Bilddokumente und Informationen zur Geschichte des Dorfes Kuschkow aus der Spreewaldregion in der Niederlausitz

 

 

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Kuschkow am nördlichen Rand der Niederlausitz

Dies ist die private Website von Doris Rauscher, aufgewachsen als Doris Jäzosch in Kuschkow, die ältere Tochter des Müllermeisters Manfred Jäzosch und seiner Ehefrau Jutta Jäzosch, geborene Thiele. Großvater war der Kuschkower Schmied und spätere Müllermeister Bernhard Jäzosch. Ziel der Website ist es, möglichst viele der noch existierenden Dokumente, Fotos und Berichte mit ortsgeschichtlichem Bezug zu Kuschkow der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Website versteht sich als persönliche Familien- und Heimatseite und gleichzeitig als sachliches Informationsangebot und digitales Archiv zur Dorfgeschichte.

Oben sehen Sie drei Bildausschnitte aus Fotos, die weiter unten vollständig gezeigt und näher erläutert werden, jeweils mit Angaben zu den Bildquellen. Die Inhalte dieser Website mit ihren Unterseiten werden nach bestem Wissen regelmäßig aktualisiert und erweitert, je nach zur Verfügung stehenden Dokumenten und Erkenntnissen. Anregungen, Korrekturen und sonstige Hinweise werden gern entgegengenommen und eingearbeitet, Kontaktdaten siehe ganz unten.

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Seitenübersicht

Startseite Kuschkow-Historie ‒ Das Dorf Kuschkow und seine Geschichte in Bildern und Texten

Die Kuschkower Mühle ‒ Mühlengeschichte und die Müllerfamilien Wolff / Jäzosch

Hochzeitsfeiern und Hochzeitsfotos ‒ Wie in Kuschkow und der Niederlausitz geheiratet wurde

Die Dorfschule in Kuschkow ‒ Dorflehrer und Schulkinder in Bildern und Texten

Schulchronik der Gemeinde Kuschkow ‒ Teil 1 ‒ 1891 bis 1926 ‒ Seiten 0 bis 95

Schulchronik der Gemeinde Kuschkow ‒ Teil 2 ‒ 1927 bis 1947 ‒ Seiten 96 bis 148 und Beilagen

Schulchronik der Gemeinde Kuschkow ‒ Teile 3 und 4 ‒ 1947 bis 1953

Schulchronik der Gemeinde Kuschkow ‒ Teil 5 ‒ 1953 / 1960 bis 1968 ‒ Meine eigene Schulzeit

Klassenbücher aus der Dorfschule in Kuschkow ‒ Jahrgänge 1950/1951 und 1954/1955

Klassenbuch aus der Dorfschule in Kuschkow ‒ Jahrgang 1958/1959

Die Lehrerin Luise Michelchen ‒ Ein 107-jähriges Leben in Berlin-Charlottenburg und Kuschkow

Die Kuschkower Feuerwehr ‒ Dorfbrände, Feuerwehrgeschichte und Feuerwehrleute

Historische topographische Karten ‒ Kuschkow und die Niederlausitz auf Landkarten ab 1687

Separationskarten und Flurnamen ‒ Vermessung und Flurneuordnung in der Gemarkung ab 1842

Der Friedhof in Kuschkow ‒ Friedhofsgeschichte, Grabstätten und Grabsteine

Verschiedenes ‒ Teil 1 ‒ Bilddokumente zu sonstigen Themen aus Kuschkow und Umgebung

Verschiedenes ‒ Teil 2 ‒ Bilddokumente zu sonstigen Themen aus Kuschkow und Umgebung
 




Luise Michelchen, geborene Kisker
 
13.6.1892 bis 15.10.1999 ‒ Ein 107-jähriges Leben

Als eine Kuschkower Persönlichkeit, die sich immer in aller Bescheidenheit in den Dienst des Dorfes gestellt hat, soll unbedingt die Lehrerin Luise Michelchen den Älteren in Erinnerung gerufen und den jungen Generationen vorgestellt werden. Ihr Leben begann als Luise Kisker und wurde durch ihre Heirat mit Max Michelchen zu einem Teil der Kuschkower Ortsgeschichte mit Beziehungen zu den Familien Borch und Scheibe sowie durch ihre Tätigkeit als Lehrerin zu großen Teilen der damaligen Kuschkower Dorfjugend. Durch ihren Einsatz als Organistin hat sie außerdem bis ins hohe Alter viele kirchliche Veranstaltungen begleitet. Frau Michelchen wäre sicher nie auf den Gedanken gekommen, ihr Leben für die Öffentlichkeit niederzuschreiben, dazu war sie zu bescheiden. Ich hoffe sehr, dass sie mir diese Webseite zur Erinnerung dennoch erlaubt hätte.

Luise Michelchen wurde am 13. Juni 1892 als 16. (!) und jüngstes Kind des Ehepaares Kisker wahrscheinlich in Charlottenburg bei Berlin (damals noch nicht zu Berlin gehörig) geboren. Es liegt zumindest die Vermutung nahe, dass ihr Vater durch seine Tätigkeit als Bautechniker bei der Hochbau-Verwaltung der Stadt Charlottenburg Kenntnis erlangte von den Planungen für die Siedlungen Neu-Finkenkrug (ab 1892) und Falkenhain (ab 1898) bei Falkensee, denn in Falkenhain hat er das eigene Haus für seine Familie erbaut. Nach den in der Familie von Walli Scheibe kursierenden Erinnerungen war er auch Maurer- und Zimmermeister.

