Die Schulchronik der Schule zu Kuschkow 1891 - 1953
Teil 1.1: 1891 - 1924
Einführung zur Abschrift der Schulchronik
Kuschkow hat das große Glück, die unter Federführung von Gerhard
Scheibe vorgelegten Drucke "Beiträge zur Geschichte der
Gemeinde Kuschkow" von 1978 und die "Chronik der Gemeinde Kuschkow"
anlässlich der 675-Jahrfeier von 2003 zu besitzen. Ein weiterer Glücksfall
ist die in verschiedenen Handschriften geschriebene "Schulchronik
der Schule zu Kuschkow" für den Zeitraum von 1891 bis 1953 an
sich sowie die Tatsache, dass sie bis heute gut behütet wurde. Damit
sich jeder diese einmalige Quelle erschließen kann, habe ich die unten
folgende Abschrift angefertigt. Der Duktus der Handschriften führt uns
authentisch durch die Entwicklung von Geisteshaltung, Ideologie und des
Lebens in unserem kleinen Dorf über einen Zeitraum mit gravierenden
politischen und natürlichen Ereignissen. Sie beschreibt die Verhältnisse
in Monarchie, Erstem Weltkrieg, Weimarer Republik, Ruhrgebietsbesetzung,
Inflation, Zweitem Weltkrieg und zuletzt im Nachkriegs-Ostdeutschland,
der russischen Besatzungszone.
Bei der Abschrift sind Rechtschreibung und Grammatik möglichst
originalgetreu übernommen. Zur besseren Unterscheidung vom Originaltext
heben sich eigene Hinweise in {kursiver Schrift} ab. Jede Seite
der Abschrift ist verlinkt mit einem Faksimile-Foto, so dass auch ein
Lesen der Original-Fassung möglich ist. Es sind nicht alle Seiten
überliefert. Leider gibt es keine Eintragungen für die Jahre 1944 und
1945. Soweit Fotos von beschriebenen Ereignissen zur Verfügung stehen,
werden diese der betreffenden Stelle in der Abschrift beigefügt.
Die Schulchronik wurde im Jahr 1891 vom Lehrer Johannes Klintzsch
begonnen und bis zu seinem Ruhestand im September 1922 von ihm geführt. Sein
Nachfolger Fritz Wegener schrieb die Chronik später in zwei
Abteilungen als Schulchronik und Ortschronik bis zu seiner Versetzung fort.
Diese beiden Lehrer, die jeweils zugleich auch Kantor und Küster waren,
bildeten die "Säulen" im Kuschkower Kulturleben. Nach ihnen gab es
einen stetigen Lehrerwechsel. Aber immerhin wurde die Chronik bis 1953 fortgeführt
wie auch einige kulturelle Traditionen des Dorfes. Wegen seiner langen Texte
in der Schulchronik wird auch der Lehrer Willi Schmädicke
(1946-1949 in Kuschkow) genannt. Weitere Angaben zur Geschichte der Kuschkower
Dorfschule finden Sie auf der Schulseite.
Die folgenden drei Abbildungen zeigen zuerst den Einband der Schulchronik
und danach die innere Einbandseite mit eingeklebten handschriftlichen
Notizen und Zeitungsausschnitten. Klicken Sie einfach auf diese Bilder,
dann sehen Sie lesbare Vergrößerungen. Auf den geöffneten Zeitungstext
klicken Sie dann erneut zur Vergrößerung.
Die nächsten beiden Bildern zeigen zwei lose Einlegeblätter in der
Schulchronik mit Angaben zu den Vermögensverhältnissen des vereinigten
Schul- und Kirchenamtes in Kuschkow (linkes Bild) sowie seinen Bezügen
(rechtes Bild). Klicken Sie auch hier wieder auf die Bilder, um
Vergrößerungen zu sehen. Den Text auf dem linken Blatt finden Sie lesbar
übertragen hier:
►
‒ dort wieder klicken zum Vergrößern. Auf dem Blatt rechts steht
folgender Text:
Bezüge.
Aus der Kirchenkasse: Holzgebührenablösungsraten
. { Unbekannt
. Nicht abgelöste Holzgebühren, wie Beerdigungsgebühren: Ich weiß nicht,
wie hoch der Durchschnittsbetrag festgesetzt ist. Sie werden es ja
wissen.
Gemeinschaftl. Vermögen der Küster- und Lehrerstelle:
1) Wiese: 1,1670 ha Grbuch Bd. 5, Bl. 180
2) Anleiheablösungsschuld d. dtsch. Reiches über 12,50 RM
Reichsschuldbrief Bchstb. A,
Gruppe 21, Nr. 47431. Besitzerin: Küster u.
Lehrstelle zu Kuschkow
Behörde, welche die Masse verwaltet: Gemeindevorstand
u. Gemeindekirchenamt.
Ich habe meine Akten u. Papiere durchgestöbert, auch einiges
Wissenswertes gefunden u. hoffe damit Ihnen etwas Mühe u. Arbeit erspart
zu haben. Ob ich für Herrn Lehmann soviel finden werde, ist fraglich.
Mit frdl. Gruß Zeitzler, P.
Es folgen die Angaben auf dem Eröffnungsblatt (Vorblatt) der
Schulchronik mit einer Zusammenfassung wichtigster Ereignisse vor Beginn
der Chronik. Diese Angaben wurden nachträglich eingetragen, vermutlich
um 1930 von Lehrer Wegener:
Vorblatt
►
Faksimile-Foto vom Vorblatt
Der oberste Schwellenbalken der Schulscheune trägt folgenden Namenszug
des Erbauers und die Jahreszahl
J.G. Michelchen MDCCCLII. (Gustav
Michelchen, 1852)
Das alte Schulhaus befand sich in der Koinzstraße, es wird zurzeit
bewohnt von dem Anbauern Gustav Mietke. Das jetzige Schulhaus wurde im
Jahre 1851 erbaut (1851). Die Kirche (Tochterkirche d. Krugauer
Parochie) im Jahre 1836.
Durch unvorsichtiges Spielen mit Streichhölzern verursachten Kinder am
19. Juni 1857 auf dem jetzigen Paul Mantz'schen Gehöft, einen Brand, den
fast das ganze Dorf zum Opfer fiel. Das Feuer konnte sich ungehindert
ausbreiten, da an diesem Tage der größte Teil der Bevölkerung auf dem
Felde (Heuernte) weilte. Dabei sind 11 Bauern-, 3 Kossäthen-, 3
Großbüdner-, 7 Kleinbüdner-, 6 Häuslergehöfte abgebrannt, insgesamt 133
Gebäude. Ein fünfjähriges Kind, 8 Stück Hornvieh und 4 Schweine sind
dabei mit ums Leben gekommen. (Lübbener Kreisblatt vom Jahre 1857.) {siehe
Seiten 006a + 006b Brandbericht}
Am 21. September 1865 brannte das Koinzviertel nieder. Der erste Brand
war am Johannistage 1790, wobei das ganze Dorf bis auf eine Scheune (Nakonzers)
abbrannte.
Bei der großen Überschwemmung 1854 wurden 5330 Ztn. Heu vernichtet, im
Werte von 2650 Talern. Das Wasser ging bis an die Kirche. Als sich in
den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Wassernot wiederholte,
baute man von der Chaussee nach Neulübbenau einen Schutzdamm.
(Kilometerstein 11,9.)
Hochwasser 1926 siehe Seite 89 der Schulchronik.
Das
Schulhaus ►
Faksimile-Foto von Schulhaus-Grundriss und
Text Schulhausdaten
Das alte Schulhaus befand sich in der Koinzstraße (auf dem Grundstück
des Anbauern Gustav Mietke.) Im Jahre 1851 wurde das neue (jetzige)
Schulhaus gebaut, das seinen Platz in der Kirchstraße gegenüber der
Kirche gefunden hat. Der oberste Schwellbalken am Tor der Schulscheune
trägt folgende Inschrift:
J.G. Michelchen MDCCCLII.
J. Gustav Michelchen, 1852.
Bisher haben folgende Lehrer mit ihren Familien das neue Schulhaus
bewohnt:
Noack, Güther, Paulig bis 1891, J. Klintzsch 1891-1922, F. Wegener seit
1922.
Eine rege Bautätigkeit herrscht seit 1923. So wurde im Sommer 1923
anläßl. d. Anstellung d. Lehrers .. sämtliche Wohnzimmer usw. neu
tapeziert und instand gesetzt. Ostern 1924 wurde in der Küche des
Lehrers eine neue Kochmaschine gesetzt. Preis 120 Goldmark. Herbst 1925
eichene Fensterläden am Wohnzimmer angebracht, ein Hühnerstall
eingerichtet. Juni - Juli 1926 eine Waschküche eingerichtet, das
Schulzimmer neu gedielt und der Fußboden mit Stauböl getüncht. Die
Regierung bewilligte dem Schulvorstand dazu einen Ergänzungszuschuss von
500 RM.
Zur Schulstelle gehören auch Ländereien:
Acker: 2,1758 ha - 5,97 Thaler Reinertrag
Wiese: 1,5240 '' - 4,77
'' ''
Weide: 1,1290 '' - 2,21
'' ''
Hofraum: 0,1720 ''
--- ----------
5,0008 ha - 12,95 Thl. Grundsteuerreinertrag
78 Pf. Grundsteuer
(neben und unter dieser Auflistung - siehe Faksimile-Foto:)
Abschrift der Schulchronik 1892, Seite 6. Königl. Katasteramt, gez.
Schiller, Lübben
1891
(Chronik Seite 1) ►
Faksimile-Foto von Seite 1
Seite 1
Schul. Chronik
Zur Schulgemeinde gehört nur die Gemeinde Kuschkow. Die Seelenzahl im
Orte beträgt cr. 600. Schulpflichtige Kinder sind cr. 126 vorhanden.
Schulpatron ist die Königliche Regierung zu Frankfurt a/O. - Die hiesige
Schule ist eine Halbtagsschule mit 2 Klassen und einem Lehrer. In der
ersten Klasse befinden sich zur Zeit 49 Schüler, in der zweiten 77
Schüler. Mit der Stelle ist das Organisten- und Küsteramt an hiesiger
Kirche verbunden. Derzeitiger Inhaber ist der Küster und Lehrer Johannes
Klintzsch, früher zu Gr. Lubolz. Das Schulgebäude befindet sich
gegenwärtig in sauberm Zustande. Das Schulzimmer ist groß, hell und mit
Ventilation versehen. - Der Lehrplan ist mit einem Vermerk der
Bestätigung nicht versehen. Die eingeführten Lehr- und Lernbücher sind
1. Die Rechenbücher von Büttner.
2. Schullehrbuch von Wetzel, bearb. vom Reg. u. Schulrat Schuhmann.
3. Bibl. Geschichte von Albrecht.
1891
(Chronik Seiten 2 - 3) ►
Faksimile-Foto von Seiten 2 - 3
Seite 2
Die Schul. Bibliothek. An Büchern habe ich bei meinem Antritt am 1.
Oktober 1891 vorgefunden: 1. Verordnungen a Schuhmann bis Seite 208. 2.
Eine Hirschberger Bibel. 3. Leitfaden für den Turnunterricht (2). 4. D.
Speners Katechismus Erklärung N. 36. 5. 1 Hauptschülerverzeichnis,
welches aber nur bis 1. April 1891 ordnungsmäßig geführt worden ist. 6.
Ergänzungen zum Seminarlesebuch. 7. 1 Buch für den Lehrbericht mit
Lehrplan und Lektionsplan.
Ein Pausenverzeichnis habe ich nicht vorgefunden. Der Lehrbericht ist
nur zum Jahre 1884 ordnungsmäßig geführt. Der Schulinspektor ist der
Herr Pastor Stappenbeck zu Krugau. Die Schulvorsteher heißen:
1. Gemeinde-Vorsteher Dillan
2. Bauergutsbesitzer Karl Kniesigk
Am 1. Juli 1891 wurde der Lehrer Paulig im Alter von 63 Jahren
emeritiert. Zu seinem Pensionsgehalt wurde die Schulstelle mit 178 M
herangezogen. Der em. Lehrer Paulig ist von hier nach Guben verzogen.
Von 1. Juli bis zum 1. Oktober 1891 war die Stelle ohne Lehrer und
mussten die Lehrer Kilian, Höhe und Leonhardt Vertretung leisten.
Seite 3
Am 2. Oktober 1891 trat der von der Königl. Regierung berufene Küster
und Lehrer Otto Johannes Klintzsch, bisher in gleichem Amte in Gr.
Lubolz, seine neue Stelle an. - Bei der Uebernahme befanden sich die
Schulländereien in einem höchst vernachlässigten Zustande, der Garten
bot ein wüstes Bild. - Der Unterricht begann am 17. Oktober 1891 wo die
Herbstferien zu Ende waren. Vor Weihnachten d. v. Jahres brachen unter
den Schulkindern die Masern aus, weshalb die Schule drei Wochen bis zum
1. Januar 1892 geschlossen wurde. Hierauf begann der Schulunterricht am
4. Januar 1892.
Am 3. März revidierte der Lokalschulinspektor Herr Pastor Stappenbeck
unerwartet die hiesige Schule. Derselbe wohnte dem Unterrichte von ½ 9
Uhr bis 11 Uhr bei.
Die diesjährige öffentliche Schulprüfung fand am 7. April 1892 statt;
die der I. Klasse von 8 - ½ 11 Uhr, die der II Klasse von ½ 11 Uhr - ½ 1
Uhr. Anwesend waren die Schulvorsteher: Herr Gem.-Vorsteher Dillan und
Bauergutsbesitzer Kniesigk. Außerdem wohnte der Kaufmann W. Weichert der
Prüfung bei.
Es ist recht bedauerlich, daß viele Kinder ...
1892
(Chronik Seiten 4 - 5) ►
Faksimile-Foto von Seiten 4 - 5
Seite 4
... im Lesen sehr weit zurück sind. Da die zweite Klasse infolge
Aufnahme von 19 Kindern zu stark werden würde, bin ich gezwungen, aus
derselben Kinder in die I Klasse zu überführen, welche noch nicht lesen
können, obgleich sie ein Alter von 12 - 13 Jahren haben. Das
Sommersemester begann am 1. April 1892 mit Aufnahme von 19 Kindern.
In der I Klasse sind jetzt 65: Knaben 25, Mädchen 40. In der II Klasse
sind jetzt 63: 33 Knaben, 30 Mädchen = 63
Vom 7. April d. J. bis 1. Oktober 1892 wurde die Lehrerstelle zu
Gröditzsch infolge Eintritt einer Vakanz vom Lehrer Klintzsch
wöchentlich 1 mal am Donnerstag von ½ 8 – ½ 1 Uhr vertreten. Derselbe
unterrichtete die Kinder in folgenden Fächern: Bibl. Geschichte, Rechnen
und Naturkunde.
Am heutigen Tage kamen die neubestellten Schulwandkarten an.
1. eine Wandkarte von Brandenburg
2. ''
'' ''
Deutschland ...
Seite 5
3. eine Wandkarte von Europa
4. Naturgesch. Abbildungen des Tierreiches. A der Säugetiere
Die Pfingstferien dauerten vom 4. bis 7. Juni 1892. Die Ernteferien
währten vom 18. Juli bis 3. August. Am 13. September 1892 fand die
Revision hiesiger Schule durch den Königlichen Kreisschulinspektor Herrn
Pastor Wex zu Neu-Zauche statt. Außerdem wohnten noch folgende Herrn der
Prüfung bei.
1. Ortsschulinspektor Hl. Pastor Stappenbeck
2. Schulvorsteher Kniesigk
3. ''
Gem. Vorst. Dillan.
Die Prüfung dauerte von ½ 12 bis ½ 3 Uhr nachmittags; sie erstreckte
sich auf alle Fächer. Mit den Leistungen im Gesange war der Herr nicht
zufrieden. Dem Lehrer sagte er Folgendes. Vor allem verlieren sie die
Geduld nicht und bitten Sie Gott, daß er Ihnen dazu helfe. Besonders
wollte der Herr Revisor den Einzelgesang
gepflegt wissen. Auf mich machte derselbe den Eindruck, daß derselbe ein
guter wohlwollender, freundlicher Vorgesetzter des Lehrers sei, wenn der
Lehrer seine Schuldigkeit getan, daß er aber auch ein ...
