Bilddokumente und Informationen zur Geschichte des Dorfes Kuschkow aus der Spreewaldregion in der Niederlausitz

 

 

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Kuschkow am nördlichen Rand der Niederlausitz

Dies ist die private Website von Doris Rauscher, aufgewachsen als Doris Jäzosch in Kuschkow, die ältere Tochter des Müllermeisters Manfred Jäzosch und seiner Ehefrau Jutta Jäzosch, geborene Thiele. Großvater war der Kuschkower Schmied und spätere Müllermeister Bernhard Jäzosch. Ziel der Website ist es, möglichst viele der noch existierenden Dokumente, Fotos und Berichte mit ortsgeschichtlichem Bezug zu Kuschkow der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Website versteht sich als persönliche Familien- und Heimatseite und gleichzeitig als sachliches Informationsangebot und digitales Archiv zur Dorfgeschichte.

Oben sehen Sie zwei Bildausschnitte aus historischen Hochzeitsfotos sowie rechts ein Mädchen in Spreewälder Tracht, wie sie auch von den Hochzeitsgästen getragen wurde; die vollständigen Fotos und Bildquellen finden Sie unten. Die Inhalte dieser Website mit Unterseiten werden nach bestem Wissen regelmäßig aktualisiert und erweitert, je nach zur Verfügung stehenden Dokumenten und Erkenntnissen. Anregungen, Korrekturen und sonstige Hinweise werden gern entgegengenommen und eingearbeitet.

Hinweis: Diese Website und ihre Unterseiten sind optimiert für Desktop-PC und Notebook bzw. Laptop, nicht jedoch für Tablet und Smartphone.


 
 

 
Seitenübersicht

Startseite Kuschkow-Historie ‒ Das Dorf Kuschkow und seine Geschichte in Bildern und Texten

Die Kuschkower Mühle ‒ Mühlengeschichte und die Müllerfamilien Wolff / Jäzosch

Hochzeitsfeiern und Hochzeitsfotos ‒ Wie in Kuschkow und der Niederlausitz geheiratet wurde

Schulchronik der Gemeinde Kuschkow ‒ Teil 1 ‒ 1891 bis 1926 ‒ Seiten 0 bis 95

Schulchronik der Gemeinde Kuschkow ‒ Teil 2 ‒ 1927 bis 1947 ‒ Seiten 96 bis 148 und Beilagen

Historische topographische Karten ‒ Kuschkow und die Niederlausitz auf Landkarten ab 1687

Separationskarten und Flurnamen ‒ Vermessung und Flurneuordnung in der Gemarkung ab 1842
 




Hochzeitsfeiern und Hochzeitsfotos

Zunächst ein kurzer Rückblick: Im Mittelalter erlaubten die jeweils Herrschenden (Grundbesitzer, Zünfte, Gilden, Magistrat der Stadt, usw.) nur demjenigen eine Ehe, der eine Familie ernähren konnte. Einem sehr großen Teil der Bevölkerung (ca. 50%) wurde nicht gestattet, eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen. Nur den Männern gestattete die Kirche die Scheidung und erneute Heirat. Eine kirchliche Ehe gab es seit dem 10. Jahrhundert, wobei die Kirche erst ab dem 13. Jahrhundert ein eigenes Eherecht hervorgebracht hat, die Ehe wurde sakramentalisiert, unauflöslich. Keine Laien, sondern nur Priester durften trauen. Nach diesem Eherecht waren Jungen bereits mit 12 Jahren und Mädchen ab 14 Jahren heiratsfähig. Jedoch spielte die Verbindung zweier Familien die Hauptrolle, nicht die der beiden Partner.

Martin Luther trat schon für eine Zivilehe ein, eine Eheschließung sollte durch Schaffung entsprechender Gesetze durch weltliche Autoritäten vorgenommen werden. Die Franzosen mit ihrer Revolution setzten die Zivilehe in Frankreich durch. Napoleon brachte sie in die besetzten deutschen Gebiete, wobei sie sich in Deutschland 1848 behauptet. Jedoch erst seit 1875/1876 (nach Gründung des Deutschen Kaiserreiches) wurde ein entsprechendes Gesetz wirksam, welches eine Zivilehe, beurkundet durch einen staatlich bestellten Standesbeamten und den Vorrang der Zivilehe vor der kirchlichen Ehe festschrieb. Diese Gesetz ermöglichte eine Ehe trotz unterschiedlicher Religionszugehörigkeit. Ein Mann erreichte ab dem 20. Lebensjahr und eine Frau ab dem vollendeten 16. Lebensjahr die Ehemündigkeit nach diesem Gesetz. Sohn oder Tochter benötigten bis zur Vollendung des 25. bzw. 24. Lebensjahres die Einwilligung zur Eheschließung vom Vater (der Mutter bei Tod des Vaters oder des Vormundes, wenn beide Eltern nicht mehr lebten). Bei einer Zivilehe war ein Aufgebot zwei Wochen an den bestimmten Plätzen öffentlich zu machen.