Zum Berufsleben des Familienvaters Heinrich Kisker findet man einige Hinweise in den Sitzungsprotokollen der Stadtverordneten-Versammlung Charlottenburg aus dem Jahr 1898. Dort wird über seine Tätigkeit und die von ihm bearbeiteten Projekte berichtet. Auch wurde im nichtöffentlichen Teil der Sitzung vom 18. Mai 1898 beschlossen, den Techniker Heinrich Kisker zum technischen Gemeindebeamten der IV. Gehaltsklasse (Zeichner) ins Beamtenverhältnis zu übernehmen, um ihm nach seiner bereits 12-jährigen tadellosen Tätigkeit im einfachen Angestelltenverhältnis auch Pensionsansprüche zu sichern. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits 57 Jahre alt, was vor dem Beschluss zu Diskussionen unter den Stadtverordneten geführt hatte. Die Protokollauszüge findet man z.B. unter https://digital.zlb.de/viewer/image/34015140_1898/244/ ‒ eine Zusammenstellung der betreffenden Seiten siehe direkt hier, die Textstellen sind markiert: (Datenquelle: Digitale Landesbibliothek Berlin unter https://digital.zlb.de). Im Regelfall waren Zeichner und Techniker der unteren Gehaltsklasse meist jung und standen noch am Beginn ihrer Laufbahn, unterhalb dieser Gehaltsklasse kamen nur noch die Bürogehilfen. Im Jahr 1905, also etwa zum Zeitpunkt der Pensionierung von Heinrich Kister, verdiente ein Bautechniker in der Hochbauverwaltung der Stadt Charlottenburg nach 18 Dienstjahren 4.100 Mark im Jahr; siehe Literaturverzeichnis unten: Bericht über die Verwaltung ... Charlottenburg. (Zur Orientierung: 4.100 Mark im Jahr 1905 würden etwa 30.750 Euro im Jahr 2024 entsprechen, also etwa 2.563 Euro brutto im Monat.)

Die Eltern von Luise Michelchen, das Ehepaar Kisker, in einer undatierten Fotografie wohl um 1910: Marie Kisker (28.4.1852 - 5.1.1937) und Heinrich Kisker (2.7.1841 - 31.3.1914). Daneben das Elternhaus Kisker in Falkenhain bei Neu-Finkenkrug, Bismarckallee 66, heute ein Ortsteil der Stadt Falkensee nordwestlich von Berlin-Spandau; eine undatierte Aufnahme vielleicht aus den 1930er Jahren. Die Städte Spandau und Charlottenburg wurden 1920 zu Groß-Berlin eingemeindet, Falkensee verblieb jedoch eigenständig als Stadt in der Provinz Brandenburg, Landkreis Osthavelland. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Die Mutter Marie Kisker, zwei Aufnahmen wohl aus der Zeit um 1900 und 1910. Rechts daneben die Schwester Agnes von Luise Kisker in einer ebenfalls undatierten Aufnahme. Agnes Kisker war nicht verheiratet. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Auf diesem Ausschnitt aus der Silva-Wanderkarte Tegel (um 1915) sind die vielen Kolonie-Neugründungen nordwestlich von Falkensee zu sehen, in denen ab etwa 1890 überwiegend Einfamilienhäuser entstanden. In der Mitte der Bahnhof Finkenkrug und nordwestlich davon die Kolonie Falkenhain (gegründet 1898), in der Heinrich Kisker das oben gezeigte Wohnhaus für seine Familie baute. (Bildquelle: Archiv Museum Falkensee, die vollständige Karte mit weiteren heimatgeschichtlichen Informationen findet man auf der interessanten Website der Stadt Falkensee unter www.geschichte-falkensee.de/infotafel06.htm)

 

Links ist die gut erhaltene Monatskarte (Vorderseite und Rückseite) von Luise Michelchen zu sehen, für Vorort- und Personenzüge (Schnell- u. Eilzüge ausgeschlossen), das rot aufgestempelte Ausstellungsjahr ist leider kaum lesbar (vermutlich 1916 oder 1918 ?). Die Monatskarte berechtigte zur Fahrt zwischen den Stationen Finkenkrug und Fürstenbrunn (Siemensstadt Spandau mit Grenze zu Charlottenburg) und belegt ihr Pendeln zwischen Wohnort und Schule. Mit der seit 1870 vorhandenen Zugverbindung Berlin-Hamburg und der Sonntagsstation in Finkenkrug strömten an Sonn- und Feiertagen bis zu 25.000 Berliner in das Gebiet um Finkenkrug wegen seiner schönen Lage und Umgebung. Ab 1891 hielten Personenzüge regelmäßig in Finkenkrug.








 
  

In Charlottenburg besuchte sie die Schule, absolvierte dort ihre Lehrerausbildung und begann ihre Lehrtätigkeit. Ihren späteren Ehemann Max Michelchen (4.12.1877 - 30.11.1952) aus Kuschkow, ebenfalls Lehrer, lernte sie an der Schule in Charlottenburg kennen, wo sie beide unterrichteten. Als Wittwer heiratete er Sie am 9.4.1927 in zweiter Ehe. Beide übten ihre Lehrtätigkeit aus in Charlottenburg an einer Mädchen- bzw. Knabenschule bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung aufgrund einer Herzkrankheit.

Drei undatierte Portrait-Fotografien: Links Emma Michelchen, geborene Steker, die erste Ehefrau von Max Michelchen (Fotograf: Hermann Müller, Sorau). In der Mitte der junge Lehrer Max Michelchen (Fotograf: E. Biegner & Co., Guben) und rechts seine spätere zweite Ehefrau, die junge Lehrerin Luise Kisker (Fotograf: A. Wertheim, Berlin). (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 


Zwei Klassenbilder aus der Mädchenschule in Charlottenburg mit dem Lehrer Max Michelchen: Zuerst ein Foto wohl aus den 1920er Jahren (zu dieser Zeit war für Kinder die "Matrosenkleidung" in Mode) mit 30 Mädchen. Danach seine Schulklasse in Berlin-Charlottenburg im April 1936, 37 Mädchen und ein Lehrer, fotografiert vermutlich auf dem Schulhof. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Links eine Fotografie von Luise Kisker als junge Lehrerin, vielleicht um 1920, noch unverheiratet. In der Mitte das gut gelaunte Ehepaar Luise und Max Michelchen im Berliner Grunewald im Herbst 1935. Rechts ein vergrößerter Bildausschnitt aus dem Foto oben mit Max Michelchen und seinen Schülerinnen. (alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Nach der Pensionierung von Max Michelchen lebte das Lehrerpaar ab 1937 in Kuschkow im neu erbauten Wohnhaus der Familie seiner Nichte Emma (geborene Michelchen) und dem Tischler Franz Borch, später bewohnt von Familie Scheibe, der Tochter Walli von Emma und Franz Borch; siehe dazu die Bilder weiter unten.