1892
- 1893 (Chronik Seiten 6 - 7) ►
Faksimile-Foto von Seiten 6 - 6a und
Seiten 6b - 7
Seite 6
... energischer Vorgesetzter für solche sei, die es an Fleiß und Treue
im Amte fehlen lassen. Am Sonntag, den 11. September 1892 fand unter
Leitung des Lehrers zum 1. Male ein Schulfest in Kuschkow statt. Unter
zahlreicher Beteiligung der Eltern zogen die Kinder, die Knaben mit
Fahnen und Stäben in den Händen, die Mädchen mit Blumen im Haar, auf den
Festplatz. Hier fand die Feier durch Gesang im Wechsel mit Vorträgen zur
größter Freude und Zufriedenheit der Leute statt. Der ganze Festakt
endete abends mit einem Zapfenstreich.
Für die Schule in Kuschkow sind in der Mutterrolle nachgewiesen:
Acker: 2,1758 ha - 5,97 Thaler Reinertrag
Wiese: 1,5240 '' - 4,77
'' ''
Weide: 1,1290 '' - 2,21
'' ''
Hofraum: 0,1720 -
ohne
Sa. 5,0008 ha
- 12,95 Grundsteuer
Reinertrag 78 Pfg Grundsteuer.
Königliches Kataster Amt
Schiller. Lübben.
Seite 7
Vom 7. Dezember 1892 bis 25. Januar 1893 war die Schule wegen erfolgte
Erkrankung von 5 Kindern des Lehrers am Scharlachfieber polizeilich
geschlossen. Nachdem am 24. Januar die Schulräumlichkeiten auf Anordnung
des Königlichen Kreisarztes durch den Sachverständigen vorschriftsmäßig
desinfiziert, konnte der Unterricht wieder beginnen. Die diesjährige
Osterprüfung fand Donnerstag, den 23. März 1893 von früh 8 Uhr bis ½ 2
Uhr statt.
Die Osterferien währten vom 29. März bis 5. April 1893.
Aufgenommen wurden Ostern imganzen 16 Kinder; mithin begann der
Unterricht mit 126 Kindern. Vom 20. Mai bis 23. Mai 1893 Pfingstferien.
Die Ernteferien begannen am 19. Juli und reichten bis 30 Juli d. J.
Die Ernte wurde in diesem Jahre gut eingebracht, wenn auch die Arbeit
durch Regengüsse aufgehalten wurde. Auf hiesiger Schulländerei konnte
der Lehrer, nach dem das Land in Ordnung gebracht, dieses Jahr 100 Mdl.
*) Roggen einfahren. Durch das Ruhegehaltskassengesetz, vom 1. Juli 1893
in Kraft, ist der Lehrer hiesiger Stelle von der Abgabe der 178 M
Emeritenbeitrag zum Ruhegehalt entbunden worden. Der Behörde sei ...
*) Mdl. = Mandeln: Bei der Getreideernte wurden 16 Getreidebündel,
auch Garben genannt, welche mit den Ähren nach oben, mit einigen Halmen
umwickelt zusammenhielten und aufrecht gegeneinander gelehnt zum
Trocknen aufgestellt. Diese 16 Garben bildeten eine selbst stehende so
genannte "Mandel" oder oft auch als "Puppe" bezeichnet.
_________________________
Nachträglich eingeklebte Seite 6a (Vorderseite) und 6b
(Rückseite):
Chronik des Brandes am 19. Juni 1857
(Nach dem Lübbener Kreisblatt, Jahrgang 1857)
Durch ein großes Unglück ist am 19. d. M. Nachmittags, bei der
herrschenden Dürre und dem ziemlich heftigen Ostwinde, der bei weitem
größte und bedeutendste Teil des Dorfes Kuschkow im Rentamtsbezirk
Lübben, in 11 Bauern-, 3 Kossäten-, 3 Großbüdner-, 7 Kleinbüdner- und 6
Häuslergehöfte, im Ganzen gegen 140 einzelne Gebäude, eingeäschert
worden. Das Feuer hat mit einer so reißenden Schnelligkeit unaufhaltsam
um sich gegriffen, daß nicht nur auch die wenigen, glücklich noch bis
auf die Dorfstraße schon geretteten Habseligkeiten der Verunglückten
zuletzt gleich noch ebenso wie 8 Stück Hornvieh und 4 Schweine ihm zum
Raube geworden sind, sondern daß sogar auch ein fünfjähriges Kind dabei
als Opfer nun zu beklagen ist. Die Verunglückten sind dadurch
nicht nur wegen ihres Obdachs in die größte Bedrängnis versetzt, sondern
zugleich aller Habseligkeiten, insbesondere auch der Lebensvorräte,
Kleidung und notwendigsten Ackergerätschaften beraubt, und tut demnach
eine augenblickliche Hilfe in jeder Hinsicht um so mehr und allgemeiner
Not, als die der Verunglückten und Notleidenden so groß ist. Ich wende
mich da{her} Vertrauens voll an die schon oft bewährte Mildtätigkeit der
Einsassen des mit dem Aufruf, die so schwer heimgesuchten Calamitosen
von Kuschkow in ihrer Bedrängniß mit Liebesgaben jeder Art so schleunig
als möglich zu unterstützen. Die Gaben selbst, namentlich an Naturalien,
bitte ich an den Küster Noack in Kuschkow abzuliefern; sonstige
Unterstützungsb. sollen dagegen nicht nur in dem landrätlichen Büreau
zur Weiterbeförderung angenommen werden, sondern wird auch der Herr
Ortsprediger Böttger Krugau zur entsprechenden Verteilung in Empfang zu
nehmen bereit sein.
Lübben, den 23. Juni 1857
Der königl. Landrat von Houwald
Am 19. Juni Nachmittags um 2 Uhr hat Gott meiner Filialgemeinde Kuschkow
ein schweres Kreuz auferlegt. Außer Scheunen und Ställen sind 33
Wohnhäuser in einem Zeitraum von ½ Stunde ein Raub der Flammen geworden
und über 300 Menschen sind nun obdachlos. Durch starken Ostwind und
durch ungewöhnliche Trockenheit wurde die Glut mit Einem Male über das
ganze Dorf ausgebreitet, so daß die Meisten nur das nackte Leben retten
konnten. Ein Kind von 5 Jahren ist ein Opfer des grausigen Brandes
geworden und mehrere Einwohner liegen an Brandwunden danieder. Das Elend
ist sehr groß, und Hilfe, baldige Hilfe ist nötig. Ich wage demnach, der
lieben Kreisstadt Lübben, sowie dem ganzen Lübbener Kreise eine
Gelegenheit ans Herz zu legen, wo sie abermals christliche
Barmherzigkeit ausüben können, und Kreis und Stadt dringend zu bitten,
die Bibel, welche im Herzen zu tragen sie stets gezeigt haben, auch
dieses Mal meiner unglücklichen Gemeinde Kuschkow huldvollst und
tatsächlich auslegen zu wollen.
Krugau, den 22. Juni 1857
Böttger, Pastor
1893
- 1894 (Chronik Seiten 8 - 9) ►
Faksimile-Foto von Seiten 8 - 9
Seite 8
... Dank für diese Abänderung. Bis hierher hat Gott geholfen. Er wird
auch weiter helfen.
Kuschkow, den 1, August 1893.
J. Klintzsch, Lehrer.
Am 19. September 1893 fand durch den Königlichen Kreisschulinspektor
Herrn Pastor Wex zu Neu-Zauche die diesjährige Schulprüfung statt. Sie
währte von früh 8 Uhr bis ½ 12 Uhr mittags. Die Prüfung war eine sehr
eingehende.
Am 10. September d. J. wurde das diesjährige Schulfest im Elsnerschen
jetzt von Kaehneschen Garten abgehalten, welches einen recht gemütlichen
und patriotischen Charakter hatte. Jung und alt waren recht befriedigt.
Die gegenwärtige Schülerzahl beträgt: 125.
Wegen der Wahl der Wahlmänner fiel der Unterricht am 31. Oktober 1893
aus, da die Wahl im Schullokale statt fand. Ebenso fiel der Unterricht
am 7. November 1893 aus; da der Lehrer als Wahlmann zur Wahl eines
Abgeordneten zum Abgeordnetenhaus nach Lübben berufen war.
1894
An Stolgebühren *) = Ablös. erhält der Lehrer
1. pro Quartal 10,21 M.
2. An Sparkassenz pro 1893 11,10 ― Sum. 21,31
Seite 9
Am 26. Februar d. J. wurde der Lehrer Johannes Klintzsch vom Herrn
Amtsvorsteher Amtmann Feigell zu Pretschen zum Standesbeamten für das
Königliche Standesamt Kuschkow 9. Bezirk vereidigt und trat ersterer
sofort sein Amt an. Zum 9. Standesamtsbezirk gehört außer
Kuschkow auch
Gröditsch.
Kuschkow, den 1. März 1894
Klintzsch, Lehrer
Am 13. März d. J. fand diesjährige Osterprüfung statt. Geschlossen wurde
die Schule mit 128 Kindern, und zwar mit 34 Knaben 34 Mädchen in der
ersten Klasse.
Confirmiert wurden: 20 Schulkinder
11 Knaben und 9 Mädchen.
Kuschkow, den 10. März 1894.
Klintzsch
Am 1. April 1894 begann der Unterricht mit 59 Knaben und 59 Mädchen,
insgesamt mit 118 Kindern. Vom 12. bis 15 Mai ...
*) Stolgebühren = Pfarrgebühr, abgeleitet von der Stola, die der
Zelebrierende bei der Feier von Sakramenten umlegt. Die evangelische
Kirche ersetzte diese Gebühren ab 1875 durch ein Fixum im Gehalt des
Pfarrers und Kirchschullehrers. Diese Gebühren waren vor Einführung der
Kirchensteuer von Bedeutung.
1894
- 1896 (Chronik Seiten 10 - 11) ►
Faksimile-Foto von Seiten 10 - 11
Seite 10
... Pfingstferien. Vom 8.juli bis 28. Juli Ernteferien. Am 15. August
1894 wurde der Gesangunterricht in hiesiger Schule durch den
Musikdirektor Herrn Paul Blumenthal *) aus Frankfurt a/O revidiert. Im
Anschluß daran wurde der Lehrer und Küster Klintzsch als Organist im
Orgelspiel geprüft. Diese Pr. bestand im Abspielen einer Orgelpiece von
Paul Blumenthal, A-moll; darauf freies Vorspielen des Chorals "O, Haupt
voll Blut". Zuletzt ein freies Postludium {Nachspiel für den
Gottesdienst} in F-dur. Am 17. August revidierte der Königliche
Kreisschulinspektor Herr Pastor Wex von 11 - 1 Uhr die hiesige Schule.
Am 7. September d. J. revidierte Herr Schul- und Regierungsrat Heiber zu
Frankfurt a/O die erste Klasse hiesiger Schule, deren Leistungen dem
Herrn Rat nicht genügten. Die Herbstferien dauerten vom 24. September
bis 14. Oktober 1894.
1895
Die diesjährige Osterschulprüfung fand am 28. März von früh 8 - ½ 9 Uhr
mittags für die 1. Klasse; von ½ 1 - ½ 3 Uhr nachmittags ...
Seite 11
... für die II. Klasse statt. Aufgenommen wurden am 2. April 14 Kinder.
Der Unterricht begann mit 101
I Klasse: 55, II Klasse: 49, Sa. 104
Die Ernteferien begannen am 10. Juli und dauerten 2 ½ Wochen bis zum 1.
Aug. 1895. Jetzt herrscht seit 3 Wochen eine große Dürre. Die Preise für
Produkte des Landsmannes sind recht niedrig. Man zahlte für gutes
Samenheu a Ctr {pro Zentner} 1,70. Geringeres Heu brachte 0,75
M pr. Ctr. Herbstferien begannen am 19. September und dauerten bis 13.
Oktober 1895.
Das Jahr 1896
Am 26. März fand die diesjährige Osterschulprüfung statt. Entlassen
wurden infolge Konfirmation 7 Kinder. Aufgenommen sind am 1. April im
ganzen 123 Kinder
I Klasse: Knaben 30, Mädchen 36 = 66
II Klasse: Knaben 35, Mädchen 22 = 57, insgesamt 123
*) Paul Blumenthal: Lebensdaten: 1843-1930, deutscher Organist
1870-1921, Komponist. Seit 1876 Königl. Musikdirektor in Frankfurt a.d.
Oder. Als solcher verantwortlich für die Abnahme neuer Orgeln im
Regierungsbezirk. 1909 wurde er Professor.
1897
- 1898 (Chronik Seiten 12 - 13) ►
Faksimile-Foto von Seiten 12 - 13
Seite 12
Am 1. April 1897 wurden aufgenommen 9 Kinder und zwar 3 Knaben und 6
Mädchen. Entlassen infolge der Konfirmation 14 Kinder. Es verbleiben
somit in der
I Klasse = 29 Knaben, 31 Mädchen = 60
II Klasse = 29 Knaben, 23 Mädchen = 52
Mithin waren am 26. April 112 Kinder in der Schule. Am 31. Mai d. J.
wurde die Schule durch den Königl. Kreisschulinspektor Herr Pastor Wex
revidiert.
Gott helfe gnädig weiter!
Nach den Pfingstferien begann der Unterricht Freitag, den 11. Juni 1897.
Am 1. Juli d. J. waren im Schulzimmer um ½ 11 Uhr
21°R *) Wärme. Die Ernteferien dauerten vom 12. bis 31. Juli 1897.
Die Herbstferien vom 23. September bis zum 13. Oktober 1897.
Die Winterferien vom 24. Dezember bis zu 2. Januar 1898. Im Monat
Februar d. J. erkrankten sämtliche Schulkinder an ...
Seite 13
... den Masern, infolgedessen war der Schulbesuch während des Monats
unregelmäßig.
Am 25. März wurde die diesjährige öffentliche Schulprüfung durch den
königlichen Lokalschulinspektor Herrn Pastor Stappenbeck zu Krugau
abgehalten.
Am 10. April wurden aus der hiesigen Schule 12 Schüler konfirmiert und
11 Kinder aufgenommen, so daß die Schule am 1. April mit 104 Kinder
eröffnet wurde
I Klasse: 24 Knaben, 26 Mädchen
II Klasse: 29 Knaben, 24 Mädchen
Der Königliche Kreisschulinspektor Herr Pastor Wex revidierte am 13. Mai
1898 von 8 - 10 Uhr früh die hiesige Schule. Anwesend war der Kgl.
Schulinspektor Hl. Pastor Stappenbeck.
Am 9. Juli 1898 d. J. revidierte unerwartet der Herr Schulrat Meinke die
hiesige Schule.
Die Ernteferien begannen am 13. Juli und endeten am 4. August 1898.
Diesjährige Bezirkslehrerkonferenz wurde in der Schule zu Pretschen
abgehalten unter Vorsitz des Herrn Pastor Stappenbeck zu ...
*) R = alte Maßeinheit für die Temperaturmessung, Grad Réaumur,
eingeführt vom französischen Naturforscher René-Antione de Réaumur.
Thermometeranzeige erfolgte auf Basis von Ethanol = Alkohol.
Komplizierte Anwendung, da sich Alkohol in unterschiedlichen
Temperaturbereichen unterschiedlich ausdehnt. 1901 wurde die
Temperaturmessung auf Grad Celsius umgestellt und mit
Quecksilberthermometern gemessen. Die Temperaturangabe von Lehrer
Klintzsch mit 21°R. muss mit 1,25 multipliziert werden, und ergibt um
26,25 °C. Umrechnung von °C in °R mit 0.8 multiplizieren.
1898
- 1899 (Chronik Seiten 14 - 15) ►
Faksimile-Foto von Seiten 14 - 15
Seite 14
... Krugau. Lehrer Göttsche Pretschen und Lehrer Selling Schlepzig
hielten 2 Lektionen, erster über die 2. Bitte, letzter über die
Saugpumpe. Der Unterricht fiel daher am 5. September aus. Da seit dem
22. August hier die Masern unter den Schulkindern herrschen, erschien am
17. September der Kgl. Kreisarzt Sanitätsrat Herr Dr. M. Beyer aus
Lübben und stellte die Krankheit fest, nur in einem Falle ergab die
Untersuchung Scharlach. Es fehlten am Sonnabend 41 Kinder. Die Krankheit
gilt vom 1. Oktober 1898 an als erloschen und es wurden Wohnungen
desinfiziert.
