) und 11. Febr. (Fastnachtmontag)
-28° Celsius. In der Nacht -30°. Trotz der grimmigen Kälte ließ es sich
die Jugend nicht nehmen, am Fastnachtsmontag auf den Straßen
umherzuziehen, jedem Besitzer ein Ständchen zu bringen und zu zampern.
Seite 109 (linke Spalte, Schulchronik)
Am 27. III. wurden 6 Mdch. u. 6 Knaben entlassen.
Schülerzahl am 15.4.1929.
Oberstufe 8. Schuljahr
6./7. Schuljahr
Mittelstufe
4./5. Schuljahr
Unterstufe 2./3. Schuljahr
Anfänger 1. Schuljahr
|
4 Knaben
1 Knaben
11 Knaben
12 Knaben
5 Knaben
33 Knaben |
3 Mädchen
3 Mädchen
15 Mädchen
7 Mädchen
6 Mädchen
34 Mädchen |
= 67 Kinder |
Am 1. Mai betrug die Schülerzahl 68 Kd.
Seite 109 (rechte Spalte, Ortschronik)
Zahl der Fortbildungsschüler am 26. Febr. 1929 = 16
Davon aus ldw. Betrieben 7
'' '' Handwerker '' 7
ohne Beruf
2
Der Sommer 1929 brachte große Dürre, wodurch die Ernte sehr geschmälert wurde.
Beim Schützenfest des Kriegervereins errang Kam. Hermann Lehmann die Königswürde.
Im Laufe des Frühjahrs 1929 wurde in Kuschkow eine Ortsgruppe des
Stahlhelm "Bund der Frontsoldaten" gegründet.
Seite 110 (linke Spalte, Schulchronik)
Anläßlich der 10jährigen Wiederkehr des Verfassungstages fand auf
Anordnung der Behörde eine Schulfeier statt. Der Schüler Max Ternick
erhält an diesem Tage als Geschenk der Reichs- und Preuß. Staatsregierung
das Buch "Deutsche Einheit – Deutsche Freiheit."
Bei den Reichsjugendwettkämpfen erhielten einen Preis:
Max Ternick
Hildegard Dillan
Hermann Kniesigk
――――――
Walter Rattei
Kurt Halko
Hermann Dillan
Gustav Rattei
Gerhd. Kniesigk |
56 Pkt. )
54 '' ) 1. Altersklasse
47 '' )
66 '' )
61 '' )
55 '' ) 2. Altersklasse
40 '' )
40 '' ) |
|
|
Seite 111 (linke Spalte, Schulchronik)
Ein Kinderfest veranstaltete unser neuer
Jagdpächter, Herr
Regierungsbaumeister Zimmerreimer – Berlin mit seiner Gattin am
9. September für die Schulkinder und jüngeren Kinder unserer Gemeinde.
Es war ein selten schönes Fest, zumal der hochherzige Gönner sämtliche
Kosten bestritt: Ummarsch mit Musik, Beköstigung von ca. 90 Kindern
während der Kaffee- und
Abendbrotpause,
Verteilung von Geschenken an die Kinder, Dekorierung mit
Papiermützen und Kränzen, Stocklaternen, Veranstaltung eines
Feuerwerkes auf der Elsnerschen Wiese. Die
Schulkinder führten während des Festes auf dem
Platz an der Friedenseiche Trockenschwimmübungen, Bändertanz,
Blumenreigen und ähnliche Spiel... auf. Die Knaben kletterten auf die
Stange, spielten "Ball über die Schnur" und Schlagball und
zeigten ihre Kräfte beim Tauziehen. Während der
Abschlußfeier im Schulzeschen Saale sang
der Chor "Kein schöner Land; Gedichtvorträge einzelner Mädchen,
Schlussworte des Lehrers und Dankesworte des Gemeindevorstehers Görzig
bildeten den Inhalt der Schlußfeier.
Am 20. September 1929 entriß uns der
Tod die Schülerin Anna Thiele
im Alter von 13 ½ Jahren. In ihr verlor die Schule ein Mädchen, das man in
seinem stillen, bescheidenen Wesen lieb gewonnen hatte. Sie wurde am 23. Septb.
unter überaus großer Beteiligung seitens der Schulkinder wie der Gemeinde zur
letzten Ruhe bestattet. Der Schülerchor sang ihr zum
Abschied "So nimm denn meine Hände" und "Es ist ein Schnitter".