Der Krieg forderte seinen Tribut ‒ es herrschte Lehrermangel. Die Schulchronik von Kuschkow berichtet, dass der Lehrer Gerhard Thürmer im Januar 1940 die Schule verließ, weil er zum Kriegsdienst einberufen wurde. Nachdem auch die Lehrerin Loest aus Kuschkow wegzog, fiel der Unterricht vom 1. Februar bis 15. März 1940 an der Kuschkower Schule aus. Am 16. März wurde Frau Luise Michelchen als Schullehrerin (Vertretung) der Kuschkower Schule verpflichtet (Frau des Lehrers i.R. Max Michelchen); siehe Schulchronik Teil 2, Seite 123, 1940. Wahrscheinlich eine sehr harte Zeit für sie, als Frau allein rund 70 Schüler unter Kriegsbedingungen zu unterrichten. So wie der Kuschkower Lehrer waren auch alle anderen wehrtauglichen Männer zum Kriegsdienst einberufen. Die Kinder halfen neben der Schule ihren Müttern, schließlich mussten die Wirtschaften versorgt und die Familien ernährt werden, im schlimmsten Fall auch ohne Männer. Da blieb nicht viel Zeit zum Lernen. Die folgenden beiden undatierten Bilder aus dem Familienarchiv Scheibe zeigen ihren Mann in dieser Zeit und Luise Michelchen kurz nach seinem Tod 1952 schon als Witwe, wohl im Jahr 1953.
 


Die zweite Lehrstelle wurde am 2. April 1943 besetzt mit Lehramtsanwärterin Irmgard Linker. Am 31. Juli 1943 gab Frau Michelchen auf eigenen Wunsch den Schuldienst auf. Leider setzt die Schulchronik hier aus und wir können nur vermuten, dass diese Zeit für sie unerträglich von der NS-Ideologie geprägt war. Grund genug, die Lehrtätigkeit zu beenden.

Nach dem Krieg entfiel in Ostdeutschland der Religionsunterricht in der Schule (1946). Als Ersatz dafür veranstaltete die Kirche für Kinder bis zum 6. Schuljahr die Christenlehre und für das 7. und 8. Schuljahr Konfirmandenunterricht beim Pfarrer im Pfarrhaus Krugau. Frau Michelchen unterrichtete Christenlehre in der hiesigen Kirche. Der Religionsunterricht fand zunächst in der Schule statt, später im eingebauten Raum auf der rechten Chorseite der Kirche. Mehrere Generationen von Kindern haben sie als Lehrerin in der Schule oder in der Christenlehre kennen gelernt. Sie unterrichtete meinen schelmischen Vater in der Schule und mich über 20 Jahre später in der Christenlehre. Sie vergaß bis ins hohe Alter nicht die folgenden kleinen Anekdoten aus der Schulzeit meines Vaters, dem Schülerclown. Nachdem er wie oft seine Späße machte, sagte sie zu ihm: "Du bist ein Pflaumenaugust". Zur Wiederholung aufgefordert, gab er von sich: "Ich bin eine Augustpflaume". Ein anderes Mal äußerte sie fassungslos über das Unvermögen der Schüler: "Das ist ja um auf die Palme zu klettern" ‒ darauf von Manfred den leisen aber doch gut hörbaren Kommentar: "Da müsste man aber erst mal hochkommen".

Ihrer Freude am Fotografieren verdanken wir viele Bilder als Zeitdokumente, des Dorf- und Landlebens und der Familien. Sortiert, beschriftet und aufbewahrt von ihrer Nichte Walli Scheibe darf ich diese Fotos zeigen.

Das Lehramt war oft verbunden mit der Aufgabe als Organist, die Lehrer waren ausgebildet im Orgelspiel. In der Schulchronik erfahren wir von Lehrer Klintzsch, der es wohl zu einer gewissen Meisterschaft im Orgelspiel brachte. So auch Frau Michelchen, die das Orgelspielen in der Kirche bis ins sehr hohe Alter übernahm, auch als die Orgel (aus Geldnot) völlig verstimmt gespielt werden musste. Ein Gottesdienst ohne Orgel wäre undenkbar gewesen, falsche Töne waren das kleinere Übel. Es ärgerte sie aber sehr, dass Leute die Misstöne ihrem Alter zuschrieben. Die Orgel war verstimmt, weil Feuchtigkeit vom kaputten Dach eindrang. In den letzten Kriegstagen hatten deutsche Soldaten vom Kirchturm aus geschossen / verteidigt. In der Chronik wird öfter erwähnt, dass Frau Michelchen zu Festveranstaltungen Klavierstücke vortrug oder die Sängerin Frau Schmidt am Klavier begleitete. Frau Schmidt war eine sehr begabte und gut ausgebildete Sängerin, eine Kuschkowerin, Tochter des Arztes Gusker, Schwester von Frau Kölnick, beide geborene Gusker. Frau Michelchen erteilte außerdem Klavierunterricht, wovon meine Mutter und mein Onkel profitierten.

Sie interessierte sich immer für das aktuelle Geschehen in der Politik und hielt sich solange es möglich war durch Zeitung lesen oder Gespräche auf dem Laufenden, ohne je ein Fernsehgerät besessen zu haben. Man konnte anregende, außergewöhnliche und humorvolle Unterhaltungen mit ihr führen. Schließlich schöpfte Sie aus einem umfangreichen Schatz an Erfahrungen. Sie erlebte bewusst das Kaiserreich mit dem 1. Weltkrieg, Inflation, das 3. Reich mit dem 2.Weltkrieg, den Sozialismus in der DDR mit der Wende und schließlich die Demokratie mit der Bundesrepublik.

Luise Michelchen auf zwei Fotos, so wie sie den älteren Kuschkowern in Erinnerung geblieben ist: Links im Jahr 1980 die Ururgroßtante Luise mit ihrem Ururgroßneffen Tilo Michelchen auf dem Schoß. Rechts zur Feier ihres 100. Geburtstags am 13.6.1992 in ihrer Wohnung in Kuschkow. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Im Jahr 1992 feierte Luise Michelchen ihren 100. Geburtstag. Einen solchen Geburtstag hatte es noch nie gegeben in Kuschkow. Leider verschlechterte sich ihre Gesundheit in den letzten Lebensjahren sehr. Im Alter von 103 Jahren schrieb sie meiner Mutter fast erblindet einen Kondolenzbrief anlässlich des Todes meines Vaters, ihres einstigen Schülers. In den letzten Lebensjahren konnte sie das Bett nicht mehr verlassen. Ihre Nichte Walli Scheibe pflegte sie bis zu ihrem Tod mit 107 Jahren am 15.10.1999. Ein bisher in Kuschkow nie erreichtes Alter. Auf dem Kuschkower Friedhof erinnern diese beiden Grabsteine an sie und ihren Ehemann.