Bei der am 27. Oktober d. J. stattgefundenen Wahl der Wahlmänner wurde
der Lehrer Klintzsch zum Wahlmann gewählt. Der Unterricht fiel am diesem
Tage am 4. November wegen der Wahl in Lübben und am 4. Nov. 1898 infolge
der Beteiligung des Lehrers an der Feier gelegentlich der Einführung des
Herrn General Sup. Pfeiffer in Lübben aus. Am Sonntag Reminiscere, dem
26. Februar in hiesiger Kirche eine Kirchenvisitation durch den
Vice-Generalsup. Herrn Pfeiffer aus Lübben statt, wo derselbe die
Predigt ...
Seite 15
... hielt und Herr Pastor Stappenbeck zu Krugau eine „Katechetische
Unterredung“ mit den Konfirmanden vornahm.
Am 1. April 1899 wurden aufgenommen 13 Kinder.
In der ersten Klasse befinden sich beim Anfang des Semester: Knaben: 34,
Mädchen: 24, Suma: 58
In der II. Klasse: Knaben: 25, Mädchen: 23, Suma: 48
Am 1. April 1899 verbleiben mit den 13 aufgenommenen 106 Schulkinder.
Die Pfingstferien dauerten von Sonnabend vor Pfingsten bis zum 25. Mai
1899.
Am 6. Juli 1899 revidierte Herr Kreisschulinspektor Wex die hiesige
Schule. Die Revision dauerte von ½ 10 bis ½ 12 und erstreckte sich auf
alle Unterrichtsfächer. In der Religion kam es zur Katechetischen
Behandlung: Pauli Bekehrung und das 3. Gebot.
Deutsch: statarisch *), Lesen Musterstück:
Schäfers Sonntagslied; Sprachlehre,
Rechnen: Zinsberechnung, Addieren mit
gewöhnlichen und Dezimalzahlen. ―
*) starisch: langsam fortschreitendes, intensives Lesen
1899
- 1900 (Chronik Seiten 16 - 17) ►
Faksimile-Foto von Seiten 16 - 17
Seite 16
Geschichte: Der große Kurfürst. – Geographie: Deutschland und Europa.
Naturkunde: Der Blitz u. Blitzableiter. Gesang: 2stimmig: Deutschland
über alles. In allen meinen Taten .-. und Vorsingen der Liturgie.
Im allgemeinen waren die Leistungen zufrieden stellend, besser als in
den früheren Jahren. Ganz besonders lobte der Revisor die Leistungen in
Geographie mit gut. Anwesend war noch Herr Ortsschulinspektor
Stappenbeck. Dieser prüfte die Kinder in Sprachlehre. ―
Große Hitze herrschte 1899: Schatten in °R
(in °C) Sonne in °R (in °C)
am 11. Juli 1899:
18
22,5 25
31,3
am 12. Juli 1899:
18
22,5 25
31,3
Die Ernteferien begannen am 17. Juli und endeten am 5. August 1899. Da
sich die Ernteeinfuhr infolge dessen ungünstiger Witterung verzögerte,
wurde auf Bitte der Schulvorsteher mit Genehmigung des Herrn
Lokalschulinspektors die Ferien um 1 Woche verlängert. Am 7. September
fiel der Schulunterricht aus, da an dem Tage in Lübben die
Kreislehrerkonferenz stattfand. Die dem Lehrer gewährten Reisediäten
betrugen 4,50 M
1900
Die diesjährige Osterschulprüfung fand am ...
Seite 17
... Donnerstag den 29. März statt. Seitens des Schulvorstandes waren
anwesend der Ortsschulinspektor Pastor Stappenbeck, Schulvorsteher
Görzig und Kniesigk und der Kirchenälteste Bauer Michelchen.
I. Religion: Sauls Geschichte.
II. Deutsch: Conjugation u Lesen.
III. Rechnen: Inv. Und Altersversicherung
IV. Gesang: Ich bete an. Wo findet.
V. Geschichte: Der große Kurfürst.
VI. Geographie: Die Spree.
Am Anfang des neuen Schuljahres betrug die Schülerzahl 95. Am 1. April
1900 sind 10 Kinder aufgenommen worden, 2 von auswärts, daß die
Schülerzahl .......... 107 betr.
Die Ernteferien währten vom 12. Juli bis 1. Aug 1900. Vom 23 September
bis 13. Oktober 1900 währten die Herbstferien.
Im Oktober 1900 trat der für die erledigte Pfarrerstelle zu Krugau
berufene Pastor Hermann Zeitzler, bisher in Goßmar an Stelle des
nach Wachow versetzten Pastor Stappenbeck in sein neues Amt. Die
Weihnachtsferien dauerten vom 24. Dezember 1900 bis 2. Januar 1901.
Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine ...
1901
- 1903 (Chronik Seiten 18 - 19) ►
Faksimile-Foto von Seiten 18 - 19
Seite 18
... große Güte; bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte
- bis hierher nur geholfen. Ihm sei die Ehre und der Dank. Kuschkow, den
2 Januar 1901
Klintzsch, Lehrer.
Die Osterferien dauerten vom 4. bis 10 April. Am 11. April begann die
Schule mit 101 Kinder. Am 25/3 1901 fand die Osterschulprüfung statt
durch den Herrn Lokalschulinspektor Pastor Zeitzler
a Religion: Der Gebetskampf Jesu.
b Deutsch: Lesen, Hersagen von Gedichten.
c Rechnen: Zinsrechnung. Bruchrechnung.
d Geschichte: Friedrich d. Große.
e Geographie: Deutschland.
f Gesang: Choräle. Geh aus, mein Herz.
______________
Die Ernteferien reichten vom 14. Juli bis 31. Juli 1901. Die
Herbstferien nahmen ihren Anfang am 23. September und endeten am 15.
Oktober 1901. Am 20. September 1901 revidierte Herr Kreisschulinspektor
Wex die Schule. Derselbe sprach über die Leistungen seine Zufriedenheit
aus.
Am 6. März 1902 fand die Osterschulprüfung statt. Entlassen wurden 13
Schulkinder, aufgenommen 16.
Bestand der Schülerzahl ...
Seite 19
... I Klasse - 60, II Klasse - 48, imganzen - 108 Schulkinder.
Die Pfingstferien dauerten vom 17. bis 22. Mai. Am 20. Juli 1902
begannen die Ernteferien. Sie währten wegen der durch ungünstigen
Witterungsverhältnisse schlecht beeinflusst 3 Wochen und erreichten ihr
Ende am 10. August. Vom 21. September 1902 bis 15. Oktober währten die
Herbstferien. Am 29. Oktober 1902 revidierte Herr Kirchenschulinspektor
Wex die hiesige Schule I. Klasse von mittags 12 - 2, II. Klasse 2 - 3
Uhr. Geprüft wurden die Kinder in sämtlichen Unterrichtsfächern. Der
Herr Kirchenschulinspektor war über die Erfolge sehr erfreut und sprach
dem Lehrer und den Kindern gegenüber seine Anerkennung aus. Mit neuer
Freude gings am Donnerstage wieder an die Schularbeit.
Am Sonntag, den 14. Juni 1903 fand in hiesiger Kirche durch Herrn
General Sup. Pfeiffer aus Lübben eine Kirchenvisitation statt. Da der
Revisor großen Wert auf den ...
1903
- 1905 (Chronik Seiten 20 - 21) ►
Faksimile-Foto von Seiten 20 - 21
Seite 20
... Kirchengesang legt, so sang der hiesige gemischte Chor die Große
Doxologie *) und der Gesang-Verein: Hebe Deine Augen auf. 3. für
gemischten Chor: "So nimm denn meine Hände". Die Kirche war anläßlich
der Visitation schön und reichlich geschmückt. So sprach denn der Herr
Generalsuperintendent über Gesang und Schmuck seine große Freude aus.
Die Herbstferien dauerten vom 24. September 1903 bis 18. Oktober.
Am 27. August 1903 fiel der Unterricht aus, weil der Lehrer Klintzsch
dem verstorbenen Kreisschuldirektor Wex zu Neu Zauche zu seiner
Beerdigung das letzte Geleit erwies. Am 1. Oktober 1903 ernannte die
Königliche Regierung zum Kgl. Kreisschulinspektor Pastor Gruber zu
Lübben (Lübben I).
Am 19. Januar 1904 revidierte der Königliche Kreisschulinspektor Pastor
Gruber die hiesige Schule. Er dankte Lehrer Klintzsch für seinen Fleiß.
Die Osterschulprüfung durch Ortsschulinspektor Zeitzler wurde am 3. März
1904 abgehalten.
Am 7. April 1904 begann der Schulunterricht mit 98 Schulkindern. Im
Laufe des Semesters kamen noch 2 hinzu so daß der ...
Seite 21
... gegenwärtige Bestand 100 Schulkinder beträgt. Die Osterferien
währten vom 31. März bis 5. April 1904, die Pfingstferien vom 21. Mai
bis 29. Mai, vom 10. Juli bis 31. Juli Ernteferien. Seit Ende Juli
herrschte unter den Schulkindern eine Keuchhustenepidemie. Erkrankten
von 100 Schülern 58. Vom 26. September 1904 bis 16. Oktober reichten die
Herbstferien. Am 21. Nov. 1904 revidierte der Herr Kreisschulinspektor
Gruber die hiesige Schule. Kl. I. von 1 - 2 ½ Kl. II ½ 3 - 4 im
Beisein der Schulvorsteher Görzig und Michelchen. Klasse I. Religion:
Der Säemann. Katechismus: Hersagen der 3. Hauptstücke. Rechnen:
Tafelrechnen. Geschichte: Der große Kurfürst. Geographie: Deutschland.
Naturkunde: Ausländische Pflanzen.
Die Weihnachtsferien währten vom 24. Dezember 1904 bis 3. Januar 1905.
Anfang geschah am 3. Januar mit 98 Schulkindern. Die diesjährigen
Ernteferien begannen am 16. Juli und endeten den 6. Aug. 1905.
Die Erntewitterung war nicht sehr günstig, die Unterbringung der Erträge
wurde durch heftige Regengüsse erschwert.
*) Doxologie: Griech. Dóxa = Ruhm, Ehre, Glanz, Herrlichkeit. In der
Liturgie unterscheidet man die Lobpreisung in "Große Doxologie: Ehre sei
Gott in der Höhe" und "Kleine Doxologie: Ehre sei dem Vater, dem Sohn
und dem Heiligen Geist", beide Formen werden mit "Amen" beendet.
Kuschkow b. Pretschen (Spreewald), eine der ältesten
Ansichtskarten von Kuschkow aus der Zeit um 1900, gestalterisch wohl teilweise
in freier künstlerischer Interpretation. Gezeichnete und kolorierte Ansichtskarten waren eine
weit verbreitete Mode in dieser Zeit, obwohl es auch schon Postkarten mit Fotografien gab.
1906
- 1908 (Chronik Seiten 22 - 23) ►
Faksimile-Foto von Seiten 22 - 22a und
Seite 23
Seite 22
Die Ernteferien begannen am 24. September und endeten am Sonntag, den
15. Oktober 1905. Mit dem 1. Oktober endeten die Vertretungen in
Gröditsch, da diese seit dem 1. Jan. 1905 vakante Lehrstelle durch den
aus Reppen gebürtigen Lehrer Broese besetzt worden ist. Die Osterferien
reichten vom 9./4. 06. ― 18/4.06. Anfang am 19. April. Am 2. Juni 1906
begannen die Pfingstferien. Anfang den 8. Juni 1906. {Wahrscheinlich
ist Ende gemeint} Die Ernteferien dauerten vom 8. Juli bis 29. Juli
1906. Die Herbstferien fingen an mit 23. Sept. und endeten am 13.
Oktober 1906.
1907
Der Schulunterricht begann am 3. Januar 1907. Zu Anfang des Jahres
schaffte die Gemeinde auf Anordnung des Herrn Kreisschulinspektor Gruber
einen neuen Schulschrank für 30 Mk. ―
Am 25. Jan. 1907 fiel der Unterricht wegen der Reichstagswahl im
Schulhause (Schullokal) aus. ―
Der Geburtstag S.M. des Kaisers wurde am 26. Januar 1907 durch eine
Schulfeier gefeiert. Der Unterricht fiel aus.
Seite 23
April 1907. Der Unterricht begann am 5. April 1907 mit 92 Kindern. Die
Osterferien dauerten vom 28. März bis 4. April 1907. Vom 18. Mai 1907
bis 23. Mai dauerten die Pfingstferien, die Ernteferien (bis) vom 14.
Juli bis 4. August. Am 10. September 1907 fiel der Unterricht wegen der
Bezirkslehrerkonferenz in Gr. Leine aus. Am 18. Sept. 1907 ist die
Kreislehrerkonferenz in Lübben. Die Herbstferien dauerten vom 22. Sept.
bis 13. Oktober 1907. Am 13. Nov. 1907 revidierte Herr
Kreisschulinspektor Gruber die hiesige Schule. Der Gemeindevorsteher
Guskar wohnte derselben bei.
{Von 1900 bis 1914 war Hermann Sattler Eigentümer und
Gastwirt im Gasthaus "Zur Linde", Dorfstraße 5, eine in Kuschkow
sehr angesehene Persönlichkeit, später Schulvorsteher, Gemeindevertreter,
Gemeindevorsteher und Kriegervereinsvorsitzender, er wird vielfach in
der Schulchronik erwähnt. Von seinem Gasthaus ließ er vermutlich kurz
nach der Übernahme Postkarten drucken. Eine dieser von ihm selbst zum
Jahreswechsel 1907/1908 verschickten Karten wurde im Internet angeboten,
zu sehen ist der Gasthof im Zustand kurz nach 1900 sowie die Dorfstraße
mit Blickrichtung Kirchstraße. Beschriftet ist die Postkarte mit
"Herzlichen Glückwunsch zum Jahreswechsel. H. Sattler u. Frau.",
adressiert an "Herrn Oskar Sauer u. Gemahlin, Ohorn, Sachsen",
abgestempelt in Lübben am 1.1.1908. Ein schönes und seltenes handschriftliches
Dokument von Hermann Sattler. Angeboten wurde die Karte auf der Website
Picclick, Verkäufer war joergszdresden / Sammlerwelt-Dresden, eine sehr
gute Adresse und Fundgrube für Postkartensammler; die Wiedergabe hier
auf Kuschkow-Historie erfolgt bearbeitet und verkleinert.}
1908
Die Osterferien reichten vom 12. April 1908 bis 23. April. Der
Unterricht begann mit insgesamt 91 Kindern: 52 Knaben 39 Mädchen. Vom 6.
Juni bis 11. Juni 1908 währten die Pfingstferien. Am 3. Juni 1908 fiel
der Unterricht wegen der Wahlmännerwahl behufs Wahl eines Abgeordneten
aus, da das Schullokal als Wahllokal benutzt worden ist. Ebenso am 16.
Juni, da der Lehrer Klintzsch ...
1909
- 1910 (Chronik Seiten 24 - 25) ►
Faksimile-Foto von Seiten 24 - 25
Seite 24
... zum Wahltermin nach Lübben reisen mußte. Die Herbstferien begannen
am 10. September 1908. Der Schulunterricht begann am 11. Oktober. Im
November und Dezember herrschten unter den Schulkindern die Masern. Vom
24. Dez. 1908 bis 3. Januar 1909 dauerten die Weihnachtsferien. ― Die
Osterferien begannen den 5. April 1909. – Kinderzahl: 82. Pfingstferien
vom 29. Mail bis 3. Juni 1909. ― Die Ernteferien währten vom 19. Juli
1909 bis 7. August.
Am 8. September 1909 revidierte der Herr Kreisschulinspektor Pastor
Gruber die hiesige Schule und zwar die II. Klasse von ½ 11 – ¾ 12; die I
Klasse von ¼ 12 – ¾ 2 Uhr.
II Klasse: Religion. Die Speisung der 5000.
I Klasse: Religion. Die dankbare Sünderin.
Ich war erfreut über die vom Herrn Kreisschulinspektor darüber gehaltene
Lektion: sachlich, fasslich, klar, einfach! Am 2. Sept. 1909 fand die
diesjährige Sedansfeier *) statt. Die Feier begann mit einem Umzuge im
Dorfe. Auf dem Festplatze wurde des Sedanstages gedacht durch
Ansprachen, Gedichte, Turnübungen und Spiele.