Man sollte bei der Bewertung aus heutiger Sicht nicht vergessen, dass selbst das Eherecht der Kirche damals einen gewissen Fortschritt gegenüber der Handhabung davor brachte. Für Frau und Kind regelten diese, zwar auf sehr niedrigem Niveau, aber immerhin eine gewisse Absicherung. Wohl erst seitdem Frauen ihr Leben selbst bestimmen dürfen, das heißt Bildung genießen und durch Berufs- und Erwerbstätigkeit in der Lage sind, notfalls ihr Leben und das ihrer Kinder selbst zu sichern, können sie frei entscheiden. In der Bundesrepublik Deutschland mussten die Frauen noch bis in die 1970er Jahre hinein die Erlaubnis des Ehegatten haben, um zum Beispiel ein Arbeitsverhältnis einzugehen oder ein Bankkonto einzurichten. Erstmalig schrieb die Verfassung der DDR im Jahr 1949 die Gleichberechtigung fest. Auf dieser Basis konnten Frauen entscheiden, wen und wann oder ob sie überhaupt heiraten. Liefen die Dingen ungünstig, konnten Frauen ihre Kinder allein großziehen. Ausbildung, Kindergarten und Gesundheitsversorgung sicherte der Staat.

In Kuschkow war die kirchliche Trauung nach der standesamtlichen wohl bis in die 1970er Jahre weit verbreitet. Die Bräuche um die Hochzeit, wie sie damals noch üblich waren, haben vermutlich ihren Ursprung hauptsächlich bei den Wenden. In der Regel wurde das Heiraten meist von den Eltern ausgehandelt. War ein Sohn der Haupterbe, hatte seine Braut eine entsprechend hohe Mitgift und Aussteuer mitzubringen. Traditionell richteten die Brauteltern die Hochzeit in ihrem Haus aus. Vielleicht gab es auch in unserem Dorf reiche Familien, die Aussteuer und Mitgift finanzieren konnten. Allerdings ist Reichtum in unserer Gegend vergleichsweise sehr bescheiden ausgefallen. Eine Heirat sollte den Mädchen möglichst die Zukunft erleichtern, denn eine mittellose Frau, nur auf sich selbst gestellt, hatte fast keine Chance und wurde zudem von den Männern als Freiwild betrachtet.

Mädchen waren also im Vorteil, wenn sie sehr früh mit der Arbeit an ihrer Aussteuer begannen. Diese Aussteuer bestand aus Bett- und Tischwäsche, Handtüchern, Hemden, Unterwäsche usw., die von den Mädchen selbst aus Leinen hergestellt werden konnten. In vielen Familien verstand man es, vom Anbau der Leinpflanze bis hin zum Wäschestück alles selbst zu machen. Der Fleiß des Mädchens war ausschlaggebend für den Umfang der Aussteuer. Jedoch konnte es auch passieren, dass die Eltern entschieden, dass die jüngere Tochter die von ihr angefertigte Aussteuer der älteren, die für die vorgesehene Heirat nicht genug beisammen hatte, übergeben musste. Schließlich ging es der Reihe nach, die älteren Töchter mussten vor den jüngeren verheiratet werden. Für eine Eheschließung war die Zustimmung der Eltern erforderlich.

Vor der Hochzeit musste das Aufgebot bestellt werden, d.h. die öffentliche Bekanntmachung der beabsichtigten Eheschließung. Die Heiratsabsicht musste in drei aufeinander folgenden Sonntagsgottesdiensten in der Gemeinde des Bräutigams und auch der Braut verkündet werden. Entsprechende Eintragungen finden sich auch in den Kirchenbüchern. Kurz vor dem Hochzeittag begannen die Vorbereitungen für die Beköstigung der Gäste. Eine stattliche Zahl verschiedener Blechkuchen wurde gebacken und für mehrere Menügänge wurde vorgekocht, oft unter Anleitung einer Köchin. Die Brautjungfern flochten Girlanden (aus Buchsbaum) für den Eingang zum Hochzeitshaus, zur Kirche sowie eine Girlande zum Aufhalten des Hochzeitszuges nach der Trauung.