 

 




Die Familien Michelchen und Borch

Die folgenden Bilder zeigen Situationen und Ereignisse aus dem Leben dieser miteinander durch Heirat verbundenen Familien, sie stammen überwiegend aus den Fotoalben von Walli und Gerhard Scheibe. Einige Bilder sind leider nur in schlechter Qualität erhalten, aber für die Kuschkower Familien- und Ortsgeschichte dennoch interessant.


Max Michelchen in Kuschkow

Nach dem vorzeitigen Ende seines Berufslebens 1937 ist der Lehrer Max Michelchen in seinen Heimatort Kuschkow zurückgekehrt und hat dort zusammen mit seiner Ehefrau Luise offenbar bis zu seinem Tod noch ein erfülltes und zufriedenes Leben geführt, wie die folgenden Bilder vermuten lassen.

Die Brüder Reinhard Michelchen, Max Michelchen (Ehemann von Luise Michelchen, geborene Kisker) und Hugo Michelchen (Großvater von Kurt und Heinz Michelchen sowie Walli Scheibe, geborene Borch), aufgenommen zu Ostern 1933 vermutlich in Kuschkow. Die drei Brüder waren die Söhne von Robert und Henriette Michelchen. Rechts die Landstraße zwischen Kuschkow und Neu Lübbenau kurz hinter dem Ortsausgang Kuschkow, Blick in Richtung Neu Lübbenau, in einer Aufnahme zu Pfingsten 1936. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)
 


Der Lehrer Max Michelchen im Ruhestand nach seiner Pensionierung 1937 als Imker in Kuschkow. Oben rechts ist er zu sehen als Spaziergänger zu Pfingsten 1936 an der Brücke für den Feldweg, welcher von der Landstraße nach Neu Lübbenau in südliche Richtung abzweigt zu den Wiesen und Feldern hinter der Dammstraße. Die Brücke existiert noch heute. Günter Weiher berichtete, dass diese Brücke früher "Wissecke-Brücke" genannt wurde ‒ nur noch wenige alte Kuschkower kennen diesen Namen. Von dort führte der Weg über die Felder auch zum abgelegensten Grundstück an der äußeren Dammstraße. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)


Familie Borch-Michelchen

Der Tischlermeister Franz Borch baute seine Tischlerwerkstatt und das Wohnhaus für seine zukünftige Familie in der Kirchstraße gegenüber vom Grundstück der Eltern seiner zukünftigen Frau Emma Michelchen; 1935 fand die Hochzeit statt. Leider währte das neue Familienglück nur fünf Jahre bis er zum Kriegsdienst eingezogen wurde und schließlich 1944 im Krieg fiel. Er ließ seine junge Frau und die kleine Tochter zurück. Mit dem neu gebauten Haus hatte er die beiden gut versorgt. Jedoch seine schöne große neue Tischlerwerkstatt wurde nicht mehr benutzt. Weitere Angaben zur Familie Borch siehe unten.

Minna Borch mit den drei Kindern Hedwig (4.4.1907 - 18.2.1977), Franz (27.11.1909 - Juni 1944) und Hermann (21.11.1911 - 16.3.1987), fotografiert um 1913 in Kuschkow vor dem Haus in der damaligen Dorfstraße (heute: Berliner Straße 13). Das Haus mit der Ziegelfassade ist noch heute im Familienbesitz, vor der Eingangstür befindet sich jetzt ein Vorbau. Rechts Franz Borch mit seinem Fahrrad vermutlich um 1933, jedenfalls noch vor seiner Hochzeit, der Ort der Aufnahme ist unklar. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Konfirmation von Emma Michelchen (ganz rechts stehend), Tochter von Auguste und Hugo Michelchen, 2.4.1922 (Ostern), Pfarrer war Hermann Wilhelm August Zeitzler. Im Kirchenbuch findet man die Namen der Konfirmanden aus Kuschkow mit folgenden Angaben, die Zuordnung zu diesem Foto aus dem Familienarchiv Scheibe ist leider nur teilweise möglich; die hier nicht genannten Kinder stammten aus anderen Dörfern:
- Auguste Emma Michelchen, Tochter von Hugo Michelchen, Anbauer (zweite Reihe rechts stehend)
- Emma Martha Kaiser, Tochter von Hermann Kaiser, Büdner
- Johanna Gertrud Noack, Tochter von Gustav Noack, Mieter in Kuschkow
- Johanna Hedwig Barwar, Tochter von Ernst Barwar, Anbauer
- Augusta Hedwig Mentz, Tochter von Emil Mentz, Eigentümer in Kuschkow
- Frieda Helene Kohlstock, Tochter von Ernst Kohlstock, Büdner in Kuschkow
- Minna Hedwig Mietke, Tochter von Gustav Mietke, Eigentümer in Kuschkow (erste Reihe ganz links sitzend)
- Fritz Richard Paul Jäzosch, Sohn von Richard Jäzosch, Stellmachermeister (zweite Reihe, Zweiter von rechts)
- Hermann Franz Mating, Sohn von Paul Mating, Eigentümer in Kuschkow
- Emil Max Mentz, Sohn von Paul Mentz, Anbauer

 

Das Wohnhaus der Familie Emma und Franz Borch in Kuschkow, heute Kirchstraße 19, links als Rohbau wohl um 1934 (leider nur in einer schlechten Aufnahme), rechts nur wenig später nach der Fertigstellung 1935. Ein für die 1930er Jahre ganz typisches eingeschossiges Wohnhaus mit Satteldach, großem Zwerchgiebel und einem kleinen seitlichen Eingangsvorbau mit Walmdach; auch die dreigeteilten Fenster entsprechen der Architekturmode dieser Zeit. Das Ehepaar Luise und Max Michelchen wohnte im Dachgeschoss. Später wurde es zum Wohnhaus der Familie Walli und Gerhard Scheibe. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Franz Borch auf seinem Motorrad der Marke "NSU" mit Hugo Michelchen auf dem Sozius. Rechts der Tischlermeister Franz Borch vor seiner neu erbauten Tischlerwerkstatt; der Wohnhausbau folgte bald danach. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Hochzeit von Emma Michelchen (19.2.1908 - 5.4.1959) und Franz Borch (27.11.1909 - Juni 1944) am 9.11.1935, links nach dem Kirchgang vorschriftsmäßig als Braut im weißen Kleid und Bräutigam mit Gehrock und Zylinder vor ihrem neuen Haus, rechts in der Hochzeitskutsche wahrscheinlich auf dem Weg zum oder vor dem Standesamt in Krugau. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Franz Borch in einer Aufnahme um 1935 im Jahr seiner Hochzeit.