Seite 25
Ein abendlicher Fackelzug beschloß die schöne Feier zur Freude der
Einwohner. Für die Besoldungsverhältnisse von Kuschkow hat der
Provinzialrat S. IV. c. 521,30 M pens. Mietsentschädigung festgesetzt.
Die Osterschulprüfung leitete Herr Ortsschulinspektor Pastor Zeitzler.
Von den Schulvorstehern war nur Gemeindevorsteher Guskar anwesend. Seit
1908 bezieht der hiesige Küster und Lehrer 1400 + 100 + 250 = 1750 M.
Gesamtgehalt.
1910
Am 1. April 1910 begann der Schulunterricht mit 80 Kindern I. K. 45, II.
K. 35.
Vom 14. bis 19. Mai 1910 dauerten die Pfingstferien. Anfang Freitag, den
20. Mai. Die Herbstferien begannen am 26. September und endeten mit dem
16. Oktober 1910. / d. 17.11.1910 Gruber.
Am Donnerstag, den 17. Nov. 1910 fand die diesjährige Schulrevision
statt durch Herrn Kreisschulinspektor Pastor Gruber. Von den Schulvor-...
*) Sedanstag und Sedansfeier: Gedenktag an die Kapitulation der
französischen Armee unter Kaiser Napoleon III. am 2. September 1870 nahe
der französischen Stadt Sedan. Napoleon III. überließ sich in die
persönliche Gefangenschaft des preußischen Königs Wilhelm I. Im gesamten
Deutschen Kaiserreich wurden an zentralen Plätzen Siegesdenkmäler
errichtet bzw. auf den Dörfern Kriegerdenkmale eingeweiht ab 1871
anlässlich dieses Tages.
1911
- 1912 (Chronik Seiten 26 - 27) ►
Faksimile-Foto von Seiten 26 - 27
Seite 26
...vorstehern waren anwesend die Herren: Guskar, Sattler, Nakonzer.
I. Kl von ½ 12 - 2 II. Kl. von 2 - ½ 3.
Bei der durch Herrn Ortsschulinspektor Pastor Zeitzler stattgefundenen
Osterschulprüfung war von den Schulvorstehern niemand erschienen.
1. April 1911
Am 1. April wurden entlassen 15 Kinder, aufgenommen 14. Die Schülerzahl
beträgt 83. ― .
Vom 3. bis 8. Juni 1911 Pfingstferien. Die Ernteferien dauerten vom 9.
Juli bis 30. Juli 1911. Wegen der großen Hitze musste der
Schulunterricht oft abgekürzt werden, da um 9 Uhr früh das Thermometer
28°C anzeigte. Die Herbstferien dauerten vom 24. September bis 15.
Oktober. Im Garten des Lehrers konnten infolge der sommerlichen Dürre
von einem Sack Aussaat keine Kartoffeln geerntet werden.
Vom 24. September bis 15. Oktober 1911 dauerten die Herbstferien; vom
24. Dezember bis 2. Januar 1912 die Winterferien.
Die Osterschulprüfung fand vom 29. Februar 1912 ...
Seite 27
... von 8 - 10 Uhr statt. Anwesend waren die Schulvorsteher Büdner
Nakonzer und Auszügler Konig. Lehrer Klintzsch hielt eine Lektion über:
"Der Säemann; vom Unkraut unter dem Weizen."
2. Deutsch: Lesen deutsche und lat. Schrift. Fragen aus der Wortslehre.
Dekl. u. Konj.
3. Rechnen: Multipl. 5 St. Zahlen mit 807. Aufgaben aus Bruchrechnung.
Zus.gesetzte Regel d- u tri-Aufgaben *).
z.B. 5 Arb. 6 Tg. 75 M
8 15
? mittelst Bruchstrich.
4. Geschichte: Die drei schles. Kriege.
5. Geographie: Russland
6. Naturgeschichte: Die ... {Truhnie? oder Teuhnie? und Finne}
... *)
7. Gesang: 2 St. Goldne Abendsonne.
/ d. 4.3.1912 Gruber.
Am Montag, 4. März rev. Herr Kreisschulinspektor Gruber die hiesige
Schule; I. Kl. von 12 - 2; II. Kl. 2 - ½ 3.
1. Religion: Die Fußwaschung
2. Deutsch: Lesen S. 257. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches.
Orthographische Fragen.
3. Rechnen: Zinsrechnung
4. Geschichte: Das Jahr 1812. Kontinentalsperre.
5. Geographie: Die Oder, Warthe, Neiße *), Spree. ...
*) An diesen Stellen ist der Originaltext schlecht lesbar und die
Bedeutung konnte nicht sicher erschlossen werden.
1912
(Chronik Seiten 28 - 29) ►
Faksimile-Foto von Seiten 28 - 29
Seite 28
6. Naturgeschichte: Die Kreuzspinne. Die Dampfmaschine; die
Feuerspritze.
7. Gesang: O, Gott Du frommer Gott.
a. Choräle: Nun bitten wir.
a. Choräle: Dir, dir
Jehova.
b. Volkslieder: 2 St. Goldne Abendsonne.
b. Volkslieder: 2 St.
Gott ist die Liebe.
Die Osterferien dauerten vom 1. April bis 10. April. Der Unterricht
begann mit 85 Kindern. Vom 25. Mai bis 30. Mai waren Pfingstferien. Gen.
Kirchen u. Schulinspektion im Kreise Lübben 1912.
Vom 11. Juni bis 27. Juni fand im Kreise Lübben eine General-Kirchen-
und Schulinspektion statt. Das Königliche Konsistorium war vertreten
durch Herrn Gem. Superintendent Dr. Kehsler, die Kgl. Regierung durch
...
Seite 29
... Herrn Reg. U. Schulrat Volkheim zu Frankfurt/Oder.
In Kuschkow fand die Visitation am 27. Juni, nachmittags von 3 - 5, die
der Schule von 5 - ½ 6 Uhr im Beisein des Herrn Schulrat Volkheim statt.
Die Gäste wurden vom Kriegerverein, vom Gesang-Verein, von den
Schulkindern festlich empfangen. Das Dorf prangte im Schmuck von
Ehrenpforten, die Kirche mit Blumen herrlich geschmückt. Die Kommission
spendete im Lübbener-Kreisblatt nachstehendes Lob:
"Auch die Kuschkower hatten alles getan, und die Gäste mit dem denkbar
besten Eindruck von ihrem Dorf und damit, da es das zu allerletzt
besuchte war, vom ganzen Kirchenkreise scheiden zu lassen. Schon die
übliche Begrüßung vor der Kirche wurde bereichert u. verschönt durch ein
kleines, weißgekleidetes blumenbekränztes Mädchen, das ein Gedicht
aufsagte und jedem der Herren eine oder...
Schulbild aus dem Jahr 1912,
fotografiert vor der Dorfkirche. Links im Bild ist der Lehrer Otto
Johannes Klintzsch (1858-1926) zu sehen, die (inoffizielle) Hilfslehrerin vor
ihm war seine Ehefrau Elisabeth Klintzsch (1879-1932, geborene Dillan).
Weitere Angaben zu den Schulbildern gibt es auf der Schulseite.
1912
- 1913 (Chronik Seiten 30 - 31) ►
Faksimile-Foto von Seiten 30 - 31
Seite 30
... mehrere Rosen überreichte. Superintendent Bieling dankte allen
Beteiligten. Dann schritt die Kommission die Front des Kriegervereins ab
und betrat die Kirche, aus deren Innern schon von weitem der
blumengeschmückte im Lichte einer ganzen Kirche von Kerzen erstrahlende
Altar feierlich und freundlich entgegengrüßte. Unten im Altarraum waren
Kornblumen u. andere Blüten gestreut, oben zogen sich Girlanden und
Blumengewinde von einer Seite zur anderen. Superintendent Bieling
predigte über die 2. Bitte des Vaterunsers, Vize-Gen. Superintendent
Pfeiffer sprach mit der Jugend über die 3. Bitte, Superintendent Cordes
ermahnte die Hauseltern unter Anlehnung an Matth 9,38 dazu, daß eines
dem andern ein Seelsorger sein möchte. Dann wurde die Schule in Kuschkow
besucht.
Lehrer Klintzsch erhielt die Aufgabe: "Die Bibel" Oberstufe. Bei der
unterrichtlichen Behandlung griff in diese Herr Regierungs- und Schulrat
Wolkheim durch die ...
Seite 31
... Fragen ein: Ihr habt die Bücher aufgesagt, wißt ihr auch den Inhalt
des neuen Testaments anzugeben?
Die Kinder antworteten: "Also hat, Gott die Welt geliebet u.s.w."
Für die 2. Klasse war zu behandeln: "Der Arbeitstag eines Kindes." Mit
warmen Dankesworten schied die Kommission. ___ .
Vom 15. Juli bis 4. August Ernteferien. Die Tage waren sehr warm, manche
außergewöhnlich heiß und lästig.
Die Herbstferien währten vom 22. September bis 13. Oktober 1912. Infolge
starken Frostes sind anfangs Oktober viele Kartoffeln erfroren. Der
Schaden macht sich jetzt durch Faulen derselben bemerkbar.
Am 1. Nov. 1912 in der Schule 86 Kinder.
/ d. 29.1.1913 Gruber
1913
Am 29. Januar 1913 fand eine Schulrevision durch Herrn
Kreisschulinspektor Gruber statt. Lektion: Ruth.
1913
- 1914 (Chronik Seiten 32 - 33) ►
Faksimile-Foto von Seiten 32 - 33
Seite 32
Am 18. Februar fand die Osterschulprüfung statt. Religion: Jofs {Josefs}
Geschichte.
Die Konfirmation in Kuschkow fand am 9. März statt. Es wurden konf. 4
Mädchen und 7 Knaben.
Die Erinnerungsfeier der Befreiungskriege am 10. März geschah durch
Festgottesdienst, Feier an der Friedenseiche von Seiten des Krieger- des
Gesangvereins u. unter zahlreicher Beteiligung der Gemeinde statt. ‒
Abends hielt der Lehrer Klintzsch im Sattlerschen Saale einen Vortrag
"Über die Befreiungskriege". Das Schuljahr schloß am 19. März 1913.
Am 1. April begann der Schulunterricht mit 92 Kindern Kn. 40. Mädch. 52.
Am 1. Mai 1913 Schülerzahl 93.
Vom 10. bis 15. Mai 1913 Pfingstferien. Die diesjährigen Ernteferien
währten 3 Wochen vom 13. Juli bis 3. August. Vom 25. Sept. bis 15.
Oktober dauerten die Herbstferien.
Seite 33
Die Weihnachtsferien dauerten vom 24. Dez. 1913 bis zum 2. Januar 1914.
Anfang am 3. Januar 1914.
1914
Am 21. Januar 1914 revidierte Herr Kreisschulinspektor Pastor Gruber die
hiesige Schule von 2 - ½ 5 Uhr. Zugegen waren die Schulvorsteher G.
Nakonzer u. Sattler. Hauptlektion: Der Gichtbrüchige.
Nach den Osterferien, die vom 29. März bis 19. April 1914 dauerten,
begann der Unterricht am 20. April mit 90 Schulkindern.
Vom 30. Mai bis 4. Juni waren Pfingstferien. Am 12. Juli begannen die
Ernteferien u. endeten mit dem 6. August.
Infolge der Mobilmachung am 2. August erfolgte die Einberufung des
Lehrers Wildov in Gröditsch zur Fahne, und ich mußte die Vertretung
desselben in Gröditsch am Mittwoch und Sonnabend übernehmen und zwar vom
12. August bis 21. November.
Auf Anordnung des Königlichen Kreisschulinspektors Herrn Pastor Gruber
übernahm ich die Vertretung des am 10.11.14 zu ...
1914
-/- 1917 (Chronik Seiten 34 -/-
41) ►
Faksimile-Foto von Seite 34 und
Seite 41
Seite 34
... Fahnen einberufenen Lehrers Schulz zu Pretschen, jeden Tag 3 Stunden
vom 23. November ab.
Da an 40 Mannschaften in Kuschkow zu den Fahnen einberufen sind, mußten
die Schulkinder fleißig in der Wirtschaft helfen u. versäumten oft die
Schule. _ .
/ d. 25.11.1914 Gruber
Vom 22. Dezember 1914 bis 5. Januar 1915 währten die Weihnachtsferien.
1915
Die Vertretung in Pr. an wöchentlich 3 Tagen a 6 Stunden Unterricht geht
weiter. Infolge der großen Kälte, der Schneefälle und des kalten
Schulzimmers in Pretschen hatte der Lehrer körperlich viel zu leiden.
Heftiger Lungenkatarrh war die Folge.
Vom 25. März bis 11. April Osterferien. In den schweren Kämpfen sind
bisher gefallen: Wehrmann Gustav Maier, Wehrmann Hermann Wilke,
Musketier Franz (Liepe) Michelchen,
Oberlehrer ... ? {Die Folgeseiten wurden leider
herausgeschnitten, siehe Faksimile-Foto. Somit fehlen die Kriegsjahre
1915-1916. Es geht weiter 1917 mit der Seite 41.}
{ 3 Blätter = 6 Seiten fehlen }
Seite 41
Die Pfingstferien dauerten vom 25. Mai bis zum 31. Juni 1917.
Behufs Erlangung von Zucker zu Einmachzwecken für 1917 sind von hiesiger
Schulstelle nachgewiesen
1. 11 Apfelbäume
2. 13 Birnen ''
3. 09 Pflaumen ''
4. 36 Kirschbäume
5. 30 Stachelbeersträucher
6. 25 Johannisbeer ''
7. 18 Himbeersträucher { 1916
erhalten 5 Klg. { 1917 erh. 10 Klg.
Die Sommer- und Herbstferien sind festgesetzt:
1. Sommer: letzter Tag: 14. Juli; Anfang 6. Aug.
2. Herbst:-- letzter Tag: 27. Sept.;
Anfang 23. Oktob. 1917
Auf den Antrag der Gemeinde begannen die Ferien am 11. Juli. Ende am 31.
Aug. Die Kirschkernsammlung ergab:
1. von Elli Michelchen |
750 g. |
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2. Walli König |
300 g. |
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3. Emma Michelchen |
300 g. |
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|
4. Erich Kniesigk |
250 g. |
|
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|
5. Johanna Barwar 5 Pfund |
250 g. |
|
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|
6. Johanna Jäzosch 2 Pfund |
250 g. |
|
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|
7. Elisab. Friedrich |
125 g. |
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8. Marie Kniesigk |
150 g. ... |
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1917
- 1918 (Chronik Seiten 42 - 43) ►
Faksimile-Foto von Seiten 42 - 43
Seite 42
09.
Johanna Liepe |
300 g. |
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10. Martha Michelchen |
500 g. |
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11. Fritz Wilke |
1500 g. |
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12. Marie Schulze, Maurer |
450 g. |
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13. Max Brandt |
150 g. |
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14. Erich Kohlstock |
300 g. |
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15. Marie Mentz |
3000 g. |
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b. an Pflaumenkernen: |
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01.
Walter Ternick |
3500 g. |
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02.
Lehrer Klintzsch |
11000 g. |
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03.
Hedwig Mentz |
750 g. |
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04. Max
Mentz |
700 g. |
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05. Emil
Wolff |
3500 g. |
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06. Joh.
Barwar |
5500 g. |
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07. Bernh.
Jäzosch |
3500 g. |
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08.
Walter Ternick |
3000 g. |
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09.
Hedwig Dillan |
1750 g. |
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10. Anna Liepe |
950 g. |
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11. Martha Michelchen |
400 g. |
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Herbstferien vom 23. Sept. bis 17. Oktober 1917. Schule Kuschkow
1917
7. Kriegsanleihe 1496 M
Seite 43
Vom 18. Oktober 1917 übernahm Lehrer Klintzsch die Kriegsvertretung in
Gröditsch. ______
Vom 21. Dezember 1917 bis 3. Januar 1918 Weihnachtsferien. __ Am 28.
Januar 1918 revidierte Herr Kreisschulinspektor die Schule I. u. II. Am
15. März 1918 hielt Herr Ortsschulinspektor Zeitzler die Schulprüfung
ab.