Am Vorabend der Hochzeit wurde der Polterabend mit viel Alkohol gefeiert. Es war ein ausgelassener Abend mit den Hochzeitsgästen, jedoch hautsächlich mit der Dorfjugend. Eine Einladung war nicht nötig. Jeder konnte kommen. Beim Eintreffen schmissen die Poltergäste Porzellan vor den Eingang, so dass das Porzellan möglichst in viele kleine Stücke zerbrach. Achtung, es durften keine Teile aus Glas sein! Nur zerbrochenes Porzellan brachte Glück.

Am Tag der Hochzeit: Die Braut vorzugsweise in einem weißen Kleid, auf dem Kopf einen Schleier, der von einem Myrtenkranz gehalten wurde (der Kranz sollte offen sein, wenn die Braut keine Jungfer war) und der Bräutigam traditionell im schwarzen Gehrock mit Zylinder bzw. nach der Mode im Smoking oder Anzug mit Myrtensträußchen im Knopfloch. Das Brautpaar ging vom Haus der Braut mit seinen Familien und Gästen paarweise in einem festlichen Hochzeitszug durch das Dorf zur Kirche, voran Blumen streuende Kinder. Die Kuschkower säumten den Weg oder stellten sich "an Ecke" (Kreuzung von Kirch- und Dorfstraße, in der Mitte des Dorfes) als Guckgäste auf.

Nach der Trauung in der Kirche ging es in gleicher Weise mit Glockengeläut zurück zum Hochzeitshaus. Gleich an der Kirche hielten die Brautjungfern den Hochzeitszug mit einer geflochtenen Girlande auf und trugen dem Brautpaar ihre Wünsche als Gedicht vor. Auf dem Rückweg musste der Hochzeitszug mitunter weitere Girlandensperren passieren. Der Weg wurde erst freigegeben, nachdem der Bräutigam und die Herren des Hochzeitszuges Geld in den aufgehaltenen Hut oder Korb geworfen haben (was dann oft gleich "bei Koschack" an Ecke, der Gaststätte, in Bier umgesetzt wurde). Diejenigen, die die Girlande hielten, sagten ebenfalls einen Spruch auf.

Im Hochzeitshaus angekommen, begann das Hochzeitsmahl mit einer Geflügelsuppe zu Beginn, gefolgt von dem traditionellen Fischgericht bestehend aus verschiedenen Fischen: Zander, Karpfen, Aal, Hecht, Schlei in Bier gekocht mit einer braunen buttrigen Biersauce oder in der anderen Variante mit einer weißen Schnittlauch-Sahnesauce, danach folgte ein Gang mit Rinder- oder Kalbsbraten mit verschiedenem Gemüse und schließlich Schweinebraten mit Gemüse. Nachspeisen aus verschiedenen Eiercremespeisen, Puddings, Vanillesauce und Schlagsahne, Obstkompotte boten für jeden Geschmack etwas. Natürlich durften die begleitenden Getränke sowie Zigarren und Zigaretten für die Herren nicht fehlen (für Damen ziemte sich das Rauchen noch nicht). Familien, welche dem Brautpaar nahestanden und nicht geladen waren, schickten ihre Kinder mit Glückwunschkarten, auch Geldgaben oder Geschenken zum Hochzeitshaus. Als Dank erhielten die Kinder ein Stück Blechkuchen oder ein größeres Kuchenpaket für die Familie.

Am Abend gab es ein ähnlich großes Gelage mit Aufschnitt aus Wurst und Fleisch, Aal in Aspik, Bockwürsten, Kartoffelsalat und anderen Salaten. Wieder begleitet von reichlich Getränken. Danach tanzte man ausgelassen. Um Mitternacht setzt man das Brautpaar in die Mitte, die Brautjungfern tragen ein Gedicht vor während sie der Braut den Schleier abnehmen und ihr die Haube und dem Bräutigam die Zipfelmütze aufsetzen. Der Tanz geht weiter. Wenn sich das jungen Paar zur Hochzeitsnacht zurückzieht muss es mit Überraschungen rechnen. Die Jugend des Dorfes hat in der Regel Scherze ausgeheckt, die mitunter ziemlich derb ausfallen konnten.