Links Franz und Emma Borch mit der kleinen Tochter Walli am 8.12.1937 vor ihrem neuen Haus in der Kirchstraße. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe) 


Oben links Emma Borch mit der kleinen Tochter Walli im Frühjahr 1939 gegenüber im Garten ihrer Eltern und ihres Bruders Max Michelchen; in der Mitte im selben Garten einige Zeit später, wohl um 1941. Rechts Walli Borch vor ihrem Elternhaus, ebenfalls um 1941.

Auf dem nebenstehenden Foto sieht man von links Hedwig Michelchen, auf dem Zaun ihre Söhne Heinz und Kurt, daneben Walli Borch und ihre Mutter Emma Borch geborene Michelchen, fotografiert vor dem neuen Haus der Familie Borch offenbar am gleichen Tag wie das mittlere Bild darüber. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

  

Familienfoto von Franz Borch mit Ehefrau Emma und der 6-jährigen Tochter Walli, Weihnachten 1943 in Kuschkow. Ein ausdrucksstarkes Foto, die Gesichter verraten ihren Gemütszustand, besonders das der kleinen Tochter. Zu dem Zeitpunkt wussten sie nicht, dass sie sich nie wieder sehen werden. Es sollte der letzte Urlaub von Franz Borch in der Heimat gewesen sein, im folgenden Jahr ist er im Krieg gefallen. (Foto: Familienarchiv Scheibe)

  

Familie Borch

Der Name Borch ist bereits zu finden im Kirchenbuch Nr. 11570 für die Jahre 1671 bis 1681 sowie in den danach folgenden Kirchenbüchern, es handelt sich also um eine der in Kuschkow sehr alteingesessenen Familien. Nachfolgend sind einige Seiten aus dem Kirchenbuch zu sehen (zum Vergrößern bitte anklicken). Ich überlasse die Transkription des vollständigen Textes dieser Kirchenbucheintragungen den Nachfahren der Familie und würde mich freuen, wenn man mir das Ergebnis zur Vervollständigung des Webseitentextes mitteilte.

Die drei Doppelseiten aus dem Kirchenbuch können jeweils angeklickt werden für eine größere und lesbare Ansicht:
Links: Kirchenbuch 11570 (1671-1681), Seite 343, Namensverzeichnis, Zeile 6: Borch mit den Seiten und Nummernangaben für Heirat und Taufe
Mitte: Kirchenbuch 11570 (1671-1681), Seite 13, 1643, Taufe unter 15.: "den 12. Octobris, des alten Martin Borchs ... " Anscheinend ist die Mutter des Kindes bei oder nach der Geburt gestorben, da in der hier folgenden Eintragung zur Heirat vom alten Martin Borch, dem Witwer die Rede ist.
Rechts: Kirchenbuch 11570 (1671-1681), Seite 201, Heiratsanzeige, Eintragung in der Rubrik "getraut 1675" unter 3.: "... der alte Martin Borch Wittwer zu Kuschko, mit ..."

 

Friedrich Borch (22.7.1882 - 8.3.1950, tödlich verunglückt) und Minna Borch geborene Dillan (17.2.1887 - 21.2.1975), jeweils fotografiert zu Pfingsten 1935 in Kuschkow. Rechts eine undatierte Aufnahme von Paul Michelchen (links), Bruder von Emma Michelchen, zusammen mit Hermann Borch, Bruder von Franz Borch. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Die Brüder Hermann (links) und Franz Borch (rechts) als Soldaten, zwei Aufnahmen wohl aus der Zeit um 1939-1940. Die Gesichter zeigen die Stimmungslage der beiden Brüder. Im Juni 1944 ist Franz Borch gefallen. (Fotos: Familienarchiv Scheibe)

Familie Hermann Borch um 1951. Links Gertrud und Hermann Borch mit den Zwillingen Renate und Ingrid (geboren 29.4.1949), davor Sohn Günter mit dem Hund. In der Mitte die Zwillinge mit ihrem Bruder Günter Borch (geboren 31.10.1944). Im rechten Bild Erika Brunn mit einem Zwilling, in der Mitte Gertrud Borch mit Sohn Günter vor ihr und rechts Oma Minna Borch mit der anderen Zwillingstochter auf dem Arm; der Ort der Aufnahme ist unklar. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Einschulung von Günter Borch am 1.9.1950. Rechts die Konfirmation der Zwillinge Renate und Ingrid Borch am 23.5.1963, ein leider verschwommenes Foto vor dem Wohnhaus der Familie Borch in der Berliner Straße, rechts ist die alte Eingangsvorlaube zu sehen. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Einen kleinen Eindruck von den vielfach durch Heirat miteinander verbundenen Kuschkower Familienverhältnissen vermittelt die folgende sehr interessante Bildersammlung aus dem Familienarchiv Scheibe, alles Mitglieder der Familien Michelchen und Borch, zusammengestellt und beschriftet von Walli Scheibe:
 

Die Ahnengalerie der Familie Michelchen-Borch, wie sie seit langer Zeit im Fotoalbum der Familie Scheibe aufbewahrt wird; es handelt sich wohl durchgängig um Passbilder (Ausweisbilder). Zu sehen sind jeweils von links nach rechts:
Obere Reihe: Auguste und Hugo Michelchen, Minna und Friedrich Borch.
Mittlere Reihe: Hedwig Michelchen geborene Borch, Emma Borch geborene Michelchen, Gertrud und Hermann Borch.
Untere Reihe: Luise und Max Michelchen, Berta und Reinhard Michelchen.

 

Familie Michelchen-Borch und ihr Hof in der Kirchstraße

Die Familie Michelchen gehört zu den ganz alten Familien des Dorfes. Der Name erscheint zwar nicht bei den Zinszahlungen des Dorfes Kuschkow in Band 1 der Lübbener Stadtbücher des 15. und 16. Jahrhunderts, herausgegeben von Woldemar Lippert im Jahr 1911. Aber der Name wird aufgeführt ab 1420 in den Geschoßlisten als Bewohner der Hausnummer 18 der Innenstadt Lübbens (in civitate). Der Historiker Woldemar Lippert zeichnete die unterschiedlichen Schreibweisen des Namen im Register auf Seite 335 seines Buches auf (siehe Literaturverzeichnis unten): "Michelchen (Michelchin, Michilchin, Michelkin, Michelschin)". In der Chronik der Gemeinde Kuschkow zitiert Gerhard Scheibe den Lehrer Wegener auf Seite 9: "Was die Familienchroniken anbetrifft, bin ich in der Lage anzugeben, daß anläßlich eines Prozesses um die Fischereigerechtsame ein Kaufbrief ermittelt wurde, nach welchem ein Peter Michelchen (Vorfahre des Herrn Hermann Michelchen) bereits anno 1665 eine Wiese nebst dem darin befindlichen Spreefließ pp. in den Kuschko'ischen Gränzen erb- und eigenthümlich erkaufet."