1918
Am 1.April wurden 6 Kinder entlassen. Den Unterricht begann mit 101
Kinder, 49 K.; 52 M.
Die Knochensammlung ergab 20 Pfd. Die Ludenspende *) 1918. Die Sammlung
durch die Schulkinder ergab 34.05 M.
Vom 14. Juli bis 5. August 1918 Ernteferien.
Mit Genehmigung der Behörde sammelten die Kinder in der Zeit vom 5. -
19. August Laubheu und Brennnesseln. Der Unterricht fiel aus. _ . Durch
die Schulkinder sind ungefähr 15 Ctr. Laub in feuchtem Zustande
gesammelt worden.
*) Ludenspende: Gemeint war wohl die "Ludendorff-Spende für
Kriegsbeschädigte" 1918, eine nach General Erich Ludendorff (1865-1937)
benannte Spendensammlung in ganz Deutschland.
1918
(Chronik Seiten 44 - 45) ►
Faksimile-Foto von Seiten 44 - 45 und
Liste der Sammlungen
Seiten 44 und 45
Liste der Sammlungen 1918 von
1. Felle |
ges.: 11 Felle |
Wert: 03,85 M |
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2. (Kupfer, Zinn, Zink) Gold |
ges.: |
Wert: 40,-- M |
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3. Getrocknetes Laub (Laubheu) |
ges.: 3,97 Ctr. *) |
Wert: 82,60 M |
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|
4. Brennnesseln |
ges.: 76 Pfund |
Wert: 18,-- M |
|
|
|
5. (Gummi) Kastanien |
ges.: |
Wert: 20,-- M |
|
|
|
6. (Korke) Haare |
ges.: |
Wert: 20,-- M |
|
|
|
7. (Kisten) Kirschkerne |
ges.: 700 |
Wert: 07,-- M |
|
|
|
8. Flaschen |
ges.: 300 |
Wert: ohne |
|
|
|
*) Ctr. = Zentner
{Die von Lehrer Klintzsch angefertigten Listen mit detaillierten
Informationen zu den Sammlungen im Ersten Weltkrieg auf den Seiten 44
und 45 dürften nahezu einmalig überliefert worden sein. Wegen der
allgemeinen Notlage mussten die arbeitsfähigen Schüler (auch aus den
Städten) in der Landwirtschaft helfen, die Kinder durch ihre Hilfe die
fehlenden Großväter, Väter und Brüder ersetzen. Alle Schüler waren
aufgefordert, emsig zu sammeln. Zum Beispiel wurde aus Kirsch- und
Pflaumenkernen Öl hergestellt, aus grünen Buchenblättern nach Trocknung
und Zugabe von Öl ein "Kuchen" hergestellt, der als Futter für die
Militärpferde diente, getrocknetes Laub als Spreu. Für die Kinder
bedeutete es harte Arbeit zu Lasten der Schule. Als Folge waren sie
müde, matt, krank und nicht in der Lage zu lernen.}
Seit 14 Tagen sind viele Kinder an Grippe erkrankt. Von 101 fehlen bis
heute 22/11.18 – 64. Am 23.11.18 fehlen
I. Klasse - - - 31 Kinder
II. '' - - -
38 ''
Die Weihnachtsferien dauerten vom 21. Dezember 1918 bis 11. Januar 1919
wegen der Kohlennot.
1919
- 1920 (Chronik Seiten 46 - 47) ►
Faksimile-Foto von Seiten 46 - 47
Seite 46
1919
Am 14. Januar besichtigte Herr Regierungsrat Schulz – Frankfurt-O, Herr
Kreisschulinspektor Eitner – Wittmannsdorf und Herr Rektor Raeck –
Lübben beide Klassen der Schule.
I. Klasse: Behandlung: Einkehr.
Rechnen: Brüche, Multiplizieren mehrstelliger Zahlen
II. Klasse: Unterstufe: Rechnen 1-10.
Religion: Die Geburt Jesu.
Hauptgewicht: Methodische Behandlung . _ .
Am 19. Januar fanden die Wahlen zur National-Versammlung statt.
{Erstmals durften Frauen wählen. Das Alter für die
Wahlberechtigung wurde von 25 auf 20 Jahre gesenkt.}
Die Osterferien begannen am 13. April. Sie endeten mit dem 27. April
I. Klasse 28 Kn. 33 Mädchen
II. '' 20
Kn. 11 Mädchen mit zusammen 92 Kinder.
Für die Schule Kuschkow gilt folgende Ferienordnung
I. Ernteferien: Letzter Unt. Tag. 19. Juli
Anfang 10. August
II. Kartoffel '' : Letzter Unt. Tag. 27. Sept. Anfang
23. Oktober
Vom 21. Dez. 1919 bis 4. Januar 1920 Weihnachtsferien.
Seite 47
Am 10. Dezember trat Herr Kreisschulinspektor Kolepke sein Amt als
Kreisschulinspektor für den Kreis Lübben an.
Am 12. März 1920 besuchte Herr Kreisschulinspektor Kolepke die hiesige
Schule. I. Klasse: 1. Geographie: Das Rhein-Westf. Schiefergebirge 2.
Deutsch: Erlkönig 3. Rechnen: Bruchrechnung. II. Klasse Lesen, Diktate,
Rechnen.
Die Osterferien dauerten vom 29. März bis April 1920.
Am 28 März sind 13 Kinder konfirmiert worden.
Schülerbestand:
98 Kinder
ab
13
85
Aufgenommen
4
Am 1. April 1920
89 Kinder.
Am 1. Juni 1920
91 Kinder.
Vom 22. – 27. Mai 1920 Pfingstferien.
Auf allseitigem Wunsche der Kinder fand am 3. Juni 1920 mit Beteiligung
von 90 Kindern mittelst 12 Kähnen ein Besuch des Unterspreewaldes statt.
Ziel: Wasserburg. Von hier wurden sämtliche Kinder mittelst 4
Leiterwagen durch die Besitzer
1. August Schulze
2. Paul Michelchen
3. Paul Görzig
4. August Schmidtchen
unentgeldlich frisch und fröhlich heimgeholt. - .
Zwei Schulbilder aus dem Zeitraum
1918-1920
(wohl eher 1920 ?), wieder mit dem Lehrer-Ehepaar Klintzsch, am selben
Tag fotografiert vor der Dorfkirche. Es handelt sich um die beiden zum
Aufnahmezeitpunkt bestehenden Schulklassen. Weitere Angaben zu den
Schulbildern gibt es auf der Schulseite.
1920
- 1922 (Chronik Seiten 48 - 49) ►
Faksimile-Foto von Seiten 48 - 49 und
Bildseite 49
Seite 48
Nachtragung des Lehrers Wegener. Wendische Flurnamen der
Kuschkower Feldmark.
Durch gütige Vermittlung und bereitwilliges Entgegenkommen des
wendischen Sprachforschers Herrn Pastor Schwela i. Dissen by. Kottbus
ist es mir gelungen, die Reste der aussterbenden niedersorbischen
Sprache, die in Kuschkow nur noch in einigen Flurnamen erhalten sind, zu
retten. So bedeutet:
Schuga = Tümpel,
feuchtes Flussbett, Zalmulde,
Jasurka (jazork) = kleiner See
wotsow = Horst, Insel
wolscha = Erle
jeske = (wezk = Rüsterbusch) wjaska (kleines Dorf.)
golitzka = kahle Fläche
kaunitza (katonica = Kräutergarten.
dub rau ka (dubrawka) = kleiner Eichenhain
wiseke (wusoke) = hohe Stelle
po staru jsu = entlang des alten Dorfes. |
konz (klunz) = Ende
Nakonzer = der am Ende
wilke (wulki) = der Große
welk = der Friedreiche
Nowigk = Neumann
Mietke (meto, Metko) = kleiner Martin
ratei (rataj) = der Landmann
|
{Siehe dazu auch die Tabelle mit den Flurnamen der Gemarkung
Kuschkow hier auf dieser Seite:
►}
Seite 49
Kuschkow im Jahre 1922
{Postkarten von Kuschkow und Einweihungsfeier Kriegerdenkmal am 14. Mai 1922,
siehe oben Faksimile-Foto von Bildseite 49. Die Postkarte wird nachfolgend separat
und stärker vergrößert gezeigt, weil oben links das Schulgebäude abgebildet ist im
Zustand um 1922 oder etwas später. Vor der Schule stehen die zwei Akazien, die vom
Sturm am 4. Juli 1928 quer über die Straße gelegt wurden; siehe Schulchronik Seite 106.}
1920
(Chronik Seiten 50 - 51) ►
Faksimile-Foto von Seiten 50 - 51
Seite 50
Rede zu einem Elternabend.
Liebe Eltern! Seid mir alle aufs herzlichste gegrüßt, die ihr so
zahlreich zu unsern Elternabend erschienen seid: Ich habe euch rufen
lassen, um mit euch zu sprechen; denn ich habe so manches auf dem
Herzen, was ich euch zu sagen habe. O, hört mich in aller Ruhe u. mit
aller Freudigkeit an und öffnet eure Herzen weit, ganz weit, daß meine
Worte recht tief eindringen können.
Ihr kennt alle das Gleichnis: "Vom verlorenen Groschen." Der kurze und
tiefe Sinn dieses Gleichnisses ist der: Wie das Weib den Groschen
notwendig für ihren Lebensunterhalt braucht, so braucht Jesus uns
Verlorene. Er braucht uns, um uns glücklich zu machen, mit ihm glücklich
zu sein. Seht, meine lieben Eltern, so brauche ich euch. Ich brauche
euch so nötig wie das Weib den Groschen. Wozu brauche ich euch, ihr
Eltern? Um euch glücklich zu machen, um mit euch glücklich zu sein. O,
wie schön wäre das, wenn wir in unserer Gemeinde alle so recht glücklich
wären, alle eines Sinnes, alle eines Geistes, ein Herz und eine Seele.
Das wollen wir aber werden. Dazu wollen wir, ihr und ich beitragen.
Einigkeit ...
Seite 51
... macht stark. Ihr lieben Eltern! Uns ist ein großer Schatz von
unserem Herrgott anvertraut worden, ein köstlicher Schatz, den wir nicht
genug hochschätzen können. Und wer ist dieser Schatz? Es sind eure
Kinder, eure Knaben, eure Mädchen, eure Lieblinge, die bei mir in die
Schule gehen. Die sollen unser Glück begründen helfen. Sie sind das
Bindeglied zwischen Eltern und Lehrer. Er, Gott, hat euch eure Kinder
rein in die Wiege gelegt und rein sollt ihr sie bewahren. Ihr sollt sie
nicht nur beten lehren: Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand
drin wohnen, als Jesus allein – nein, ihr sollt die Herzen eurer Kinder
vor dem Schmutz der Welt bewahren helfen. Das ist eine große Aufgabe und
ohne Hilfe nicht möglich. Daher hat der Staat euch zur Miterziehung
eurer Kinder – Lehrer und Erzieher gegeben. Die Aufgabe des Lehrers ist
nicht nur die, unseren Kindern, Lesen, Schreiben und Rechnen
beizubringen, sondern aus euren Kindern brave Menschen zu machen, die
den Namen Christen mit Recht führen sollen. Allein kann ich das große
Werk der Erziehung nicht leisten. Dazu brauche ich Euch, ihr Eltern, zur
Miterziehung. Wir, ihr und ich, müssen alle Gärtnerarbeit an den Kindern
verrichten. ...
1920
(Chronik Seiten 52 - 53) ►
Faksimile-Foto von Seiten 52 - 53
Seite 52
... Wir müssen edlen Samen säen, fleißig düngen, begießen, beschneiden,
biegen, veredeln – mit einem Wort: wir müssen die Kinder recht erziehen.
Und trotz aller Mühe zeigen sich bei den Kindern böse Früchte! Wie kommt
das? Das hat der böse Feind getan! Sind es nicht die Eltern oft selbst?
Säen nicht manche Eltern oft schlechten Samen? Wenn die Eltern nicht
dasselbe gute Erziehungsziel haben als die Schule, dann wird nichts
Gescheites aus den Kindern werden. Wenn der Kutscher "Hü" sagt und der
Fahrgast "Brr", dann weiß das Pferd nicht, was es tun soll. Ähnlich ist
das mit Kindern. – Ich kenne Familien, die ihre Kinder gegen die Schule
aufhetzen, die in Gegenwart ihrer Kinder über den Lehrer schlecht
sprechen, ja die da sagen, wenn euch der Lehrer schlägt, dann läßt euch
das nicht gefallen – Familien, die die Arbeit des Lehrers herabsetzen
und ihren Kindern sagen: Der faulenzt den ganzen Tag. Wir müssen 15
Stunden arbeiten, der bloß 5. O, arme verblendete Eltern. Was säet ihr
für argen Samen? Saure Trauben sind die Früchte. Nun werdet ihr
einsehen, daß die Lehrer zur Miterziehung – euch – nötig gebrauchen.
Wozu sollt ihr nun eure Kinder erziehen? ...
Seite 53
... Das Erste ist die Erziehung zur Hochachtung gegen das Alter: vor den
Eltern, vor dem Lehrer, dem Vorgesetzten, dem Nachbar, dem Meister, dem
Schulvorstand, dem Gemeindevorsteher. Hochachtung aber ist gleich dem
Gehorsam. Wie erziehe ich nun ein Kind zum Gehorsam? Da gibt es nur
einen Weg: Elternwille geht vor Kinderwille, aber auch Lehrerwille geht
vor Kinderwille. Achtet mit Strenge darauf, daß eure Aufträge, eure
Befehle pünktlich und genau von euren Kindern ausgeführt werden. Es gibt
nichts Häßlicheres als eigenwillige Kinder, die ihren Eltern über den
Mund fahren, sie anbaffen. Leidet das nicht. Ihr braucht euch nicht
wundern, wenn euch eure Kinder über den Kopf wachsen, euch im Alter
nicht mehr ehren, euch das Altenteil schmälern. Auf zum Gehorsam gegen
den Lehrer helft miterziehen. Will dein Kind die kleinen
Schularbeiten am hellen Tag machen, so unterstützt den Befehl des
Lehrers. Am Abend ist das Kind ermüdet. Bemitleidet ein Kind nicht noch,
wenn es der Lehrer straft. Ich kenne eine Familie, die ihre Kinder
nochmals straft, wenn sie in der Schule Veranlassung zur Bestrafung
gegeben haben. Ohne Zucht – keine Frucht. Der kleine Martin Luther hat
in der Schule an einem Morgen 15 x Prügel bekommen - ...
1920
(Chronik Seiten 54 - 55) ►
Faksimile-Foto von Seiten 54 - 55
Seite 54
... Er selbst erzählt: Meine Mutter schlug mich einst einer geringen Nuß
willen, daß das Blut floß. Damit will ich nicht der Prügelstrafe das
Wort reden. Besser ists, wenn die Kinder auf das Wort hören. – Erzieht
eure Kinder auch zum Gehorsam gegen den Nachbar, gegen den Meister, den
Schul- u. Gemeindevorsteher, überhaupt gegen die Erwachsenen. Lehrt sie,
den Hut vor ihnen abzunehmen, ihnen gefällig zu sein, also erzieht sie
zur Höflichkeit. Der Gehorsam ist der Grundstein der Familie, der
Schule, der Gemeinde, des Staates. Soll es in unserm Staate wieder
besser werden, so muß unserer Jugend der Gehorsam in Fleisch u. Blut
übergehen.
Gehorsam ist das eine – die Liebe das andere. Erzieht eure Kinder zur
Liebe. Am Anfang der Gebote heißt es: Wir sollen Gott fürchten und
lieben. Furcht und Liebe gehören zusammen wie Vater und Mutter. Lieben
heißt dienen. Wie erziehen wir ein Kind zur Liebe? Antwort: Durch Liebe.
Die Kinder müssen fühlen, daß die Eltern sich um sie sorgen, daß sie es
schmerzt, wenn die Kinder lügen, stehlen, ungehorsam sind, daß es ihnen
ernst ist, gute Menschen aus ihnen zu machen. Liebe erweckt Gegenliebe.
Die Kinder müssen merken, wie es die Eltern freut, wenn sie ihnen ihre
Wünsche vom ...