Die folgenden Fotos der Hochzeitsgesellschaften werden wohl zumeist nach der Trauung und vor dem großen Hochzeitsmahl entstanden sein, alle Teilnehmer noch nüchtern und diszipliniert, durch den Fotografen sorgfältig arrangiert. Nach dem Essen, was immer auch mit reichlich Alkohol verdaut sein wollte, war die Etikette in manchen Fällen schon nicht mehr gewährleistet.


Hochzeit Frieda Jäzosch + ..?.. Scheffner um 1925, Frieda Jäzosch war die Tochter von Richard und Antonie Jäzosch; Hochzeitsgesellschaft vor dem Haus Dorfstraße 66 (alte Hausnummer, heute Dorfanger 9). Ganz links im Bild steht offenbar der Lehrer Fritz Wegener, der auch auf den Schulbildern von 1928 und 1931 zu sehen ist. Der Baumstamm rechts ist auf einer Tafel bezeichnet mit "Friedenseiche 1864 ▪ 1866 ▪ 1870-71", die Eiche ist inzwischen gefällt. Dem Heimatkalender von 1958 für den Spreewaldkreis Lübben ist auf Seite 61 zu entnehmen, dass die Eiche in die Liste der geschützten Naturdenkmale eingetragen war. Wer nähere Angaben zu diesem Bild machen kann (Jahreszahl, Name des Bräutigams), möchte sich bitte bei mir melden, Kontaktdaten siehe ganz unten.

 

Hochzeitsfoto ..?.. + ..?.. um 1934, um welche Hochzeitsgesellschaft es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. Der Junge vorn rechts ist Manfred Jäzosch, mein Vater, der spätere Müllermeister auf unserem Mühlengrundstück Gröditscher Straße 5. In der hintersten Reihe oben rechts seine Eltern und meine Großeltern, Emma und Bernhard Jäzosch, links daneben Johanna und Fritz Schneider, die Nachbarn. In der mittleren Reihe ganz rechts hinter dem Mädchen stehen Hedwig und Hermann Jäzosch, Bruder von Bernhard.

 

Hochzeit Johanna Jäzosch + Paul Scheel im Juni 1937, Hochzeitsgesellschaft wieder vor dem Haus Dorfstraße 66 (alte Hausnummer, heute Dorfanger 9, siehe oben). Der Junge vorn rechts neben der Blumenvase ist wieder Manfred Jäzosch, mein Vater, der spätere Müllermeister. In der mittleren Reihe ganz rechts Arnold Jäzosch und ganz links Willi Jätzosch (sein Name in anderer Schreibweise). Das Haus im Hintergrund hat inzwischen eine moderne Dachrinne.

 

Hochzeit um 1930, Hochzeitsgesellschaft in Kuschkow mit einem unbekannten Hochzeitspaar. Direkt hinter der Braut steht Arnold Jäzosch, rechts neben ihm wahrscheinlich Hilde Jähnchen (geborene Konrad).

 

Hochzeitszug ohne Brautpaar wohl um 1950 vor dem Fachwerkhaus Alte Straße 1. Der erste Damenführer vorn rechts ist Manfred Jäzosch, noch unverheiratet.

 


Hochzeit Jutta Thiele + Manfred Jäzosch am 14.1.1952, meine Eltern, Hochzeitsgesellschaft auf dem Mühlengrundstück und Hof Gröditscher Straße 5 in Kuschkow. Darunter noch einmal das Hochzeitspaar separat in vorschriftsmäßiger Kleidung und ihr nur wenige Jahre danach erworbener "Adler-Trumpf Cabriolet", der ganze Stolz des Bräutigams und späteren Müllermeisters.

 

Hochzeit von Agnes und Franz Rattei um 1952, Hochzeitsgesellschaft vor ihrem Haus Alte Straße 4 in Kuschkow. Links neben der Braut sitzen die Eltern des Bräutigams; rechts neben dem Bräutigam die Brautmutter Städter. In der zweiten Reihe rechts steht Gustav mit Frieda Rattei, Onkel und Tante des Bräutigams, daneben der Bruder des Bräutigams Kurt Rattei mit Frau. Direkt hinter der Braut steht Siegfried Jäzosch. In der letzten Reihe oben zweite Person von links Jutta Jäzosch neben Manfred Jäzosch.