In der Rein-Karte von Kuschkow, 1842 vermessen, 1857 kopiert, ist die hintere Kirchstraße noch nicht bebaut; siehe dazu die Sonderseite "Separationskarten und Flurnamen" mit weiteren Erklärungen. Lediglich auf der Kirchenseite der Straße waren vor der Kirche die Flurstücke No. 18 des Anbauern Christian Borch und No. 20 die einzigen mit Höfen bebauten Flurstücke zu der Zeit. Zwischen diesen beiden Höfen verlief der Stichweg zum Plan No. 21 (bestehend aus mehreren Flurstücken). Das Grundstück Michelchen in der Straßengabelung der hinteren Kirchstraße wurde demnach erst später bebaut. Dabei wurde das ältere (linke) Wohnhaus 1848 errichtet. Beim späteren Abriss dieses Gebäudes für den heutigen Neubau wurde der Deckenbalken mit dieser eingeschnittenen Jahreszahl entdeckt. Nach Erbauung wurde im Hofgebäude hinter diesem linken Wohnhaus (rechtsseitig an der Straße zum Friedhof) eine Tischlerei betrieben. Vorher befand sich die Michelchen'sche Tischlerei an anderen Stellen des Dorfes. Auf dem "Schwellenbalken" der Schulscheune gab es die Inschrift: "J. G. Michelchen MDCCCLII." (J. Gustav Michelchen, 1852.), nachzulesen in der Schulchronik Teil 1, begonnen von Lehrer Klintzsch im Jahr 1890 (gemeint war wohl nicht die Schwelle sondern der Sturzbalken über dem Scheunentor, dort wurden traditionell die Inschriften angebracht). Die folgenden sehr interessanten Bilder zeigen, wie die Wohnhäuser zum Hof Michelchen um das Jahr 1935 aussahen:


Der Hof Michelchen in der Kuschkower Kirchstraße, die beiden damaligen Wohnhäuser mit dem Vorgarten in der Straßengabelung, oben zwei Ansichten um 1935 von der Straße aus, rechts der zum Friedhof führende Straßenarm im Winter mit Schnee. Unten zwei Aufnahmen nach 1940 aus dem Garten heraus mit Blick auf die Häuser. Hier ist der bemerkenswert schöne Garten vor den Häusern zu sehen mit einem Nutzgarten auf der linken Seite und einem Ziergarten mit Buchsbaum-Einfassungen und Blumen rechts. Der Mann in der Tür konnte nicht identifiziert werden. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Das Ehepaar Hugo Michelchen (1.2.1880 - 20.5.1957) und Auguste Michelchen geborene Wilke (13.7.1880 - 28.10.1952), Landwirte auf ihrem Hof in Kuschkow, Eltern von Max und Emma Michelchen, Großeltern von Kurt und Heinz Michelchen sowie Walli Scheibe, jeweils fotografiert vor ihrem Haus zu Pfingsten 1935 (beide Fotos: Familienarchiv Scheibe). Rechts der Grabstein auf dem Kuschkower Friedhof am 11.4.2022.

 

Das Prüfungs-Zeugnis des Tischlerlehrlings Gottfried Robert Michelchen über die bestandene Gesellenprüfung, ausgestellt von der Prüfungs-Kommission der Tischler-Innung in Lübben am 9. Mai 1867, unterschrieben von den Vertretern der Kommission: Der Magistrats-Deputierte (N.N.); E. Kretzschmar, Obermeister; W. Rumpel, Beisitzer; zum Vergrößern dieses Bild bitte anklicken. Robert Michelchen war der letzte Tischler der Michelchens. Die Familie wurde von den Dorfbewohnern "Discher" oder "die Dischers" genannt, man war "bei Dischersch". Daneben ein Bildausschnitt mit dem Siegelabdruck der Tischler-Innung Lübben auf der Urkunde. Rechts ein undatiertes Foto von Auguste Michelchen beim Wirtschaften vor dem Stallgebäude des Hofes. (Urkunde und Foto: Familienarchiv Scheibe)

 

Opa Hugo Michelchen mit Enkel Kurt 1936 vor einem Streelinghaufen auf dem Hof. Als "Streelinge" wurden in der Niederlausitzer Mundart die Streulinge bezeichnet, trockene Nadeln und feiner Zweigbruch der Nadelbäume, die im Wald zusammengeharkt und nach Hause geholt wurden, sie dienten als Einstreu für die Ställe. In der Mitte Auguste Michelchen (geborene Wilke) vor einem Holzklafter (im Freien gestapelte Holzscheite), unter dem Kopftuch kaum zu erkennen, im Hintergrund die Fachwerkscheune des Hofes. Rechts Friedrich Wilke (1888-1958), der Bruder von Auguste. In der Kuschkower Umgangssprache wurden (und werden teils noch heute) meist die Familiennamen zuerst genannt, also nicht Friedrich Wilke sondern Wilkes Friedrich, sein Spitzname im Dorf war Lucas' Fritze. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Hochzeit Hedwig Borch + Max Michelchen um 1934, das Foto der Hochzeitsgesellschaft entstand vor dem Haus der Familie Borch in der Dorfstraße (heute: Berliner Straße), die Ziegelfassade ist erkennbar, damals noch mit einer kleinen hölzernen Eingangslaube. Von den vielen anwesenden Personen können genannt werden:
- Die Kinder in der ersten Reihe von links: Franz und Helmut Wilke, die zwei folgenden Knaben sind unbekannt, dann folgen der kleine Sohn von Lehrer Wegener und Elli Nowigk links vor der Braut. Rechts vor dem Bräutigam des Mädchen ist unbekannt. Es folgt Käthe Mentz. Die beiden folgenden Knaben sind unbekannt. Ganz rechts außen der Sohn des Ehepaars Lucas.
- Bei den Erwachsenen sitzen rechts neben dem Bräutigam die Brauteltern Minna und Friedrich Borch, links neben der Braut sitzen Hugo und Auguste Michelchen, die Eltern des Bräutigams. Hinter dem Brautpaar stehen Hedwig (geborene Mietke) und Hermann Jäzosch. In der vierten Reihe die zweite und dritte Person von rechts sind der Lehrer Wegener mit seiner Frau. In der letzten Reihe ganz oben links im hellen Kleid mit dunkler Schleife steht das Paar Emma Michelchen mit Franz Borch, die 1935 geheiratet haben, die Eltern von Walli Scheibe (geborene Borch) und in derselben Reihe ganz rechts außen steht Paul Michelchen, der Bruder von Emma Michelchen.
Wie man sehen kann, war es bei dem damaligen Verkehr möglich, für ein Hochzeitsfoto auch mal kurzzeitig die Pflasterstraße zu blockieren. Das detailreiche Foto in guter Qualität ist für die Kuschkower Orts- und Personengeschichte sehr interessant; für eine Vergrößerung können Sie hier klicken: (Foto: Familienarchiv Scheibe)