Zahl der Schwimmer in der hiesigen Schule:
Sommer 1928: 3
Sommer 1929: 4.
Am Freitag, dem 1. Novb. unternahm der Lehrer mit zahlreichen
Schulkindern, Fortbildungsschülern und Mitgliedern der Singschar eine
Radpartie nach Lübben zwecks Teilnahme an
d. Zirkusvorstellung des Zirkus’ Baume.
Die Vorführung mit den wilden Tieren u.a. boten reichhaltigen Stoff für
den naturkdl. Unterricht.
Infolge Erkrankung des Lehrers F. Wegener
an eitriger Mandelentzündung und Grippe musste der
Unterricht am 7., 8. u. 9. November ausfallen.
Auf behördl. Anordnung wurden nunmehr
aufgabenfreie Spielnachmittage abgehalten,
an denen Lehrer und Schulkinder auf dem Sportplatz Turnspiele abhalten.
1. Spielnachmittag: Mittwoch, 13. November.
Seite 111 (rechte Spalte, Ortschronik)
Der Unterricht an der ldl. Fortbildungsschule wurde am 5. November mit
15 Schülern aufgenommen.
In den Eintragungslisten für das vom
"Stahlhelm" und anderen rechtsgerichteten Verbänden veranstalten
Volksbegehren wider den Youngplan
(Freiheitsgesetz) *) haben sich in der hiesigen Gemeinde von 332
Wahlberechtigten 177_ Personen eingetragen.
Anläßlich des Ablebens des Reichsaußenministers
Dr. Stresemann, † am 3. Oktober, wurden die
Flaggen des Schulgebäudes am 4., 5. und 6. Oktober auf Halbmast gesetzt.
Am 31. Oktober wurde ein Schulgottesdienst
anl. d. Feier des Reformationstages
abgehalten, bei dem der Schülerchor das Credo "Wir glauben all an einen
Gott" in der alten lutherischen Kirchenmelodie sang.
Die Gemeinderatswahlen am 17. November
brachten folgendes Ergebnis:
Liste Köllnick:
Liste Kaatsch.-Klinge:
Liste Hugo Michelchen-Güthler
Die Kreistagswahlen in Kuschkow:
Sozialdemokraten
Landliste
Bürgerliche Vereinigung
Parteilose Stadt- u. Landliste
Rote Arbeiterliste
Die Provinziallandtagswahlen:
Sozialdemokraten
Wirtschaftspartei d. dtsch. Mittelstandes
Block der Mitte (Demokraten)
Brandenbg. Heimatliste (Deutschnational)
Bürgerl. Vereinigg. (Nationalliberal)
Deutsche Volkspartei
Mieterliste |
35
109
131
14
243
10
3
4
19
10
10
213
3
3
7 |
= 275 |
|
In den Kreistag wurde aus Kuschkow Kaufmann Köllnick gewählt.
*) Young-Plan benannt nach dem amerikanisch Diplomaten Owen D.
Young, war der Letzte der Reparationspläne, der die Reparationszahlungen
des Deutschen Reichs auf Basis des Versailler Vertrages regelte. Das
Volksbegehren dagegen, wo sich u. a. die NSDAP und Hitler erfolgreich
für den eigenen Aufstieg engagierten, erreichte nicht die nötige
Mehrheit, sondern nur 10,2 %. In Kraft getreten am 17. Mai 1930
rückwirkend zum 1. Sept. 1929.
Schulbild um 1928-1930 (?) mit Lehrer Fritz Wegener, die "Kleine Gruppe"
der beiden Schulgruppen. In der Dorfschule gab es zwei Gruppen: Die Kleinen (1.-4. Klasse)
und die Großen (5.-8. Klasse). Foto: Familienarchiv Schneider/Paech
... Die Fortsetzung zur Abschrift
der Schulchronik folgt im Teil 1.3 ‒ siehe direkt hier:
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