Hochzeit Gertraud witz + Siegfried Jäzosch um 1964, Siegfried (1932-2021) war der Sohn von Hedwig und Hermann Jäzosch; Hochzeitsgesellschaft vor ihrem Haus Dorfstraße 15 in Kuschkow, mit den Geschwistern, Regina, Ruth, Ilse und Werner von Siegfried Jäzosch. Rechts hinter dem Bräutigam stehen Jutta und Manfred Jäzosch. Regionalgeschichtlich interessant ist die ungewöhnlich große traditionelle Eingangs-Vorlaube vor dem Haus, verziert mit Lattenwerk und Sägearbeit ‒ eine Tradition, die offenbar auch das Ortsbild von Kuschkow geprägt hat. Weitere Informationen zu diesen besonders in der Niederlausitz früher weit verbreiteten Eingangslauben finden Sie hier:

 

Hochzeitszug Kunze in der Alten Straße vor dem Fachwerkhaus Kunze, Alte Straße 2 (damals Koinzstraße 2 ?), wohl um 1960. (Foto: Familienarchiv Schneider/Paech)

 

Hochzeit Erna Wolff + Ewald Piesker 1931. Hochzeitsgesellschaft mit Erna Wolff (1903-1984) und Ewald Piesker (1896-1972)vor dem Elternhaus in Groß Leuthen. Erna Wolff war die Tochter des Müllers Otto Wolff (1865-1954), dem älteren Sohn des Müllermeisters und Mühlenbesitzers Theodor Wolff und Ehefrau Mathilde der Kuschkower Mühle.
Otto Wolff und seine Frau Emma hatten Hof, Wirtschaft mit Wohnhaus, Fleischerei und Laden von Emmas Eltern in Groß Leuthen übernommen. Emma und Otto Wolff sitzen rechts neben dem Bräutigam. Ganz rechts sitzt Hermann Wolff, Ottos Bruder. Fritz Wolff, der Bruder der Braut steht hinter ihr links. In der gleichen Reihe links von Fritz steht Franz Schneider und links ganz außen Johanna Schneider aus Kuschkow, die 12 Jahre alte Schwester von Franz. Links neben der Braut sitzen ihre Schwiegereltern. In der letzten Reihe der Herr mit Brille, Zigarre und weißer Blume im Knopfloch ist der Arzt von Groß Leuthen. Die Braut war Köchin und in seinem Arzthaushalt angestellt. Der Herr ganz rechts außen mit den vielen Orden ist der Hufbeschlagmeister Henke, der an der tierärztlichen Hochschule in Berlin ausgebildet wurde. (Foto: Familienarchiv Piesker)

 

Silberhochzeit von Erna und Ewald Piesker 1956. Vorn links im Bild ihr Sohn Ulrich Piesker, links neben Erna ihre Mutter Emma, ganz hinten links Emma Jäzosch, Ernas Cousine.

 

Hochzeitsfoto ..?.. + ..?.. wohl Mitte der 1920er Jahre, um welche Hochzeitsgesellschaft und welchen Ort es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden, das Brautpaar ist unbekannt. In der letzten Reihe das zweite Paar von links sind die noch ledigen Geschwister Erna und Fritz Wolff. In der mittleren Reihe ganz rechts eine Frau in Spreewaldtracht. (Foto: Familienarchiv Piesker)

 




Wendische / Sorbische Hochzeiten

Viele Bräuche der Wenden haben sich lange gehalten und sind teilweise noch heute in abgewandelter Form auch in Kuschkow anzutreffen, wie z.B. das Zampern. Die wendische Ortsbezeichnung für Kuschkow lautet Ku¹kow. Auch die Hochzeitsbräuche wurden lange Zeit gepflegt. Die beiden folgenden Fotos aus der Zeit um 1925 zeigen die übliche wendische Tracht und teilweise deuten sie auch den Brauch an. Der Ort dieser Hochzeit und die Personen sind bis auf eine Ausnahme (meine Patentante) unbekannt. Trachtenkundige können sicher eine genauere Bestimmung vornehmen, da jedes Dorf eigene Trachtenelemente aufweist. Ich versuche Erklärungen, soweit auf den Bildern nicht eindeutig sichtbar, mit Hilfe von Wikipedia und Informationen aus besuchten Museen. Die Braut in der Mitte trägt schwarz, also einen schwarzen Rock, eine ausgeschnittene bestickte schwarze Jacke und auf dem Kopf die weiße Haube, welche von einem Myrtenkranz ("Girlande") gehalten ist. Weiße Strümpfe gehören dazu und schwarze Schuhe. Der Bräutigam trägt einen Zylinder, einen schwarzen Gehrock mit einem Myrtensträußchen im Knopfloch und an der Armkrempe, dazu bunte Bänder, schwarze Hose und Schuhe.