 


Erntearbeiten zum Hof Michelchen: Heuernte und Kartoffelernte in den späten 1930er Jahren. Oben links Max Michelchen mit einer Fuhre Heu auf dem Weg zur Scheune. Rechts das Beladen des Pferdewagens mit den gefüllten Kartoffelsäcken. Unten links die Vesper bei der Heuernte neben einem bereits aufgeschichteten Heuschober. Das Foto ist leider sehr verschwommen, erkennbar wegen seiner Größe ist nur Max Michelchen. Unten rechts Vesperpause während der Kartoffelernte auf dem Feld. Mit "Vesper" wurde auch im Spreewald und der Niederlausitz eine Zwischenmahlzeit bezeichnet, als Verb wurde "vespern" gebraucht. Auf der ausgebreiteten Decke liegen fertig vorbereitete Brote und Tassen für den Kaffee. Die kleinen Mädchen Walli (Tochter von Emma und Franz Borch) und Gerda (Tochter von Marie und Max Jähns) sitzen in der Mitte, die Frauen sind leider nicht zu erkennen. Blieben Brote übrig, bekamen die Kinder zu Hause diese als "Hasenstullen", die sofort gegessen besonders gut schmeckten. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Erntearbeiten zum Hof Michelchen: Getreideernte in den späten 1930er Jahren. Links Marie und Max Jähns, die in einem der Michelchen-Häuser wohnten und als Erntehelfer mitarbeiteten. Rechts Auguste und Hugo Michelchen. Er mäht das Korn mit Sense und umgeschnalltem Köcher für den Sensenwetzstein. Die Aufgabe der Frauen war es, mit angefeuchteten alten Strohhalmen die frisch gemähten Halme, soviel wie im Arm zu fassen sind, zu Garben zu binden. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Erntearbeiten zum Hof Michelchen: Getreideernte in den späten 1930er Jahren. Zuerst ein schiefer Blick vom Kirchturm (oder vom Dachgeschoss eines anderen Gebäudes ?). Zu sehen ist das Zwischenergebnis der Erntearbeit mit einem weiteren Helferpaar. Im Vordergrund liegen die gebundenen Garben flach auf dem abgemähten Teil des Feldes. Am rechten Rand des Feldes sind bereits die Mandeln (auch Puppen genannt) aufgestellt. Zehn bis sechzehn Garben werden mit den Ähren nach oben gegeneinander aufgestellt, so dass Wind und Sonne die Ähren gut trocknen können. Im rechten Bild sieht man das trockene Korn, die Garben werden auf einen Leiterwagen gepackt und zum Dreschen gefahren. Auch das Packen hatte System, die Fuhre wurde so hoch und breit wie möglich beladen, durfte aber nicht umkippen auf dem Weg zu Dreschen. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Die kleine Walli Borch um 1941 in der Getreideernte auf dem Feld an einer Mandel (Puppe), die Art der Bindung der Garben ist hier gut zu erkennen. In der Mitte Berta und Reinhard Michelchen aus Glietz, der Bruder von Hugo Michelchen, zu Besuch auf dem Hof in Kuschkow. Rechts Auguste Michelchen um 1936 mit Enkelsohn Kurt auf dem Hof am Wagen mit einer Fuhre "Streelinge" aus dem Wald; sie repariert dem kleinen Kurt gerade sein Pferdewagen-Spielzeug. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Max Michelchen mit Sohn Kurt um 1936 auf einer Fuhre mit Grünfutter für die Tiere seines Hofes. Rechts ist er zu sehen beim Ausmisten des Stalls, vor der hinteren Tür des Stallgebäudes steht eine Rübenhackmaschine, wie sie damals verwendet wurde. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 


Kinder auf dem Bauernhof: Der kleine Kurt Michelchen um 1937-1938 beim Spielen in Freud und Leid. Links ist er zu sehen beim fachmännischen Anrühren von Mörtelpampe für eine geplante Baumaßnahme; in der Mitte mit Gerda Jähns, im Hintergrund steht wohl Max Michelchen. Das rechte Bild zeigt eindringlich, dass damals bereits die ersten Schritte auf dem Hof mit dem Kampf um Sein oder Nichtsein verbunden waren.
Unten links im Frühjahr 1939 als junger Matrose im Garten vor den Wohnhäusern zusammen mit Cousine Walli Borch und seinem kleinen Bruder Heinz in der Mitte, der schon Kraft sammelt für sein späteres Amt als Bürgermeister von Kuschkow. Unten rechts Michelchens neue Scheune, außen vollständig mit senkrechter Schalung verbrettert, gedeckt mit Wellplatten sowie mit einer riesigen Toreinfahrt für hoch beladene Erntewagen; eine Aufnahme wohl um 1940 (?). Das Ehepaar mit beiden Söhnen, bei den Mädchen handelt es sich um Anita Lau und Walli Borch. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Max Michelchen in Uniform auf Heimaturlaub um 1941 mit seiner Frau Hedwig (geborene Borch), rechts seine Schwester Emma Borch, davor die Kinder Heinz und Kurt der Eltern Max und Hedwig Michelchen sowie Walli, die Tochter von Emma Borch. Das Foto entstand vor dem Haus von Emma und Franz Borch in der Kirchstraße. Max Michelchen war der Sohn von Hugo Michelchen (einer der drei Michelchen-Brüder, siehe Foto oben), er ist gefallen am 27.4.1945 in Helsheide im Alter von 39 Jahren und hinterließ seine Frau mit den beiden Söhnen. (Foto: Familienarchiv Scheibe)