Seite 55
... Gesichte ablesen. Gebt ihnen Beispiele! Seid selber hilfsbereit, der
Vater gegen die Mutter, die Mutter gegen die Geschwister, die Eltern
gegen ihre Nachbarn und gegen den Lehrer.
Welch ein unvergleichliches Beispiel der Nächstenliebe gibt uns der
"Barmherzige Samariter". Er hat barmherzige Augen, Hände, Füße ein
barmherziges Herz! Ist es nicht eine Sünde und Schande, wenn Eltern über
solch kostbaren Schätze der Liebe lächeln und diese Art von Liebe
anderen überlassen? – Wenn im Dorfe eine Sammelung zu einem wohltätigen
Zweck zum Besten der Armen, Blinden, Krüppel oder Verwahrlosten
veranstaltet wird, lehrt euren Kindern Sinn für Wohltätigkeit. Feiert
die Schule einen Elternabend, dann haltet eure Kinder zum Schmuck des
Saales, zum Flechten von Girlanden an. Das weckt Liebe zum Gemeinsinn,
erzieht sie zur Heimat- und Vaterlandliebe; denn alle Staatsbürger
gleichen den Gliedern einer Kette. Reißt nun Glied derselben, so steht
die Staatsmaschine still. Streiken die Kohlenarbeiter, so können die
Bahnen nicht fahren, es können Waren nicht transportiert werden. Das
merken wir alle, wenn Petroleum oder Zucker fehlen. Liebe Eltern! Große
Aufgaben an den Kindern haben wir zu ...
1920
- 1921 (Chronik Seiten 56 - 57) ►
Faksimile-Foto von Seiten 56 - 57
Seite 56
... verrichten, um sie zu brauchbaren Menschen zu erziehen. Und viele
Tugenden haben wir ihnen einzuimpfen oder vorzuleben: Wahrhaftigkeit,
Ehrlichkeit, Demut, Geduld, Kameradschaft, Freundschaft, Sanftmut, u. a.
m. Aber alle die Tugenden erwachsen auf dem Boden des Gehorsams u. der
Liebe. Und diese beiden erwachsen wieder aus Liebe zu Gott. Wer seinen
Nächsten nicht liebt, der liebt auch Gott nicht. Wer Gott nicht liebt,
der liebt auch seine Mitmenschen nicht. –
Die langen Winterabende sind so recht dazu angetan, die Gottesfurcht in
die Herzen der Kinder zu pflanzen. Gebt euren Kindern ein christliches
Buch in die Hand, lernt mit ihnen die alten schönen Gesangbuchlieder,
laßt sie die Evangelien des Sonntages lesen. Das ist besser als der
Besuch von Kinos, des Tanzbodens, der Verkehr mit unreifen Burschen und
Mädchen. Laßt euch nicht durchseuchen von dem bösen Zeitgeist, der da
spricht: Es gibt keinen Gott. Haltet fest an der christlichen Religion,
füllt die Gotteshäuser. Dann werden eure Kinder glücklich und ihr mit
ihnen! Schlagt ein in meine Rechte und sagt: Eltern und Lehrer wollen
treu zusammen halten zum Wohle unserer! Kinder –. Das walte Gott.
–
{Diese Rede von Lehrer Klintzsch kann als sein Vermächtnis bezeichnet
werden. Wenig später erkrankte er mehrfach, wurde jeweils durch Kollegen aus
Nachbarorten vertreten und wurde wohl auch nie wieder richtig gesund.}
Seite 57
Spielplan
Eröffnungsworte des Schulvorstehers H. Sattler.
1. Gemeindegesang: "Ein feste Burg."
2. Ansprache des Lehrers. Gedicht.
3. Gesang: "Harre meine Seele." II. Kl.
4. Gedicht: Der Kirchturm
5. Gedicht: Die Waise.
6. Gedicht: Die Mutter im Grabe.
7. Gesang: Ich weiß mir – I. Kl.
II. 1. Vortragscene: Der Trommler
II. 2.
'' : Der
Zimmermann
II. 3.
'' : Der
Zappelhans
II. 4.
'' : Lustige
Gesellschaft.
II. 5.
'' : Tafel,
Schwamm u. Schieferstift.
II. 6.
'' : Mutter
und Kind
II. 7.
'' :
Königswahl
II. 8.
'' : Der
Apfeldieb.
III. Teil 1. Theater: Dornröschen. Märchenbild.
III. Teil 2. Theater:
Schneewittchen. Zuvor Gedicht.
Schluß: 1. Gedicht: Die Welt.
Schluß: 2. Gesang:
Seht, wie Sonne.
Am 13. November 1920.
Vom 10. Januar 1921 an erkrankte der Lehrer an Herzneurose und
Blinddarmentzündung u. begab sich in ärztliche Behandlung des Dr. med.
Runze zu Birkenhainchen.
1921
- 1922 (Chronik Seiten 58 - 59) ►
Faksimile-Foto von Seiten 58 - 59
Seite 58
Dr. med. Runze
Birkenhainchen, den 4. Febr. 1921
Nr. Arzt
Ärztliche Bescheinigung.
Herr Lehrer Klintzsch aus Kuschkow ist vom 10. Februar 1921 ab bedingt
arbeitsfähig. Herr Klintzsch war wegen Blinddarmentzündung u.
Herzneurose in meiner Behandlung. Die Blinddarmentzündung ist
abgeklungen. – Jedoch ist der Zustand des Nervensystems noch sehr labil.
Insonderheit sind die Herznerven noch immer derart erregt, daß eine
größtmögliche Schonung des Patienten von mir als unbedingt erforderlich
erachtet wird. – Besonders halte ich längern Aufenthalt in nicht
genügend durchlüfteten Räumen für schädlich wegen eines ebenfalls auf
die Herzneurose zurückzuführenden Asthmas.
Ich halte es für nicht möglich, daß Herr Lehrer Klintzsch für die
nächste Zeit mehr als täglich 4 Stunden abhält.
Dr. Runze
Vertretung geschah auf Anordnung des Kreisschulrats Herrn Kolepke durch
Lehrer Böttcher Gröditsch an 3 Wochentagen.
Am 14. Februar 1921 übernahm Lehrer K. an täglich 4 Stunden den
Unterricht. Konfirmiert 1921: 20 Kinder
Am 8. März 1921 fand durch Kreisschulrat Herrn Kolepke eine Besichtigung
der Schule statt.
Seite 59
Schuljahr 1921
Der Unterricht begann am 4. April mit 93 Kindern: 55 Knaben, 38 Mädchen.
– Aufgenommen sind 8 Kinder. Fremde Kinder 7.
Am 16. Juni Besichtigte Herr Kreisschulrat beide Klassen der Schule.
Die Ernteferien: vom 16.7. – 8.8. = 21 Tage. Die Herbstferien: vom 24.9.
– 20.10. = 25 Tage
Vom 21. Dez. 1921 bis 4. Januar 1922 Weihnachtsferien.
Vom 26. Febr. id. mußte der Lehrer Kl. durch die Lehrer Böttcher u.
Schade aus Gröditsch vertreten werden, da der Ortslehrer an einem
Halskarbunkel unter starker Kräfteabnahme und Dickdarmkatarrh erkrankte.
Am 30. d. März id. sind 5 Knaben u. 10 Mädchen aus der Schule entlassen.
Aufgenommen wurden 4 Mädchen 3 Knaben.
Bestand am 1. April 1922:
I. Kl. Kn. 37 Mädchen 21
II. Kl. Kn. 18 Mädchen 12
___ 88 ___
___ 1. Mai 1922 92 Schulkinder ___ .
1922
- 1923 (Chronik Seiten 60 - 61) ►
Faksimile-Foto von Seiten 60 - 60a und
Seite 61
Seite 60
Vom 3. Juni bis 9. Juni 1922 Pfingstferien. Vom 16. Juli bis 6. Aug.
Ernteferien. Vom 24. Sept. bis 18.Okt. Herbstferien.
Am 1. Oktober 22 trat der Lehrer Joh. Klintzsch nach 31 jähriger
Tätigkeit mit einer Abschiedsfeier in der Schule durch den Herrn
Kreisschulrat Kolepke in den Ruhestand. ‒ .
Bis zur endgültigen Besetzung der frei gewordenen Lehrer- und
Küsterstelle beauftragte die Regierung in Frankfurt a./O. unter
Verfügung v. 11.9.22 II. S. 17 K.2
den Schulamtsanwärter Fritz Wegener
mit der einstweiligen Verwaltung dieser Stelle. Über seine Herkunft und
seine bisherige Tätigkeit seien ein paar kurze Bemerkungen gemacht:
Fritz Wegener, geb. den 11. März 1899 in Müllrose, Kreis Lebus. Seine
Vorbereitung für den Lehrerberuf genoß er vom Oktober 1916 bis Mitte
Juli 1917 auf dem Lehrerseminar Neuzelle. Zum 18. Juni 1917 erhielt er
seine Einberufung in den Heeresdienst (II. Ers. Abt. Feldartl. Rgts. 39,
Perleberg). Er nahm im Feldartl. Rgt. 183. 8. Battr. im Jahre 1918 an
den letzten Angriffsschlachten und Abwehrkämpfen im Westen teil, erhielt
am 24. Juli 1918 das Eiserne Kreuz II. Kl. und wurde am 15. Nov. 1918
zum Unteroffizier befördert. Nach erfolgter Demobilmachung trat er am
24. April 1919 in das Lehrerseminar Fürstenwalde ein und bestand am 1.
Juli 1920 die 1. Lehrerprüfung. Vom August bis 30. Sept. 1921 war er in
Koschainen, Krs. Mohrungen (Ostpr.) als Hauslehrer tätig, vom 17.
Oktober 1921 bis 14. Jan. 22 als Hilfslehrer an der Städt. Gewerbeschule
in Frankfurt a./O.. Vom 16.1.1922 bis 31. März 1922 war er an der 7. kl.
Volksschule in Kunzendorf, Krs. Sorau und vom 1. April – 30 Sept. 1922
an der Mittelschule in Sorau tätig. {Weitere Angaben zum Lehrer
Wegener finden Sie hier:
►}
Es wurde eine Schülerkasse gegründet, die
aus freiwilligen Spenden der Kinder erhalten wird. Diese dient zur
Anschaffung von Bildern und Modellierbogen. So konnten die Wände des
Schulzimmers mit folgenden Bilderproduktionen ...
Seite 61
... geschmückt werden:
1. "Weißt du, wie viel Sterne stehen."
2. Grauer Grieskegel {kegelförmige Ablagerung von
Lockergesteinen} (Alpenlandschaft)
3. Sommer (Enten auf dem Teich).
4. Seeadler mit Beute.
5. Steinadler auf einsamer Höhe.
Aus den Modellierbogen wurden unter lebhafter Beteiligung der Kinder
geklebt. Ritterburg, Schloß, Stadtkirche, 2 Motorbote, 1
Weihnachtskrippe.
Am 4. Dezember 1922 feierte Herr Lehrer i. R. Klintzsch seinen 64.
Geburtstag. Aus eigenem Antriebe veranstalteten die Kinder eine
erhebende Feier in seiner Privatwohnung. Nach dem Chorgesang "Lobt froh,
den Herrn" sprachen die Schülerinnen Gertrud Lehmann, Edith Lehmann,
Elli Michelchen, Johanna Jäzosch, Frieda Görzig und Walli König ihre
Gratulationen in Gedichten aus. Darauf wurde mit dem Wunsche auf einen
reich gesegneten Lebensabend das Lied "Goldne Abendsonne" angestimmt. –
Es ist dies ein erhebendes Zeichen für die treue Arbeit des bisherigen
Lehrers und ein Zeichen der Dankbarkeit und Anhänglichkeit der Schüler
gegen ihren alten Lehrer.
Die Weihnachtsferien beginnen am 20. Dezember 1922, der 1.
Unterrichtstag im neuen Jahre ist am 9. Januar 1923.
Am 18. November 1922 besichtigte Herr Kreisschulrat Kolepke die 2.
Klasse.
Das Hygienemuseum in Dresden veranstaltete
im Turmsaal des Landratsamtes in Lübben eine Ausstellung für ...
Seite 60a
Beilage zur Schulchronik Seite 60/61.
Die niederen Küsterdienste (Läuten, Liederanschreiben usw.) wurden beim
Dienstantritt des Lehrer Wegener im Oktober 1922 abgelöst. Die
Verwaltung der Küsterdienste wurde dem Gemeindediener und Nachtwächter
Eduard Brandt übertragen. Als Entschädigung dafür erhält er die Hälfte
der im Luch gelegenen Küsterwiese, also 2 ¼ Morgen (die ganze Wiese ca.
4 ½ Mg.) der zum Stelleneinkommen des Lehrers und Küsters dotierten
Küsterwiese. Da die sogenannten "Opfer" (bei Hochzeiten und Taufen) mit
den niederen Küsterdiensten verbunden sind, hat der Lehrer Wegener
keinen Anspruch mehr auf die Opfer. Etwaige Spenden werden der
Kirchenkasse gutgeschrieben.
Kuschkow, im Oktober 1922.
Der Gesamtflächeninhalt der Küsterwiese beträgt (Mutterrolle Nr. 150)
―― 1,1670 ha = 1 ha, 17 a, 70 qm
Dem Kirchschullehrer Wegener steht nach Ablösung der niederen
Küsterdienste nur die Hälfte zu = 0,5835 ha, 58 a, 35 qm.
1923
(Chronik Seiten 62 - 63) ►
Faksimile-Foto von Seiten 62 - 63
Seite 62
Tuberkulosebekämpfung und Säuglingspflege.
Der Lehrer unternahm am 15. Januar 1923 mit 33 Schülern der 1. Klasse
einen Ausflug nach Lübben, dem sich die Besichtigung der lehrreichen
Ausstellung anschloß.
Es treten wieder zahlreiche Grippeerkrankungen
auf. Am 23. Januar versäumten von 92 Schülern 29 den Unterricht.
Anläßlich des gewaltsamen, völkerrechtswidrigen
Einmarsches der Franzosen ins Ruhrgebiet (Essen, Bochum, Dortmund
wurden besetzt) verordnet der Herr Minister für Kunst, Wissenschaft und
Volksbildung, daß am Sonnabend, d. 20. Januar in den Schulen
Trauerfeiern abgehalten werden sollen. Mit dem gemeinsamen Gesange der
Nationalhymne, einer Ansprache des Lehrers und schlichtem Schlussgebet
wurde dem Ernste der Stunde Rechnung getragen. Um 11 Uhr wurde der
Unterricht geschlossen.
Die Sammlung "Rheinlandhilfe" zugunsten
unserer in schwere Not geratenen Brüder im Westen ergab
in der Schule eine Summe von 3.172,50 M,
in der Gemeinde eine Summe von 77.500,00 M.
{Vorwand für Einmarsch: geringfügige Lieferrückstände der deutschen
Reparationen an Frankreich. Vorwand für den Einmarsch von ca. 60.000
Soldaten mit dem Ziel die deutsche Westgrenze nach Osten zu verschieben.
Deutsche reagierten mit passivem Widerstand. Die Besatzungsbehörden
wiesen deshalb bis zu ca. 150.000 Deutsche aus dem Ruhrgebiet und dem
seit 1919 besetzen Rheinland in das unbesetzte Deutschland aus. Der
aktive Widerstand nahm zu, Sabotage und Sprengstoffanschläge gegen die
Besatzer. Streiks, Blockade des Ruhrgebietes, Produktionsausfälle
ruinierten die deutsche Wirtschaft. Unter Reichskanzler Stresemann wurde
wegen der enormen Ernährungsprobleme und der rasenden Hyperinflation der
passive Widerstand im September 1923 aufgegeben.}
Freitag, den 9. Februar 1923 hielten Lehrer Wegener und Lehrer Mettcher
= Dürrenhofe im Auftrage des Kreisausschusses für Jugendpflege abend 7ºº
Uhr Lichtbildervorträge über
1. eine Fahrt von Stettin nach der Insel Rügen,
2. das deutsche Volkslied,
3. Hans im Glück,
4. Der Wolf und die sieben Geißlein.
Der Lehmann’sche Saal war gut besucht. Gemeinde und Schüler sangen bei
der Vorführung der Volksliedbilder begeistert mit. Der Reinertrag im
Betrage von 4550- M wird zur Anschaffung von geographischen u.
geologischen Wandbildern verwendet werden. Aus dem Erlös und freiwillig
gespendeten Beiträge im Gesamtbetrage von 7900 M wurden aus der
Verlagsbuch- ...