Interessant sind auch die beiden Paare neben dem Brautpaar. Links von der Braut scheint der Hochzeitsbitter zu stehen. Er trägt eine bunt bestickte Schärpe und ein buntes Tuch, welches zusammen mit einem Sträußchen an der Brust befestigt ist. Man erkennt auch einen Degen. Er trägt seinen Hut welcher ebenfalls mit bunten Bändern und einem Sträußchen geschmückt ist, wie auch die anderen beiden Herren in der Hand. Der Herr rechts außen trägt ebenfalls einen Degen, aber keine Schärpe. Die beiden Damen sind ebenfalls mit schwarzen Röcken und Schürzen bekleidet, dazu anscheinend ein schwarzes Mieder mit einem weißen Schultertuch, welches am Rand einen schwarzen Streifen hat. Darunter eine weiße Bluse. Beide tragen ebenfalls weiße Hauben, welche von einer wahrscheinlich bunten Blumenkrone (Girlande) gehalten wird. Es sind sicher die erste und zweite Brautjungfer (auch erste und zweite Patin genannt). Im Hintergrund an der Haustür sind Bänder angebracht, vielleicht mit Sprüchen.




Auf dem Bild mit der gesamten Hochzeitsgesellschaft rahmen die beiden eben beschriebenen Paare wieder das in der Mitte stehende Brautpaar ein. Sechs Damen, davon zwei in der ersten und vier in der zweiten Reihe tragen im Gegensatz zum Brautpaar und den beiden anderen Paaren ihre sehr bunten Trachten mit weißen Hauben von Blumengirlande gehalten. Es scheinen sechs weitere Brautjungfern jeweils mit ihren Herren zu sein. Die Damen dahinter und daneben sind ebenfalls in bunter Tracht und bunt bestickter Haube (ohne Girlande). Dahinter anscheinend die älteren Damen in bunter Tracht mit weißen Hauben ohne jeden weiteren Schmuck. Einzig die Braut trägt eine schwarze Jacke.

Die Musikanten auf der rechten Seite hinten und einer auf der linken Seit vorn tragen nur schwarze Westen über dem weißen Hemd und schwarzer Hose. Teilweise sieht man auch Kinder in Tracht, aber ohne Haube. Das Hoftor zum Hochzeitshof wurde zur "Ehrenpforte" geschmückt mit geflochtenen Girlanden aus Tannengrün, darin sind Hüte und Bänder befestigt als weiterer Schmuck. Unter der geflochtenen Girlande sieht man eine Leine mit weißen und farbigen Tüchern, welche bestickt sind. Nachfolgend noch einmal das Hochzeitspaar in einer Einzelaufnahme sowie ein Mädchen um 1920 in Spreewälder Tracht. Dazu gab es einen kleinen Beitrag von Gerhard Wiesner im Lübbener Kreis-Kalender von 1931 (siehe unten im Literaturverzeichnis, oder direkt hier: ).




Wendische / Sorbische Hochzeitsbräuche

Rechtzeitig vor der Hochzeit sprechen die Eltern des Brautpaares, das Brautpaar und der Hochzeitsbitter (Braschka) die Hochzeit ab. Der Braschka, eine Art Zeremonienmeister, spricht den Gästen persönlich die Einladung aus und leitet die Feier von Beginn bis Ende.

Der Hochzeitstag begann zunächst für Braut und Bräutigam getrennt. Im festlich geschmückten Haus des Bräutigams begrüßten er und seine Eltern ihre Gäste und Verwandten. Der Hochzeitsbitter hielt eine komische Rede über Braut und Eheleben, die Gäste wurden bewirtet mit Speisen und Getränken. Anschließend bat der Bräutigam um Vergebung seiner Sünden und wurde aus seinem Elternhaus verabschiedet. Angeleitet vom Hochzeitsbitter begab sich die Hochzeitsgesellschaft des Bräutigams zum Elternhaus der Braut, um sie abzuholen. Zwei Brautdiener eilten voraus, um die Ankunft anzukündigen.