 

Max Michelchen auf Heimaturlaub um 1941 (Termin wie Foto oben) mit seiner Frau Hedwig und den Söhnen Heinz und Kurt (mit Krawatte), der "kleinen Berte" (krankheitsbedingt kleinwüchsig, hat bei Michelchens geholfen) sowie Walli, der Cousine der Söhne und Tochter von Emma Borch. Das Foto entstand im Garten vor dem Hof Michelchen in der Kirchstraße.
Rechts im Bild Hedwig Michelchen um 1939 mit Baby Heinz auf dem Arm, davor Kurt und rechts Gerda Jähns, die mit ihren Eltern in einem der Michelchen-Häuser wohnte; oben sind die Eltern bei der Feldarbeit zu sehen. (Beide Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 

Hedwig Michelchen (geborene Borch) mit ihren Söhnen Kurt und Heinz in einer Aufnahme um 1943. Daneben Max Michelchen in Uniform in einer undatierten Aufnahme; er ist gefallen nur 2 Wochen vor dem Kriegsende. Rechts ist er zu sehen in glücklicheren Tagen auf seinem Hof um 1938 an der Wasserpumpe. (Alle Fotos: Familienarchiv Scheibe)

 


 




Quellen- und Literaturverzeichnis

Hinweis: Hier finden Sie nur Literaturangaben zum Inhalt dieser Seite im weitesten Sinne. Das allgemeine Literaturverzeichnis zu Kuschkow und der Niederlausitz als Thema der gesamten Website finden Sie auf der Hauptseite (Startseite, siehe hier: ).

Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Charlottenburg für das Verwaltungsjahr 1905. Kommissions-Verlag von Carl Ulrich & Co., Charlottenburg, Juli 1907. Gehaltsstufen für Bautechniker siehe Seite 364. Als PDF zu finden bei der Digitalen Landesbibliothek Berlin unter https://digital.zlb.de

Brandenburgisches Landeshauptarchiv ‒ BLHA, im Internet unter https://blha.brandenburg.de (siehe direkt hier: ) mit Rechercheangeboten zu sämtlichen historischen Dokumenten der brandenburgischen Landesgeschichte. Viele der Dokumente sind inzwischen digitalisiert und per Internet frei zugängig, auch diverse Fachbücher kann man sich als PDF-Dateien herunterladen.

Bronisch, Christian Wilhelm: Grundzüge der deutschen Mundart, welche inmitten der sorbischen Bevölkerung und Sprache in der Niederlausitz und in den nördlichen Theilen der Oberlausitz gesprochen wird. Enthalten in: Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften ... Neununddreißigster Band. Görlitz 1862; Seiten 108-195. Eine äußerst detaillierte und umfassende Sprachanalyse incl. Redewendungen / bildliche Redensarten (ab Seite 155), Sprichwörter (ab Seite 168), Wortlexikon (ab Seite 170), Eigennamen, usw. Digitalisiert von der Sächsischen Landesbibliothek Dresden unter https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/19255/114

Chronik der Gemeinde Kuschkow. Erarbeitet 2002 von Birgit Martin als ABM-Leistung im Auftrag der Gemeinde Kuschkow. Umfangreiche Loseblattsammlung in einem Ordner, aufbewahrt und weiterverarbeitet zur gedruckten Chronik durch Familie Gerhard Scheibe 2003 (siehe nächste Position).

Chronik der Gemeinde Kuschkow. Herausgegeben von der Gemeindevertretung Kuschkow zur 675-Jahrfeier 2003; Redaktion und inhaltliche Bearbeitung durch Familie Gerhard Scheibe; Kuschkow 2003

Digitale Landesbibliothek Berlin (https://digital.zlb.de ‒ direkt hier: ). Eine interessante Website der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin mit umfangreichen Recherchemöglichkeiten auch zu den vor 1920 noch selbstständigen Städten und Gemeinden des damaligen Berliner Umlandes; digitalisierte Dokument zur Stadtgeschichte, alte Telefonbücher, Adressbücher, Sitzungsprotokolle, Karten, Stadtpläne, Stadtfotografien, ...

Lippert, Woldemar (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Lübben. Teile 1-3. Im Auftrage der Stände des Markgraftums Niederlausitz herausgegeben von Woldemar Lippert. Druck und Verlag der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden.
Band 1: Die Lübbener Stadtbücher. Dresden 1911
Band 2: Die Lübbener Stadtrechnungen des 15. und 16. Jahrhunderts. Dresden 1919
Band 3: Die Urkunden der Stadt und des Amtes Lübben, der Herrschaften Zauche, Pretschen und Leuthen. Dresden 1933

Lübbener Kreiskalender (Kreis-Kalender) in historischen Ausgaben ab 1913 (Stand Dezember 2022), digitalisiert als PDF mit vielen interessanten Beiträgen auch zu Kuschkow und Umgebung, findet man auf der Website der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam unter https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/solrsearch/index/search/searchtype/collection/id/18476

Scheibe, Gerhard: Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Kuschkow, Kreis Lübben. Kuschkow 1978 (erschienen im Eigenverlag der Gemeinde zur 650-Jahrfeier)

Wegener, Fritz: Beiträge zur Chronik des Dorfes Kuschkow. Enthalten in: Lübbener Kreis-Kalender 1927, Verlag des Lübbener Kreisblattes, Buchdruckerei Richter & Munkelt, Lübben (Spreewald); Seiten 46-51 (siehe direkt hier: )

Wegener, Fritz: Die 600-Jahrfeier der Dorfgemeinde Kuschkow. Enthalten in: Lübbener Kreis-Kalender 1929, Verlag des Lübbener Kreisblattes, Buchdruckerei Richter & Munkelt, Lübben (Spreewald); Seite 44 (siehe direkt hier: ; der Name des Lehrers Wegener ist im Artikel falsch als "Wegner" angegeben)

Zeitzler, Kurt: Aus der Geschichte der Kirchengemeinde Krugau-Kuschkow (nach alten Büchern und Urkunden der Pfarre). Enthalten in: Lübbener Kreis-Kalender 1928, Verlag des Lübbener Kreisblattes, Druck von Richter & Munkelt, Lübben N-L.; Seiten 54-56. Hier können Sie diesen Beitrag als PDF lesen:


 


 

 
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