Seite 63
... handlung Quelle u. Meyer – Leipzig zwei zoologische Wandbilder
bezogen:
Indische Elefanten
Dromedare am Rande einer Oase.
/v. 9.3.23 K.
Freitag, den 9. März 1923 revidierte Herr
Kreisschulrat Kolepke
von 9 ½ - 1 ½ Uhr die hiesige Schule. In der 1. Klasse wurden Erdkunde,
Geschichte (Staatsbürgerkunde), Deutsch, Rechnen und Gesang, in der 2.
Klasse Deutsch und Rechnen vorgeführt. Samstag Judica wurden 14 Schüler
konfirmiert, nachdem sie Sonnabend, den 17. März 1923 mit einer
schlichten Feier aus der Schule entlassen waren.
Die Schülerzahl betrug am Ende des Schuljahres 1922/23 77.
Bestand am 1. April 1923.
I. Kl. 5.-8. Schuljahr 31 Knaben
21 Mädchen
II. Kl. 1.-4. Schuljahr
19 Knaben 14 Mädchen
II. Kl. 1.-4. Schuljahr
50 Knaben 35 Mädchen
Insgesamt 85 Schüler, darunter 22 Waisen- und Fremdenkinder. Es werden
folgende Bücher neu eingeführt:
Ferdinand Hirts neue Schreiblesefibel Nr. 4
) Verlag Hirt, Preis 1300 M
Ast und Marbitz Liederbuch für deutsche Schulen ) Breslau
'' 2700 M
Ausg. C für 1, u. 2. Kl. Schulen
Die Allgemeinen Bestimmungen von 1872, soweit sie Bestimmungen über den
Lehrplan der Volksschule enthalten, sind durch den Erlaß des Preußischen
Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung durch die
Richtlinien zur Aufstellung von Lehrplänen für die Grundschule (1.-4.
Schuljahr) vom 16.3.1921 U III A 404.1 und für die oberen Jahrgänge (5.-
8. Schuljahr) der Volksschule vom ...
1922
- 1923 (Chronik Seiten 64 - 65) ►
Faksimile-Foto von Seiten 64 - 65
Seite 64
... 15.10.1922, UIII A 2060, aufgehoben. Ein
neuer Lehrplan ist aufgestellt:
Pfingstferien: Letzter Unterrichtstag:
Dienstag, den 15. Mai
Pfingstferien:
Erster Unterrichtstag: Montag, den 28. Mai
Am 23., 24. und 25. Mai unternahm der Lehrer mit 36 Schulkindern eine
Studienfahrt nach der Regierungshauptstadt Frankfurt a./O. Die
Bahnfahrt, der große Bahnhof, das Stadtbild, die öffentlichen Gebäude,
der breite Oderstrom mit der massiven steinernen Brücke boten den
Kindern viel Neues und Lehrreiches, das ihnen unvergesslich sein wird.
Der Einfall der Franzosen ins Ruhrgebiet machte infolge Beschlagnahme
der Schulräume eine Überweisung der Schulkinder ins unbesetzte Gebiet
notwendig. Durch Vermittlung des "Landbundes" wurden der hiesigen
Gemeinde 7 schulpflichtige Kinder (4
Knaben, 3 Mädchen) aus der Industriestadt Hagen
i./Westf. überwiesen und am 13. Juni 1923 eingeschult.
Laut Verfügung der Regierung zu Frankfurt a./O. vom 1. Juni 1923, II S
1110, wird der Lehrer Fritz Wegener mit Wirkung vom 1. Juli 1923 ab für
den Schulverband Kuschkow einstweilig angestellt.
Nach dem 27. Juni abgefasten Bericht, 1. Mai – Kataster, betrug die
Schülerzahl am 1. Mai 1923 86.
Ferienordnung.
Sommerferien: Letzter Schultag: 20. Juli Erster
Schultag: 8. August
Herbstferien:
'' 22. Sept.
'' 22. Oktober
Die Geldentwertung schreitet unaufhaltsam
weiter fort. Der Dollar kursierte am 30. Juni 1923 mit
154500.
Seite 65
Nachstehende Indexziffern geben ein erschütterndes Bild von der
Wirtschaftslage
Seite 65
unseres Volkes. So kosteten am 1. Juli 1923
1 Zentner
1 ''
1 ''
1 Pfund
1 ''
1 ''
1
1 ''
1 ''
1 ''
1 Zentner
1 Pfund
1 ''
1 ''
1 ''
1 ''
1 Liter
1
1
1 Paar
1 Paar
1 rm
1 Zentner
1 ''
1
1
1 Fläschchen
1
1
1
1 |
Roggen
Weizen
Heu
Brot
Schweinefleisch
Rindfleisch
Ei
Butter
Margarine
Schmalz
Kartoffeln
Zucker
Salz
Bohnenkaffee
Malzkaffee
Kakao
Vollmilch
Herrenanzug
500000 -
Makkohemd
wollene Socken
Herrenschnürschuhe
Brennholz
Briketts
Torf (vom Kreistorfwerk Krugau)
Schreibheft
Schiefertafel
Tinte
Bleistift
Stahlfeder
Briefmarke für Fernbrief
Fahrkarte III. Kl. auf der Niederlaus. Eisenbahn-gesellschaft
von Station Großleuthen-Gröditsch nach Station Lübben-Nord |
MM
180000
240000
68000
12000
12000
1500
22000
16000
22000
40000
2600
200
56000
6000
2500
2500
1000000
57000
18000
175000
57000
28000
12000
600
3000
1000
500
50
300
3900 |
Pf.
--
--
--
--
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-- |
1922
- 1923 (Chronik Seiten 66 - 67) ►
Faksimile-Foto von Seiten 66 - 67
Seite 66
Verfassungsfeier am 11. August 8.ºº vorm. in der Schule.
Mitglieder des Schulvorstands, des Elternbeirats, der Gemeindevertretung
und zahlreiche Eltern waren nach vorheriger Einladung erschienen.
Festordnung:
1. Gemeinsamer Gesang: Ich hab mich ergeben.
2. Vorspruch: Vertrauen zu sich selbst ist Kraft (C.
Flaischlen)
{Vertrauen zu sich selbst ist Kraft,
und Kraft ist Freude, und Freude ist Leben, und Leben ist Schaffen, und
Schaffen
ist Sieg. Dr. Cäsar Otto Hugo Flaischlen,
geb. 12. Mai 1864 in Stuttgart; gest. 16. Oktober 1920 in Gundelsheim,
Sanatorium. Nach Studium auch in Berlin, wo
er ab 1890 lebte und die Kunstzeitschrift PAN redigierte. War Anfang
des 19. Jahrhunderts sehr beliebter Lyriker
und Mundartdichter, erreichte riesige Auflagen z.B. mit seiner
Prosagedichtsammlung „Von Alltag und Sonne“
, 1921 erschienen, 224.000 und 1937 von 274.000.}
3. Vortrag des Schülers Franz Borch: Was ich vom Ruhrgebiet
weiß.
4. Gedicht: Der Schmied von Buer.
5. Vortrag des Schülers Paul Scheer: Der Friedensvertrag
von Versailles.
6. Gedicht: Deutscher Rat.
7. Gedicht: Westfalenlied.
8. Gemeins. Gesang: Deutschland, Deutschland über alles.
Str. 1-3.
9. Festrede.
10. Schlußlied: Deutschland über alles, und im Unglück nun erst recht.
Die nach der Feier veranstaltete Rheinland- und Ruhrspende ergab eine
Summe von 325 000 M.
___________________________
Am 24. August besichtigte Herr Kreisschulrat Kolepke die 1. Klasse in
Turnen, die 2. Klasse in Deutsch und Rechnen.
Seite 67
Zum 1. Oktober 1923
Rückblick auf ein Jahr Junglehrerarbeit.
Am 1. Oktober 1922 trat ich mein Amt als Lehrer an der hiesigen Schule
an. Was fand ich vor? Eine Schülergemeinschaft, die in strenger,
sittenreiner Zucht von ihrem alten Lehrer (J. Klintzsch) 31 Jahre
erzogen wurde, wie auch die Gemeinde als solche ein Abbild seiner
Erziehungsarbeit ist: fleißig, kirchentreu und konservativ am alten
hängend. In unterrichtlicher Beziehung ließen die Schulkinder (als
Folgen des Krieges und langjähriger schwerer Erkrankung des Lehrers,
viel zu wünschen übrig. Es fehlte an der Fähigkeit, sich über ein
Unterrichtsgebiet zusammenfassend zu äußern, an der Rechenfähigkeit
und einer leidlichen Rechtschreibung. In Schulvorstands- und
Gemeindevertretersitzungen machte ich die Beobachtung, daß es den
Gemeindemitgliedern am sozialen und politischen Denken mangelt, daß sie
sich dem Vorschlag des Vorsitzenden beugt, ohne Rücksicht darauf, ob
seine Meinung dem sozialen Gefühl und den Bedürfnissen der Gemeinde
entspricht. Diese Fehler im staatsbürgerlichen Denken und Handeln zu
beseitigen soll meine vornehmste Aufgabe sein. So ging denn mein
Arbeitsziel vom ersten Tage an darauf hin, die Kinder durch
Arbeitsmethode (Selbsttätigkeitsprinzip) für die Zukunft zu tüchtigen
Gemeindemitgliedern und Staatsbürgern, die sich ihrer Verantwortung
bewusst werden müssen, zu erziehen. Doch kann dieses formale Ziel nicht
erreicht werden, wenn es an den materiellen Grundlagen der Schularbeit
fehlt. Das ganze Jahr war ich bestrebt, den Kindern ein sittliches Ideal
vor Augen zu stellen. Ich bin abends mit dem Spazierstock durch die
Straßen gewandert, um unsere Jugend vor Zuchtlosigkeit zu bewahren, habe
die Wirtshäuser kontrolliert. Ich übe immer und immer wieder an ...
1923
(Chronik Seiten 68 -/- 71) ►
Faksimile-Foto von Seite 68 und
Seite 71
Seite 68
... einer guten Rechtschreibung, an der Rechenfertigkeit und -fähigkeit,
an der Vortragskunst meiner Schüler. Herr Kreisschulrat hat auch manchen
Erfolg anerkannt, er weiß, daß ich ein Idealist bin. Und doch sind die
Erfolge noch nicht recht zu sehen. Das Elternhaus versagt vollständig.
Den Kuschkowern ist das Kind nur ein Stück Wirtschaftshilfe,
Arbeitspfand, aber kein Zukunftsobjekt. Nun habe ich es versucht, durch
Einführung von Halbjahreszensuren die Eltern auf ihre Kinder aufmerksam
zu machen. Die Noten "ungenügend" oder "Versetzung fraglich" dürfen ihr
Ziel nicht verfehlen. Doch wird bei der hohen Schülerzahl 63 Kuschkower,
22 Berliner, 5 Ruhrkinder = 90 trotz angestrengtester Arbeit das
Unterrichts- und Erziehungsziel von mir nicht erreicht werden.
Ich brauche mindestens einen Mitarbeiter. Das Ideal meiner Schularbeit
ist (und die Gemeinde ist finanziell in der Lage) die Einrichtung einer
2. Lehrerstelle, die Einrichtung einer Fortbildungsschule für die
Jugendlichen, reichliche Ausstattung der Schule mit Lehr- und
Lernmitteln.
Ich brauche einen turn- und sportfreundlichen Kollegen, der in seinem
"Ressort" Turnverein, Jugendpflege in der Gemeinde Kulturarbeit leistet,
damit ich meine künstlerische Seite in dem wieder ins Leben gerufenen
Gesangsverein "Concordia" (von Koll. J. Klintzsch 1891 gegründet, bis
1914 in Tätigkeit gewesen) zur Pflege des deutschen Volksliedes umso
fruchtbringender betätigen kann. Das sind meine Ziele. Ich weiß, daß ich
auf ungeheuren Widerstand in der Gemeinde stoße, der in grenzenloser
Kurzsichtigkeit und Zugeknöpftheit des Geldbeutels in sozialen und
kulturellen Angelegenheiten begründet ist. Aber ich schaffe ab, wenn
mich das Schicksal recht lange in jugendfrischer, arbeitsfroher
Schaffenskraft im Dienste der Gemeinde und unsers, ach, so schwer
darniederliegenden Vaterlandes erhält; denn
das Gute bricht sich Bahn.
Kuschkow, Ende September 1923
Fritz Wegener
{Das Blatt mit den Seiten 69/70 wurde herausgeschnitten ‒
Fortsetzung daher mit Seite 71}
Seite 71
Schulchronik
Mittwoch, den 24. Oktober 1923 nachmittag 2 ½ Uhr tagten in
unsrer Schule der Lehrerverein
Großleuthen u. Umg. u. d.
Pädagogische Arbeitsgemeinschaft von
Lübben u. Umgegend.
Tagesordnung:
1. Staatsbürgerliche Erziehung
a. Lehrprobe Wegener-Kuschkow
b. Vortrag Gensitz-Schönwalde
c. Aussprache
2. Geschäftliche Angelegenheiten des Lehrervereins Großleuthen
u. Umgegend.
Siebzehn Kollegen aus Lübben, Steinkirchen, Schönwalde,
Schlepzig, Dürrenhofe, Großleuthen, Gröditsch, Pretschen u.
Wiese, sogar der Emoritus unserer Schule, Kollege Klintzsch,
waren erschienen, um von dieser pädagogischen Tagung neue
Anregungen für ihre Lehr- und Erziehungsarbeit mitzunehmen.
Sonntag, den 23. Dez. 1923 veranstaltete die 1. Klasse im
Lehmann’schen Saale einen Elternabend.
"Tagesarbeit, abends Gäste
saure Wochen, frohe Feste"
Dies Goethewort war der rote Faden, der unsre wohl gelungene
Feier durchwirkte. In seiner Ansprache verlangte der Lehrer, der
seiner Gemeinde seine Arbeitsziele klarlegte, Achtung vor der
Arbeit eines jeden Standes. Besondere Durchführung erlebte der
Arbeitsgedanke im Vierakter "Die Heinzelmännchen". Einen
ergreifenden Abschluß fand die Feier in dem von schönen
Volksliedern durchflochtene Märchenspiel "Hänsel und Gretel". |
Ortschronik
{Textbeginn auf der herausgeschnittenen Seite 70}
... kräftige Hilfe erfolgreich eingreifen kann.
Da die Unsicherheit auf dem Lande immer mehr zunimmt (man
braucht nur die Tageszeitung in die Hand zu nehmen) wurde in
einer der letzten Gemeindevertretersitzungen beschlossen,
bewaffnete Nachtschutzpatrouillen
zu bilden, zu deren Teilnahme sämtliche Besitzer verpflichtet
sind. Es laufen von 11 – 5 Uhr zwei Patrouillen zu je 2 Mann
unter Führung des Nachtwächters und Gemeindedieners Eduard
Brandt. Die Not in den Städten ist groß. Woher sollen die
Menschen das Geld für Brot und Kartoffeln hernehmen bei einem
Dollarstande von
65 000 000 000 (wörtlich fünfundsechzig Milliarden), wie
er in den amtlichen Berichten der Berliner Börse am 27. Oktober
notiert war.
Nach langen, schweren Kämpfen hat sich die Reichsregierung (Dr.
Stresemann Reichskanzler) entschlossen, eine
tatkräftige Währungsreform
durchzuführen. Es wird eine Rentenbank
gegründet, die nur Geld gegen Sicherung ausgibt.
Seit dem 20. November 1923 wird der Dollar (4,20 M) mit
4 200 000 000 000 Papiermark
(vier Billionen, zweihundert Milliarden) notiert. Die
Papiergeldinflation ist eingedämmt worden. Die Notenpresse steht
still. Die Rentenmark (gleich 1 Billion Papiermark) nimmt ihren
Siegeszug durch das verarmte Deutschland.