Im Elternhaus der Braut trafen sich ihre Verwandten und Gäste zur Verabschiedung der Braut. Die Braut bedankte sich bei Ihren Eltern und Geschwistern für die gemeinsame Zeit. Sodann lud man den gesamten Hausrat der Braut auf geschmückte Wagen und fuhr diesen zum neuen Heim des Paares (oft das Elternhaus des Bräutigams). Inzwischen traf der Hochzeitszug des Bräutigams vor dem Haus der Brauteltern ein. Der Hochzeitsbitter warb zunächst vergeblich um die Braut bis er sie schließlich freikaufen und an den Bräutigam überreichen konnte. Damit konnte die "Aussegnung" der Braut aus dem Elternhaus erfolgen. Dann begab sich der Hochzeitszug, angeführt von den Brautjungfern bzw. heutzutage von den Blumenkindern zur Kirche. Im Anschluss an die Trauung begibt sich der Hochzeitszug zur Einsegnung in das neue Heim der Brautleute oder in ein Gasthaus. Auf dem Weg dorthin gilt es mehrere Girlandensperren durch Freikauf zu passieren. Das Hochzeitsmahl aus vier Gängen (Hochzeitssuppe, Rindfleisch mit Meerrettichsoße und Brot, Kalbsbraten und einem Dessert), begleitet von Bier, Schnaps und Wein, kann dann endlich beginnen. Kaffee und Kuchen, sowie belegte Brote wurden im Anschluss serviert. War das Hochzeitsmahl eingenommen zog die Hochzeitsgesellschaft mit einer Kapelle zur Schenke oder wenn der Platz reichte, fand der Tanz im Hochzeitshaus statt. Um Mitternacht wurde der Braut der Brautkranz abgenommen bzw. der Schleiertanz fand statt. Mit diesem Brauch galt das Brautpaar als Ehepaar. War die Feier beendet, wurde das Paar vom Brautführer und Brautjungfern nach Hause begleitet.

Am Tag nach der Hochzeit fand sich die Hochzeitsgesellschaft erneut im Haus der nun Vermählten zusammen und feierte gemeinsam bis spät.

 

 




Quellen- und Literaturverzeichnis

Hinweis: Hier finden Sie nur Literaturangaben zum Inhalt dieser Seite im weitesten Sinne. Das allgemeine Literaturverzeichnis zu Kuschkow und der Niederlausitz als Thema der gesamten Website finden Sie auf der Hauptseite (Startseite, siehe hier: ).

Beeskow, Hans-Joachim: Führer durch die evangelischen Kirchen des Kirchenkreises Lübben. Evangelischer Kirchenkreis Lübben, Heimat-Verlag Lübben 1998; Seiten 120-122

Brandenburgisches Landeshauptarchiv ‒ BLHA, im Internet unter https://blha.brandenburg.de (siehe direkt hier: ) mit Rechercheangeboten zu sämtlichen historischen Dokumenten der brandenburgischen Landesgeschichte. Viele der Dokumente sind inzwischen digitalisiert und per Internet frei zugängig, auch diverse Fachbücher kann man sich als PDF-Dateien herunterladen.

Chronik der Gemeinde Kuschkow. Herausgegeben von der Gemeindevertretung Kuschkow zur 675-Jahrfeier 2003; Redaktion und inhaltliche Bearbeitung durch Familie Gerhard Scheibe; Kuschkow 2003

Düringsfeld, Ida von / Reinsberg-Düringsfeld, Otto von: Hochzeitsbuch. Brauch und Glaube der Hochzeit bei den christlichen Völkern Europas. Verlag von J. G. Bach, Leipzig 1871 (digitalisiert von Google). Seiten 167-178: Die Wenden, Seiten 214-218: Die Marken.

Kaak, Heinrich: Die brandenburgische Ortsgeschichte in Personen, Familien und ländlichen Schauplätzen. Brandenburgische Historische Kommission e.V., Potsdam 2011; separat publiziert als "Leitfaden für Ortschronisten in Brandenburg". Als PDF zu finden auf der Website des Brandenburgischen Landeshauptarchivs unter https://blha.brandenburg.de

Lübbener Kreiskalender (Kreis-Kalender) in historischen Ausgaben ab 1913 (Stand Dezember 2022), digitalisiert als PDF mit vielen interessanten Beiträgen auch zu Kuschkow und Umgebung, findet man auf der Website der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam unter https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/solrsearch/index/search/searchtype/collection/id/18476

Neumann, Johann Wilhelm: Die Verhältnisse der Niederlausitzischen Landbewohner und ihrer Güter von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten. Ein Beitrag zum Niederlausitzischen Provinzial-Rechte. Lübben bei C. T. Gotsch, 1835. Digitalisiert von der Staatsbibliothek zu Berlin / Preußischer Kulturbesitz. Enthält eine detaillierte Darstellung der sozialen Schichten innerhalb eines Dorfes mit ihren unterschiedlichen Besitzverhältnissen, Rechten und Pflichten.