Die Mark ist stabilisiert. Wir haben ...
|
{Lehrer Wegener hat ab 1923 die Chronik der Gemeinde zweispaltig
geführt, linke Spalte als Schulchronik, rechte Spalte als Ortschronik,
siehe oben. Bei der weiteren Übernahme (Transkription) der Texte hier
auf der Webseite wird auf dieses komplizierte Layout verzichtet. Die
Inhalte werden im Folgenden nur als Fließtext wiedergegeben. Die
Originalgestaltung der Chronik-Seiten, teilweise mit eingeklebten
Zeitungsausschnitten und Bildern, ist in der jeweiligen
Faksimile-Ansicht zu sehen.}
1923
- 1924 (Chronik Seiten 72 - 73) ►
Faksimile-Foto von Seiten 72 - 73
Seite 72 (linke Spalte, Schulchronik)
Die Weihnachtsferien
beginnen am Freitag, den 21. Dezember 1923 und erreichen Montag, den 7.
Januar 1924 ihr Ende.
Der Jagdpächter unserer Gemeinde, Herr Direktor Hamacher =
Erfurt
stiftete unserer Schule wertvolle physikalische Instrumente aus
der Köhlerschen Glasinstrumenten- und Thermometerfabrik i. Schmiedefeld
(Thüringen); u.a.
Modell einer Saugpumpe,
'' ''
Druckpumpe,
'' ''
Feuerspritze,
kommunizierende Röhren, Geißlersche Röhren, Thermometer nach Celsius,
Réaumur, Fahrenheit.
Sei diesem Gönner unsrer Schule, der vor 14 Tagen das seltene Stück
einer Hirschkuh mit einem Schusse erlegte, für seine Spende noch
wärmster Dank ausgesprochen.
Seite 72-73 oben (rechte Spalte, Ortschronik)
... wieder feste Preise. Die ausverkauften Kaufläden bekommen wieder
neue Sendungen Waren. Der Beamte, der in den letzten Monaten sein Gehalt
oder die unendlich vielen wertlosen Nachzahlungen in Sachwerten anlegte,
kann nun getrost wieder seine Spargroschen wertbeständig bei der
nächsten Bank oder Sparkasse anlegen.
Mit eisiger Kälte (-18°) setzte in der
Christnacht ein heftiger Schneesturm ein,
der an manchen Stellen den Schnee 1-2,00 m hoch aufschichtete. Der
Kleinbahnzug der Niederlausitzer Eisenbahn traf am 3. Feiertage mit 5
stündiger Verspätung in Bahnhof Großleuthen-Gröditsch ein.
Dem kaufmännischen Geschick unsers Jagdpächters (Direktor
Hamacher-Erfurt) hat die Gemeinde Kuschkow die
Erhaltung ihrer ländlichen Eigenart
zu verdanken. Durch Vermittlung des Lehrers Böttcher-Gröditsch stellte
der Berliner Industriekonzern Dr. Kersten mittels der "Wünschelrute" in
der Kuschkower Feldmark Öl- und Braunkohlenlager
fest. (ebenso bei Bückchen u. Großleuthen). Der Mutungsvertrag zwischen
Dr. Kersten u. Böttcher einerseits und der Gemeinde Kuschkow
andererseits war schon unterzeichnet, als Dir. Hamacher und
Gemeindevertreter Sattler der Gemeinde die ungeheuren Nachteile dieses
Unternehmens (Gefährdung der Existenz und der ländlichen Eigenart,
schwere Belastungen ...
(Seite 73) ... des Wirtschaftslebens unsrer Gemeinde, Aktionierung von
Grund und Boden) darlegten. In letzter Stunde, kurz vor der notariellen
Beglaubigung des Vertrages durch einen Rechtsanwalt, traten die
Kuschkower Interessenten zurück, und so blieb es beim alten: Bauer
bestelle dein Land und Schuster bleib bei deinen Leisten.
Seite 73 (linke Spalte, Schulchronik)
anno 1924
1. Februar - Kataster 1924. Die Schülerzahl beträgt
80.
Schwere Kämpfe hatte der Lehrer mit der Gemeinde zu bestehen, der auf
Grund zahlreicher Beobachtungen traurige Verwahrlosung der halbreifen
(15 jährigen) Jugend mit ihrem verderblichen Einfluss auf die Blüte der
Schulmädchen feststellte. Wenngleich der Lehrer in seiner Arbeit Abhilfe
und Besserung zu schaffen, etwas scharf und unsachlich vorging, ist es
doch immerhin zu bedauern, daß die Eltern aus "Affenliebe" ihre Kinder
in den Schutz nahmen.
Am 21. März revidierte Herr Kreisschulrat Kolepke den Lehrer Wegener,
der sich zur 2. Prüfung gemeldet hatte. Während die Grundschule (1.-4.
Schuljahr) mit ihren Leistungen auf der Höhe war, zeigt die 1. Klasse
mit ihrem Prozentsatz von ...
Seite 73 (rechte Spalte, Ortschronik)
Ein Winter von nie dagewesener Härte und Dauer wurde uns zu Beginn des
neuen Jahres beschert. Der Schnee, den uns der Wettergott Weihnachten
1923 bescherte, taute erst Mitte März vollständig auf. Am 2.
Osterfeiertage wurden wir wiederum durch neue Schneestürme überrascht.
(21. April 1924). Die Frühjahrsbestellung mußte in die letzte
Aprilwoche, wo sich oft alles in vollstem Grün und die Obstbäume in
prachtvoller Blüte standen, hinausgeschoben worden. Es war dem Landmann
unmöglich, den tief durchgefrorenen Boden zeitiger zu bestellen.
Mit Liebe und Dankbarkeit pflegt die (durchweg deutschnational
gerichtete) das Gedächtnis ihrer gefallenen Helden aus dem Weltkriege
1914-18. Unter Anleitung des Gemeindevorstehers und
Kriegervereinsvorsitzenden H. Sattler schuf die ...
1924
(Chronik Seiten 74 - 74a) ►
Faksimile-Foto von Seiten 74 - 74a und
Seite 74a
Seite 74 (linke Spalte, Schulchronik)
... hilfsschulreifen Schülern und sogenannten Kriegsjahrgängen immer
noch ein klägliches Ergebnis. "Ihre Lehrmethode ist neuzeitlich, Herr
Wegener, aber vergessen Sie die Übung nicht."
Der Schulvorstand bewilligte dem Lehrer eine neue Kochmaschine. (Preis
120 Goldmark.)
Am 23. April 1924 führte Lehrer Wegener die Tochter des verstorbenen
Lehrers und Kantors Wolf, Marie Magdalena aus Kunzendorf, N.L., als
Ehefrau ins neue Heim. Unvergeßlich ist der Empfang der jungen Frau. Am
Bahnhof Großleuthen-Gröditsch erwartete ein mit Girlanden und Blumen
geschmücktes Gespann das Paar. Vor dem Dorfe begrüßten uns die
Schulkinder unter Führung des Emeritus, Herrn Lehrer Klintzsch, mit
dreifachem "Gut Heil!" Salutschüsse verkündeten der Gemeinde unseren
Einzug. Die Dorfstraße war schwarz von Menschen. Vor dem geschmückten
Schulhause erwartete uns der Männergesangverein Concordia. "So sei
gegrüßt viel tausendmal", war der Gruß des Vereins an ihre
Dirigentenfrau. Der Begrüßungsansprache des Ehrenmitglieds Klintzsch
seitens des Vereins schloß sich ein Gedicht der ersten Schülerin Edith
Lehmann und das gemeinsam gesungene Lied "So nimm denn meine Hände" an.
Ein erhebendes Zeichen von Teilnahme und Achtung für ihren Lehrer
seitens der Gemeinde, die ich trotz schwerer Kämpfe in mein Herz
geschlossen habe.
{Fortsetzung rechte Spalte unten}
Konfirmiert und aus der Schule entlassen wurden Ostern 1924 20
Schulkinder, 9 Mädchen und 11 Knaben. Neu aufgenommen wurden 4. Die
Schülerzahl betrug am 1. Mai
1. Kl. 7./8. Schuljahr 10 Kn. 4 Mdch.
1. Kl. 5./6.
'' 17 ''
9 ''
2. Kl. 4. Schuljahr 2 Kn.
2 Mdch.
2. Kl. 3.
'' 4
'' 4 ''
2. Kl. 2.
'' 4
'' 3 ''
2. Kl.
1. ''
2 '' 4 ''
Insgesamt
39 n. 26 Mdch. 65 Schulkinder
Die Osterferien dauerten vom 13-29. April 1924 einschließlich. Die
Pfingstferien vom 7.-16. Juni einschließlich.
Seite 74 (rechte Spalte, Ortschronik)
... Gemeinde eine schöne Anlage um das Kriegerdenkmal an der Kirche.
Eine Fliederhecke und Tannen im Hintergrund, Lebensbäume zu beiden
Seiten des Denkmals, mit Buchsbaum umfaßte Rasenstücke und ein aus
Rosensträuchern gebildeter Naturzaun mit eiserner Eingangstür bildeten
einen schönen Rahmen zu dem granitenen Massiv des Denkmals.
"Ich hatt’ einen Kameraden."
{Den Zeitungsartikel der rechten Seite [74a] mit dem "Ergebnis der
Wahlen zum neuen deutschen Reichstage ..." bitte in der Originalfassung
als Faksimile-Foto lesen.}
1924
(Chronik Seiten 74b - 75) ►
Faksimile-Foto von Seiten 74b - 75
Seite 75 (linke Spalte, Schulchronik)
Der Herr Landrat in Lübben genehmigte nachstehende vom Schulvorstand
aufgestellte Ferienordnung:
Sommerferien: Schulschluß: Mittwoch,
16. Juli 1924. Schulanfang: Mittwoch, 6. August 1924.
Herbstferien: Schulschluß:
Sonnabend, 20. September 1924. Schulanfang: Donnerstag, 16.
Oktober 1924.
Am 22. Juni 1924 fand die Wahl des neuen
Elternbeirats statt. Es wurden gewählt:
1. Hermann König, Fleischermeister.
2. Paul Görzig, Bauer.
3. Paul Michelchen, Bauer.
4. August Schulze, Großbüdner.
5. Otto Lehmann.
Ersatzleute:
6. Hermann Dillan, Bauer.
7. Richard Jäzosch, Stellmachermstr.
Die Beteiligung der Elternschaft an den Versammlungen und der
Wahlhandlung war äußerst schwach, ein trauriges Zeichen der
Interessenlosigkeit der Eltern auf dem Gebiete der Schule.
Seite 75 (rechte Spalte, Ortschronik)
Volkstümliche Sitten und Gebräuche der
Kuschkower
Kranzreiten (in den Nachbargemeinden Stollenreiten
genannt.)
An einem schönen Maiensonntag versammelt sich die Jugend nachmittag um 1
Uhr an der Lehmann’schen (früher Gusker’schen) Schenke zum Festzuge. Als
Herolde voran reiten die beiden ältesten Burschen in Reithose, Gehrock
und Zylinder. Dann folgt die Musik, hinterher die Mädchen in ihren
zarten, duftigen Gewändern. Zu zweien ordnen sich hoch zu Roß, in
Reithose und weißem Hemd die Burschen, wiederum von einem Kavalier
geführt. Unter fröhlicher Marschmusik geht nun der Zug durch's ganze
Dorf, zuerst die Kirchstraße, dann Podewasner, über Koins zur
Dorfstraße. Am Ende der Dorfstraße (an der Friedenseiche beim
Elsner’schen Grundstück) nimmt nun der Zug Aufstellung zum Kranzreiten.
Die Burschen reiten im Kreise durch ein mit Girlanden geschmücktes Tor.
Ein Musikant wird in den Elsnerschen Holzstall gesperrt und gibt nun von
Zeit zu Zeit Trompetensignale. Die Mädchen, die dem Alter nach
Aufstellung genommen haben – ihre Namen sind auf einer Liste nummeriert:
1.2.3.4.-x- harren nun klopfenden Herzens des Trompetenstoßes, der ihnen
den vom Schicksal Auserwählten als Tänzer für den heutigen Tag zuführen
soll. Inzwischen hat sich der kreisende Reitertrupp in Bewegung gesetzt.
Da – ein Signal! Aufjauchzen der Menge!
1924
(Chronik Seiten 76 - 77) ►
Faksimile-Foto von Seiten 76 - 77 und
Seite 77
Ausschnitt
Seite 76 (Fortsetzung Ortschronik - Kranzreiten)
... "Königs Paul" befindet sich gerade unter den Tor. Er ist es, dem das
erste Mädchen zusteht und der Kranz. Weiter geht die Jagd nach dem
Glück. Wieder ein Trompetenstoß. Der zweite Torreiter holt sich das
zweite Mädchen. So geht es fort, bis jeder Bursche sein Mädel hat.
Darauf setzt sich der Zug in Bewegung, entweder zu Lehmann’s oder
Schulze’s, zum fröhlichen Tanz. Der erste Tanz gilt den vom Schicksal
zusammengeführten Paaren, der zweite den Mädchen. So geht denn die
Freude mit kurzer Unterbrechung der Kaffeetafel im Freien – bis in den
frühen Morgen hinein.
Bauernhochzeit.
Nach vollzogener standesamtl. u. kirchl. Trauung begibt sich der Festzug
in das Hochzeitszug {gemeint ist hier wohl das Hochzeitshaus}.
Inzwischen hat der Lehrer durch ein Dienstmädchen die ortsübliche
Einladung als sog. "Freßgast" erhalten: "Herr Kantor möchten zur
Mahlzeit kommen." Die Hochzeitsgäste nehmen nun an der hufeisenförmigen
Tafel, in der Mitte das Brautpaar, Platz. Sie harren des Tischgebetes,
das der Geistliche oder in dessen Vertretung der Lehrer spricht. Nun
werden die üblichen Gänge aufgetischt: Suppe, Fisch, Rinder- oder
Kalbsbraten und Schweinebraten. Zwischendurch gibt es Bier, Zigarren ...
Seite 77 (Fortsetzung Ortschronik - Bauernhochzeit)
... und Frucht- und Schokoladespeisen. Gegen 7 Uhr abend erscheint die
Musikkapelle, welche das Paar mit "Lobe den Herrn, den mächtigen König
der Ehre" begrüßt. Nun ordnen sich die Paare der geladenen Gäste unter
Führung der Musikkapelle zum Marsch nach der Schenke. Hier haben
inzwischen auf den Seitenbänken des Saales die neugierigen Weiblein und
neidischen Mädchen des Dorfes Platz genommen. Der Hochzeitszug hat nun
wie zu einer Polonäse Aufstellung genommen. Da ertönt der Brautwalzer.
Die Braut tanzt nun mit jedem Herrn, selbstverständlich zuerst mit dem
Bräutigam eine Runde, ebenso der Bräutigam mit jeder Dame, bis alle
Gäste durchgetanzt sind und das Paar wieder vereint ist. Nun erst
beginnt das Vergnügen. Für Cognak, süße Liköre, Bier und Rauchwaren
haben die männlichen Gäste aufzukommen, die auch die Saalmiete und die
Musik zu bezahlen haben; der "Kantor" als Ehrengast bleibt von diesen
Abgaben befreit; denn in Kuschkow gilt sowohl beim Schweineschlachten
und Hochzeitsfeiern immer noch das alte Lied vom armen
Dorfschulmeisterlein. Inzwischen ist durch Tanzen und Trinken alles in
Stimmung geraten. Da werden zwei Stühle in die Mitte des Saals gestellt.
Das junge Ehepaar nimmt Platz. Es hat soeben 12 Uhr geschlagen. Nun
überreichen 2 Mädchen aus dem Freundinnenkreise der Braut mit einem
Gedicht der jungen Frau die Haube. (In manchen Gegenden wird der
Schleier zerrissen, daß jedes Mädchen bald unter die Haube kommt.) Dem
Ehemann dagegen wird die Zipfelmütze aufgesetzt. Die Musik spielt "Wir
winden dir den Jungfernkranz" und noch einmal wiederholt sich der ...
... Tanz wie zu Anfang der Feier. Diesen Höhepunkt wollten die
neugierigen Zuschauer nur erleben. Nun verlassen sie alle den Saal voll
von Eindrücken und Beobachtungen, die am nächsten Tage im Bekannten- und
Verwandtenkreise "durchgenommen" werden. Die Hochzeitsgesellschaft
begibt sich zur leiblichen Stärkung ins Hochzeitshaus, um nachher
ungestört und unbeachtet ihrem Vergnügen bei Spiel und Tanz nachgehen zu
können.
... Die Fortsetzung zur Abschrift
der Schulchronik folgt im Teil 1.2 ‒ siehe direkt hier:
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