Norberg, Madlena / Kosta, Peter (Hrsg.): Sorbische / Wendische Spuren in der nördlichen Niederlausitz. Potsdamer Beiträge zur Sorabistik, Universitätsverlag Potsdam 2019. Darin ab Seite 107: Tobias Preßler: Die Argumente in der Politik gegenüber den Sorben in der Niederlausitz ‒ nachvollzogen und erläutert an drei Phasen aus der Zeit zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert. Digitalisiert von Google für den Universitätsverlag Potsdam (Open Access, Lizenz CC BY, siehe direkt hier: )

Scheibe, Gerhard: Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Kuschkow, Kreis Lübben. Kuschkow 1978 (erschienen im Eigenverlag der Gemeinde zur 650-Jahrfeier)

Starosta, Manfred: Dolnoserbsko-nimski slownik / Niedersorbisch-deutsches Wörterbuch. Domowina-Verlag, Bautzen 1999

Starosta, Manfred / Hannusch, Erwin / Bartels, Hauke: Deutsch-Niedersorbisches Wörterbuch. Digital zu finden auf der Website des Sorbischen Instituts Bautzen unter https://www.dolnoserbski.de/dnw/ (siehe direkt hier: ) ‒ die Umkehrform, das Niedersorbisch-deutsche Wörterbuch, findet man unter https://www.dolnoserbski.de/ndw/ (siehe direkt hier: ). Hinweis: Die Feineinstellungen unter der Suchmaske sind unbedingt zu beachten (besonders: Schreibung), sonst findet man gar nichts.

Tetzner, Franz: Die Slawen in Deutschland. Beiträge zur Volkskunde ... Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1902 (im Internet zu finden als PDF, digitalisiert von Google); Seiten 282-345: Die Sorben. Mit Angaben zu Dorfformen, Gehöft und Hausbau, Göttern und Geistern, Sitten und Gebräuchen (z.B. Hochzeit, Spinnstube, Aberglaube); vieles davon ist auch in die deutschen Dörfer eingedrungen und wurde dort gelebt, auch in Kuschkow. Die Seiten 282-345 finden Sie als Textauszug aus dem PDF von Google direkt hier:

Website "md museum-digital" (https://www.museum-digital.de, siehe direkt hier: ), eine nach Bundesländern, Regionen, Orten und Themen sortierte Plattform, auf der große und kleine Museen Informationen zu ihren Objekten veröffentlichen können, darunter auch Bild- und Fotosammlungen

Wegener, Fritz: Beiträge zur Chronik des Dorfes Kuschkow. Enthalten in: Lübbener Kreis-Kalender 1927, Verlag des Lübbener Kreisblattes, Buchdruckerei Richter & Munkelt, Lübben (Spreewald); Seiten 46-51 (siehe direkt hier: )

Wegener, Fritz: Die 600-Jahrfeier der Dorfgemeinde Kuschkow. Enthalten in: Lübbener Kreis-Kalender 1929, Verlag des Lübbener Kreisblattes, Buchdruckerei Richter & Munkelt, Lübben (Spreewald); Seite 44 (siehe direkt hier: ; der Name des Lehrers Wegener ist im Artikel falsch als "Wegner" angegeben)

Wiesner, Gerhard: Die wendischen Volkstrachten in der Niederlausitz. Enthalten in: Lübbener Kreis-Kalender 1931, Verlag des Lübbener Kreisblattes, Buchdruckerei Richter & Munkelt, Lübben (Spreewald); Seiten 63-65 (siehe direkt hier: )

Zeitzler, Kurt: Aus der Geschichte der Kirchengemeinde Krugau-Kuschkow (nach alten Büchern und Urkunden der Pfarre). Enthalten in: Lübbener Kreis-Kalender 1928, Verlag des Lübbener Kreisblattes, Druck von Richter & Munkelt, Lübben N-L.; Seiten 54-56. Hier können Sie diesen Beitrag als PDF lesen:

Zwahr, Johann Georg: Niederlausitz-wendisch-deutsches Handwörterbuch. Herausgegeben von J. C. F. Zwahr, Druck von Carl Friedrich Säbisch, Spremberg 1847. Digitalisiert und als PDF zur Verfügung gestellt z.B. von Google (siehe direkt hier: ).


 


 

 
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